Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Einen kurzen Augenblick hob sich die linke Braue des Flaviers währenddessen er suchte, die tatsächlichen Motive hinter den vordergründig gesprochenen Worten näher zu bewerten, ehedem er seiner äußeren Reaktion sich bewusst wurde und die Braue wieder hinab in die neutrale Horizontale zwang. Er hatte das Gefühl, dass es in dieser Debatte nicht um Betriebe oder Gesetze ging, sondern um etwas, das weit tiefer verborgen lag. Indes lag ihm fern, sich in diese Tiefen hinab zu begeben, in welchen er nicht versiert war, so dass er sich schlichtweg auf die vordergründige Sachlage konzentrierte.
    "Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass Vermögen und Besitz eines pater familias nicht mit jenem einer vom Gesetze wegen nur lose verknüpften Familienkonstellation vergli'hen werden kann und darf. Gleich wieviele Personen sich in der rechtlichen Gewalt des pater familias befinden, aller Besitz und alles Vermögen ist einzig und allein in der Verfügungsgewalt dieses Mannes, während im anderen Falle einer durch kein Weisungs- oder Besitzrecht ver..bundenen Familie jedes Mitglied mit seinem Vermögen und in seinem Betrieb schalten und walten kann, wie es ihm beliebt, gleichwohl jedes Mitglied im ernstlichsten Falle auch für sein eigenes Wohl und letztlich Überleben verantwortlich ist."
    Er ließ eine kurze Pause folgen, ehedem er noch einmal anhob.
    "Zwar bin ich stets dafür, die traditionelle familia zu fördern und jene von Staatswegen bei einem guten Leben zu unterstützen, wie dies etwa durch das von Aurelius bereits angespro'hene ius liberorum geschieht, indes scheint mir das Problem des Betriebsbesitzes über die erlaubten fünf Betriebe hinaus ohnehin eher eine solches der Oberschicht zu sein, welche kaum der Unterstützung des Staates bedarf. Immerhin benötigt es durchaus ein gewisses Vermögen, fünf Betriebe zu erwerben und zu halten."*


    Sim-Off:

    Da ich keinen WiSim-Account besitze, habe ich keinen Überblick über die WiSim-Betriebspreise, ich gehe jedoch davon aus, dass historisch ein Betrieb ebenso wie heute nicht ohne Vermögen gegründet und betrieben werden konnte. Sofern es anders ist, mag man es SimOn Gracchus gerne als patrizischen, weltfremden Snobismus auslegen.


    Mit einem sublimen Lächeln bedachte der ältere Manius Flavius Gracchus die Opferzeremonie, welche dem jüngeren Manius Flavius Gracchus und Cornelia Philonica den Segen der Götter würde zuerkennen, und war sich bis dahin kaum mehr der prekären Wetterlage bewusst. Das Schaf war gut genährt, hatte ein makelloses Fell und war gänzlich ruhig - was stets ein gutes Zeichen für gesunde Organe war, und der Schein der Feuerschalen und Öllampen trug zur kultischen Atmosphäre bei. Als indes ein Lichtblitz die Szenerie erhellte zuckte Gracchus merklich zusammen und wandte mehr als besorgt seinen Blick zu der Öffnung über dem Impluvium, durch welche der Anschein eines düsteren Himmels zu sehen war. Beunruhigt suchte er in die Ferne zu hören nach einem Donnergrollen, suchte gleichsam den Blick Scapulas und Ovius Lysos zu erhaschen. Der Cornelier jedoch trug weiterhin ein getragenes, doch unverkennbar zufriedenes Lächeln auf den Lippen als wäre er nicht einmal des Blitzes gewahr geworden, und auch der Flamen Dialis - immerhin der Mittler zwischen Iuppiter und den Menschen - fuhr ungerührt mit der Opferung fort. Der Flavier suchte sich zu kalmieren, dass Blitze die Zeichen des Göttervaters waren, dachte an den arbor felix im Garten der flavischen Villa, dass dies Leuchten über der Eheschließung seines Sohnes allfällig sogar ein überaus ungewöhnliches, doch gutes Zeichen Iuppiters Segen war. Solange nicht Ovius Lyso nervös wurde, gab es keinen Grund zur Sorge. Nicht einen einzigen.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    ...
    "Wie ist es im Übrigen um den Bund mit den Chatten, welchen ich einst aushandelte? Haben sie ihre Zusagen eingehalten? Und was ist mit ihren Auxiliartruppen geschehen?"
    , fragte er schließlich, als der Augustus auf die Reise seiner Gattin gen Germania zu sprechen kam.


    Dass die Bevölkerung der germanischen Provinz dankbar über den Besuch der Augusta war, war zweifelsohne angebracht, doch nicht unbedingt selbstverständlich. Von allen Provinzen waren Germania, Belgica und Britannia Gracchus stets suspekt gewesen und wann immer sich die Gelegenheit bot, ein Vorurteil zu bestätigen, griff der Flavier dies bereitwillig auf. Um so mehr Überwindung musste er aufbieten, Gegenteiliges zu honorieren.
    "Es ist überaus erfreulich, dass die Germanen den Besuch der Augusta positiv aufnehmen. Darüber hinaus hat sie mit Decimus Livianus wahrlich einen vor..züglichen Berater an ihrer Seite, welcher nicht nur auf dem Gebiet der Legion erfahren ist, sondern ebenfalls der Diplomatie."
    Gracchus konnte sich nicht entsinnen, ob dies schon immer so gewesen war - vermutlich nicht -, doch er schätzte den Decimus in den vergangen Jahren fürwahr hoch ein, was vermutlich auch ein wenig damit hatte zu tun - oder ein wenig mehr -, dass Faustus überaus große Stücke auf seinen Vater hielt. Einen Augenblick lang sann er darüber nach, wie sein eigener Sohn wohl das Bild seines Vaters nach Außen trug, musste indes im nächsten Augenblicke sich eingestehen, dass er kaum wohl ein passables Vorbild in Minors Augen darstellte, der nun seinen eigenen diplomatischen Erfolg bei den germanischen Barbaren thematisierte. Von Gracchus' Rückkehr nach Rom im Anschluss an seine Ausbildung und Eskapaden seiner Jugend bis zum heutigen Tage hatte er augenscheinlich kaum einen nennenswerten Erfolg vorzuweisen, abgesehen von einer Karriere im Cursus Honorum, welche kaum wohl von jener zahlloser anderer Consulare differierte, eine durchschnittliche Karriere im Cultus Deorum, und der Evokation eines Kaisermordes mit anschließendem Bürgerkriege, was zwar durchaus herausragend war, allerdings weder unstrittig, noch dazu gereichte aus dem Sumpf der Geschichte hervorgeholt und poliert zu werden. Zweifelsohne musste er akzeptieren, dass seine größte Leistung offensichtlich in der Kultivierung eines fruchtbaren Bodens für seinen Sohn bestand, dass dieser die Früchte des flavischen Hauses würde ernten können.

    "Quattuorvir viis in urbe purgandis..."
    repetierte der Flavier nachdenklich und hob sein Glas an die Lippen, um einen Schluck daraus zu trinken. Im Grunde war jedes Amt des Cursus Honorum ein ehrenvolles Amt, gleichwohl die Straßenreinigung ein überaus wichtiges Unterfangen - und doch konnte Gracchus nicht nachvollziehen, weshalb ein Kandidat sich für eben diese Aufgabe würde als erste Wahl aussprechen wollen.
    "Und ... was genau würdest du dort bewegen wollen?"
    Ein kleines Lächeln kräuselte seine Lippen als er ein wenig humorig anfügte.
    "Abgesehen von Dreck."
    Zweifelsohne würde dies bereits ausreichen, doch der Flavier mochte Annaeus Florus weiterhin die Gelegenheit geben, ein wenig über das durchschnittliche Maß hinaus zu glänzen.

    Der Flavier konnte der Aussage des Kaisers bezüglich der Relation zwischen Kindern und Zeit nicht zustimmen - die ersten Jahre seiner Kinder waren bei allen dreien recht spurlos an ihm vorüber gegangen, konnte er mit den entweder schlafenden, weinenden oder essenden Kleinkindern doch wenig anfangen. Und selbst in den folgenden Jahren hatte er keine rechte Beziehung aufbauen können, entweder aufgrund von Abwesenheit, seinen Pflichten oder schlichtweg, da er nicht die geringste Ahnung hatte, was er mit einem Kind anfangen sollte, das zu keinem gehaltvollen Gespräch fähig war. Glücklicherweise indes erschien Aurelius Lupus ehedem Gracchus in die Verlegenheit einer diplomatischer Replik kam und lenkte nicht nur aufgrund des Fauxpas des Kaisers gänzlich von diesem Thema ab, von welchem es schnellstmöglich durch die eigentliche Causa des heutigen Tages wiederum abzulenken galt - was wiederum dem Flavier zupass kam, welcher ohnehin am liebsten in medias res eintauchte.
    "Nun, die offenkundigsten Zeichen, dass etwas aus den Fugen der Harmonie geraten ist, sind der Sklavenaufstand und der in aller Öffentli'hkeit verübte Mordanschlag auf Senator Ovidius. Senator Aurelius machte mich darauf aufmerksam, dass solcherlei Unruhen auf das Ende des Saeculums könnten hindeuten."
    Ehre, wem Ehre gebührte, und Erklärung, wem Erklärung gebührte.
    "Die Saecula sind ein Erbe unserer etruskischen Vorfahren, und ein Saeculum umfasst im Groben eine Zeitspanne, welche die mögliche Lebensdauer eines Menschen ab..bildet. Gleichsam ist es an bedeutsame Ereignisse gebunden, in jener Art, dass es die Periode umfasst von dem Augenblicke, in welchem das Ereignis stattfindet, bis zu jenem Zeitpunkt, an welchem alle Menschen, welche zu diesem ersten Augenblicke lebten, gestorben sind. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Zeitdauer immer wieder neu bere'hnet und korrigiert. Unter Imperator Caesar Divi filius Augustus wurde die exakte Zeitspanne eines Saeculum etwa auf einhundert und zehn Jahre festgelegt und das fünfte Saeculum von Rom im Jahr 737 nach Gründung der Stadt eingeläutet. Unter Augustus Tiberius Claudius Drusus Nero Germanicus wurden die Berechnungen noch einmal ..."
    Kurz zögerte Gracchus, darüber sinnierend, wie offenkundig er gegenüber dem Augustus die Möglichkeit der Anpassung an die Gegebenheiten verdeutlichen sollte.
    "Korrigiert, so dass zum Jahre 800 nach Gründung der Stadt ein neues Saeculum begonnen werden konnte."*
    Die zugehörigen Spiele waren immerhin legendär und zweifelsohne auch dem Augustus bekannt.
    "Das nächste Saeculum ist somit nach den kultischen Kalendern erst in mehr als einer Dekade zu erwarten. Und doch wird das Ende eines Saeculums üblicherweise durch eine Zeit außergewöhnli'her Unruhe unter den Menschen eingeleitet, wiewohl der Beginn des neuen Saeculums zu Optimismus führt. Es scheint uns daher angeraten, die römischen Berechnungen mit den Kalendern außerhalb des Imperium abzugleichen, wiewohl das gehäufte Vor..kommen bedenklicher diviner Zeichen zu prüfen, welche solche Unruhen ebenfalls begleiten können."
    Dies waren alle Arten von negativen Zeichen, welche nicht groß genug waren als Prodigien anerkannt zu werden, doch allgemein auf 'schlechte Zeiten' hinwiesen und somit die Stimmung unter der Bevölkerung niederdrückten - wie etwa krankhafte Innereien von Opfertieren, die Geburten missgebildeter Tiere oder gar Kinder, oder anhaltende Debakel der Natur wie die Verschlammung von Flüssen oder lokale Insektenplagen.



    Sim-Off:

    *im Kern Wikipedia entnommen

    Der Flavier nickte bedächtig. Er rechnete dem Annaer an, dass er nicht suchte, seinen Mangel an Erfahrung und Wissen zu verbergen, sondern diesen unverblümt eingestand.
    "Nun, bisweilen hat ein frischer, unverbrau'hter Geist durchaus neue Ideen beizutragen, welche jene Geister, die seit Jahren in stets wiederkehrenden Routinen denken, nicht mehr in den Sinn kommen mögen. Doch wenden wir uns deiner unmittelbaren Zukunft zu. Gibt es ein Vigintivirat, welches dich besonders reizen würde?"
    Zweifelsohne war diese Frage nicht sonderlich überraschend, doch auch die Antwort darauf würde einiges über den jungen Mann offenbaren können.

    "Ein hehres Ansinnen"
    , quittierte der Flavier selbiges. Allein war ein hehres Ansinnen stets schnell genannt.
    "Indes ist die Subura nur ein sehr kleiner Teil Roms. Wie wirst du sicher stellen, dass die übrigen Bewohner der Stadt nicht in Unzufriedenheit verfallen über dein einseitiges, vielleicht gar als ungere'ht empfundenes Engagement?"

    Unverbindliche Konversation war eine Kunst, welche Gracchus weder gut beherrschte, noch - vermutlich aus eben diesem Grunde - schätze, ob dessen er eher mit der Porta in den Palast gefallen wäre als sich darin zu versuchen. Deplorablerweise bedurfte es zum Bewegen der Porta in diesem Falle jedoch der Anwesenheit Lupus', so dass er bereitwillig der Vorgabe sich bediente, welche der Augustus ihm glücklicherweise hatte angeboten.
    "Nun, ich bin offenbar dem Alter entwa'hsen, in welchem der Besuch einer Hochzeitsfeierlichkeit erst in den frühen Morgenstunden endet"
    , quittierte er mit einem marginalen Lächeln.
    "Indes muss ich gestehen, dass das Ereignis mich durchaus noch ein wenig in der Nacht be..schäftigte. Minors erstes Amt, nun seine Hochzeit, und zweifelsohne wird es nicht allzu lange mehr dauern ehedem meine Enkel durch die Villa laufen. Kinder sind ein untrügliches Maß, wie die Zeit verrinnt."

    Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Dann kamen Ovius Lyso und eine Frage gleichzeitig. Ersterer bekam eine freundliche Begrüßung, zweitere eine ebenso freundliche Antwort: "Welchen meinst du? Iulianus ist gesund und munter. Appius weilt noch immer in Armenia. Die Sache mit dem dortigen Königsthron scheint komplizierter zu sein, als wir dachten." Er hatte schon eine Weile keinen Brief mehr erhalten. Aber keine Nachrichten bedeuteten normalerweise auch keine schlechten Nachrichten.


    Als könnte der Vater die Gedanken seines Sohnes lesen trat er just in jenem Moment in dessen Blickfeld als Minor sich suchend umblickte, um sodann mit einem weiteren Schritt in die illustre kultische Runde aufzuschließen.
    "Salve, Augustus!"
    grüßte er diesen zuvörderst.
    "Deine Anwesenheit ist eine große Ehre für unsere Familien!"
    Zweifelsohne war dies eine Beteuerung, welche der Kaiser zu jeder Gelegenheit musste quittieren, doch selbstredend konnte auch Gracchus sich dem nicht entziehen. Als dieser Pflicht genüge getan war, begrüßte er auch den Flamen Dialis, dessen Anwesenheit ebenso eine Ehre war, gleichsam indes eine zwingende Notwendigkeit für den weiteren Ritus der Eheschließung, so dass die Freiwilligkeit dieser Anwesenheit nicht als sicher gegeben war. Das Gespräch wechselte zu den kaiserlichen Söhnen, und da Gracchus nicht gut informiert war über die Causa in Armenia, folgte er schlichtweg dem Thema der kaiserlichen Familie.
    "Und wie geht es deiner Gemahlin?"
    wandte er sich an Aquilius.
    "Wurde sie ge..bührend in Germania empfangen?"
    Dass Aquilius die Augusta in die ferne Provinz im Norden hatte entsandt, mochte Gracchus dem Kaiser beinahe ein wenig übel nehmen. Er verehrte die Augusta, welche ihm zwar durchaus eine starke, doch gleichsam so hehre und grazile Frau erschien, deren erhabenes Wesen im düsteren Germania, in welchem die Tagen von Wolken verdunkelt wurden, stets ein kalter Wind wehte und Bären und Wölfe direkt vor den Städten wilderten, würde verkümmern oder gar zerbrechen können. Doch selbstredend sprach Gracchus solcherlei Gedanken nicht aus.

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ... Es war zugegebenermaßen eine recht gekürzte Zusammenfassung, die wahren Einzelheiten waren allerdings ohnehin nur jenen verständlich zu machen, die das nötige Vorwissen durch das Studium mitbrachten.


    Der ältere Flavier betrachtete das Opfergeschehen mit stiller Gravität und ließ sich vom Klang der fremden, aber doch vertrauten Worte Aurelius' in eine Sphäre kultischer Dramaturgie hinwegtragen. Das Etruskische an sich war derart eng mit altehrwürdigen Kulthandlungen verbunden, welche bis in die Zeit der Könige - eine Zeit, aus welcher auch die hohen Priesterämter stammten - zurück reichten, dass dies allein stets Ehrfurcht in Gracchus evozierte und eine tiefe Verbundenheit mit seinen Vorvätern, welche vor Jahrhunderten bereits in gleicher Weise diesen Ritus hatten begangen, ebenso wie sie seit Jahrhunderten dem gleichen Ablauf des Hochzeitsrituales waren gefolgt, wie Generationen von Vätern Generationen von Söhnen in die Ehe hatten schreiten sehen. Gebannt blickte Gracchus auf das rotfarbene Blut des Schafes, welches für das unendliche Wunder des Lebens stand, ebenso wie den unvermeidlichen Tod, blickte gebannt auf die Leber und jede Handbewegung des Haruspex. Er sah nicht Lupus' Blick, suchte er doch mit seinem eigenen Blick das Organ zu bewerten, jede Verfärbung auszumachen oder jeden Knoten zu detektieren - schlussendlich erwartete niemand dass der Haruspex die bittere Wahrheit sprach, sofern nicht etwa die Leber unübersehbar geschädigt wäre, sondern schlichtweg einen passablen Teil der Zukunft offerierte. Zweifelsohne würde er einige Details von Lupus erfahren können, doch selbst sein Freund würde ihm wohl kaum eine Katastrophe offenbaren so er sie sah. Zweifache Freude und zweifaches Leid. Gracchus schluckte schwer, dabei überlegend, ob er das Leid würde abwenden können indem er Minor schlichtweg aus seiner Gewalt entließ. Doch Gracchus wusste, dass er die Parzen nicht würde überlisten können, indem er offensichtliche Verbindungen kappte, wenn doch gleichsam die tiefe Verbundenheit bestehen blieb. Indes, auch das Licht konnte nur bestehen, da es sich gegen den Schatten abgrenzte, und dieser Tage war der ältere Flavier weit mehr geneigt, das Licht zu goutieren als durch die Schatten zu wandeln. Nach Lupus' Erläuterungen warf er schlussendlich zu seinem Sohn ein, dabei ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen:
    "Eine fruchtbare Verbindung, die noch wa'hsen wird und von uns freudig gefeiert werden sollte - diesem Ratschlus der Götter sollten wir folgen."
    Das Wachstum dieser Verbindung sah der Vater keineswegs nur in zahllosen Enkelkindern begründet, sondern ebenso in einem prosperierenden Gedeihen des gegenseitigen Wohlwollens der beiden Eheleute.

    Münzen waren eine Causa, welche Gracchus noch ferner lag als Wirtschaftsgesetze, wenn auch nicht ganz so fern wie Factio-Gesetze. Als Junge hatte er einen Winter lang Münzen gesammelt, um die darauf abgebildeten Kaiser und ihre Rückseiten miteinander zu vergleichen, doch obgleich die Geldstücke einige Zeit lang eine gewisse Faszination auf ihn hatten ausgeübt schlichtweg ob der Tatsache, dass ihr Gebrauch für ihn eine regelrechte Seltenheit darstellte, war diese alsbald wieder verflogen. Bis zum heutigen Tage hatte sich nichts daran geändert - Münzen in ihrer Form oder auch ihrem Wert tangierten ihn kaum, liefen doch all seine Geldgeschäfte durch die Hände der flavischen Verwalter und Sklaven. Der Thematik folgte er darob zwar zuerst aufmerksam, verlor indes zwischen den einzelnen Metallbestandteilen schnell den Überblick und war darob durchaus erleichtert, als sich herauskristallisierte, dass die durch den Tresvir vorgeschlagene Änderung augenscheinlich kaum praktische Auswirkungen hatte. Die Entscheidung war somit eine patriotische, was sie in den Augen des Flaviers ein wenig erleichterte - zwar nicht im Detail, doch zumindest auf einer höheren Ebene.
    "Eine Erhöhung des Gewi'htes könnte indes auch als weltfremde Überheblichkeit ausgelegt werden"
    , gab der Flavier zu bedenken.
    "Die Ursachen des Aufstandes im Frühjahr sind zwar noch nicht abschließend ermittelt, es wurde jedoch erwähnt, dass katastrophale Zustände in der Subura damit in Zusammenhang stehen könnten. Man könnte dir leicht vor..werfen, Augustus, dass du den Wohlstand des Imperiums in schwere Münzen investierst ohne dass dies einen praktischen Nutzen hat, während Roms Bürger Not leiden."
    Eine Münze hatte immer zwei Seiten, und augenscheinlich auch die Änderung dieser.
    "Andererseits geht die Reichweite der Münzen weit über die Stadtgrenze hinaus, letztlich bis in alle Winkel der Provinzen und gar bis über die Grenzen unseres Rei'hes hinweg. Ich bezweifle indes, dass eine nicht geänderte Münze den Menschen dort auffallen wird, geschweige denn dass dies als Kontinuität interpretiert wird, sondern eher als Gegebenheit, über welche allfällig sich niemand Gedanken macht. Eine Änderung des Münzgewi'htes würde hinwieder zweifelsohne Aufmerksamkeit auf sich ziehen und hätte durchaus das Potential eine politische Aussage, respektive das unter Kaiser Aquilius Severus in Wohlstand erblühende Rom weithin zu transportieren."

    Nur ein kurzes Zucken seiner Braue verriet, dass die Schreibtafel dem Flavier unangenehm war, ehedem er die Tabula schlichtweg ungelesenen sinken ließ und stattdessen den Annaeus fokussierte und auf dessen Worte reagierte.
    "Eine dur'haus kluge Vorgehensweise, schlussendlich ist der Senat nicht immer der rechte Platz, die Visionen einen Mannes zu erfahren."
    Letztlich gab es einen großen Unterschied darin, ob Gracchus einem jungen Mann seine Stimme würde geben, da er durch seine Kandidaturenrede, seine Herkunft oder seinen Elan adäquat für eine erste Chance erschien, oder ob er ihn würde offen unterstützen da er an seine Zukunft glaubte.
    "Imaginiere dir am morgigen Tage würde man dich zum Consul Roms berufen, was wäre die wichtigste Causa, welche du in deiner Amtszeit würdest in Angriff nehmen?"

    Gracchus war durchaus froh über den Soldat, welcher ihn durch den Palast bis hin zum richtigen Zimmer führte, wo er auf den Augustus würde treffen, denn obgleich er durchaus in der Lage war, sich Dinge einzuprägen und in Erinnerung zu rufen, so hatte er diesen Sinn in Hinblick auf Orientierung niemals geschärft, schlichtweg da er selten dessen bedurfte, wurde er in Rom etwa doch stets in einer Sänfte von einem zum anderen Ort getragen. Der Palast gleichwohl mutete selbst wie eine kleine Stadt an, in welcher man sich zweifelsohne sehr leicht würde verlaufen können, so dass ein Fremdenführer mehr als konvenierte.
    "Ave, Augustus!"
    , grüßte er diesen als er im richtigen Zimmer angelangt war und senkte seinen Kopf kurz in einer minimalen Verbeugung.

    Überaus konzentriert observierten die beiden Pontifices und der Aedituus die Handlungen, welche Iulius und sein kleiner Opferstaat vollführten, folgten in einem Abstand, welcher genügend Einblicke gewährte, doch bereits ein wenig außerhalb des eigentlichen Opferkreises lag. Es war an ihren Reaktionen nicht auszumachen, was sie dabei dachten, nur als die Gruppe den Tempel hinab schritt wandte Cornelius Scapula sich zu Gracchus und flüsterte leise einige Worte, welche der Flavier mit einem kurzen Lächeln und einem Nicken quittierte, ehedem wiederum eine Maske der Neutralität sich über sein Antlitz legte. Sodann spalteten die Beobachter sich auf - während Pontifex Cornelius ein wenig erhöht auf den Tempelstufen verharrte und somit einen guten Überblick genoss trat der Flavier hinunter und um den Opferherren herum, so dass er die Zeremonie aus jener Perspektive konnte beobachten, welche auch ein gewöhnlicher Opferzuschauer würde einnehmen, und der Aedituus zur Seite hin sich wandte.

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    Wegen der Wahlen also. Acanthus öffnete die Tür. Selbst im Falle, dass der Hausherr anders sollte entscheiden, gebot die Höflichkeit zumindest, den jungen Mann einzulassen.
    "Nun, dann tritt bitte ein, Senator Flavius wird dich sicherlich gleich empfangen."


    Ein namenloser Sklave hinter der Türe nahm den Aennaer in Empfang und führte ihn in das Haus hinein. Nur kurz musste er im Atrium verharren, ehedem er weitergeführt wurde in den Garten.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

    Da es im Collegium Pontificum keine dringlichen Angelegenheiten an diesem Tag hatte zu besprechen oder erledigen gegeben, war Gracchus im Anschluss an die Senatssitzung direkt nach Hause zurückgekehrt. Nach einem kleinen Imbiss genoss er nun die Frische des Gartens, denn nach einigen Tagen vermehrter Hitze war der Himmel an diesem mit hellen Wolken gesprenkelt und ein leichter Windhauch wehte von der Küste her über die Hügel der Stadt, sodass der kürzlich angebrochene Sommer nicht nur erträglich sondern selbst für einen Patrizier unter freiem Himmel geradezu angenehm war. Mit zunehmendem Alter, und vermutlich damit einhergehender Weisheit, genoss Gracchus diese Pausen fernab seiner Pflichten vermehrt, gleichwohl selbst diese Pausen ihn gedanklich oftmals beschäftigt hielten, fand er doch in kontemplativer Betrachtung der Welt im Inneren wie im Äußeren viel eher Lösungen oder neue Gedanken hinsichtlich jeglicher Causae. Bisweilen wünschte er gar, der Senat könnte ein wenig kontemplativer sein, würde nach der Eröffnung einer Sachlage stets einige Zeit der inneren Einkehr bieten, so dass ein jeder Senator erst seine Gedanken mochte bemühen und sortieren, ehe er noch ein Wort sprach. In diesem Augenblicke im Garten wälzte der Flavier indes keine Angelegenheit staatstragender Bedeutung, sondern sann über die Zukunft seines Sohnes Titus nach, welcher zwar von seiner Reise war nach Baiae zurückgekehrt, diese indes ob seiner Gesundheit wegen war abgebrochen worden. Es schien, dass der Junge es kaum einige Wochen abseits der Küste aushielt, was seine Zukunft in Rom in Zweifel zog. Der Vater haderte nun mit sich selbst, ob dies akzeptabel war oder es gar andere Möglichkeiten gab, welche für Titus' Zukunft in Betracht mussten gezogen werden. Das ausgerechnet nun sich ein Kandidat für die bevorstehenden Wahlen zum Cursus Honorum ankündigte entlockte dem Flavier ein tiefes Seufzen, schienen das Schicksal in doch zu verhöhnen da diese Zukunft seinem zweiten Sohne augenscheinlich verwehrt blieb. Dennoch galt im flavischen Hause die Order, dass jeder Kandidat, welcher sich vorstellen wollte, einzulassen war, lag doch die Zukunft Roms in den Händen dieser Männer. Mit dem Namen Lucius Annaeus Florus konnte Gracchus gar eine Verbindung herstellen, indes konnte er sich nicht entsinnen, jenen einstigen Senator je kennengelernt zu haben. Dennoch verriet dies zumindest eine adäquate Herkunft.
    "Salve Lucius Annaeus Florus Minor! Bitte, nimm doch Platz"
    , begrüßte Gracchus den jungen Mann förmlich nachdem dieser in den Hortus zu ihm war geführt worden, und wie es auf eine der Klinen, welche im Halbschatten eines Mandelbaumes um einen marmornen Tisch herum waren angeordnet. Ein Sklave trat zugleich herbei und bot Annaeus ein blass grünfarbenes Glas gefüllt mit reichlich verdünntem Wein an.
    "Nun, du kommst also der bevorstehenden Wahlen wegen?"
    Eröffnete Gracchus dem jungen Mann das weite Feld des Wahlkampfes, dass dieser jeden Weg konnte nehmen, welcher ihm zuträglich erschienen, gereichte eine derart offene Frage schlussendlich auch dazu, zu offenbaren, welcher Art ein Kandidat war.

    Obgleich der Augustus in seiner Einladung die Verschiebung seines Termines als Option hatte offen gelassen, so verschob letztlich niemand mit Verstand eine Termineinladung des Kaisers wenn er nicht gerade mit hohem Fieber darnieder lag und nurmehr halluzinierte oder etwa ein unmittelbarer Trauerfall das eigene Haus überschattete und seine Bewohner darob in einen Status der kultischen Unreinheit versetzte. Andernfalls verschob man schlichtweg alle anderen möglichen Termine, denn letztlich würde auch jeder andere Termin-Partner Verständnis zeigen so er zu Gunsten des Augustus versetzt wurde. Flavius Gracchus indes kannte seine Termine ohnehin nicht, da sein Leibsklave, Vilicus, Sekretär und Mädchen für alles Sciurus jene koordinierte und lediglich zu gegebener Zeit ihn darauf hinwies, wann er sich auf was musste gegebenenfalles vorbereiten. So traf der Flavier also pünktlich am Palast ein und während ein Sklave ihm noch die Toga zurecht zuppelte trat Sciurus zu den Palastwachen:
    "Mein Herr ist zu einer Besprechung mit dem Augustus geladen"
    , und wies die Einladung des Kaisers vor, während nun auch Gracchus nach vorne trat und die Wachen mit einem freundlichen Nicken grüßte.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Acanthus, der Ianitor, blickte missmutig wie immer drein.
    "Beide zugleich oder einzeln*? Senator Flavius Scato ist noch in der Stadt unterwegs. Und worum geht es überhaupt?"
    Mit den Herren sprechen wollte schlussendlich so mancher und nur Acanthus' Bollwerk war es zu verdanken, dass die hoffnungslosen Bittsteller erst gar nicht eingelassen wurden - auch wenn der junge Mann mit seinem Tross nicht nach einem hoffnungslosen Fall aussah.


    Sim-Off:

    *Ich bin nicht sicher, ob Scato derzeit verfügbar ist, er hat seit mehreren Wochen nichts geschrieben, daher wäre einzeln vermutlich sinnvoller.



    IANITOR - VILLA FLAVIA

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Cornelius, Flavius, ich danke euch für die Einladung. Meine Nichte Corvina dürfte, soweit ich weiß, allen Anwesenden bekannt sein?“ Zumindest hatte man sich auf besagter anderer Hochzeit wohl schon gesehen.


    Es war ein bedeutsamer Tag für den flavischen Haushalt, schlussendlich wurde mit der Eheschließung Minors ein wichtiger Schritt getan den Erhalt der Familia Flavia Graccha zu gewährleisten. Den kurzen Weg von der Villa Flavia zum Haus der Cornelia hinüber hätten sie im Grunde auch zu Fuß gehen können, doch selbstredend gingen sie nicht zu Fuß, nicht nur um die edlen Gewänder zu schonen, sondern auch weil dies dem Anlass angemessen gänzlich ausgeschlossen war. Gracchus half seiner Gemahlin aus der Sänfte und mit einem süffisanten Lächeln flüsterte er ihr noch ein Kompliment ob ihrer Schönheit, welche an diesem Tage durch die Eleganz ihres Kleides noch unterstrichen wurde, ins Ohr. Sie folgten Minor in das Haus hinein, begrüßten Scapula und seine Familie bis dass die Braut den Raum betrat. Verborgen in der traditionellen Gewandung war letztlich jede Frau eine Schönheit, so auch Philonica. Der ältere Flavius musterte bei dem Aufeinandertreffen der beiden Brautleute seinen Sohn, welcher nicht allzu lange zuvor ihm noch seine Furcht vor der Ehe hatte gestanden. Ein wenig absent schien Minor bisweilen, doch ein wenig Nervosität war schlussendlich jedem künftigen Ehemanne zuzugestehen, so dass dies kaum weiter würde auffallen. Nur kurz indes währte der unangenehme Augenblick als alle anwesenden das Aufeinandertreffen des künftigen Paares beäugten als auch bereits der Haruspex Aurelius in vollem Ornat eintraf, dass dem Beginn des Ritus nichts mehr im Wege stand.
    "Willkommen, mein Freund, es ist uns eine große Ehre, dass du die Eingeweideschau vornehmen wirst",
    begrüßte Gracchus Aurelius Lupus, und hernach auch dessen Nichte.
    "Sei auch du Willkommen, Aurelia, um an diesem wunderbaren Anlass teilzuhaben."
    Nachdem auch die übrigen Begrüßungen des Haruspex und seiner Begleitung waren abgeschlossen, beschied Scapula:
    "So lasset uns beginnen"
    , und führte die Familien zu einem foculus, welcher inmitten des Atriums zu diesem Anlass errichtet worden war und an welchem alles bereit stand, das Urteil der Götter über die Zukunft der beiden jungen Brautleute zu ermitteln.