Beiträge von Caius Furius Helios

    "Herein."


    Rief Helios und stand schonmal auf, um dem Mann sein Schreiben zu übergeben.
    Als dieser eintrat, so lächelte er und reichte es ihm.


    "Hier ist die schriftliche Bestätigung, dass du die Grundausbildung hinter dir hast."


    Anerkennungsschreiben


    Hiermit wird nachgewiesen, dass Tiberius Matinius Iovianus die Grundausbildung der Vigiles erfolgreich bestanden hat.
    Diese beinhaltete Konditions- und Kampftraining, sowie auch die Kenntnis über die fachspezifischen Geräte.



    ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLVI A.U.C. (22.8.2006/103 n.Chr.)


    Mit einer wegwischenden Handbewegung unterstrichen fing er an.


    "Nene, man hört so Einiges über diese Leute. Sie sind hochnäsig, das ist schonmal der erste Punkt, der mich stutzig machen lässt. Zweitens sind sie egoistisch, was nicht verwunderlich ist, aber man sollte doch ein wenig Solidarität zeigen und nicht nur auf den eigenen Vorteil bedacht sein, besonders im Militär. Drittens - und das, was mich besonders in Rage bringt - werden die Söhne dieser sogenannten Ureinwohner Roms sogleich nach oben katapultiert, sogar im Militär! Ich kann mir das gar nicht vorstellen, sollen sie doch in die Reiterei geschickt werden, aber doch nicht als Tribun, das ist unerhört! Nenene, das ist völliger Schwachsinn und der Schwachpunkt unserer Legionen. Sie sollen sich hochdienen, sollen auch mal eine Zeit lang mit den Männern in einem Zelt geschlafen haben, sollen auch mal die Klinge an der Haut spüren, verstehen was Schmerz überhaupt ist. Sie sollen getötet haben, bevor sie auf ein Pferd steigen und Befehle zurufen, an welchen das Leben von Hunderten hängt."


    Und auch die Legaten, die doch in den meisten Fällen nichts anderes waren als nur die Entwicklung dieser reichen Söhne, konnte er nicht so recht ernst nehmen. Er hatte gelernt nicht mehr zu verlangen, was er sich nicht selbst zumuten konnte, besonders nicht von seinen "Kindern". Ein Legat, der nur Unterricht genoss und noch nie erlebt hat wie es ist unten dem Feind gegenüber zu stehen, diesen würde er niemals höher schätzen, als sich selbst - mochte er auch noch so ein guter Stratege sein.

    Als der Probat angelaufen kam begrüßte ihn Helios mit einem freundlichen Lächeln, welches er nur allzu selten nutzte.


    "Nun, ich gratuliere, du hast die Grundausbildung hinter dir."


    Und ein Schlag sanfter Natur traf die Schulter des Mannes.


    "Ein schriftliches Zeugnis holst du dir dann bei mir ab. Gehe nun in die Unterkünfte, ahja, bade dich zuvor, du riechst ein wenig. Abite."

    "Ein Flavier? Du meinst also Patrizier?"


    Helios wunderte sich wie man so einen nur zum Patron haben konnte, denn die waren doch ehe alle verweichlicht. Aber er würde abwarten, vielleicht war der Patrizier auch im Militär, da sah die Sache anders aus.
    Doch wo blieb der Wirt? Das Hähnchen brauchte lange, hoffentlich nicht zu lange und es käme noch ein weiteres schwarzes.

    Da die Truppe sich etwas abseits hielt und ein alleinstreunender Vigiles wohl niemanls glaubwürdig scheinen könnte, so bewegten sie sich in schnellen Schritten auf die Beiden zu.
    Titus war es leid so viel zu rennen, ein Spaziergang sollte es werden, einer wie jeden Abend und nun? Wer stand vor ihnen, ein Besoffener, den man hier lieber liegen lassen sollte. Doch wie Rom nunmal war - und dafür hasste er diese Metropole - musste man jeder Kleinigkeit auf den Grund gehen.
    Damals, als Kind auf dem Dorf, da hat sich keiner um einen Besoffenen gekümmert. Es konnte ja auch nur ein harmloser Fremder sein oder Caesius, der über der neuen Garküche wohnte und des öfteren seine Sesterzen in der Taverne ließ, als bei Frau und Kind. Damals hat man sich um solche Männer nicht gescherrt, aber nein, das war Rom. Und so recht konnte er es nicht verstehen, am Tage warf man die ganzen Fäkalien auf die menschenüberfüllte Straße und am Abend sorgte man sich um einen Besoffenen. Sogar nach 20 Jahren Dienst verstand er das nicht! Der hatte ja nicht einemal etwas Brennbares bei sich, was sollte der schon machen?
    Aber gut, Titus war pflegeleicht und auch sonst schweigsam, diese Nacht würde es nicht anders sein.
    Und so seufzte er und ließ seine Hand von dem Griff des Gladius gleiten, denn von so einem hatte er nun wirklich keine Angst angegriffen zu werden - der konnte ja nicht einmal aufrecht stehen.

    "Selbstverständlich helfe ich, Praefectus Vigilum."


    Sagte er zügig und blieb weiterhin in Haltung stehen. Er kannte nicht alle Offiziere, doch er kannte Gerüchte und auf die war in dieser egoistischen Zeit teils mehr Verlass, als auf die Einschätzungen der jeweiligen Centurios, welche ihre Männer in den höchsten Tönen zu loben pflegten. Da musste er sich schon selbst einige Male an die Nase greifen, doch er hielt sich weiterstgehend zurück mit solchen Äußerungen und besonders nicht vor dem neuen Kommandanten, den er noch nicht einschätzen konnte.

    ...ist Helios sofort erschienen, nachdem er dies las.
    Etwas mulmig war ihm schon, als er das Vorzimmer zum Officium des Praefectus Vigilum betrat, schließlich wusste er nicht worum es gehen würde. Hoffentlich hatte der Praefectus nichts an der Aufstellung seiner Männer am Exerzierplatz anzumerken oder gar den Kopf darüber zu schütteln.
    So ließ er sich beim Adjutanten anmelden und wurde nach kurzer Zeit durchgewunken.
    Nach einem regen Klopfen an der Tür trat er auch ein.


    "Salve, Praefectus Vigilum. Centurio Vigilum, Caius Furius Helios, meldet sich wie befohlen."


    Sagte er kurz und knapp nach dem obligatorischen Militärgruß und blieb in strammer Haltung stehen.

    Titus Hand war nun fest um den Gladiusgriff umschlossen und er würde keine Sekunde vergeuden, wenn er es ziehen müsste.
    Aber laufen, nein, das wollte er nun doch nicht, schließlich sollte es ein Spaziergang wie jeder andere werden. Nachts trieb sich doch keiner auf den Straßen rum, besonders nicht in Rom, das riskierte keiner.
    Naja, wenigstens wurde er den Speck los, welcher in den letzten Tagen des Müßiggangs einsetzte.

    Helios hörte sich das alles sehr genau an und nickte beiläufig. Er würde sich informieren, zumindest über diesen Strabo.
    Doch dann kam wider Erwarten Besuch.


    "Gut, ich werde dich später aufsuchen."


    Sagte er beiläufig zu Sura und wandte sich Gabriel zu.


    "Du bist vom Dienst freigestellt, das ist das Mindeste. Komme zu Kräften, die Vigiles brauchen dich, vor allem deine Fähigkeiten im Umgang mit...ähm, materiellen Begierden."


    Sagte er lächelnd, denn vor allen Leuten konnte er doch nicht die Fähigkeiten des Vigils nennen, die Umstehenden würden sich wundern, dass dieser sowas beherrschte. Den Medicus beachtete er nicht weiter, schließlich war Helios sowieso größer und würde sich durchsetzen.

    Die Männer taten wie befohlen und setzten sich in Marsch.
    Natürlich sorgte Helios penibelst, dass sie sich ordentlich verhielten und auch ordentlich marschierten, schließlich musste der Eindruck bis zum Schluss wahren.
    So blickte er finster und bohrend durch die Reihen und dirigierte mit seinen Augen und Gebrüll.

    Helios hätte sich die Hände reiben können vor so viel Klugheit und Geschick, das er nun heute merkwürdigerweise an den Tag legen konnte.
    Gespannt wartete er auf die Hähnchen. Sollten sie wiederum verbrannt sein, so würde er aufstehen und dem Wirt an die Gurgel, doch erstmal hieß es abwarten und mit anderen Themen ablenken.


    "Und? Hast du einen Patron oder schaffst du es alleine durch die große, weite Welt?"

    Auch hier kam Helios mit seinen Männern vorbei und entnahm der Rede, dass dieser Mann auch Soldat gewesen war, sogar ein Praefectus Castrorum. Zwar keiner aus der Legio, doch ein Soldat Roms. Als Soldat würde er ihn auch selbstverständlich unterstützen, man half immer Kameraden, wenn auch ehemaligen.


    "Klatschen."


    Wies er seine Vigiles an und applaudierte selbst mit.

    "Das hoffen wir alle, Gabriel."


    Sagte er aufmunternd und betrachtete die dahinvegitierende Gestalt. Schade, ein guter Mann war er gewesen. Doch die Götter schienen ihm übel mitzuspielen und in Spiele der Götter mischte man sich nicht ein.


    "Weißt du wer dich angegriffen hat oder aus welchem Grund?"

    Er betrachtete den Vigil im einfallenden Lichtschein und bemerkte, dass das Gesicht ein wenig verformt war.
    Armer Mann, aber er musste von nun an damit leben, es gab keine andere Wahl.


    "Bleib ruhig liegen. Wie geht es dir?"


    Sagte er ruhig und mit einem Fünckchen von Lächeln auf dem Gesicht.

    Titus war einer unter ihnen, ein kleiner, aber stämmiger Mann mittleren Alters. Inzwischen hatte er sich mit einem ewigen Dienst als einfacher Vigiles abgefunden, schließlich war er nicht mehr der Jüngste, kein Wunder.
    So war auch sein Verhalten eher zurückhaltend, nur zögerlich folgte auch er seinen drei Kameraden, die eine verdächtige Gestalt ins Auge gefasst zu haben schienen.
    Vermutlich wieder einer dieser Taschendiebe, dachte er sich und seine Hand glitt unmerkbar zu dem Griff seines Gladius an der Hüfte.

    Zusammen mit Caius betrat Helios das Lazarett und sogleich wurde ihnen gewiesen wo Gabriel lag.
    Stumm blieben sie vor ihm stehen und Helios blickte ihn noch einmal an. Äußerlich sah er nicht mal so schlecht aus, aber vermutlich lagen seine Verletzungen eher im Inneren oder dem Bauchgebiet.


    "Vigil, wach auf."


    Sagte er dann mit kräftiger Stimme.