Beiträge von Claudia Antonia

    Antonia indes lächelt versöhnlich, schiebt sie Aquilius' grummelige Stimmung doch einzig auf die Erwähnung jenes unsäglichen Menschen, der nichts unversucht ließ, in die flavische Familie einzuheiraten.
    Der Händler ignorierte die Launen seiner Kunden gänzlich. Zumindest die der männlichen, welche, wie er im Laufe seiner Karriere gelernt hatte, ohnehin bei einem Einkauf nur die Rolle des Kleiderständers spielten. So zückte er, kaum war die Wahl des Stoffes beendet, ein Maßband und begann, unter vielfachem "Entschuldige, Herr." und "Du gestattest doch, Herr.", den Körper Aquilius' auszumessen.
    Die Claudia stand lediglich zufrieden daneben und folgte den messenden Handbewegungen mit ihren Augen. Weniger aus Interesse an der Messung, mehr am Ausgemessenen.


    "Toga candidata?", reisst dann jedoch das Objekt der Aufmerksamkeit sowohl Antonia als auch Händler aus ihren Tätigkeiten.
    "Oh, gewiss, Herr, gewiss. Wenn du dich einen Moment geduldest, ich bin sofort wieder da."
    Sprachs und verschwand. Zweifellos würde er kurze Zeit später mit genügend Material zurückkehren, um den gesamten Palatin in eine Toga candidata einzuhüllen.
    "Du möchtest in die Politik?"
    Mit einer Mischung aus Ver- und Bewunderung sieht die Patrizierin ihren Begleiter an. "Ich hätte nicht gedacht, dass du der Typ für solche Dinge bist."
    Sie selbst hatte der Politik nie etwas abgewinnen können und verstand nicht recht, wie man sich dafür interessieren konnte. Nichtsdestotrotz war sie Patrizierin aus altem Hause und sah es daher als Pflicht und höchste Ehre für einen Römer, im Senat zu sitzen. Solange sie selbst nicht dort sitzen musste.

    Vor Freude über Aquilius' Entscheidung klatscht Antonia zweimal in die Hände, was die Sklaven für einen kurzen Moment zum stramm stehen veranlasst.
    "Wundervoll. Du wirst sehen, sie wird dir prächtig stehen."
    Kaum war die Entscheidung gefallen, verneigte der Verkäufer sich huldvoll und wuselte davon. Wohl, um einige Stoffproben von besonders erlesener Qualität (und Preis) herbei zu holen.
    "Du möchtest nicht wie Crassus herumlaufen?", wiederholt sie schmunzelnd bei der Vorstellung, Aquilius in Prätorianerrüstung zu sehen. Keine allzu unangenehme Vorstellung in ihren Augen.
    "Crassus der Prätorianerpräfekt, oder Crassus der reiche Emporkömmling?", hakt sie zur Sicherheit noch einmal nach, als auch schon der Verkäufer wieder kommt. Umgehend beginnt er, die diversen Vorzüge dieses oder jenes Stoffes zu erläutern - was Antonia verständig nickend und mit großem Interesse verfolgt.
    "Oh, schau, wie wäre das hier?", unterbricht sie nach einer Weile den Händler unwirrsch und wendet sich an ihr "Opfer", auf einen dunkelblauen Stoff zeigend. Der Mann schaltet natürlich umgehend, zieht den Stoff heraus und hält ihn, in respektvollem Abstand, natürlich, vor den potentiellen Käufer.
    "In der Tat, werte Dame, eine hervorragende Wahl. Seht nur, wie wunderbar der Farbton zu seinem Teint passt und...*beliebiges Verkäufergeschwafel einsetzen*"
    Eifrig nickt die "werte Dame", den Gesichtsausdruck Aquilius' gekonnt ignorierend.
    "Na, was sagst du?"
    Kein Zweifel, die falsche Antwort würde dem Händler einen Herzinfarkt bescheren und Antonia zu einer extensiven Suche nach etwas geeigneterem veranlassen.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus et Marcus Vinicius Hungaricus


    Ein bittersüßes Lächeln ist die einzige Antwort, die sie ihrem Gatten gönnt, springen ihr seine Worte doch wie Hohn ins Gesicht. Einzig ein Augenrollen seinerseits fehlte, wie sie fand.
    So folgt sie jedoch, schweigsam wie eine Statue von Praxiteles und zugleich wie immer die zufriedene Matrone spielend, Gracchus zu Aquilius, welchen sie mit einem ungleich freundlicheren Lächeln begrüßt.
    Anmutig lässt sie sich auf die Kline sinken und beginnt, ihren Blick über die nahen und fernen Gäste schweifen zu lassen. Einer hierbei sticht ihr besonders ins Auge. Senator Hungaricus. War er nicht erst kürzlich zum Praefectus Urbi ernannt worden? Was für ein Mann. Mit Mühe und Not unterdrückt die Patrizierin einen sehnsuchtsvollen Seufzer. Tiberia Livia war wahrlich zu beneiden.
    Für einen kurzen Moment trifft sich ihr Blick mit dem Seinen, was sie zu einem gekonnten Augenaufschlag, verbunden mit einem huldvollen Nicken sowie dem für besonders geschätzte Freunde vorbehaltenen Lächeln nutzt.
    Doch schnell reissen die Worte ihres Gatten Antonia aus ihrem Tagtraum. Es wundert sie ein wenig, dass dieser nicht bemerkt zu haben schien, wer noch in diesem Stück parodiert worden war.
    "Nun, nicht allein die Aurelia sind Opfer ihrer Sklaven geworden, nicht wahr? Mir scheint, jede patrizische Familie hatte ein oder zwei Protagonisten in diesem Stück."
    Zu deutlich wollte sie ihn nicht auf diese Tatsache stoßen. Vielleicht spielte er nur gekonnt den Ahnungslosen und war sich der Tatsache, dass seine Person ebenfalls vertreten gewesen war, nur zu bewusst.

    Auch Antonia kommt, angemessen in Trauerkleidung gewandet, ins Atrium, um der Toten die letzte Ehre zu erweisen. Angesichts der Tatsache, dass die Tote überhaupt nicht - körperlich - anwesend war, schien das ein wenig seltsam, nichtsdestotrotz verlangten es Tradition und Anstand.
    Die Claudia selbst hatte jedesmal, wenn sie Leontia gesehen hatte, festgestellt, wie vollkommen sie zu sein schien. Und nun war sie tot.
    Schweigsam mustert sie beim Eintreten die bereits Anwesenden - das Inventar in Form der Sklaven wurde freilich außer Acht gelassen.
    Serenus war, ganz entgegen seiner sonstigen Auftritte, aufrecht und ernst, anwesend. Aquilius stand schweigsam im Raum und, natürlich, ihr Gatte. Vor allem Serenus tat Antonia Leid, wusste sie doch, wie sehr er seine Tante Leontia gemocht hatte. Auch ihr Gatte hatte sie geradezu verehrt, doch wusste die Patrizierin weder wie sie ihm Trost spenden konnte noch ob er dies überhaupt wollte. Vermutlich wäre jeder Versuch in diese Richtung ohnehin von vorneherein gescheitert.
    So stellt sie sich, die Augen auf den aufgebahrten Pseudo-Leichnam gerichtet, neben ihren Gatten.

    Sie war nervös. Bereits seit sie den Entschluss gefasst hatte, sich professionelle Hilfe (im wahrsten Sinne des Wortes) zu besorgen, hatte ihre Stimmung zwischen Euphorie und blanker Panik geschwankt und nun, da es so weit war, überwog erneut die Panik.
    Ein Außenstehender würde freilich nichts als stoische Gelassenheit erkennen. Sie wusste, wie sie verbarg, was in ihr vorging.
    Vor einem Kohlebecken stehend hatte sie gewartet. Gewartet, dass ihr Sklave endlich das brachte, was sie verlangt hatte. Und trotz der Wärme, die von den glühenden Kohlen ausging, fröstelte sie.
    Als sich endlich die Tür öffnete und Pallas samt Lupa eintrat, straffte die Patrizierin ihre Haltung und besah sich die junge Frau mit prüfendem Blick. Das war es also, was Männer wollten?
    Gerade als sie ansetzen will, ihr Anliegen zu erklären gerät ihrerseits die Lupa in Aufregung und beginnt zu stammeln und zu strampeln.


    "Es wird dir hier nichts geschehen.", durchschneidet Antonia die Stille, die durch den Befehl ihres Sklaven eingetreten ist. "Ich möchte nur.. ein paar Auskünfte."
    Die Ruhe in persona ging sie langsam zu einem nahe stehenden Korbsessel und nahm Platz. Auf den gegenüberstehenden zeigend wandte sie sich erneut an ihren "Gast".
    "Setz dich."
    Was bei einem Gleichgestellten wie eine freundliche Bitte geklungen hätte, war in diesem Moment vergleichbar mit dem Befehl eines Centurios an einen ungehorsamen Soldaten, welcher die Latrine reinigen sollte.

    Erstaunt, beinahe schockiert ist Antonias Gesichtsausdruck, als Aquilius versucht, den Togenkauf auf lediglich zwei Exemplare zu beschränken.
    "Nicht doch.", erwidert sie schnell. "Ein Mann in deiner Position braucht da schon wesentlich mehr."
    Eindeutig, in ihr floss das Blut von Kaisern, denn daran, dass ihr Begleiter widersprechen könnte, dachte sie überhaupt nicht. Es wäre vermutlich ohnehin nicht in ihr Bewusstsein gedrungen.
    "Überlass nur alles mir."
    Das freundliche Lächeln in ihrem Gesicht zeigte, wie sehr sie sich bereits darauf freute, sich auf die Suche nach den perfekten Togen für den Marspriester von heute zu machen. Das der Marspriester von heute daran so gar kein Interesse zu haben schien, war hierbei nebensächlich.
    Der freudestrahlende Händler, welcher am heutigen Tag so viele Tuniken verkauft hatte wie sonst in einer ganzen Woche nicht, wurde bezahlt, womit der Weg frei zu neuen Gefilden war.


    So begaben sich zwei Patrizier, noch immer umgeben von einer Sklaventraube und gefolgt von einigen, die die erstandenen Waren trugen, auf den Weg zum nächsten glücklichen "Designer".
    An zwei Läden war Antonia kurz stehen geblieben, hatte jedoch sehr schnell fest gestellt, dass dort nichts angemessenes zu finden war. Doch endlich, der Dritte schien ihr zu gefallen.
    "Oh, schau! Wundervoll, findest du nicht?", freute sich die Claudia und deutete auf die Produktauswahl. An der geringen Menge der vorhandenen Kleidungsstücke war erkennbar, dass man hier ein kleines Vermögen loswerden konnte. Allein hier zu stehen hätte einen Plebejer wohl finanziell ruiniert.
    Solche Sorgen kannte Antonia natürlich nicht und so betrat sie, keinen Widerstand duldend, mit Aquilius den Laden des Togahändlers der Saison.
    "Wir könnten dir auch exklusiv eine anfertigen lassen, was hälst du davon? Ein Unikat.", schlug sie vor, während sie ihre Hände über einige bereits fertige Togen gleiten ließ.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Es war beileibe keine einfache Entscheidung, vor die ihr Gatte sie stellte. Die Vorzüge, die Gesellschaft Aquilius' zu genießen, gegenüber der erdrückenden Gegenwart Gracchus'.
    Für einen Moment schweift ihr Blick durch den Raum, um zu ergründen, ob sich anderweitig eine angenehme Unterhaltung finden ließe. Doch.. war es nicht vielleicht ein Fehler, sich von ihrem Gatten abzuwenden und somit zu signalisieren, dass ihr nichts lieber war, als von ihm getrennt zu sein? Ohne Zweifel, ihm war es ebenfalls lieber. Oder nicht? Schließlich hatte er nicht mit eindeutigem Unterton gefragt.


    "Ich.. ", setzt sie an, den Blick wieder ihrem Ehemann zuwendent, "denke, ich werde dich begleiten."


    War es am Ende gar nicht die Überlegung, was sie damit aussagte, wenn sie ihn allein gehen ließe, sondern reine Bosheit? Das unterschwellige Vorhaben, ihm den Abend so zu vermiesen, wie er es durch seine Ablehnung mit ihrem gesamten Leben getan hatte?
    Nein, unmöglich. Die Claudier waren nicht so veranlagt.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Die Worte ihres Mannes kann die Claudia schließlich nicht recht deuten. Nicht, dass sie sie nicht verstanden hätte, im Laufe ihrer Ehe hatte sie die unmöglichsten Fremdworte gelernt - und das, obwohl sie so wenig miteinander sprachen. Es scheint ihr nur unmöglich, daraus zu lesen, ob Gracchus "sich" erkannt hatte.
    So brummt sie ein leises Ja.. delektabel. und widmet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Stück.


    Mehr als einmal muss sie in der folgenden Szene ein verräterisches Kichern unterdrücken, hält sogar die Hand vor den Mund, um ihre Erheiterung nicht all zu deutlich zu zeigen. Perfekt getroffen, wahrlich perfekt getroffen. Nur diese Sache mit dem Tiger erschloss sich ihr nicht ganz.
    Als schließlich ein Geschoss durch den Raum auf einen Senator fliegt, keimt sofort die Angst in ihr auf, nun wäre ein Gast nach dem anderen dran. Nicht auszudenken, was das an ihrer Frisur anrichten würde. So entschwindet die locker-entspannte Haltung so schnell wie sie gekommen ist und die für Antonia so typische Verkrampfung kehrt zurück.
    Endgültig ein Attentat wittert sie dann, als die schauspielernde Sklavin vor Gracchus wieder auftaucht. Verwirrt, fast enttäuscht blickt die Patrizierin ihr jedoch hinterher, als nichts weiter geschieht, als das Zurückbringen des Corpus Delicti auf die Bühne. Schnell vergessen ist jedoch die Enttäuschung, als der Verdacht in ihr keimt, dass ihr Gatte womöglich kein zufälliges Opfer gewesen war. Eventuell kannte er diese Sklavin? Hatte gar ein Verhältnis mit ihr? Und fand darum nicht mehr ins Ehebett. Ooooh, wie konnte er es wagen.
    Ein bitterböser Blick trifft den unschuldigen Flavius, doch schnell ist der Fokus wieder auf das Schauspiel gerichtet. Zum streiten war hier nicht der rechte Ort.

    Weder die mangelnde Begeisterung ihres Begleiters, noch die augenscheinlich wachsende Geldgier, gepaart mit einer exponentiell steigenden Aufdringlichkeit vermochten jedoch, Antonia so schnell von diesem Stand fort zu locken. Die erste Tunika war akzeptiert, es würden, ohne Zweifel, weitere folgen.
    Oh, ja, gewiss. Warte..
    Den bereits fröhlich und euphorisch drauflos plappernden Verkäufer lässt die Claudia neben Aquilius zurück. Sie ist sich nebenbei sicher, dass die Information, welche Mode gerade in Lutetia "totaaaaal 'in'" sei, den Flavier sehr interessieren wird.


    Lediglich mit einer Sklavin als Begleitung (irgendjemand muss ja die Tuniken tragen) stromert sie, teils naserümpfend, teils fast euphorische Laute ausstoßend herum und sortiert letztendlich nach und nach vier weitere Tuniken aus. Mit ebendiesen macht sie sich schließlich auf den Weg zurück zu Aquilius. Ob dieser sehr gelitten hat fällt ihr in diesem Moment freilich nicht auf.
    Schau mal, dieser Stoff, wunderbar, nicht? Und hier..
    Blumig und in den lobendsten Tönen wird so ein Kleidungsstück nach dem anderen präsentiert. Widerspruch wird nicht geduldet, gelegentliche Versuche des Händlers, ebenfalls etwas dazu zu sagen, werden erfolgreich ignoriert.
    Nur Togen werden wir hier glaube ich nicht finden. Aber ich weiß schon, wo wir da hin gehen.
    Das Glänzen in ihren Augen verheißt Ungutes..

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Zunächst ein wenig verwirrt darüber, dass keiner der großen Komödienklassiker gespielt werden würde, wartet Antonia geduldig die Vorstellung der Schauspieler und ihrer Rollen ab. Mehr als ein Stirnrunzeln entlocken ihr Namen und Rollen jedoch (noch) nicht.
    Auch die erste Szene lässt sie noch nicht recht verstehen, worum genau es in diesem Stück eigentlich gehen soll, bis, ja, bis Falivus Castus zu Wort kommt. Augenblicklich verkrampfen sich erst die Hände, dann der gesamte Körper. War das nur wieder ein paranoider Anfall, oder sollte das tatsächlich Gracchus sein?
    Ein kurzes Schielen zu ihrem Gatten verrät ihr, dass er entweder nicht erkannt hat, dass er zu einer Bühnenfigur geworden war oder er sogar Gefallen daran fand. Andererseits konnte es auch die übliche höfliche Maske sein, so gut kannte Antonia Gracchus schließlich nicht.
    Nein, kein Zweifel, das war ihr Mann. Beziehungsweise sollte es ihren Mann darstellen. Dieses Verhalten, diese Ausdrucksweise... kein anderer in Rom war so wie er.


    Kaum war dieses Geheimnis erkannt, arbeitete die Neugier in der Claudia die anderen Personen durch. Falivus Aquarus musste der Namensgebung nach ebenfalls ein Flavier sein. Nur welcher? Aquarus... Aquilius etwa?
    Ein spitzbübisches Grinsen schleicht sich in ihre Gesichtszüge, als sie nach und nach den einigen Charakteren einen Menschen aus dem wahren Leben zuordnen kann. Zweifellos würde das eine amüsante Vorstellung werden.
    In einer wahren Hochstimmung beugt sie sich leicht zu ihrem Ehemann hin, will sie doch nur zu gerne herausfinden, ob er sich erkannt hat.
    Eine wundervolle Idee, nicht wahr?, flüstert sie, möglichst leise.

    Wie zur Beruhigung tätschelt die Claudia den Arm des Flaviers, als er theatralisch seufzt. In Wahrheit nutzt sie natürlich nur die Gelegenheit, dem Mann, der ihr so viel angenehmer im Umgang erscheint, als ihr Ehemann, näher zu kommen.
    Nun, ich bin sicher, Mars ist ausnahmsweise gnädig.
    Untergehakt spazieren die beiden so, scheinbar ohne bestimmte Richtung, los. Doch Antonia weiß ganz genau, wo sie ihre Schritte hinlenkt, hat sie doch bereits vor Augen, wo Aquilius neue Kleidung finden würde, denn im Gegensatz zu ihrem männlichen Begleiter konnte Antonia Stunden damit zubringen, sich oder andere in neue Gewandungen zu hüllen.
    Was das viele Geld angeht, werden wir jedoch sicher eine Lösung finden.
    Wobei ihr auch wieder einfiel, dass sie ja vorhatte, sich Aquilius' Buchführung anzusehen. Was hatte sie bislang nur davon abgehalten?


    Gemütlich schlendernd führte ihr Weg vorbei an laut kreischenden Marktweibern und - zum Teil - nicht weniger schrill kreischenden Händler, welche ihre Waren anpriesen. Immer weiter kamen sie allerdings von diesen eher aufdringlichen Zeitgenossen fort und gelangten zu den ruhigeren, angenehmer anzusehenden und vor allem teureren Ständen.
    Ohne Vorwarnung bleibt die claudische Einkaufsberaterin schließlich stehen und deutet auf eine Auslage.
    Hier. Perfekt. Da finden wir sicher etwas für dich., prophezeit sie und besieht sich mit fachmännischem Blick die Ware. Immer wieder fliegen ihre Augen von Aquilius zu den Tuniken und wieder zurück, um etwas Passendes auszusondern.
    Die neusten modischen Experimente des "Designers" lässt sie hierbei außer acht, ist sie sich doch recht sicher, dass ein Flavius sich nur ungern in fransig geschnittenen, leuchtend grünen Seidentuniken zeigen möchte.
    Das!, beschliesst sie nach einer Weile, greift nach einer schlichten und dennoch exquisiten Tunika und hält sie, in bester Mama-kauft-Sohnemann-Anziehsachen-Manier vor Aquilius.
    Was meinst Du?

    Aquilius' Lächeln wurde von Antonia stets mit einem ebensolchen erwidert. Es schien allein seine Gegenwart zu genügen, um die trübselige Stimmung, in der die Claudia sich im Grunde 24 Stunden des Tages befand, zu vertreiben. Ebenso wie die Gegenwart ihres Gatten genügte, damit sie sich wie ein Insekt fühlte, das kurz davor stand, von einer Sandale zertreten zu werden.
    Dass er von "alten Tuniken und Togen" sprach war vermutlich die Übertreibung des Jahres, gab es doch kaum einen Flavier, oder Patrizier, dessen Kleidung man tatsächlich als "alt" bezeichnen konnte.
    In der Tat, begann sie jedoch zu flachsen, So bist du eine wahre Schande für das Auge des Gottes. Es wurde höchste Zeit.
    Ihre vor Schalk leuchtenden Augen straften ihre Worte umgehend Lügen.
    Gerade als sie fragen will, wer denn diese glückliche Verwandte sei, wird ihr bewusst, dass es wohl sie selbst sein muss. So wandelt sich der halb offen stehende Mund zu einem verlegenen Lächeln.
    Ich bin sicher, es wird sich etwas finden, dass diese spezielle Verwandte erfreut. Auch wenn ich mir sicher bin, dass ein Ausflug mit dir schon Geschenk genug ist.
    Um zu verbergen, dass das Lächeln überhaupt nicht mehr schwinden will, wendet sie jedoch schließlich den Blick ab und übersieht die zahlreichen Marktstände.
    Nun, womit möchtest du anfangen? Tuniken, Togen, oder Schmuck?

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus et Leone


    Kontinuierlich und unaufhaltsam wie eine Lawine hatte sich Antonias Groll auf dem Weg zur Villa Aurelia aufgebaut. Was für eine Welt war das, in der die Frau auf den Mann warten musste? Oder besser: Was für ein Mann war das, der so eitel war, dass er länger brauchte, um ausgehfertig zu werden? Wie konnte er eine Claudia, eine Nachfahrin von Kaisern, warten lassen?
    Natürlich war kein Wort des Vorwurfs über ihre Lippen gekommen, als ihr Gatte endlich geruht hatte zu erscheinen. Natürlich. Denn ohne Zweifel wäre auf jede Vorhaltung ihrerseits eine Welle an Unzulänglichkeiten gefolgt, die sie selbst an den Tag legte. Doch selbst wenn sie diesen Entschluss nicht bereits zuvor gefasst hätte, Gracchus' Blick hätte wohl das Seine dazu getan.
    Auf die Idee, nach dem Grund seiner Verstimmung zu fragen, kam das liebende Eheweib selbstverständlich nicht.
    Es sollte ihr egal sein. Es kümmerte sie nicht. Sie hatte beileibe andere Sorgen. Wenn er nur endlich geruhen würde, seine Pflicht zu erfüllen. Die vorwurfsvollen Blicke von ihm und die spöttischen der römischen Matronen, welche oftmals bereits mehrere Kinder hatten, während sie selbst noch kein einziges zustande gebracht hatte, waren ihr unerträglich.
    In derartiger Stimmung hatte die Patrizierin auch kein Verständnis für den Spottvers des kleinen Sklaven. Nichtsdestotrotz besann sie sich ihrer Rolle als wohlerzogene römische Frau und sah davon ab, Züchtigungen zu verteilen. Ob an den Sklaven oder an Gracchus sei hierbei offen gelassen.
    Mit aufeinandergepressten Kiefern wartete sie jedoch, ob ihr Gatte sich zu einer Standpauke würde hinreissen lassen, oder ob sie sich umgehend zu den anderen Gästen gesellen würden.

    Eine jener dick geschminkten Plebejerinnen wäre sicher dankbar gewesen für die Sklaventraube, welche Claudia Antonia derzeit umringte und von eben jenen Damen der Gesellschaft abschirmte. Doch da Antonia keine dieser Frauen war, verschwendete sie nicht einen Gedanken daran, was wäre, wenn das "Hausmobiliar" sie nicht vor dem Gedränge und Geschubbse, welchem sich der Normalbürger ausgesetzt sah, bewahren würde.
    Nichtsdestotrotz war sie glänzender Laune. Einer der wenigen Tage, wie es schien, an dem sie sich erlaubte selbst in der Öffentlichkeit den Hauch eines unbeschwerten Lächelns zu zeigen. Doch nicht etwa das Wetter oder die Aussicht auf einen ausgedehnten Einkaufsbummel trugen hierfür die Verantwortung. Vielmehr die Tatsache, die flavische Villa, ihr zu Hause, verlassen zu können sowie die Gesellschaft, in welcher sie dies tun konnte hoben beträchtlich ihre Stimmung.


    Nicht zu auffällig reckt sie den Hals, um ihren Begleiter zu erspähen. Doch eine Sklavin entdeckt Aquilius vor ihr, worauf sie mit dezentem Kopfnicken hinweist.
    Mit der ganzen Eleganz einer Claudia und der geballten Muskelkraft flavischer Haussklaven erreichte der kleine Aufmarsch letztendlich den Marspriester.
    Aquilius., begrüßte Antonia ihren Lieblingsflavius. Nach einer kurzen Musterung dessen, was eben jener zuvor noch so angestrengt untersucht zu haben schien, fügt sie 'Du wirst doch hier keinen Schmuck kaufen wollen?', hinzu.
    Ein unbedarfter Beobachter könnte das Grinsen, welches sich hierauf in ihren Zügen zeigte als spitzbübisch bezeichnen. Der Kenner wüsste selbstverständlich, dass eine Patrizierin nicht grinste. Schon gar nicht spitzbübisch.
    Schön, dass Mars dich eine zeit lang entbehren kann.
    Das Grinsen, welches keines war, verschwand zugunsten eines weitaus freundlicheren Lächelns.

    Sim-Off:

    So, besser spät als nie :]


    So schnell, wie er die Sprache auf Leontia gebracht hatte, so schnell wischt er das Thema beiseite, scheint es der Claudia. Nun gut, ihr sollte es recht sein, trübsinnige Stunden gab es für sie in diesem Hause wahrlich mehr als genug.
    Keine., erwidert sie in der - ihm gegenüber - üblichen, knappen Art und Weise.
    Den folgenden Moment des Schweigens verbringt Antonia mit der Überlegung, ob ihr Gatte an Details über Rechnungen, Beschwerden und Berichten interessiert war, befindet jedoch, dass ein dezentes Lächeln als Zustandsbeschreibung der Besitztümer genügen sollte und musste.
    Ihr hingegen brennen viele Fragen auf den Lippen. Wo genau war er hingereist, was war geschehen. Doch sie zu stellen wagt sie nicht. Der Sklaventratsch würde es sicher früher oder später auch an ihr Ohr dringen lassen.

    Und als würde für den Bruchteil einer Sekunde Einigkeit zwischen den beiden herrschen, geht Antonia tatsächlich nicht auf die Frage nach ihrem Befinden ein. Zum Einen, weil sie sicher ist, dass es Gracchus ohnehin nicht interessiert, zum Anderen glaubt sie einen leisen Vorwurf darin zu hören, dass sie bei ihrer letzten Zusammenkunft nicht schwanger geworden war.
    Leontia ist tot?
    Nicht, dass die Claudia sie gut gekannt hätte, doch bei ihrer gemeinsamen Neu-Einrichtung des Hauses und einer Einkaufstour durch Rom war ihr die Flavierin durchaus ans Herz gewachsen. Zumal sie Leontia stets ein wenig beneidet hatte, war sie Antonia doch stets wie die vollendetste aller Patrizierinnen vorgekommen.
    Das.. tut mir sehr leid. Ich weiß, du mochtest sie sehr.
    Mehr zu sagen hält die Patrizierin für unnötig, ihr Gatte würde ohnehin die nichtssagenden Floskeln erkennen, die man zu solchen Anlässen von sich zu geben pflegte.
    Still harrt sie so aus, ob noch mehr Offenbarungen folgen sollten.

    Pallas, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du ankl-
    Mitten im Wort hält Antonia inne, steht doch nicht ihr Sklave, sondern ihr Gatte in ihrem Cubiculum. Es hätte sie nicht überraschen sollen, war sie doch bereits informiert worden, dass Gracchus wieder im Lande weilte. Allerdings zog es ihn ja nicht gerade zu ihr – ebenso wenig wie es sie zu ihm hinzog, daher braucht sie einige Augenblicke, um ihre Überraschung zu verbergen.
    Salve, Manius., begrüßt sie den Flavier, auf die ihr eigene, unnachahmliche Art, die ihr selbst nicht einmal bewusst ist, ihrem Gatten aber regelmäßig eine Gänsehaut beschert.
    Die einzige Überlegung war nun, Freude vorheucheln, oder Gemütsruhe ausstrahlen? Sie entscheidet sich für Ersteres – und im Nu ziert ein Lächeln, das erfreuter nicht sein könnte, ihre Lippen.
    Wie schön, dass du wieder bei uns bist. Ich hoffe, deine Reise verlief erfolgreich?
    Seit seiner Abreise hatte sie – natürlich – nichts von ihm gehört. Erneuter Beweis, wie gleichgültig er ihr gegenüber war. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dies wäre anders. Doch war dies nicht zu ändern, egal was sie tat, es wäre nicht genug. So tröstet sie sich mit dem Gedanken, dass zumindest nicht alle Bewohner des Hauses kühl und abweisend wie Gracchus waren.
    Ruhig mustert sie die einerseits so vertrauten und andererseits so fremden Gesichtszüge.

    Schnell waren die beiden verschwunden. Antonia war nicht wirklich traurig darüber, nun allein mit Aquilius speisen zu müssen, aber etwas sonderbar kam ihr das Ganze doch vor.
    Ohne jedoch darauf einzugehen, lässt sie sich auf der ihr zugewiesenen Kline nieder. Als Aquilius allerdings doch das Thema anspricht, jauchzt sie innerlich. Klatsch und Tratsch – der Lebensinhalt einer vornehmen Dame.
    Er war es., bestätigt die Claudia. Zumindest der Kleidung nach zu urteilen. Sonderbar, dass jemand zu einem privaten Besuch in militärischer Rüstung erscheint, nicht?
    Beiläufig greift sie zu einem bereitgestellten Weinbecher, den sie einem Sklaven hinhält, damit er ihn füllte.
    Oder hat Minervina etwa Schwierigkeiten mit den Prätorianern?
    Ein Augenzwinkern folgt. Hatte Gracchus einmal etwas über die beiden erzählt? Vergebens versucht sie sich zu erinnern. Nun, wenn dem so war, dann zumindest nicht ihr – nicht weiter verwunderlich. Alles, was die Patrizierin wusste war, dass Minervina wohl eine zeitlang Unterkunft bei Crassus gefunden hatte, als diese unsägliche Geschichte in Hispania geschehen war.

    Antonia, welche gewöhnlich ihr Essen allein in ihrem Gemach einzunehmen pflegt, hat am heutigen Abend mit dieser Tradition gebrochen und begleitet Aquilius' ins Triclinium. Zu verlockend war die Aussicht auf seine Gesellschaft, als dass sie das Angebot eines gemeinsamen Essens ausgeschlagen hätte.
    Bereits fertig frisiert und hergerichtet hatte sie den Marspriester in Empfang genommen und war, gekleidet in eine blaue Tunika von Joopos, mit ihm in Richtung Speisezimmer aufgebrochen.


    So kommt sie fröhlich schwatzend in den Raum und hält abrupt inne, als sie sich gewahr wird, dass noch jemand anwesend ist.
    Salvete, grüßt sie, noch immer bester Laune. Minervina kennt sie ja bereits, der Mann kommt ihr auch irgendwie vertraut vor, doch weiß sie ihn im Moment nicht zuzuordnen. Nunja, irgendjemand würde hier sicher abhilfe schaffen können.
    Erst jetzt mustert sie die Rüstung des anwesenden Herrn. Ein Praetorianer? Ein fragender Blick gleitet zu ihrem Begleiter. Hatte etwa schon wieder ein Flavier irgend etwas ausgefressen?

    Und wieder dieses Prickeln auf der Haut, als Antonia die weichen Lippen Aquilius' auf ihrer Hand spürt. So hängt die Hand noch halb in der Luft, als sich der Flavier bereits abwendet, um in sein eigenes Cubiculum zu gehen.
    Für einen kurzen Moment sieht sie ihm noch nach, ehe sie - kaum hat sie ihr Schlafgemach betreten - mit herrischen Worten jede Frage nach der Ursache ihrer Nassheit seitens ihrer Leibsklavin unterbindet und sich trocken legen lässt.
    Das Ende eines ereignisreichen Tages 8)