~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~
"Erwache, Manius, erwache!"
Flüsterte eine leise Stimme in sein Ohr. Er drehte sich langsam zur Seite und öffnete blinzelnd die Augenlider. Doch es war nicht Antonia, welche ihn weckte und zur Eile antrieb, es war Callista.
"Was ist geschehen?
fragte er schlaftrunken und seine Stimme halte laut durch den Raum.
"Schhht"
, legte Callista einen Finger an ihre Lippen.
"Leise, sonst wird die Chimaira uns hören."
Er nickte wissend und setzte langsam sich auf. Die Sterne über dem Dach der Villa schienen hell, so dass der Abend bereits fern und der Morgen noch längst nicht angebrochen sein musste.
"Komm"
, reichte sie ihm ihre Hand und zog ihn hinter sich her. Als seine Füße die kalte Wasseroberfläche berührten zucke er einen Augenblick zurück, folgte ihr sodann jedoch bereitwillig. Unter seinen Sohlen spürte er den granularen Sand, der sich zwischen seine Zehen drückte, alsbald eine scharfkantige Muschel oder einen Stein. Er konnte nicht sehen, wohin sie ihn führte, doch er wusste, dass Gefahr drohte und sie sich beeilen mussten, dem Ziegenmaul zu entkommen.
"Hier hinein"
, sprach sie, die nun Prisca war, und hob einen Vorhang beiseite, hinter welchem sie schnell verschwand. Er folgte ihr weiter und betrat einen Raum aus Kerzenlicht, ein Zelt im Garten gefüllt mit dem schweren Duft nach Rosen und Mandelblüten. Er lag auf einer Kline, ihren Leib dich neben sich spürend, ihren Atem an seinem Ohr.
"Du musst deine Pflicht erfüllen, Manius, in jeder Hinsicht."
Als er den Kopf drehte stand das Zelt in Flammen. Der Schatten der Chimaira war dahinter zu erkennen, als Abbild nur und doch so real wie das Feuer, welches Prisca in sich verschlang. Es war nicht sonderbar, dass sie nicht vor Schmerz sich bäumte oder gar schrie, sie blickte nur weiterhin verlangend in seine Augen.
"Deine Pflicht, Manius, entsinne dich deiner Pflicht!"
Ein Blick hinab zu seinen Hüften ließ ihn des Gladius' gewahr werden, welcher dort an seiner Seite hing. Doch er löste seinen Gürtel und ließ das Metall nur hinabfallen in den von sanften Wellen gekräuselten Boden. Von einem Tisch nahm er einen gläsernen Krug, dessen Unterseite die Fratze des Faunus zierte, allfällig auch des Faustus, und begann das Meer in die Flammen zu schöpfen, bis zur Erschöpfung seiner selbst.
Die erste Nacht nach seiner Rückkehr nach Rom schien Gracchus von tiefer Ruhe und Erholsamkeit geprägt. Das wohlige Sentiment nach zu Hause zog sich noch immer durch jede seiner Faser, so dass er frohgemut diesen Tag begann, an welchem Scatos Eheschließung sich zutrug.