Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    "Nun, mein Sohn, auch ich war einmal jung und habe während meinen Studien so manch Philosophen studiert. Epikurs Erhöhung der Lebensfreude sehe ich indes nicht dadurch erreicht, dass ein Mensch sich selbst, seine Herkunft und seinen Lebensweg ver..leugnet und eigennützigen, hedonistischen Genüssen sich hingibt, sondern vielmehr darin, sich mit sich selbst, seiner Herkunft und seinem Lebensweg auszusöhnen und eben aus diesem sein Glück und seine Zufriedenheit zu schöpfen. In einer Utopie mögen dem Menschen anderweitige Mögli'hkeiten gegeben sein, doch in der Realität, welche uns zu eigenen ist, kann nur die Bejahung des eigenen Selbst in den Umrissen seiner definierten Rolle zu Glück führen."
    Große Worte waren dies, an deren Umsetzung auch der ältere Gracchus durchaus noch zu arbeiten hatte. Die Möglichkeiten seiner Rolle hatte er allfällig zur genüge ausgeschöpft, doch insbesondere in Hinblick auf die Liebe stellte er sich des Öfteren die Frage, ob ein eigennütziges, hedonistisches Handeln ihn hierbei nicht würde glücklicher machen können - doch letztlich war er auch hiervon nicht überzeugt.
    "Viele mögen nach den Ämtern des Cursus Honorum streben, ihr Ansporn und ihre Lust mag größer sein als die deine, doch ihr Behuf ist oftmals fragwürdig, denn sie streben nicht nach dem Wohle des Reiches, sondern schli'htweg nach der Mehrung ihres eigenen Einflusses, ihrer eigenen Macht oder ihres Reichtumes, nach eigennützigen, hedonistischen Genüssen. Manch einer dieser Männer bringt nicht einmal eine adäquate Bildung mit sich, sondern ver..brachte seine Kindheit und Jugend damit in den Wäldern der barbarischen Provinzen herumzutrollen oder seinem Vater bei seinem täglichen Handwerk zu assistieren. Du indes bist frei von diesen Zwängen, des Strebens nach Luxus, der Machtgier und Geltungssucht - du musst dich nicht sorgen um dein eigenes Wohl, wurdest einzig geboren, dich mit dem Wissen der Welt anzufüllen, dich vertraut zu machen mit Fehlern und Glanzstunden der Historie, Sprache um Spra'he zu lernen, um die Weisheit der ganzen Welt in dir aufzunehmen, dich Philosophie, Arithmetik, Geometrie und Geographie zu widmen, um die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen, der Rhetorik, um deine Gedanken in angemessene Worte zu fassen, um auf Grundlage dessen die bestmögli'hen Entscheidungen treffen zu können, welche Rom zum Wohle gereichen."
    Er blickte seinen Sohn an und kurz nur flackerte ein wenig Unsicherheit in ihm auf, dass er Minor allfällig hätte selbst ein wenig mehr anleiten müssen durch die Zeit seines Heranwachsens hindurch. Hinwieder er selbst hatte seinen Vater seit frühester Kindheit stets nur einige Tage zu besonderen Anlässen gesehen, so dass dies wohl kaum eine notwendige Prämisse für eine optimale Erziehung war.
    "Dies ist der Nutzen, welcher der Welt aus dir erwächst, dies ist deine Bestimmung, Minor, und sie mit Bravour zu erfüllen wird auch dein eigenes Glück mehren. Derzeit scheint es als wolltest du in der Mitte eines Flusses gegen die Strömung laufen, um die Quelle zu errei'hen, welche dir ergötzlich sprudelnd erscheint - doch dies wird dir stets nur beschwerlich sein und am Ende wirst du nicht verdursten, doch verhungern. Lässt du dich indes vom Flusse leiten, lernst du darin zu schwimmen und die Strömung für dich zu nutzen, so macht dies dich frei und du wirst an einem See enden, welcher mit seinem Reichtum dich nicht nur nicht ver..dursten lässt, sondern dich gleichsam auch nährt."

    "Nun, das wäre ... ",
    blickte Gracchus die Augenbrauen fragend erhoben zu seinem Vilicus im Hintergrund, welcher ohne darüber nachzudenken die gewünschte Information gab: "In zwei Tagen, zur hora tertia würde passen."
    Gracchus nickte bedächtig und sah zurück zu seinen Gästen.
    "Wenn dies auch euch adäquat ist, so können wir uns zur dritten Stunde direkt an der Brücke der Via Appia über den Almo treffen."
    Da erst dort sich würde entscheiden, ob der weitere Weg zur Quelle des Flusses vonnöten war, mochte der Pontifex noch nicht näher darüber nachdenken. Allfällig würde es ohnehin genügen, sofern ein Beauftragter der Plinia dorthin würde aufbrechen, um die Quellenlage zu prüfen - aus kultischer Sicht war diese schlussendlich gänzlich irrelevant. Nachdem ein Sklave auf einen Wink hin das Kartenmaterial hatte zur Seite geräumt, lud der Flavier sich noch etwas Huhn auf seinen Teller und garnierte es mit einem Klecks Garum.
    "Nun, werte Plinia, da uns noch ein wenig Zeit bleibt während des Essen, erzähle doch noch ein wenig mehr über deine Herkunft. Du er..wähntest, dass dein Vater bereits kaiserlicher Leibmedicus war - unter welchem Augustus war dies?"
    fordere er sodann die Medica auf ein wenig mehr von sich preiszugeben.

    Eine Fortsetzung des Redewettstreites war in der Tat eine vorzügliche Idee, nicht nur als öffentliches Ereignis, sondern allfällig auch in kleinerem Rahmen.
    “Ein Bund der Redner? Hervorragend!“
    kommentierte Gracchus begeistert, denn so hatte sich der Geist von Kunst und Kultur bereits in die Zukunft Roms geschlichen, was immerhin seine Intention gewesen war. Weiter indes fand dieses Thema keine Vertiefung, betraten die Damen doch nun zielsicher das weitläufige Feld weiblichen Vergnügens - Kleider, Märkte, Schneider. Obgleich Gracchus durchaus Wohlgefallen an schönen, hochwertigen Stoffen besaß, so war dies nichts, was für ihn ein Unterhaltung konnte ausfüllen. Dennoch umspielte seine Lippen ein feines Lächeln, denn auch Prisca wandelte zweifelsohne nicht nur über das Parkett der Mode, sondern im gleichen Atemzuge über jenes der Politik.

    Mitnichten lag ein Hauch von Krankheit in Minors Stimme, doch zweifelsohne von einem Leiden ganz spezieller Art und Weise.
    “Ach, Minimus“
    , seufzte Gracchus einfühlend und trat durch den Raum hindurch an Minors Bett.
    “Glaubte nicht auch Epikur, dass die Einsicht wi'htiger noch ist als die Philosophie, da das lustvolle Leben im gleichen Atemzuge auch einsichtsvoll, vollkommen und gerecht sein muss?
    Er setzte sich auf das Bett und blickte auf seinen Sohn hinab.
    “Wie kann dein Leben einsichtsvoll, vollkommen und gerecht sein, wenn du nicht bereit bist der Welt auszugleichen, was sie dir jahrelang geschenkt hat, was sie dein Leben dir noch schenken wird? Wenn du einzig deinem eigenen Genusse auf Kosten der Gesellschaft na'hstrebst, so wird dies am Ende nicht lustvoll sein - irgendwann wird dieser Genuss dir schal und ungustiös schmecken, abgestanden und leer.“

    Nach der Wahl war Gracchus durchaus zufrieden mit dem Ergebnis seines Sohnes, gleichwohl die Zustimmung hätte höher ausfallen können. Doch er entsann sich durchaus, dass sein erstes Wahlergebnis ebenfalls eher bescheiden war ausgefallen - was zweifelsohne der Fluch jener patrizischen Söhne war, welche geradewegs aus ihren Studienorten zurück nach Rom und in die Politik strebten. Gleichwohl hatte Minor die erste Stufe des Cursus Honorum erklommen - und diese mit Bravour und Pflichteifer ausgefüllt würde sein Wahlergebnis zur nächsten Kandidatur sich zweifelsohne bessern. Nachdem die Sitzung des Senats war geschlossen worden erreichte er recht beschwingt das flavische Heim und ließ sich selbstredend nicht die Gelegenheit nehmen, die gute Nachricht selbst seinem Sohne zu überbringen. Kurz nur klopfte er an die Türe, ehedem er auch bereits eintrat.
    "Gratulation, Minimus, der Senat von Rom hat dich erkoren im kommenden Amtsjahr ein Diener des Staates zu werden!"
    Bereits im nächsten Augenblicke stockte er, bot Gracchus Minor doch nicht etwa das Bildnis eines strahlenden Siegers, sondern war eher ein wenig blass um die Nase.
    "Geht es dir gut?"
    fragte der Vater darob ernstlich besorgt - schlussendlich würde in wenigen Tagen bereits die Vereidigung anstehen.

    "Ja, in der Tat"
    , bekräftigte er mit einem Nicken den vor Ort Termin.
    "Die allgemeinen kultischen Erfordernisse Re'hnung zu tragen dürfte hinwiederum nicht allzu diffizil sein. Genügend Abstand zu den Gräbern wäre etwa ab dieser Entfernung bereits gegeben."
    Wieder deutete er auf die Karte und fuhr eine imaginäre Linie etwa ein bis zwei actus parallel zur Via Appia entlang.
    "Tempel gibt es in diesem Areal keine. Es bleibt somit einzig zu prüfen ob allfällig kleinere Altäre oder Wegschreine dort platziert sind, welche hinderli'h wären. Sofern diese indes nicht an den Ort gebunden sind, können sie im Zweifelsfall auch versetzt werden."

    Während Gracchus mit der Darbietung seines Sohnes bisherig überaus zufrieden war beäugte er selbstredend jeden weiteren Beitrag mit Argusaugen, jederzeit bereit die Krallen des Löwen auszufahren, um Minor im Zweifelsfalle beizuspringen, gleichsam jede positive oder negative Regung in den Reihen der Senatoren gedanklich zu protokollieren. Die Worte des Decimus Livianus quittierte er diesem mit einem dankenden Nicken, war dieser Zuspruch doch zweifelsohne von hohem Gewicht, wiewohl auch Iulius Dives zum Ende hin eher geneigt als ablehnend schien. Ehedem Minor von der Bühne des Senates wurde entlassen, musste selbstredend auch sein Vater sich noch einmal äußern.
    "Senatores, zweifelsohne ist es nicht unerwartet, vordergründig allfällig gar ein wenig überflüssig zu erwähnen, dass mein Sohn auch meine vollumfängli'he Unterstützung genießt. Doch lieber würde ich schweigen als einen Sohn euch anzupreisen, welcher noch nicht bereit oder gar wenig tauglich ist für den Curus Honorum. Manius Gracchus Minor indes genießt mein vollstes Ver..trauen in seine Fähigkeiten und Eignung und ich bin überzeugt davon, dass er seiner Pflicht für Rom mit großem Eifer wird nachkommen."
    Ein wenig Unsicherheit zwar bestand an Minors Willen, doch das Joch der flavischen Familie hatte im Zweifelsfalle noch jedes seiner Mitglieder unterworfen - oder verschlungen.

    Auf ein kleines Arrangement der Sklaven vertrauend folgte Gracchus seiner Gemahlin in den Garten hin, wo mitnichten ein kleines Arrangement wartete, sondern ein überaus exzeptionelles. Vergnügt, ein wenig amüsiert gar trat er hinter Prisca ein in die exotische Welt, welche in den trauten Hortus sich hatte eingefügt.
    "Teuerste Prisca, dies ist wahrlich eine überaus gelungene Überraschung."
    Tatsächlich war der Flavier weder sonderlich spontan, noch ein Freund von Überraschungen, welche ob Auskostung der Vorfreude weit im Voraus wurden angekündigt, da dies ob der aufkommenden Ungeduld nur gereichte ihn zu enervieren. Ein solch unerwartetes Präsent indes, von welchem er zuvor nicht wusste und welches miteins vor ihm sich ausbreitete, war ganz in Gracchus' Sinne.
    "Welch klandestinen Pläne er..sinnst du wohl noch, von welchen ich keine Kenntnis habe?"
    fragt er neckend, hob indes gleich im nächsten Augenblicke mit einem Lächeln seine Hand in abwehrender Geste.
    "Nein, sage nun nichts, es ist zweifelsohne besser nichts alles zu wissen."
    Noch immer ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen tragend legte er sich neben seiner Gemahlin nieder.
    "Es ist wahrhaft ent..zückend, meine Liebe, fulminant geradezu"
    , konvenierte er schlussendlich ihre Präparationen, blickte sodann über das Angebot an Genüssen.
    "Nun, das eine schließt wohl das andere nicht aus - ein wenig Käse zwischen den Worten, einen Happen Fleisch nach jeder Frage, ein wenig Wein um die Gedanken in Fluss zu bringen; und mit der Schwere der Kost wird auch der Rätsel Schwierigkeit steigen."
    Kaum hatte er dies ausgesprochen, wurde bereits Wein ausgeschenkt und weitere Kleinigkeiten angereicht. Gracchus sog kurz seine Unterlippe zwischen die Zähne und blickte aus der Zelttüre hinaus in die Natur, ehedem er Prisca sich wieder zuwandte.
    "Etwas lei'htes somit zum Beginn: Dies hat zwei Flügel und kann doch nicht fliegen, hat einen Rücken und kann doch nicht liegen. Es hat ein Bein und kann doch nicht stehn. Zwar kann es laufen, doch nicht gehen."

    "Vielen Dank, deine Antwort unterstreicht zweifelsohne deine Eignung zu diesem Amte, Senator Iulius"
    , war der Flavier zu diesem Zeitpunkt bereit zu konzedieren, während er gleichsam noch uneins war, diesen oder einen anderen Kandidaten für das plebeische Aedilat zu unterstützen. Er lehnte sich zurück um das Rederecht frei zu geben, gespannt auf weitere Fragen oder auch Gunstbezeugungen.

    "Die Quelle des Almo aufzusu'hen wird nicht allzu diffizil sein, ein wenig mühsam allfällig nur der Weg dorthin."
    Mit geeigneten Pferden war auch dies kaum eine Herausforderung, doch der Flavier sah die Plinia nicht auf dem Rücken eines Pferdes - auch in einer Zeit nicht, da selbst die Augusta den Rücken eines Pferdes nicht scheute, um sich der Menge zu präsentieren.
    "Sofern die Quelle passabel ist müssen wir ein Grundstück finden, das nicht allzu nahe an die Grabmäler entlang der Straße heranreicht."
    Er zog eine der bereitliegenden Karten herbei, rollte sie auf, nur um sogleich sie wieder abzulegen und eine andere Karte heranzunehmen und aufzurollen.
    "Hier"
    , deutete er sodann auf eine Stelle des Plans, an der sich eine breit eingezeichnete Straße mit einem schmalen Fluss kreuzte.
    "Westlich der Via Appia entlang des Flusses sind bereits einige Villen platziert, dort wäre somit kein ge..eigneter Ort - selbst wenn der Augustus ihn würde bestimmen. Ich meine, eines dieser Gebäude hier ist per exemplum ein Haus der patrizischen Furia."
    Zwangsenteigungen ohne zwingende Gründe waren zweifelsohne nicht, was Aquilius Severus sich unter seiner Herrschaft vorstellte.
    "Auf der anderen Seite, gen Osten indes scheint noch ein wenig Raum zu sein. Hier, hinter der Rennbahn - es sieht aus als wäre dies gar noch ein Seitenarm oder ein Kanal allfällig, im günstigsten Falle gar eine Ver..zweigung des Flusses, so dass das Heiligtum wie jenes des Aeskulapius auf einer Insel seinen Platz könnte finden."
    Er blickte die Plinia an und hob den linken Mundwinkel zu einem pikaresken Lächeln.
    "Eine Brücke wäre zweifelsohne im Etat berücksichtigt."

    Sobald die Augusta sich bewegte glommen die goldenen Fäden ihres Kleides auf dass ihre ganze Apparenz Gracchus wie eine leibhaftig gewordenen Darstellung der Pasiphae erschien, jener Tochter des Sonnengottes Helios, die für alle strahlt, - gleichwohl verbot er sich ein diesbezügliches Kompliment, da die Geschichte der Pasiphae im Zuge ihrer Ehe mit König Minos und der durch einen Fluch erzwungenen Zeugung des Minotaurus doch keinesfalls auch nur im Entferntesten mit der Veturia in Verbindung waren zu bringen. Nach der Begrüßung folgte das flavisch-aurelische Paar der Kaiserin zu den Klinen, um dort Platz zu nehmen. Während Gracchus darauf wartete, dass sein Becher gefüllt wurde, ging sein Blick kurz zum Ursprung des ersprießlichen Harfenspiels, ehedem er sich zurück wandte und den Becher ein wenig anhob.
    "Auf dein Wohl, Augusta Veturia, das deiner Familie und aller Götter, welche sie schützen."
    Ein wenig Wein ließ der Flavier für die Götter auf den Boden schwappen wie es Sitte war, ehedem er einen Schluck trank.
    "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dir nochmals meinen Dank auszuspre'hen für deine Rolle als Iudex des Rednerwettstreites, und insbesondere auch deine generöse Einladung der Teilnehmer in den Palast. Zweifels..ohne fügte dies dem Ereignis noch eine weitere Dimension an Bedeutsamkeit hinzu."
    Wäre dies zuvor bekannt gewesen hätte dies die Anmeldungen zur Teilnahme unbezweifelt in astronomische Höhen katapulitert - weshalb es hinwider gut gewesen war, es nicht zuvor publik zu machen.

    Überaus gespannt - ein wenig ungeduldig letztlich gar, da auch bei dieser Kandidatur zum Aedilat irrational gefühlt bereits die Hälfte der Kandidaten-Zeit verronnen war, ehedem die Rede überhaupt begann - erwartete Gracchus die Kandidatur des iulischen Senators - nicht nur da jener möglicherweise in Konkurrenz zu seinem Neffen Scato stand, sondern schlichtweg da es die Kandidatur des Iulius Dives war, zu welchem seine Relation stets ein wenig ambivalent war. Bisweilen mochte er seine politischen Vorstöße vollumfänglich sekundieren, bisweilen schienen sie ihm schlichtweg überflüssig und manches mal gar gänzlich widersinnig. Unbestritten indes war stets der Genuss der iulischen Reden, welche wenn auch nicht immer in einer stilistischen Symphonie endeten, so doch zumindest stets in einem wohligen lokutionären Akt. Um so enttäuschter war der Flavier am Ende Dives' heutiger Rede, denn obgleich sie durchaus strukturiert aufgebaut und wohlformuliert war, so schien ein Teil doch aus Gründen zu bestehen weshalb andere zum Aedilat weniger geeignet waren als der Iulier selbst - was dieser wohl kaum nötig hatte zu betonen -, weitere aus gegebenen Voraussetzungen - welche nach der Zulassung zur Wahl schlichtweg unnötig zu erwähnen waren -, augenscheinlichen Rechtfertigungen, oder recht unspektakulären Aspekten seiner Eignung und des Aedilates im Allgemeinen. Im Grunde wusste Gracchus nicht genau, was er hatte erwartet, gleichwohl das Aedilat schlussendlich auch nur mehr oder minder stets das gleiche Amt war, dennoch hatte er auf ein iulisches Wortspektakel spekuliert, welches auch seine letzten Zweifel würde ausräumen. Zum Ende jedoch hinterließ diese Kandidatur ihm nur einen kalten Schauer auf seinem Rücken - denn die Überzeugung, mit welcher Dives sein Bestreben nach dem Besten für Roma, für den Kaiser und das Volk substantiierte, erinnerte Gracchus allzu sehr an jene zerstörerische Verve, welche in bester Intention von einem zum nächsten Augenblicke das ganze Reich in einen Bürgerkrieg zu stürzen vermochte.
    "Senator Iulius, du hast zweifelsohne hinrei'hend expliziert, weshalb du dich als einen der geeignetsten Kandidaten für die Aedilität des kommenden Amtsjahres betrachtest, gleichwohl begründet, dass all dein Be..streben stets nur dem Wohle des Staates gilt. Indes konnte ich deinen Worten nicht entnehmen wie du zu jener Ansicht gelangtest, dass du im Amt des Aedilis Plebis dem Staate besser wirst dienen können als in jenem des Aedilis Curulis - da dir doch ob deiner Initiative wegen gar beide Ämter würden offen stehen. Was also prädestiniert dich mehr zu dem einen als zu dem anderen?"
    Letztendlich mochten es lediglich finanzielle Aspekte sein oder allfällig am Ende doch nur aus Eigennutz ob einer höheren Wahrscheinlichkeit der Wahl - da die bornierten patrizischen Senatoren beinahe unabhängig jeder Eignung zweifelsohne einen der patrizischen Kandidaten im Amt des Curulis würden bevorzugen, während sie für den Plebis wie die übrigen Senatoren auch ihre Stimme unabhängig des Standes verteilten - doch selbstredend stand es Gracchus fern, sich in gedanklichen Spekulationen zu verstricken, mochte er dem Kandidaten lieber Gelegenheit geben nun allfällig noch mit einem überzeugenden Argument zu trumpfen.