Beiträge von Caius Furius Helios

"Was?! Du beschwerst dich noch, Jungchen?!"

Sogleich packte er den Helm.

"Schaus dir mal an, top Qualität, sauber verarbeitet, gut, ein wenige verbeult, aber was solls. Nachts sieht dich ehe keiner oder bist du einer dieser Weichlinge, die vor den Weibern gut ankommen wollen?!"

Sogleich legte er ihn wieder hin und nahm die Rüstung.

"Mensch, das ist pure Geschichte, Junge! In dieserm Rüstung ist noch keiner gestorben, die Götter haben sie gesegnet, du kannst dich glücklich schätzen! Bald forderst du noch goldene Schuhe oder was?!"

Raunte er zurück und übergab Cato wieder die Rüstung.

"Also sowas hab ich noch net erlebt! Diese Jugend, alles wollen sie neu haben!"

Sogleich kam Titus mit einer Hakenstange, Decke, Gladius, Eimer und einer Axt.

"Hier, alles da."

Rufus drehte sich zum Mann und lachte.

"Ach, Junge, nimm das nicht persönlich. Das ist Fachsprache, die von uns in jahrelanger Arbeit entwickelt wurde. So verstehen wir, was der andere exakt meint."

Und sogleich drehte er sich um.

"Hey, alter Sack, wo bleibst du mit dem Müll?!"

Dann hörte man Schritte, die immer näher kamen und plötzlich erschien eine dürre, aber doch lange Gestalt mit einigen Ausüstungsgegenständen.

"Fettsack, wenn du noch einmal so laut schreist, dann gibts paar ins Gesicht."

Murmelte Titus und schmiss ihm die Rüstung und den Helm zu.

"Der Helm ist...naja. Die Rüstung könnte ne Maus anlegen, aber das passt schon."
Ein Blick fiel auf Cato.
"Ja, das passt schon."

Rufus grinste und kontrollierte die Gegenstände. Der Helm hatte viele Beulen und ein kleines Loch, aber da er nicht den Finger hindurch stecken konnte, war der Helm noch sehr gepflegt. Die Rüstung war ein wenig in Mittleidenschaft gezogen worden, aber das war ihm nun auch egal, der Junge hatte ja einen fast neuen Helm als Ausgleich dafür.

"Bohnenstande, wo sind die anderen Gegenstände?"

Blickte er Titus fragend an, doch dieser schüttelte nur den Kopf und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

"Ich gehe ja schon."

Und begab sich wieder hinter die Regale.

"Tztztz, Trottel."

Murmelte Rufus und übergab die Ausrüstung Cato.

"Ich bin Rufus, Kleiner."

Sagte Rufus lächelnd und schob ganz leicht die Amphore Wein mit dem Fuß unter die Theke und hoffte, dass man den Alkohol nicht roch.
Akribisch, soweit er mit seinen verschlafenen Augen sehen konnte, muserte er den Mann, beugte sich ein wenig über die Theke, um mit dem Auge die Statur zu erfassen. Sogleich drehte er sich nach hinten.

"Hey, Titus! Bring mal nen kleinen Helm her, aber nicht den einen vom letzten Mal, der hatte vier Löcher! Mindestens zwei oder eins, alles andere ist Schrott!"

Dann blickte er noch einmal zu Cato und wägte den Kopf hin und her.

"Und bring auch noch ne schmale Rüstung, der hier hat überhaupt keine Brust. Aber nicht die alte da, die stinkt immer noch! Und nicht die, die teils schon verbrannt ist! Hörst du mich überhaupt?!"

"Waaas?!"

Kam es von unten und Rufus schien nun sehr wach zu sein.

"Deine Hose ist nass! Du schwerhöriger Hund, du bringst jetzt einen relativ guten kleinen Helm und eine schmale Rüstung, sogar schmaler als deiner, du Weib!!!"

"Ja, hoffe ich auch. Ahja, wenn du weißt wo er wohnt könntest du es mir sagen, ich will mich auch beschweren."

Sagte er voller Ernsthaftigkeit und nickte dem Architectus zu.

"Ich muss nun los, ich habe Durst. Vale, Architectus Urbi."

Rufus, der Dicke, kratze sich verschlafen am Kopf.

"Ahja, wie heißt`eigentlich?"

Und sogleich drehte er sich um und schrie in den kleinen Gang zwischen den Regalen hinein.

"Hey Titus, du alter Sack, wach auf! Jemand will was von uns!"

Eine Weile war erstmal nichts zu hören, doch dann tauchte plötzlich eine Hand auf der Theke auf und ein verschlafener Vigil blickte von unten herauf.

"Was willst?"

"Die Vigiles sind immer bereit zu helfen."

Sagte er lächelnd, doch dann verfinsterte sich seine Miene.

"Nun ja, ich kenne ihn nicht, sonst wäre ich schon selbst zu seinem Haus geeilt."

Und da würde er dem Mann seine Meinung sagen, wenn nicht noch mehr.

"Nun ja, die Vigiles hätten noch einige Übungsbretter in der Castra. Ich werde bei Zeiten einige Männer dazu schicken, die das hier mit Nägeln und Brettern versperren. Lasst die Nägel einfach hinter der Tür der Taverne, falls diese nicht auch noch umfällt."

Im Zuge des letzten Satze blickte er spöttisch auf die Eingangstür, die auch nicht die Neuste war. Er hätte nun den Kopf geschüttelt, wenn er nicht allzu verärgert war und besonders durstig. Diesen Varus würde er sich vorknöpfen, denn er brockte ihm das nun ein und Helios musste sich nach einer neuen Stammtaverna umschauen, wieder dieses leidvolle Suchspiel..

Helios betrat zusammen mit Cato die Rüstkammer.

"Nun übergebe ich dich in die Hände unserer beiden Rüstungswarte."

Sagte er lächelnd und wies nach vorne. Er selbst stützte sich mit dem Rücken an die Wand und beobachtete das Ganze mit einem Grinsen.

Helios stand auf.

"Na das musst du mir gleich melden, Vigil!"

Er liebte es einfach die Untergebenen in Angst und Schrecken zu lassen. So liefen und arbeiteten sie meist schneller.

"Dann gehen wir jetzt zur Rüstkammer. Folge mir."

Und es ging aus dem Officium in die Rüstkammer.

Helios ballte seine rechte Faust zusammen. Dieser Mann war es also, der ihn um sein kühles Bier, ein gutes Essen und die Sicherheit brachte.
Er würde ihn aufsuchen, das nahm er sich vor.

"Ich schlage vor die Tür zu verriegeln, mit Brettern, damit nicht noch kleine Kinder hier hineinkommen und dann in Gefahr schweben. Wurde dies schon in Angriff genommen?"

Welch glücklicher Zufall, der Mann war ja schon recht gut ausgebildet und es fehlten nur noch Aspekte der Brandbekämpfung. Ja, der würde sein Optio werden, denn er wies hier eindeutig mehr Referenzen auf, als der jetzige, der seine Männer sowieso nicht im Griff hatte.

"Sehr gut. Wurdest du schon eingekleidet?"

"Nun ja, wenn man am Abend oder gegen Nachmittag von einer anstregenden Patrouillie hierher kommt, um sich ein kühles Bier zu gönnen, dann achtet man nicht gerade auf die Einrichtung oder den Zustand, man hat Augen für was Anderes. Bis auf das verbrannte Huhn wurde ich hier gut bedient. Und wer ist Petronius Varus?"

Seine Wut minderte sich ein wenig, doch es schmerzte ihn, dass es hier so enden musste. Als er dann noch hörte, dass hier fast Menschen zu Schaden kamen wollte er dem Besitzer, der entweder ziemlich arm war oder das Geld hortete und sich nicht um die Taverna kümmerte, sofort an die Gurgel.

"Wer ist der Besitzer, weißt du das?"

"Was?!"

Stieß er empört aus. Gut, die Taverna war nicht in einem glanzvollen Zustand, doch sowas hatte er nun nicht erwartet.

"Centurio Vigilum und Stammkunde hier."

Sagte er beiläufig und die Wut zurückhaltend.

"Warum droht Einsturzgefahr, wann wird sie aufgemacht?"

Helios war am späten Nachmittag, wie des öfteren, zu seiner Lieblingstaberna unterwegs. Natürlich würde er sich hier nicht nur die Kehle befeuchten, sondern auch eine deftige Mahlzeit nehmen. Hoffentlich erkannte ihn der Wirt nicht, denn das letzte Mal gab es Ungereimtheiten.
Doch was sah er da? Eine Gruppe Männer versperrte den Weg und die Taberna schien zugemacht zu haben.
Mit schnellen Schritt und ziemlich aufgebracht kam er hinzu.

"Salve. Was ist hier los, warum ist zu? Ich will rein!"

Helios konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

"Na endlich, Junge, du bist da."

Doch vor dieser überschwänglichen Freude vergaß er, dass der Junge nun Vigil war und ihm unterstand.

"Ich meinte natürlich Vigilus!"

Er wies auf den Stuhl.

"Setzen."

Und fuhr sogleich fort.

"Nehme ich richtig an, dass du bei den Cohortes Urbanae eine Kampf-, sowie auch eine Drillausbildung genossen hast?"

"Herein!"

War es vom Inneren des Raumes zu hören und Helios schenkte seine Aufmerksamkeit der Tür.

Auch Helios nickte ihm lächelnd zu.

"Wir sehen uns, Matinius Iovianus."

Und verabschiedete den Mann.

Helios kam sofort von dem Officium des Praefectus zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch. Einem Optio befahl er sämtliche Centuriones hierher zu berufen, damit er sich mit ihnen persönlich unterhalten konnte, schließlich war er nicht allwissend, was die Aufgaben und die Zuordnungen betraf. Der Praefectus Castrorum schien auch nicht so recht bescheid zu wissen, also lehnte er sich zurück und wartete auf die einzelnen Männer, die sich ab und an bei ihm blicken ließen, wenn sie Zeit hatten, schließlich war er nicht der Disziplinarvorgesetzte.
Als er sich einzelne Stichpunkte auf seinem Wachstäfelchen gemacht hatte, so konnte er sich ein erstmaliges Bild von den Geschehenissen und den einzelnen Einheiten machen.
Eifrig schrieb er es auf.