Beiträge von Petronia Arria

    "Was ich vom Orakel gehört habe, ist es schon sehr gut, die Hälfte zu verstehen. Ich glaube, dass ein Orakelspruch erst nach einer Weile klar wird, dass du plötzlich irgendwann weißt, was er bedeutet. Nur, solange du dich darauf versteifst, werden sich deine Gedanken immer im Kreis drehen."

    Arria sah sie kurz fragend an, dann rutschte sie wieder an die Wand und lehnte sich an. "Nein, ich sah nie einen Grund dafür", antwortete sie. "Warst du dort? Was hast du gefragt? Wie ist es?"

    Arria nickte leicht und lächelte sie an. "Er wird dich allerhöchstens aus der Casa werfen lassen", meinte sie zwinkernd und lehnte sich dann etwas nach vorne, legte Valeria eine Hand auf die Schulter. "Erzähl ein wenig von dir. Immer nur von meinen Sorgen zu sprechen ist nicht sehr unterhaltsam", meinte sie lächelnd.

    Arria grinste schief und nickte.


    "Wenn ich das sage, dann meint er nur, ich würde ihn veräppelt werde", antwortete sie und seufzte. "Oder dass ich ich selbst sein soll, aber ihm dennoch alles recht machen."


    Arria zuckte abermals mit den Schultern. "Ich kann dir nur sagen, was ich Vater heute morgen schon gesagt habe: Ich habe nicht viel mehr als Salve und Vale mit ihr gewechselt, ich kenne sie kaum. Aber sie hat sich nicht von ihm abgewendet, ihn die ganze Zeit angelächelt... Und sie waren glaube ich auch im Peristyl spazieren", gab sie leise Auskunft.

    Arria verfolgte ihre Bewegungen und zuckte schließlich mit den Schultern. "Weißt du, ich würde ihm gerne alles recht machen, aber die letzten 21 Jahre hat er völlig andere Dinge von mir erwartet und völlig anders mit mir umgegangen. Ich weiß nie, woran ich bin. Als er kam, war er ruhig und ein wenig nervös, aber dann wurde er ob meiner Worte immer wütender, obwohl ich ihm nur ehrlich auf seine Fragen geantwortet habe. Soll ich ihn anlügen? Dann ist er nur auch wieder sauer und macht mir Vorwürfe", seufzte sie.

    Arria seufzte und nahm den Arm wieder weg, blickte Valeria ernst an.


    "Vater war heute morgen hier, um mich zu fragen, was ich davon halte", meinte sie ruhig und senkte den Blick langsam. "Er fragte mich, was ich von ihr halte, wie ich sie finde und solche Dinge. Ich meine - ich habe kaum mit ihr geredet und konnte dementsprechend auch nichts dazu sagen, wie sollte ich auch? Aber ich habe ihm gesagt, dass ich nichts dagegen habe, wenn er sie liebt oder sie heiraten will oder sie zumindest näher kennenlernen möchte. Warum sollte ich auch? Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Vater nicht mehr alleine ist und wenn es Alessa sein soll und sie ebenso für ihn empfindet, dann finde ich das auch in Ordnung. Aber ich habe ihn gebeten, nicht von mir zu verlangen, sie als meine Mutter anzusehen. Aber das kann ich nicht und das werde ich auch nie. Ich hatte nie eine Mutter und ich werde nie eine bekommen. Denn selbst wenn Vater eine Frau in seinem Alter heiraten würde - meine Mutter würde sie nicht werden. Sie wäre immer nur die Frau meines Vaters."


    Arria hielt inne und blickte zum Nachttisch, wo noch inzwischen erkalteter Wein stand. Sie nahm einen Schluck, denn von dem vielen Reden und der Hitze in ihrem Körper war ihre Zunge trocken und verlangte nach Flüssigkeit.


    "Ich lerne sie wirklich gerne näher kennen und schätzen. Und ich werde sie mit dem Respekt behandeln, der ihr gebürt. Und wenn es sich so ergeben soll, dann freunde ich mich auch gerne mit ihr an, aber Vater befiehlt mir, eben dies zu tun und sie dennoch als Mutter anzusehen. Eine Frau, die ein Jahr jünger ist als ich. Ich kann es nicht. Und ich will mich auch nicht zu einer Freundschaft zwingen lassen, wenn sich keine ergibt, wobei ich das natürlich noch nicht sagen kann. Aber Vater erwartet es und ich werde gehorchen müssen", schloss sie ihren Bericht.

    "Ich habe nicht viel mit ihr geredet. Auf dem Abendessen gestern war keine Zeit und sonst habe ich noch keine Gelegenheit gefunden, nachdem mich mein Vater wieder einmal ausgeschimpft hat", meinte sie mit einem leichten Schulterzucken, das wohl etwas ausdrücken sollte wie "ist nicht so wichtig" oder "mir doch egal", doch ihr Gesicht sprach Bände, wie sehr sie die ganze Sache mit ihrem Vater verlor. "Wenn ich es allerdings richtig verstanden habe, dann ist ihr Verlobter gestorben. Und was das alter betrifft... Marcia, eine Tante von mir, ist ebenfalls 19 und ihr Mann - logischerweise dann mein Onkel - so alt wie Vater. 36 oder so. Es scheint... normal zu sein. Und Vater hat mir immerhin auch schon angedroht, mich mit einem ähnlich alten Mann zu verheiraten."


    Arria hatte ruhig und mit leiser Stimme gesprochen, doch noch während ihrer Worte kamen die Erinnerungen an die Streitereien der letzten Zeit wieder auf. Sie hob einen Arm und legte ihn über ihre Augen, um sie vor Valerias Blicken zu schützen, die sonst vieleicht die Tränen in den Augen hätte schimmern sehen.


    Schnell versuchte nun die junge Frau das Thema zu wechseln. "Kann ich dir etwas anbieten? Wein oder ein paar Trauben oder etwas ähnliches?", fragte sie schnell, denn schon wieder war ihr eine Unhöflichkeit ihrerseits aufgefallen.

    Arria wandte sich Valeria zu und lächelte die Freundin an, auch wenn sie etwas ungehalten war. Irgendwie erinnerte sie die ganze SItuation an das Treffen im Stadtbad...


    "Ich wollte nur fragen, ob du Feder und Tinte für mich hast, mehr nicht. Soll ich mich vielleicht in den Unterrichtsraum zurückziehen, damit ihr ungestört seid?", antwortete sie auf Helenas Frage hin. Sie interessierte sich zwar brennend dafür, welche andere Aufgabe Valeria bekam, aber sie wollte nicht unhöflich erscheinen.

    Arria sah sie mitleidig an. Ja, eine leere Casa war wirklich nichts schönes, das hatte sie während der Reisen ihres Vaters auch immer wieder gehabt. "Du kannst mich jederzeit besuchen kommen, Valeria", bot sie deswegen an und zuckte dann mit den Schultern. "Sieht so aus als würde Vater mehr für Alessa empfinden", antwortete sie schließlich nach einer kurzen Pause.



    Sim-Off:

    Gute Nacht!

    Arria wurde hellhörig und öffnete die Augen wieder. "Decima Alessa? Länger als du denkst, nehme ich an", antwortete sie mit einem schiefen Grinsen und legte Valeria eine Hand auf den Oberschenkel. "Außerdem bin ich doch auch noch hier, oder bin ich dir schon zu alt?"

    "Ja, sie ist sehr seltsam, da hast du recht. Ich bin froh, dass ich hierher gekommen bin. Das einzige, was mir aus Rom fehlt, ist Imperiosus", antwortete Arria und schloss die Augen, um sich nicht auch noch die Anstrengung des Sehens anzutun. Vielmehr beschwor sie Imperiosus' Bild herauf, das schon jetzt viel zu unklar war.

    Arria seufzte ergeben und blieb nun doch liegen. Zumindest so lange, bis ihr Vater kam und ihr einen Vortrag hielt, wie ungezogen es war, mit seinem Gast zu reden, während ma nim Bett lag...


    "Sie war sehr distanziert und kühl, ein wenig seltsam, ja. Wäre ich in Rom geblieben, hätte sie mich ausgebildet", antwortete Arria. "Helena meinte, dass sie immer und zu jedem so ist."

    Arria schniefte noch einige Male, dann seufzte sie leicht und schlug die Decke zurück, um sich neben Valeria auf die Bettkante zu setzen.


    "Wie hat es dir in Rom gefallen?"

    Arria nickte nur zu Valerias wiederholter Frage, dann bekam sie (endlich) den Brief, löste das Siegel und rollte das Pergament auf. Schnell überflog sie die Zeilen, dann las sie sie noch einmal, während sich leise Tränen aus ihren Augen lösten. Wie gerne würde sie bei ihm sein, ihn wärmen, ihm ihr Lächeln schenken. Sie konnte so gut verstehen, was er schrieb, fühlte sie doch so ähnlich.


    Noch ein drittes Mal las sie den Brief, ehe sie das Pergament wieder zusammen rollte und auf den kleinen Tisch neben dem Bett legte.


    "Verzeih", murmelte sie und trocknete sich völlig unangemessen die Tränen mit der Decke.

    Arria blickte sie an und kniff die Augen ein kleines bisschen zusammen, um die Schrift entziffern zu können, ehe sie die Augen wieder einmal schloss und die Hand ausstreckte.


    "Wenn du gerne angeschrieen wirst, von mir aus", antwortete sie müde und kraftlos. "Wo hast du Imperiosus getroffen?"

    "Er weiß nichts davon, dass ich krank bin, Valeria, und ich würde es auch sehr begrüßen, wenn er es nicht erfahren würde", antwortete Arria und ihr Ton klan vorwurfsvoller, als sie gewollt hatte. Entweder, ihr Vater würde sie übertrieben besorgt mit Samthandschuhen anfassen oder ihr stundenlange Vorträge halten, wie sie es sich erlaubten konnte, krank zu werden... Zumindest war sie davon überzeugt.

    Arria schloss wieder die Augen und lehnte sich zurück.


    "Wegen Vater", antwortete sie schließlich seufzend. "Wenn er erfährt, dass ich krank bin, macht er mir ohnehin nur wieder Vorwürfe, wie ich ihm denn eine solche Schande bereiten könnte", antwortete sie und zuckte leicht mit den Schultern. "Es wird schon gehen."

    Arria hörte ihr still zu. Seit Valeria da war, fiel es ihr nicht einmal schwer, ihren Worten zu folgen. Dennoch schwieg sie lange, nachdem Valeria ihre Worte ausgesprochen hatte. Was sollte sie der Freundin sagen? Wenn sie sich jetzt im Bett verkroch, würde sie nur noch mehr Ärger mit ihrem Vater bekommen, als sie ohnehin schon hatte. Wie sah es denn aus, wenn die Tochter des Pater Familias ihre Tage im Bett zubrachte!


    "Ich freue mich für dich, dass du zur Medica geworden bist", meinte sie lächeln und schüttelte dann den Kopf. "Aber ich kann nicht im Bett bleiben."

    Arria tat, wie ihr geheißen wurde und mümmelte sich schließlich wieder in die Decke, lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Sie überlegte. Wann hatte sie sich das erste Mal so gefühlt? Vor ein paar Tagen vielleicht. Sie hatte nicht weiter darauf geachtet, hatte es sogar ständig versucht, zu verbergen, um ihrer Familie keine Sorgen zu bereiten.


    Langsam hob Arria ihren Kopf wieder und blickte Valeria an, zuckte leicht mit den Schultern.


    "Ich weiß nicht genau... Ein paar Tage vielleicht."

    Arria lächelte leicht und freute sich über Valerias strahlendes Gesicht. Sie schien wie ausgewechselt und nicht mehr derart... reizbar wie noch im Stadtbad, was Arria mehr als nur Recht war.


    "Ich war am Strand und einige Zeit im Garten und Peristylum, aber Husten habe ich keinen, nein", antwortete sie ehrlich und rutschte dann an den Rand des Bettes, legte die Decke ab. Die Tunika, die darunter zum Vorschein kam, war völlig zerknittert und alles andere als ordentlich. Schnell erhob sich Arria und strich den Stoff glatt, richtete ihn wieder einigermaßen hin, soweit das möglich war.