Gedankenverloren lag Gracchus auf einer der Klinen im Peristylium, eine Olive zwischen den Fingern haltend, welche er kurz zuvor noch zum Munde empor hatte heben wollen, sodann indes durch die Betrachtung einer Blaumeise abgelenkt vergessen hatte. Der kleine Vogel stolzierte über den Boden als wäre dies sein Besitz, pickte hier und da einen Krumen auf. Erst als ein magerer Sklavenjunge in forschem Schritt heraneilte und ihn beinahe mit Füßen trat, flatterte er empor und erhob sich über das Dach des Hauses hinweg.
"Herr, ein Besucher ist an der Porta, Caius Terentius Geminus, der dich in einer familiären Angelegenheit aufsuchen möchte, um die Freundschaft zwischen den Terentiern und Flaviern zu pflegen, die sie in Hispania verbunden hat" ratterte der Junge herunter, dabei gleichzeitig nach Atem suchend.
Gracchus löste seinen Blick von jenem Flecken Stein, an welchem kurz zuvor noch die Blaumeise gewesen war, blickte den Sklaven an, betrachtete ihn eingehend, während dieser seinem Blicke nicht auswich, sondern ihn mit großen, fragenden Augen ansah.
"Wie ist dein Name?"
"M-m-meiner? Ich heiße Vermes, Herr."
"Vermes. Bedenke, dass dein Leben im Zweifelsfall weniger wert ist als das eines Vogels."
Eine Spur von Angst flackerte in den Augen des Knaben auf, der nun seinen Blick senkte.
"Sage Acanthus er soll den Besucher einlassen, und sage ihm auch, er soll sich einen anderen Laufburschen auswählen."
"Ja, Herr!" Hastig wandte der Junge sich um und verschwand.
Gracchus blickte ihm nicht nach, lehnte sich zurück, aß die Olive und blickte in den blaufarbenen Himmel empor. Hispania. Faustus stammte aus Hispania.
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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"Hervorragend, hervorragend!" applaudierte Calpetanus. "Ein wenig mehr Begeisterung bitte für diese erste wunderbare Verteidigungsrede von Marcus Helvetius Severus!"
Er wartete bis der Applaus verklungen war.
"Vielen Dank, Helvetius Severus!"
Und wandte sich wieder an das Publikum.
"Womit wir auch sogleich zum nächsten Fall kommen. Die Verteidigung übernimmt bei diesem Marcus Scipio aus dem bekannten Hause Decimus, ja um genau zu sein ein Enkel des Triumphators Maximus Decimus Meridius, der uns heute beweisen wird, dass dieses Haus nicht nur große Taktiker und Soldaten hervorgebracht hat, sondern ebenso brillante Redner! Er übernimmt die Verteidigung von Helena, der Tochter des Tyndareos, Königs von Sparta, und der Leda."
Auch diesen Namen ließ Calpetanus kurz wirken, ehedem er den Fall erläuterte.
"Hohes Gericht, werte Zeugen! Die angeklagte Helena ist von den Göttern seit ihrer Jugend mit umwerfender Schönheit beschenkt worden. Ihre Reize waren stets derart groß, dass jeder Mann, der ihrer angesichtig wurde, sie umgehend besitzen wollte. Viele Fürsten der Achaier warben um sie schon in jungen Jahren, weshalb ihr Vater die Feindschaft aller Männer fürchtete, welche er abweisen musste wenn er sie nur einem einzigen zur Frau gab. Aus diesem Grund beschloss er, dass seine Tochter ihre eigene Wahl treffen musste und ließ alle Freier einen Schwur leisten, diese Wahl anzuerkennen und gegen jedermann zu verteidigen. Helena erwählte Menelaos, den Prinzen von Mykene und somit späteren König von Sparta. Sie heirateten und bald nach der Hochzeit gebar sie ihm eine Tochter, Hermione."
Er nickte wissend.
"So weit wieder nicht allzu spektakulär. Aber nun, werte Zuschauer, gebt acht! Eines Tages begegnete die schöne Helena einem Prinzen von Troja, Paris, der im Zuge einer Gesandtschaft nach Sparta gekommen war. Sie verliebte sich in ihn und in heimlicher Aktion verlassen sie Helenas Heimat gen Troja. Menelaos erklärte daraufhin Troja den Krieg und forderte von allen abgewiesenen Freiern Helenas, ihren Wunsch zu verteidigen, wie sie dies einst ihrem Vater geschworen hatten. Dies führte zum Krieg um Troja - eben jenen Krieg im übrigen, in welchen Agamemnon aus dem Fall zuvor zog, auch wenn das hier nun eventuell nicht weiter von Belang ist. Doch dieser Krieg kostete zahllose ehrbare Männer das Leben - auf beiden Seiten - und führte letztendlich zur Zerstörung einer ganzen Stadt! Auch Paris fand den Tod, woraufhin Helena dessen Bruder Deiphobos ehelichte!"
Calpetanus hatte seine Stimme mit den letzten Worten erhoben, ganz so als wäre er selbst der Ankläger. Sodann wandte er sich zu den Iudices um.
Wiederum erhob Gracchus sich, die Anklage zu verkünden.
"Die Anklage wird im Namen des Menelaos, König von Sparta, geführt und lautet auf Ehebruch und vorsätzli'he Provokation eines Krieges, der zum Tode von tausenden rechtschaffenen Männern führte." -
Zweifelsohne hätte ein Ankläger noch den ein oder anderen Angriffspunkt in der Rede des Helvetius finden können, doch Angriff und Verteidigung war nicht Teil dieses Wettstreites. In der Annahme all dies war bereits während einer Verhandlung geklärt worden mochte die Argumentation des Kandidaten Gracchus in seiner Richterrolle durchaus überzeugen, war sie doch ausgewogen in ihrem Aufbau, Wortwahl, Taktik und Schlussfolgerung. Kurz versicherte der Flavier sich mit einem Blick zu dieser und jenem, dass auch die Augusta und Serapio keine weiteren Fragen hatten.
"Vielen Dank, Marcus Helvetius Severus, für deine Rede. Orestes hätte zweifels..ohne sich glücklich schätzen können, einen wortgewandten Advocatus wie dich an seiner Seite zu wissen. Wir haben keine weiteren Fragen zu deiner Verteidigung." -
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Ein Bote eilte auf die Bühne heraus und berichtete, dass Kreon gar Schreckliches widerfahren sei, ein lebendiger Toter aus ihm geworden war.
"Und welches Unheil unsrer Könige bringst du denn?" suchte der Chorführer zu erfahren.
"Tot sind sie; und es brachten Tod die Lebenden."
"Wer war der Mörder? Welcher liegt erschlagen? Sprich!"
"Es liegt Haimon, überströmt von eignem Blut."
"Wie? Durch des Vaters oder durch selbsteigne Faust?"
"Zu eignen Händen, zürnend um des Vaters Tat."
"O Seher, wie du jenes Wort so wahr gesagt!"
"Bei solchem Unfall heischet Rat das übrige."
"Und dort erblick ich jammervoll Eurydike, die Gattin Kreons, kommend. Aus dem Hause tritt sie, ob durch Zufall, ob vom Sohn vernehmend, her."Eine Frau betrat die Bühne, herrschaftlich ihre Maske - Eurydike, Mutter Haimons- und forderte die Einzelheiten, welche der Bote ihr sogleich berichtete. Gemeinsam mit Kreon habe er Polyneikes bestattet und sei sodann zu Antigones Grabstätte geeilt. Dort indes fanden sie nurmehr ihren toten Leib, denn Antigone hatte sich im Angesichte ihres Schicksales erhängt. Ihre Hüfte noch umschlingend hatten sie Haimon vorgefunden, welcher den Verlust seiner Verlobten beklagte und aus Zorn gegen den Vater sein Schwerte zog. Rasend vor Wut indes verfehlte er Kreon, zürnte sich darob selbst und stürzte sich in sein Schwert. An die tote Antigone geklammert hatte er seinen letzten Atem ausgehaucht.
Ohne ein Wort noch trat Eurydike von der Bühne ab, ließ den Boten und den Chorführer verunsichert über die Stille zurück. Von der anderen Seite her näherte sich die Bahre mit dem toten Leib Haimons, Kreon diese in Trauer geleitend. Im Wechsel sangen der Chorführer, Kreon und der Bote das Klagelied.Sodann erklärte der Chorführer, dass Kreons Unglück auf dessen eigenem Fehler beruhe - dem auch der Herrscher zustimmen musste, dass er den Sohn verloren hatte durch seine Uneinsichtigkeit. Während er noch in Trauer sich hüllte, trat eine weitere Gestalt - ein Diener - auf die Bühne. Vor Gram, so berichtete er, habe Eurydike sich die Augen ausgestochen, ihren Gemahl Kreon als Kindsmörder verflucht, und sich sodann das Messer ins Herzen getrieben. Zwei Gestalten mit Masken ohne Gesicht, nur mit dunklen Augenlöchern ausgestattet, trugen eine weitere Bahre heran, auf welcher Eurydikes Leichnam aufgebahrt war.
"Ach weh! Dies andre Leiden seh ich Armer neugehäuft! Wie schreckliches Geschick bedräuet mich annoch? In Händen trag ich eben nur mein teures Kind; Und schau, Armer, nun dazu der Mutter Leib. Ach weh, arme Mutter! Weh, armes Kind!"
Nur noch den eigenen Tode ersehnte der Herrscher sich nach all dem Leid, doch der Diener entgegnete ihm, dass aus dem vorbestimmten Schicksal dem Sterblichen kein Entrinnen möglich war. Den klagenden Kreon führte er von der Bühne ab. Die beiden Totenbahren verharrten im Mittelpunkt.Und mit einem mahnenden Lied des Chores fand das Stück sein Ende.
"Hoch raget gewiß vor Gütergenuß
Die Bedachtsamkeit. Frevle drum nie
Gegen die Gottheit. Das gewaltige Wort,
In gewaltigem Schlag doch büßend einmal
Den Empörungsmut,
Lehrt endlich im Alter Besinnung." -
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Der Ianitor hob zweifelnd die Augenbraue. Selbstredend gelangte nicht jeder einfach so in die Villa, auch nicht mit einer familiären Angelegenheit, die vielleicht nur in Worten existierte.
"Hast du dich angekündigt? Ansonsten müsste ich schon etwas genauer wissen, worum es geht."
IANITOR - VILLA FLAVIA -
Der Consul fand durchaus Gefallen daran wie Iulius Dives Rede und Gegenrede positionierte und seine Argumente darin einflocht. Er nahm sich vor, ihn bei Gelegenheit in die Villa Flavia zu laden - denn auch wenn der Senator gerade an Gracchus' Standesrechten kratzte, so hatten Politik und Vergnügen schlussendlich nichts miteinander zu tun.
"Nun, ich kann noch immer nicht na'hvollziehen, welchen konkreten Anlass du siehst, in eben unserem Jahr und in Anbetracht des gegenwärtigen Status beider Gesellschaftsschichten die dräuende Fährnis eines Ständeaufstandes ob dieses seit vielen Jahren bestehenden Paragraphen zu befürchten, doch allfällig mag dies daran liegen, dass ich dem patrizischen Stande entstamme und wohl einer der letzten Männer sein werde, welchen ein Aufstand der Plebejer zur Kenntnis gelangt. Sofern in dieser Hinsicht Anlass zur Sorge besteht, würde ich es begrüßen, wenn du dies den Consuln mitteilen wirst, denn sol'herlei Strömungen werden sich wohl kaum mit der Öffnung des curulischen Aedilates kalmieren lassen."
Obgleich der Flavier diese Frage nach einem konkreten, relevanten Grund der angestrebten Gesetzesänderung nicht beantwortet sah, gab es für ihn keinen weiteren Anlass weiter zu urgieren.
"Dies soll jedoch nicht Gegenstand dieser Diskussion sein. Gibt es weitere Äußerungen in Hinblick auf den Vor..schlag Senator Iulius'?"
lehnte er sich sodann zurück. -
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Wie kaum anders zu erwarten war es der hinter der Türe stets nachdenkliche, vor der Türe stets ruppige Ianitor Acanthus, welche die Porta öffnete und den Davorstehenden kritisch, ja geradezu abschätzig musterte.
"Wer bist du und was willst du?" murrte er ihm sodann entgegen, da der junge Mann zwar recht ordentlich, aber eben nicht wie ein Senator oder hoher Beamter aussah.
IANITOR - VILLA FLAVIA -
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"Und nun, hochverehrte Zuschauer, kommen wir zum ersten Fall dieses Tages. Die Verteidigung übernimmt Marcus Severus, aus der Familie des Marcus Helvetius Vindex, der auch so wohlbekannte Herren wie die Senatoren Titius Helvetius Geminus oder Caius Helvetius Tacitus entstammen. Beste Voraussetzungen also für Helvetius Severus seinen Klienten zu verteidigen, der kein geringerer ist als Orestes, Sohn des Königs Agamemnon von Mykene und der Klytaimnestra!"
Einige Ausrufe des Erstaunens und der Belustigung unterbrachen Calpetanus kurz, dann fuhr er fort, erst zu den Iudices gewandt.
"Hohes Gericht!"
Dann wieder zu den Zuschauern hin.
"Und werte Zeugen! Dereinst wollten die Stämme Achaias in den Krieg gegen Troja ausziehen - die näheren Umstände sind für diesen Fall nicht weiter relevant -, doch heftige Winde hinderten sie am Auslaufen aus dem Hafen. Ein Seher wurde daher zu Rate gezogen und er sah, dass die Götter erzürnt waren! Nur wenn der König von Mykene, Agamemnon, seine Tochter Iphigenie opfern würde, könnte dies die Götter besänftigen - Iphigenie, die Schwester des Orestes. So geschah es - und tatsächlich flauten die Winde ab und die Männer konnten endlich in den Krieg ziehen - auch diese weiteren Umstände sind für den Falll nicht weiter relevant, außer dass Agamemnon nach vielen Jahren erfolgreich in seine Heimat zurückkehrte."
All dies unterstrich er mit großen Gesten, so als müsse er selbst schon das Publikum überzeugen.
"In dieser Heimat jedoch hatte längst seine Gemahlin Klytaimnestra gemeinsam mit ihrem Geliebten Aigisthos Rache für die Opferung ihrer Tochter ersonnen. Gemeinsam ermordeten sie Agamemnon, sowie die Seherin Kassandra, welche der König als seine Konkubine aus Troja mit sich gebracht hatte. Aigisthos trachtete nun auch danach, Orestes, den Erben des Agamemnon zu töten. Nur durch eine List seiner Amme, welche statt des Königssohn ihren eigenen Sohn dem Thronräuber aushändigte, konnte Orestes überleben. Von seiner Schwester Elektra wurde Orestes zu Strophios, dem König von Phokis und Gatten der Anaxibia, einer Schwester des Agamemnon, gesandt, wo er gemeinsam mit dessen Sohn Pylades erzogen wurde."
Er blickte fragend hinab in das Publikum.
"Ihr seht noch keinen Punkt für die Anklage? Dann hört gut zu wie die Geschichte weiter geht! Jahre später kehrte Orestes als junger Mann in seine Heimat zurück. Dort teilte Klytaimnestra noch immer Thron und Bett mit Aigisthos und hielt ihre Tochter Elektra einer Sklavin gleich. Als eines Tages eben diese Elektra am Grab des Vaters ein Opfer darbrachte, traf sie dort auf den verschollenen Bruder, welcher sich ihr zu erkennen gab. Elektra bat Orestes, den Mord an ihrem Vater zu rächen. Auch sein Freund Pylades bestärkte ihn in diesem Ansinnen und ein Orakelspruch aus Delphi wies ihm den Weg, so dass er schließlich einwilligte. Als Herold des Strophios verkleidet zog Orestes nach Mykene und verkündete den Tod des Orestes und dass er dessen Asche zurück in die Heimat bringen sollte. Erfreut über diese gute Nachricht ließ Klytaimnestra nach Aigisthos schicken, dem nun niemand mehr den Herrschaftsthron streitig machen würde. Orestes jedoch passte den Liebhaber seiner Mutter ab und tötete Aigisthos. Kein Flehen und kein Appell konnten hernach Klytaimnestra noch helfen, Orestes tötet auch seine Mutter ohne Zögern!"
Wieder wandte sich Calpetanus den Iudices zu.Daraufhin erhob sich Gracchus.
"Die Anklage wird im Namen des Aletes, Sohn des Aigisthos, geführt und lautet auf Muttermord und Mord. Der Advocatus des Angeklagten Orestes, Sohn des Agamemnon - Marcus Helvetius Severus - möge vortreten zu seiner abschließenden Verteidigung." -
Da er den Wortwechsel forciert hatte, nahm sich der Consul wiederum das Recht als erster darauf zu entgegnen.
"Ich mag deiner Argumentation, dass die Modifizierung unserer Gesetze sich nicht zum Besseren hin wendet, nicht zustimmen, bin ich doch überzeugt davon, dass der Senat überaus umsi'htig und wohlüberlegt bei solchen Gesetzesänderungen vorgeht. Nur weil eine Konstellation viele Jahre hinweg im Senat überdauerte, ehedem sie revidiert wurde, heißt letztendlich nicht, dass sie gedeihlich war - man denke nur etwa an die Zulassung von Frauen zu Ämtern des Cursus Honorum, welche zufällig in jenen Zeitraum fällt, in welchem die von dir genannten Männer plebeischen Standes ihr curulisches Aedilat be..kleideten."
Auch Gracchus schätze die kurze Pause sehr, insbesondere bei einem Thema solchen Ausmaßes wie das der Frauen im Senat, welches zweifelsohne dem ein oder anderen Anwesenden buchstäblich die Fußnägel aufrollen mochte - auch wenn es nichts weiter zur Sache beitrug als schlichtweg zu untermauern, dass nicht alles gut war, was über längere Zeit hin andauerte ehedem es korrigiert wurde.
"Gleichwohl erscheint mir im Sinne des Ständeausgleiches allfällig angemessen für das Jahr 387, doch - und hierbei muss ich dir in aller Ausdrückli'hkeit zustimmen, Senator Iulius - bin ich wie du der Ansicht, dass wir ein Senat des Jahres 866 sind. Und in diesem Jahre frage ich mich wahrlich, mit welchem Maße hier gemessen werden soll, um einen Ausgleich zu schaffen? Viel mehr scheint es mir, die Minderheit der Patrizier, welcher im Curus Honorum, sowie im Senat - wie übrigens auch in vielen anderen relevanten Be..reichen des Lebens - nicht mehr und nicht weniger Rechte und Pflichten zustehen als jedem anderen auch, in ihrem Vorankommen zu obstruieren! Wie sonst ist es zu verstehen, dass du zwar das curulische Aedilat für beide Stände öffnen willst, glei'hsam für das des Aedilis Plebeii weiterhin nur Männer aus plebeischem Stande kandidieren dürfen? Sofern Plebeier von keinem Amt des Cursus Honorum ausgeschlossen und exkludiert gehören"
, wiederholte der Flavier die Forderung des Iulius.
"Gilt gleiches auch für Patrizier."
Und weitete das Ansuchen damit zu einer Grundsatzdiskussion aus. -
Einen Augenblick erwog Gracchus einige Worte über die Ruhe nach dem Sturm, der gen Norden weitergezogen war, unterließ es jedoch letztendlich.
"Gewichtige Änderungen würde ich selbstredend mit dir abstimmen, Augustus. Indes, wie in meiner Kandidaturenrede angekündigt, habe ich tatsä'hlich keine großen Änderungen im Sinn. Zweifelsohne können unsere Gesetze stets optimiert werden, doch es widerstrebt mir den Senat mit Lappalien zu beschäftigen, solange diese Gesetze in der Praxis keinerlei Missstände ver..ursachen, da sie mit Verstand und Bedacht ohnehin so ausgelegt und angewendet werden wie es sinnvoll ist."
Im Zweifelsfalle in oberster Instanz, welcher der Flavier in seiner Naivität ebenfalls zutraute mit Verstand und Bedacht zu urteilen - entgegen jeglicher vorheriger Erfahrungen.
"Nun, tatsächlich ist mir bisherig nur zu Ohren gekommen, dass der Senat durchaus zufrieden ist mit seiner Wahl des Augustus"
, bezog er sich sodann auf die Offenheit.
"Selbst den stets griesgrämigen Grantlern fehlt es an einer Angriffsfläche, insbesondere da auch die wirtschaftliche und militärische Stabilität Roms gesi'hert scheint. Dieses ewige Missfallen wird sich auf lange Sicht allfällig in andere Bahnen lenken, doch derzeit ist es wohl kaum beachtenswert." -
Flavius Gracchus beteiligte sich weder an den "Uhh"s und "Oohh"s, noch an Applaus oder grimmigem Gemurmel - schlussendlich war er bereits durch das Schreiben des Iulius darauf vorbereitet gewesen, was dieser plante. Er wartete ein wenig, ob der ein oder andere Senator einen Wortbeitrag zu vermelden hatte, als dies indes nicht der Fall war, ergriff er selbst das Wort.
"Vielen Dank, Senator Iulius, für diesen kurzen Ausflug in die Historie. Indes ist mir nicht gänzlich ersichtlich, was genau du nun als substantiierte Grundlage deiner Änderungsinitiative betra'htest. Im Laufe unserer Geschichte wurden zahllose Gesetze ersonnen, modifiziert oder gar verworfen. Seitdem die curulische Aedilität geschaffen wurde war sie Änderungen unterworfen - von der Restriktion auf den patrizischen Stand zur Öffnung für Plebejer, zurück zur Re..striktion. Zweifelsohne gab es bei der Festsetzung des Paragraphen 53 des Codex Universalis gute Gründe, diese Restriktion wieder einzuführen. Welchen Grund also siehst du nun, dies zu ändern? Welchen Missstand sollte dies beseitigen, welchen Nutzen für Rom bringen?" -
Gemeinsam mit der Augusta und Decimus Serapio an seiner Seite betrat Gracchus die Rostra. Es lag ihm wenig daran, sich selbst in den Vordergrund zu drängen, gehörte dieser Tag doch viel mehr den Rednern, doch als Ausrichter dieses Ereignisses bedurfte es einiger Worte. Während seine beiden Iudices auf den Scherenstühlen Platz nahmen, trat der Consul nach vorn.
"Römer und Römerinnen, Freunde und Gäste unserer Stadt! Kunst und Kultur sind es, welche uns über die übrige Welt erheben, welche unser Reich zu Größe und Glanz geführt haben. Zweifelsohne auch die Strategien unserer Feldherren und die Disziplin unserer Soldaten, doch während unsere Feinde sich stets im Kampf mit uns zu messen suchten und uns bisweilen dur'haus das ein oder andere Mal zu fordern vermochten, so konnte doch niemals auch nur einer von ihnen unserer Kultur das Wasser reichen! Unsere Vorfahren brachten diese Kultur des Wortes mit aus ihrer Heimat, und obgleich ich den Wert ihres Könnens nicht schmälern möchte, so steht doch un..bezweifelt fest, dass die Kunst der Rede erst auf römischen Boden zu ihrem Höhepunkt gelangt ist, weshalb sie uns nicht zuletzt als die höchste der Künste gilt!"
Bisweilen schien dies zwar in Vergessenheit zu geraten, doch an der Tatsache selbst änderte dies nichts.
"Es ist mir daher ein besonders großes Vergnügen euch diesen Wettstreit präsentieren zu dürfen, in welchem die Talente unserer Stadt sich in dieser Kunst messen und sie unter Beweis stellen werden. Dem Gewinner werden nicht nur das Ansehen und die Be..wunderung zuteil werden, er wird ebenso ein kleines Präsent in Form einer vergoldeten Statue der Kalliope erhalten, dass diese fortan ihm als Muse zur Seite stehen kann, sowie 1000 Sesterzen."
Auch dem Zweit- und Drittplatzierten würde ein Gewinn zustehen, doch da Gracchus aus seiner eingeengten Perspektive flavischen Wohlstandes den Wert des Geldes nie zu schätzen war gezwungen gewesen, erachtete er dies als nicht weiter erwähnenswert.
"Calpetanus wird euch nun den weiteren Ablauf erläutern."[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/redner.jpg]
"Unser Consul, Manius Flavius Gracchus!" applaudierte der Maître de Plaisir den Flavier zu seinem Richterstuhl, ehedem er sich wieder an das Publikum wandte.
"Fünf Gerichtsfälle erwarten euch heute - aber keine Bange, das langweilige Blabla, das wer und wieso und warum, das aber und sowieso ersparen wir uns! Um es euch und den Kandidaten einfacher zu machen geht es um Fälle, die euch allen bekannt sein werden - große Dramen und Verbrechen aus der griechischen Mythologie. Um eurer verstaubtes Wissen aufzufrischen werde ich euch natürlich zu jedem Fall eine kurze Zusammenfassung schildern, danach wird der Iudex Flavius die Anklage verlesen. Und dann ist es endlich so weit, dann kommt worauf ihr alle wartet - die großartige Verteidigung eines unserer Kandidaten! Nach dieser Rede steht es dem Richtergremium frei, Nachfragen zu stellen - und natürlich steht es euch frei, liebe Zuschauer, den Richtern dabei zu helfen!"
Das war im Programm des Flavier zwar so nicht vorgesehen, doch Calpetanus war dazu angehalten, die Zuschauer bei Laune zu halten und dies geschah am besten durch Beteiligung.
"Nachdem alle Gerichtsfälle gehört wurden, werden sich die ehrenwerten Richter zurückziehen und beraten und sodann den Gewinner bekannt geben. Doch lasst uns nicht an das Ende denken, bevor wir nicht das Vergnügen hatten! Hochverehrtes Publikum, der ehrenvollen und anspruchsvollen Aufgabe, die Verteidigung außergewöhnlicher Verbrechen zu übernehmen haben sich heute gestellt: Marcus Scipio aus dem Hause der Decimi, Marcus Severus aus dem Hause der Helvetii, Marcus Maro aus dem Hause der Octavii, Quintus Rufinus aus dem Hause der Petilii und Galeo Plautus aus dem Hause der Sergii. Ein Applaus für unsere Teilnehmer bevor wir uns dem ersten Gerichtsfall zuwenden werden!" -
[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/redner.jpg] Als der rechte Zeitpunkt gekommen war ertönten einige Fanfarenstöße, um die Zuschauer zur Ruhe zu bitten. Ein gewichtiger Mann in einer mit floralen Mustern bestickten Toga betrat die Rostra und nahm Position an der Brüstung ein und verkündete mit weithin erschallender Stimme: "Willkommen, willkommen hochverehrte Zuschauer zum Kampf der spitzen Zungen, zur Meisterschaft analytischer Argumentationen, zum großen Wettstreit der Rhetoren, der euch präsentiert wird von unserem Consul Manius Flavius Gracchus!"
Ein kurzer Fanfarenstoß unterstrich dies.
"Werdet hier und heute Zeugen des Gerichtes über die großen Verbrechen der Mythologie und wie die jungen Redner-Talente Roms all ihr verbales Können und analytisches Geschick aufbringen, um die Angeklagten zu verteidigen! Möge der Beste der Besten die Richter überzeugen."
Noch einmal ein Fanfarenstoß.
"Und nun, werte Zuschauer, die ehrenwerten Iudices des Iudicium Rhetoricum! Die erhabene Augusta Veturia Serena, eine große Förderin von Kunst und Kultur, deren Abstammung ein findiger Geschichtsgelehrter bis zu den Musen zurück verfolgt haben soll!"
Fanfarenstoß!
"Der Praefectus Praetorio Faustus Decimus Serapio, der bei seiner Amtserhebung nicht nur gezeigt hat, dass die Feinde Roms Grund genug haben vor seiner Lanze zu erzittern, sondern ebenso vor seiner Zunge!"
Fanfarenstoß!
"Und als Iudex Prior der Consul Manius Flavius Gracchus, von dem man munkelt, dass er Wörter schmecken kann, weshalb er nur die deliziösesten in den Mund nimmt!"
Fanfarenstoß! -
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Der Platz ist vergeben, das Spektakel hat indes begonnen: Der Wettstreit der Rhetoren
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Zu Kreon hin, welcher noch immer auf der Bühne verharrte, wurde von einem Knaben der blinde Seher Teiresias herangeführt - die Augenhöhlen seiner Maske mit einem Tuch verbunden. Von schlechten Zeichen wusste er zu berichten, von angriffslustigen Vögeln, von Feuern, welches auf den Altären nicht mehr in die Höhe stieg und den Göttern, welche die Annahme von Gebet und Opfer verweigerten. Denn besudelt seien die Altäre von Leichenteilen des Polyneikes, welche Vögel und Hunde dorthin hatten geschleppt, ob dessen der Seher Kreon aufforderte, Polyneikes zu bestatten. Der Herrscher indes beharrte auf seinem Verbot, verdächtigte noch Teiresias bestochen worden zu sein, ob dessen erst der eine, dann der andere in Zorn geriet. Den baldigen Tod des Kreon sagte der Seher voraus und dass auch die Unterweltgötter noch das Leben eines seiner Blutsverwandten zur Strafe der Missachtung ihrer Gesetze würden fordern. Sodann wandte er sich ab und ließ von dem Knaben sich nach Hause - von der Bühne - führen.
"Der Mann, o Fürst, enteilte, Graun verkündigend; Und wir erfuhren nimmer, seit mir weißes Haar anstatt des schwarzen dieses Haupt umgossen hat, daß dieser jemals Lügen für die Stadt gesagt!" warnte der Chorführer den Kreon, dass Teiresias' Vorhersagen stets zur Wahrheit geworden waren. Er riet dem Herrscher, Antigone aus der Gruft zu entlassen und Polyneikes zu bestatten.
Auch Kreon kannte die Wahrheit über den Seher und stimmte letztendlich unter großer Überwindung zu, dem Rat zu folgen. Er trat von der Bühne ab mit der Intention Antigone zu befreien.Der Chor besang derweil den Gott Dionysos und dessen Verbindung mit der Stadt, bat ihn mitsamt seinem Gefolge - den Bacchantinnen - Theben von der schweren Krankheit zu befreien, welche die Stadt hatte befallen.
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Consul
Manius Flavius Gracchuslädt ein zum
Wettstreit der Rhetoren
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Erlebt wie die talentiertesten Nachwuchsredner Roms in der Kunst der Rhetorik brillieren und Verbrechen der Mythologie vor Gericht verteidigen! Können sie die Richter - und euch - von der Unschuld ihrer Mandanten überzeugen?
Als Richter des iudicium rhetoricum wurden berufen die ehrenwerte Augusta Veturia Serena, der wortgewandte Praefectus Praetorio Decimus Serapio und der Consul Flavius Gracchus.
ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLXVI A.U.C. (20.4.2016/113 n.Chr.)
auf der Rostra des Forum Romanum! -
Der Tag vor den Parilia war ein ausgesprochen schöner Tag, die Sonne benetzte die Täler zwischen den Hügeln mit ihrem warmen Hauch, zwischen dem zarten Grün frischer Blätter und den aufkeimenden Knospen der Bäume zwitscherten die Vögel um die Wette und Rom erstrahlte in einem matten Glanz, welchen auf diese Art und Weise nur der Frühling nach der Tristesse des Winters hervorzubringen vermochte. Für den Geburtstag der Stadt am kommenden Tage waren allerorten bereits Blumengirlanden und Gestecke zur Zierde angebracht, und auch - und insbesondere - das Forum Romanum zeigte sich in all seiner Pracht. Auf und um die Rostra herum war in der Nacht noch ein wenig mehr Aufwand betrieben worden - die Reiterstatuen waren Lorbeer-bekränzt, Blumengirlanden zierten die Brüstung und die Schiffsschnäbel darunter waren poliert worden. Quer zu den Säulen der Tetrarchen und des Iupiters waren drei Scherenstühle aufgebaut, welche mit bequemen Kissen ausgepolstert waren. Vor dem Comitium und vor dem Brunnen des Servilius waren Tribünen errichtet worden, auf welchem Platz war für einige Ehrengäste - darunter der Augustus und der Caesar, einige Consulare und Praetorier, sowie die Gemahlin des Consuls Flavius - Aurelia Prisca - und die Familie des Praefectus Praetorio - Decimus Livianus und seine Gemahlin Aelia Vespa, sowie seine Verlobte Quintilia Valentina. Dazwischen - auf dem weitläufigen Platz vor der Rostra - hatten sich bereits eine Menge Zuschauer eingefunden, denn kaum jemand wollte sich dieses Spektakel des Wettstreits der Redner entgehen lassen!
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Da Gaius Annaeus Agrippa seit dem 25.3. nicht mehr im Forum war und auch seine PNs nicht gelesen hat, ist noch ein Platz beim Wettstreit der Rhetoren frei!
Der Kandidat würde die letzte Rede halten, so dass SimOff noch ausreichend Zeit bleibt, sich vorzubereiten.
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Zitat
Original von Aurelia Prisca
...
"Ich bin so stolz auf dich. … Dieses Schauspiel gefällt dem Volk. … Es liebt dich. … Gib ihm mehr von diesen Spektakeln und der Kaiser wird nicht anders können, als dich ebenso zu verehren, wie das Volk von Rom es tut und … so wie ich es tue"
...
Wahrlich war die arme Antiogne nicht zu beiden in ihrem Los auf der Bühne, doch gerade dieses Kalamitäten und die daraus erwachsende Wehmut in ihrer Klage gereichten dazu, Gracchus überaus zu gefallen. Wären die Gesichter der Schauspieler hinter ihren Masken zu sehen gewesen, zweifelsohne hätte er an ihren Lippen gehangen, so indes blickte er nur gänzlich verklärt hin auf die ausfüllende Gestik und ließ sich von den im Theaterrund widerhallenden Worten fesseln. Erst zum Chor hin entspannte er sich wieder ein wenig und lehnte sich zurück, alsbald indes gefesselt von den Worten seiner Gemahlin. ‘... dich ebenso zu verehren ... so wie ich es tue‘. Er blickte sie ein wenig irritiert an, stets verunsichert von allzu weiblicher Emotionalität, welche deutlich auch in ihren Augen lag. Im ersten Augenblicke fragte er sich, womit er diese Frau nur verdient hatte, im nächsten gemahnte er sich, dass er sie nicht verdient hatte, dass der Mord an einem Kaiser sie aneinander hatte gezwungen. Ein leises Seufzen echappierte seiner Kehle, denn wie sehr auch irgendwer ihn liebte oder verehrte - dies alles geschah nur unter dem Deckmantel einer großen Lüge. Abgesehen von Faustus, doch dies wiederum geschah unter dem Deckmantel einer anderen Lüge.
“Ich ...“
, begann er ein wenig unbeholfen, begann darob noch einmal neu.
“Nun ... dies alles ... wäre nicht mögli'h ohne dich, meine Liebe.“
Was letztendlich nur der Wahrheit entsprach, denn ein Consul ohne Ehefrau war nun einmal nicht denkbar - war insbesondere in patrizischen Kreisen eine regelrechte Absurdität.
“Der Wettstreit der Rhetoren wird das nächste Spektakel sein, die Redner sind bereits in ihren Vor..bereitungen. Deplorablerweise wirst du dabei nicht an meiner Seite erstrahlen können, denn das Volk fordert unabhängige Ri'hter, doch zweifelsohne wird dein Glanz auch von der Ehrentribüne auf mich herabstrahlen.“