Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/redner.jpg]
    "Ah, da bin ich doch wahrlich froh, dass die Zeit der Zauberkünste vorüber ist, sonst wäre kein Mann mehr sicher in Rom! Vor allem nicht, wenn die Frauen einen Verteidiger wie Marcus Octavius Maro an ihrer Seite hätten! Eine großen Applaus für eben diesen!"
    dramatisierte Calpetanus mit großer Geste.
    "Vielen Dank Marcus Octavius Maro!"
    Nachdem jener die Rostra verlassen hatte, trat Calpetanus weiter vor.
    "Nun denn, ich hoffe ihr seid weiterhin aufnahmefähig verehrte Zuschauer. Doch ich sehe, es mangelt euch an nichts, der Weihnhändler verlässt schon wieder die Reihen und die Frau mit den Trauben hat auch alles verkauft! Darum lasst uns gleich zum unserem vierten Fall schreiten!"
    Er lies noch einmal eine kurze Pause folgen.
    "Die nächste Verteidigung übernimmt Galeo Plautus aus dem Hause Sergius, welches seine Geschichte bis hin zu Sergestes, dem Gefährten des Äneas zurückverfolgen kann! In diesem Sinne ist es höchste Zeit, dass diese Gens mit großen Reden wieder von sich Reden macht und wer könnte dies besser erreichen als ein Mann der den Namen eines der größten Dichter aller Zeiten trägt!? Sergius Plautus übernimmt die Verteidigung des Oedipus, Sohn des Königs Laios von Theben und der Iokaste!"
    Zweifelsohne war auch diese Geschichte den meisten Zuschauern bekannt, doch auch hier wurde der Tatbestand noch einmal zusammen gefasst.
    "Hohes Gericht, werte Zeugen! Einst hatte König Laios die Gastfreundschaft des Königs Pelops missbraucht, aufgrund dessen er von diesem verflucht worden war. Da Laios und seine Frau Iokaste lange Zeit kinderlos geblieben waren suchte der König das Orakel von Delphi auf, welches ihm den Flucht offenbarte: Kein Sohn sollte ihm je geboren sein und falls doch, würde er selbst durch dessen Hand sterben und sein Sohn die eigene Mutter heiraten. Bald darauf bekam Iokaste einen Sohn und um dem Fluch zu entgehen beschlossen sie, das Kind sterben zu lassen. Sie ließen dem Neugeborenen die Füße durchstechen, zusammenbinden und es im Gebirge aussetzen. Der Bote jedoch hatte Mitleid mit dem Kind und übergab es einem vorbeiziehenden Hirten aus Korinth. So gelangte das Neugeborene bis zum König Polybos von Korinth, welcher es mit seiner Gemahlin Merope adoptierte und es Oedipus nannte. So wuchs Oedipus in Korinth auf und befragte eines Tages durch einen Ausspruch seines vermeintlichen Vaters beunruhigt das Orakel von Delphi, wer seine wahren Eltern seien. Das Orakel gab keine Antwort auf seine Frage, verkündete ihm jedoch, dass er seinen Vater töten und seine Mutter zur Frau nehmen werde. Um dieser Prophezeiung zu entgehen, verließ Oedipus Korinth. Auf seiner Reise traf er an einer engen Weggabelung im Gebirge auf einen Wagen, der ihm den weiteren Weg versperrte. Polyphontes, der Fahrer des Wagens, forderte ihn auf, mit seinem Gespann Platz zu machen und als Oedipus dem nicht nachkam, tötete Polyphontes schlichtweg eines seiner Pferde. Aus Zorn tötete Oedipus daraufhin den Polyphontes, sowie dessen Passagier - König Laios von Theben."
    Den Titel des Königs betonte Calpetanus hier ganz besonders.
    "Nach Laios' Tod übernahm dessen Schwager Kreon die Herrschaft über Theben. Zu dieser Zeit lebte auch die Sphinx nahe der Stadt und lauerte Reisenden auf, verschlang jeden, der ihr Rätsel nicht lösen konnte. König Kreon versprach jenem, welcher das Ungeheuer tötete, den Thron Thebens und dazu seine Schwester Iokaste zur Frau. Der gute Oedipus war nicht auf den Kopf gefallen und vermochte das Rätsel zu lösen, woraufhin die Sphinx sich in das Meer stürzte. Zur Belohnung wurde Oedipus zum König von Theben ernannt und heiratete Iokaste - seine eigene Mutter. Er zeugte mit ihr vier Kinder - Eteokles, Polyneikes, Antigone und Ismene."
    Hier wiederum bemühte Calpetanus sich um die Neutralität des Gerichtes, wenngleich ihm dies aus diesmalig nicht ganz gelingen wollte.
    "Nach vielen Jahren brach in Theben eine Seuche aus und das Orakel von Delphi verkündete, dass der Mörder des Laios gefunden werden müsse, um die Stadt von der Seuche zu erlösen. Der Seher Teiresias verkündete die Wahrheit, dass nämlich dies Oedipus sei und auch dieser konnte sich bei genauem Bedenken der Vorfälle dieser Wahrheit nicht entziehen. Iokaste erhängte sich aus Gram und Oedipus stach sich die Augen aus."
    Calpetanus schüttelte sich bei dieser Vorstellung und blickte mit großen Augen zu den Richtern.


    Daraufhin erhob sich Gracchus wiederum kurz zur Verkündung der Anklage.
    "Die Anklage wird im Namen Kreons, König von Theben und Bruder der Iokaste, geführt und lautet auf Vatermord und Schändung der eigenen Mutter."

    Ein schmales Lächeln umspielte Gracchus' Lippen bei der Eröffnung des Octaviers, welche noch nicht sich auf den Fall bezog, sondern den Wettstreit selbst, was zweifelsohne durchaus ein kluger Schachzug war. Hernach verknüpfte er für seine Argumentation römische Werte mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur was in sich zweifelsohne schlüssig war - und obgleich dies bereits die dritte Rede war, so ließ die Aufmerksamkeit des Consuls nicht nach. Guten Reden oder Geschichten konnte er endlos lauschen.
    "Auch dir, Marcus Octavius Maro, vielen Dank für deine Verteidigungsrede. Zweifelsohne hat auch Medea gute Chancen, vor unserem Gericht freigespro'hen zu werden. Wir haben keine weiteren Fragen zu deiner Verteidigung."
    Letzteres war im Grunde bereits unerheblich. Sie hatten sich entschieden, keine Fragen bei den beiden ersten Reden zu stellen, so dass es ob der Chancengleichheit nur recht war, dies auf halbem Wege nicht mehr einzuführen.

    Wie angekündigt, fuhr der Consul fort:
    "Wir stimmen ab über den ersten Absatz des Paragraphen 53 des Codex Universalis. Die angestrebte Änderung lautet"
    , und las diese sorgfältig beton - und darob beinahe langsam - vor:


    Codex Universalis
    Pars Sexta - Ämter des Cursus Honorum


    § 53 Aedilis
    1) Das Amt des Aedilis Plebis ist nur römischen Bürgern plebejischen Standes zugänglich. Das Amt des Aedilis Curulis hingegen steht sowohl römischen Bürgern plebejischen als auch patrizischen Standes offen.


    "Ich bitte um Handzei'hen der Zustimmung ( :dafuer:) oder Ablehnung ( :dagegen:)."


    Sim-Off:

    Letzte Stimmabgabe am 17.05.2016 um 23:59 Uhr

    "Ah, Corsica, eine wunderbare Insel"
    , kommentierte Gracchus eben diese, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, sich über das Leben auf dem Meer äußern zu müssen - da dieses ihm bereits für die kurze Verweildauer einer Reise - etwa nach Achaia - ein schreckliches Grauen war.
    "Selbstredend indes kein Vergleich zu Roma"
    , lächelte er.
    "Dein Ansinnen ist überaus respektabel, tü'htige Männer finden immer einen Platz in Rom, wiewohl die Möglichkeiten schier grenzenlos sind. Verwaltung, Cultus Deorum, eine der Stadteinheiten oder gar der Weg in die Politik - was ist es, das du dir vorgenommen hast?"

    Deplorablerweise bin ich diese Woche anderweitig ein wenig mehr in Anspruch genommen, dies wird sich erst nach dem Wochenende wieder ändern. Ich versuche noch einige Beiträge heute aufzuholen, für alles andere bitte ich um Geduld.

    "Vielen Dank, Augusta, so freue mich bereits noch ein wenig mehr auf diesen Wettstreit. Tatsä'hlich muss ich gestehen, dass man mir zweifelsohne auch ein wenig Eigennutz vorwerfen kann"
    , fügte er mit einem verschmitzten Lächeln an.
    "Gibt es doch kaum eine Kunst, welche mir ergötzlicher ist als jene des Wortes, sei es in Form des Trivium als Teil der Artes Liberales oder aber in Form von Theater und Dichtung."
    Das neuerliche Angebot ihrer Unterstützung quittierte er mit einem dankbaren Nicken, denn zweifelsohne war der Einfluss der Augusta in diesem Reiche nicht gering zu schätzen und mochte darob durchaus irgendwann einmal hilfreich sein - und sei es nur, ihren Gatten zu weiterer Förderung von Kunst und Kultur anzuhalten.
    "Meine Gemahlin wird zweifels..ohne ebenso große Freude empfinden wie ich selbst über diese Einladung, ob dessen ich sie gerne annehme. Schwebt dir bereits ein Datum dafür vor?"
    Es war dies nicht übertrieben, denn Prisca liebte die feine und einflussreiche Gesellschaft - so gut kannte er seine Gattin dann doch, um dessen sich sicher zu sein.

    "Augenscheinlich nicht"
    , beschloss der Consul die Diskussion, da keine weiteren Wortmeldungen getätigt wurden, nur das ein oder andere Kopfschütteln zu sehen war.
    "Senator Iulius Dives, die von dir angestrebte Änderung wurde zur Diskussion gestellt, öffentlich geäußert hat sie nur Ablehnung erlangt. Möchtest du denno'h eine Abstimmung darüber forcieren?"
    Ohne jeglichen Zuspruch, nicht einmal seines Patrones, war dies zweifelsohne gewagt, gleichwohl wäre es nicht das erste Mal in der Geschichte des Senates, dass eine schlafende Zustimmung getroffen wurde.

    Abwartend blickte der Consul durch den Senat, ob auf diese oder die vorangegangenen Worte noch eine weitere Meldung kam. Augenscheinlich schien dies nicht so, doch Gracchus wollte keine Überlegungen unterbinden, welche ein wenig länger mochten dauern, darob fragte er schlichtweg:
    "Gibt es noch weitere Wortmeldung zu Senator Iulius' Vorschlag?"

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/redner.jpg]


    "Ganz vorzüglich!" ereiferte sich Calpetanus. "Einen Applaus für Marcus Decimus Scipio - und einen extra Applaus für seine ganz entzückende Helena!"
    Eben dieser Helena blickte er ein wenig anzüglich hernach.
    "Vielen Dank, Decimus Scipio!"
    Als die beiden die Rostra verlassen hatten eröffnete Calpetanus sogleich den nächsten Fall.
    "Die nächste Verteidigungsrede führt Marcus Maro aus dem Hause des Oppius Octavius Ecidius, welche so großartige Redner wie Cicero Octavius Anton und Gaius Octavius Victor hervorgebracht haben. Auch wenn Octavius Maro selbst derzeit im Dienst der Cohortes Urbanae steht, so wird er uns hier und heute zweifelsohne zeigen, dass er seinen Verwandten in nichts nachsteht! Er übernimmt die Verteidigung der Medea, der zauberkundigen Tochter des Königs Aietes von Kolchis und der Eidyia, Priesterin der Göttin Hekate."
    Als er den Namen der dunklen Göttin ausrief weiteten Calpetanus' Augen sich theatralisch.
    "Einst kamen Iason und seine Argonauten von Iolkos nach Kolchis, um im Auftrag von König Pelias das Goldene Vlies zu beschaffen. Dieses war der wertvollste Besitz Medeas Vater und wurde von einem grässlichen Drachen bewacht! König Aietes stellte Iason und seinen Männern als Bedingung der Übergabe eine unlösbar schwere Aufgabe mit dem Hintergedanken, dass Iason bei der Erfüllung ohnehin den Tod finden würde. Doch Medea verhalf ihm mit ihren Zauberkünsten die Aufgabe zu bestehen, so dass Iason die Prüfung überlebte. Aietes jedoch wollte das Vlies dennoch nicht herausgeben und plante heimlich die gesamte Mannschaft der Argo zu töten. Medea, die diesen Plan kannte, verhinderte dies, indem sie Iason einweihte und diesem erneut halft. Sie schläferte den wachenden Drachen ein, so dass die Argonauten das Vlies stehlen und heimlich gen Iolkos zurück segeln konnten. Medea, welcher von Iason die Ehe versprochen war, segelte mit ihnen. Um die Verfolger Kolchis' aufzuhalten zerstückelte sie ihren Halbbruder Absyrtos und warf die Teile Stück um Stück vom Schiff, so dass die kolchischen Seeleute gezwungen waren diese Teile einzusammeln, um den Königssohn bestatten zu können. Iason und Medea heirateten, so dass die junge Frau in keinem Fall rechtmäßig in ihre Heimat zurück gezwungen werden könnte. In Iolkos forderte Iason den Thron von Pelias, dessen Bedingung dafür das goldene Vlies gewesen war. Dieser indes, der zuvor den Thron unrechtmäßig von Iasons Vater geraubt hatte, weigerte sich. Da die Argonauten zu wenige und zu schwach waren, um gegen die Truppen des Königs zu kämpfen, erbot sich Medea den Thronräuber mit List aus dem Weg zu schaffen. In einer Verkleidung suchte sie die Töchter des Pelias auf und erzählte ihnen, dass sie ihnen einen Zauber beibringen konnte, um alte Menschen zu verjüngen. Zum Beweis zerstückelte sie einen alten Widder, warf ihn in einen Kessel und heraus sprang ein junges Lämmchen. Begeistert erzählten die Töchter ihrem Vater von dem verjüngenden Zauber, welcher sogleich zustimmte, sich zerstückeln zu lassen, um als junger Mann wiederzukehren. Doch als das Ritual vollzogen war, bleib Pelias' Leib zerstückelt. Medeas List war geglückt und die Argonauten konnten Iolkos einnehmen."
    Hier versuchte er die Neutralität des Gerichtes zu wahren, auch wenn dieser Fall - würde er nicht der Mythologie entspringen - schon recht gräulich war.
    "Iason und Medea zogen weiter nach Korinth, denn dies war das ursprüngliche Königreich des Aietes - Medeas Vater -, welches zu dieser Zeit ohne König war. Iason wurde dort König und zeugte mit Medea zwei Söhne, Mermeros und Pheres, und lebten dort lange Jahre. Die Korinther jedoch sahen in Medea eine barbarische Zauberin, was auch Iason Sorge bereitete. Als König Kreon von Theben ihm die Hand seiner Tochter Glauke anbot, trennte er sich von Medea - denn per Gesetz waren ihre Söhne Fremde, welche das Königreich nicht erben konnten. Medea war wutentbrannt, willigte jedoch der Hochzeit ein und schenkte Glauke ein wunderschönes Kleid. Als jedoch Glauke es anzog, entbrannte es in Flammen und die Königin, ihr Vater und viele Gäste der Hochzeit verbrannten qualvoll. Nur Iason überlebt. In ihrer Rache tötete Medea sodann auch noch ihre beiden Söhne, auf dass Iason diese nie wiedersehen würde, und floh nach Athen."
    Calpetanus nickte und blickte zu den Iudices.

    Dort erhob sich wiederum Gracchus kurz zur Verkündung der Anklage.
    "Die Anklage wird im Namen des Iason, König von Korinth, geführt und lautet auf zweifa'hen Kindsmord."

    "Ah, die neunte Legion! Ja, das waren noch Zeiten damals"
    , lächelte Gracchus versonnen über diese Zeit, in welcher Aristides - in seinen Vorstellungen - große Abenteuer in der Legion hatte erlebt.
    "Ich werde Aristides von deinem Besu'h schreiben, dies wird ihn zweifelsohne erfreuen. Er weilt dieser Zeit auf unserem Landgut in Baiae."
    Dort frönte seinem Vetter einem Leben, welches weiter von jenem in der Legion nicht konnte entfernt sein.
    "Und was führt dich nach Rom, Terentius?"
    Der Flavier griff sich eine der sauer eingelegten Oliven und bot mit einer Handbewegung auch Geminus an, sich aus der Schale zu bedienen.

    An diesem Tage musste der iulische Senator ein wenig länger warten, wurde doch erst dieses und jenes im Senat diskutiert und abgestimmt, bis dass er aufgefordert wurde, sein heutiges Thema darzulegen.
    "Der nächste Punkt der Tagesordnung ist ein Anliegen des Senators Iulius Dives, welches diverse Paragraphen tangiert, darunter Nummer Sieben und Se'hzehn des Codes Universalis, sowie Zweiundvierzig des Iuridicalis, und allfällig einige andere mehr. Sentor Iulius wird die weiteren Einzelheiten zweifels..ohne umfassend explizieren."
    Womit die Senats-Bühne frei war für Iulius Dives.

    Decimus Scipio wählte seine Taktik mit Verweis auf die Götter, was vor einem römischen Gericht allfällig weniger relevant wäre gewesen, in Anbetracht des mythischen Hintergrundes indes durchaus legitim und zweifelsohne geschickt gewählt war. Als die schöne Helena leibhaftig die Rostra betrat und so den göttlichen Zwang unterstrich konnte Gracchus ein schmales Lächeln nicht unterdrücken, wenn auch er weniger die Schönheit der jungen Frau delektierte als mehr die Idee Decimus'. Er ließ seinen Blick kurz über das Publikum schweifen und endete schlussendlich bei seiner Gemahlin, welche auf der Ehrentribüne saß, erwiderte ihr sanftes Lächeln und dachte einen Augenblick, dass in einer erweiterten Fassung dieses Prozess-Stückes die Ehrentribüne der Olymp mochte sein, der Kaiser Iuppiter selbst und Prisca zweifelsohne die Aphrodite. Gleichwohl gemahnte er sich sogleich weiter auf Scipios Rede zu achten, welche noch einmal zu einem emotionalen Höhepunkt anhob, um hernach erwartungsgemäß mit der Forderung nach Freispruch zu enden. Auch zu dieser Verteidigung gab es keine weitere Fragen.
    "Auch dir vielen Dank, Marcus Decimus Scipio. Nach dieser Verteidigungsrede wird es der schönen Helena zweifels..ohne bereits ein wenig leichter ums Herz sein, auch wenn unser Urteil noch ein wenig vertagt werden muss."

    "Ich bedaure, meine Liebe, doch die Götter würden mich strafen, würde ich der Wahrheit mich entziehen und die Grazie, mit welcher sie dich beda'ht haben, nicht anerkennen und laudieren wollen"
    , entgegnete Gracchus die scherzhaften Worte seiner Gemahlin mit überaus ernsthaftem Anklang in seiner Stimme, sein Mundwinkel indes zu einem Lächeln erhoben. Obgleich der Liebreiz des weiblichen Geschlechtes nicht dazu mochte gereichen, ein Verlangen nach körperlicher Vereinigung in ihm zu evozieren, so wusste er doch die Schönheit in aller Couleur zu schätzen - die Äußerliche, wie auch die Innerliche, und insbesondere auch die Kombination von beidem. Als wolle sie dies Bild, welches er von ihr hatte, weiter noch erhöhen, verkündete Prisca sodann, dass sie all seine Urteile würde gut heißen - gefolgt von einem Blicke, welchen der Flavier kaum konnte deuten. Gleichwohl ihre weiteren Worte über gemeinsame Zeit ihn an eine andere Pflicht gemahnten als seine Gemahlin dies wohl intendierte - schlichtweg nämlich mit dieser generell mehr Zeit zu verbringen als er es gegenwärtig tat, denn zweifelsohne musste er sich eingestehen, dass er selbst die familiäre Cena dieser Tage des Öfteren absagte, um am Nachmittage und Abend noch dies oder jenes in Hinblick auf seine Amtsgeschäfte vorzubereiten.
    "Es wird mir eine überaus große Freude sein, den Abend mit dir zu teilen"
    , flüsterte er darob jovial, ehedem er vorerst abgelenkt wurde durch den Schlussakt, welcher noch einmal mit geballter Dramatik konnte aufwarten. Gebannt und erstarrt als würde dies Schicksal ihn selbst betreffen folgte Gracchus dem mannigfachen Tode, der Strophe um Strophe kürte, erschauerte gar für einen Moment als all das selbstgewählte Lebensende ihm Reminiszenzen an seine Mutter, Minervina und Flamma evozierte, deren Wahl zweifelohne wäre erträglicher für ihn wären sie nur aus eben solch hehren Gründen entschwunden wie die Antigone. Tief empfand der Flavier den bitteren Schmerz des Kreon in der Erkenntnis seines Scheiterns und seiner Schuld, welche ihm derart traut schienen dass als der Chor zu seinem Abschluss ansetzte ein feuchter Schimmer über seinen Augen lag. Zuletzt echappierte ein leises Seufzen Gracchus' Kehle mit dem Verklingen des letzten Tones, denn es gab wohl kaum einen ergreifenderen Moment als das Ende einer Tragödie!
    "Ein Stück ... wie das Leben selbst"
    , murmelte er als nach einigen Herzschlägen der Stille der Applaus einsetzte, welchem er beipflichtete und blinzelnd suchte den nachhallenden Alb eines jeden Mannes aus sich zu vertreiben, sich sodann wieder seiner Gemahlin zuwendend.
    "Und es gemahnt nicht nur den Virtutes zu folgen, sondern gleichwohl jeden Augenblicke unseres eigenen Lebens wie das unserer Lieben, welcher uns ver..gönnt ist, zu ästimieren."
    Am Ende schlussendlich konnte niemand vorhersehen, wann die Parzen gedachten, diese Fäden zu durchtrennen.
    "Nach was also gelüstet es dir an diesem Abend, werte Prisca, teuerste Gemahlin?"

    Neuerlich unterbrach ein Sklave Gracchus' kurze Muse. "Caius Terentius Geminus, Herr", stellte er den mit ihm ankommenden Gast vor.
    "Terentius Geminus, willkommen in der Villa Flavia!"
    begrüßte Gracchus jenen, setzte sich ein wenig auf und wies auf die Kline neben der seinen.
    "Bitte, nimm Platz."
    Während der Porta-Sklave wieder aus dem Blickfeld entschwand, trat sogleich ein anderer aus dem Schatten der Säulen des Peristylium, brachte einen Becher für Terentius, welchen er mit verdünntem Wein füllte und auf dem kleinen, marmornen Tisch zwischen den Klinen abstellte. Der Hausherr indes hatte keine Acht für das Inventar, sondern mehr für den - überaus stattlich gebauten - Terentius, welchen er neugierig musterte.
    "Ich muss gestehen, ich war selbst nie in Hispania, doch Freunde unserer Familie sind in diesem Hause stets willkommen, glei'h wo und von wem diese Bande geschlossen wurden. Hast du selbst einen meiner Vettern kennengelernt?"
    Er war allfällig ein wenig zu jung, um direkte Bekanntschaft mit Furianus oder Aristides geschlossen zu haben, doch durchaus alt genug einst einem von diesen im Hause seiner Familie oder in Begleitung eines älteren Verwandten begegnet zu sein.

    Es überraschte Gracchus keineswegs, dass die Augusta nichts dem Zufall wollte überlassen, so dass er sich das Datum in der Vorhalle seines Gedankengebäude ablegte und daran gemahnte, dies nach dem Treffen alsbald seinem Vilicus zu diktieren.
    "Nun, es ist wahrlich nicht vonnöten dies zu ver..gelten"
    entgegnete er auf ihre Frage, denn letztendlich war dies seine Pflicht nicht nur als Pontifex pro magistro, sondern als Römer generell.
    "Indes"
    , schob er sodann mit einem schmalen Lächeln nach, da dieser Gedanke ihm ausgesprochen gut gefiel.
    "Allfällig hast du vernommen, dass ich im Zuge meines Consulates einen Rede-Wettstreit ausri'hten möchte. Es soll eine Art fiktives Gericht auf der Rostra stattfinden, vor welchem Mythen der Historie verhandelt werden, die Kandidaten dabei die Rolle der Advocati übernehmend. Die Iudices werden am Ende den Sieger küren, nicht nach den Regeln der Jurisdiktion, sondern den Regeln der Kunst - in Hinblick auf Ebenmaß und Kunstfertigkeit der Rede, Selektion der Worte und Konstruk..tion der Sätze, Harmonie und Explikation der Argumente. Es ... wäre mir eine überaus große Freude, wenn du eine der drei Richter-Rollen übernehmen würdest."

    Mit einem Lächeln und einem
    “Gute Nacht, Prisca“
    , verabschiedete Gracchus seine Gemahlin aus dem Ehegemach. Er hatte nicht unbedingt intendiert, dass sie alleine hinunter ging, doch letztlich war es ihm recht. Einige Augenblicke ließ er verstreichen, um sicher zu sein, dass sie den Weg hinab bereits angetreten hatte, reflektierte den Tag und die Feierlichkeit, sann darüber nach, weshalb er dies noch alles einmal auf sich nahm. Mit einem Seufzen auf den Lippen erhob Gracchus sich schlussendlich, um sein eigenes Schlafgemach aufzusuchen. Der Ehepflicht war für diese Nacht genüge getan und an einem gemeinsamen Schlafzimmer hatte der Flavier noch nie gefallen finden können. Aus dem Untergeschoss drangen noch immer leise Musik und Wortfetzen empor, ein Lachen dazwischen, von welchem Gracchus nicht sicher war, ob es allfällig von Prisca stammte. Als er die Türe seines Cubiculum schloss und die Geräusche damit verbannte fühlte er sich fremd in diesem Haus, fremd in diesem Leben und seinen Entscheidungen, und als er wenig später die Augen schloss und Schlaf zu finden suchte, war er sich nicht mehr sicher, ob diese Ehe eine gute oder keine gute Entscheidung gewesen war.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Sonderlich überzeugt zeigte sich der Iantior nicht, andererseits auch nicht gänzlich sicher, den Besucher abzuweisen. Acanthus war nie in Hispania gewesen, doch einige Flavier waren es.
    "Warte einen Augenblick, ich werde nachfragen lassen."
    Er schloss die Porta vor Terentius' Nase und schickte einen jungen Sklaven los.


    Wenig später kam der Junge zurück, und der verstörte Ausdruck auf seinem Antlitz wollte Acanthus bereits die Türe öffnen lassen, um den Besucher fort zu senden. Doch es war nicht das Eintreffen des Terentiers, welches augenscheinlich den flavischen Unmut erweckt hatte. Nachdem der Junge dem Ianitor die Worte Gracchus' ausgerichtet hatte, schob dieser ihn hinter die Porta, so dass er nicht mehr zu sehen war, und öffnete diese.
    "Der Consul empfängt dich."
    Er wies in das Haus hinein, wo bereits ein Sklave bereit stand, den Besucher in das Peristyl zu geleiten.




    IANITOR - VILLA FLAVIA