Beiträge von Petronia Arria

    Arria schüttelte den Kopf und lächelte den Pater Familias freundlich an.


    "Nein, es soll über alle Götter gehen. Über keinen zu genau, aber über jeden die Grundlagen, das wichtigste sozusagen. Als Discipula lernt man leider sehr viel mehr als das, was man braucht um einem bestimmten Gott zu dienen. Allerdings muss ich zugeben, dass es sehr interessant ist und ich kaum genug davon bekommen kann - vor allem jetzt, da Imperiosus nach Rom zurückgekehrt ist", fügte sie seufzend hinzu.

    "Ja, Ceres, die Erdgöttin", bestätigte Arria lächelnd. "Aufgaben. Nun, momentan bin ich in erster Linie mit Lernen beschäftigt. Wirkliche Aufgaben habe ich noch nicht, ich helfe der Pontifex allerdings, ein Buch für künftige Schüler zu schreiben", antwortete sie und lächelte leicht.

    Erleichtert atmete Arria auf. Das war ein Thema, über das sie freien Gewissens reden konnte.


    "Ich werde von der Pontifex Helena Matinia zur Sacerdos Cerealis ausgebildet. Wenn du das als arbeiten bezeichnest, dann arbeite ich wohl hier in Tarraco", antwortete sie lächelnd und steckte sich eine besonders saftige Traube in den Mund.

    "Danke", murmelte Arria ob der dargebotenen Gaben und nahm einen Schluck sowie einige Trauben. Sie wagte nicht, den Pater Familias von Imperiosus anzusehen und auch das Gespräch in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen versuchte sie nicht.

    Arria trat in das Vestibulum der Casa Iulia. Ein wenig verschüchtert war sie schon und langsam kühlte sich auch ihr Gemüt wieder ab, doch um in die väterliche Casa zurück zu kehren fehlte ihr der Mut und auch die Lust. Und so wartete sie darauf, dass sie jemand hier vorfand und begrüßte - oder auch wegschickte.

    Einen Moment starrte Arria ihn an, dann straffte sie sich.


    "Gut, ich gehe", meinte sie ruhig, drehte sich um und schritt langsam in ihr Cubiculum. Er hielt ihr vorträge darüber, dass sie sich ihm nicht hingeben sollte, dass sie vorsichtig sein sollte, dass sie unberührt bleiben sollte und dann hatte er nicht einmal ein Ohr dafür, dass sie sich Sorgen machte, ihn deswegen zu verlieren? Wo war der Vater hin, den sie in Rom gehabt hatte? Wo war derjenige, der immer für sie dagewesen war, der sich um sie gesorgt hatte? Seit sie hier in Tarraco waren und er diese ach-so-gute Stelle hatte, war er viel kälter und berechnender. Er war jetzt wirklich der Pater Familias und nicht mehr ihr Vater.


    Schnell packte sie einige Tuniken in einen Beutel. Die Tunika, die er ihr geschenkt hatte, sah sie kurz an, dann faltete sie sie sauber zusammen und legte sie auf ihr Bett. Den Umhang fest um sich ziehend trat sie schließlich aus der Casa und machte sich auf den Weg an den Ort, an dem man sie willkommen heißen würde - zumindest war ihr das versichert worden.


    Vielleicht handelte sie vorschnell, aber sie war aufgebracht und wütend über ihren Vater. Außerdem hatte er es ja selbst gesagt, sie solle gehen...

    Arria war es in diesem Moment völlig egal, dass Crispus gekommen war und nun vom Thema ablenkte. Manchmal konnte ihr Vater aber auch ein verdammter Ignorant sein!


    "Du hast mich selbst darauf hingewiesen, Vater, du hast mir gesagt, ich solle vorsichtig sein! Erinnere dich an DEINE Worte! Ich versuche nur, alles richtig zu machen, aber dass ich nebenbei auch noch Gefühle habe, scheint völlig belanglos. Ehre bewahren, der Familia Ehre bringen, die Gens vergrößeren. Das ist es doch, was zählt, oder? Was wäre, wenn Imperiosus kein Iulier wäre? Wenn er einer völlig unbedeutenden Gens angehören würde? Du würdest der Heirat nie zustimmen, ist es nicht so?", fragte sie aufgebracht, nachdem sie aufgesprungen war.

    Arria lächelte leicht und nickte.


    "Ich habe erst beschlossen, den Cultus beizutreten, nachdem ich Imperiosus schon kannte. Als ich ihm davon erzählte, war er völlig entsetzt, weil er dachte, ich würde es nur seinetwegen machen und er wollte es mir sogar ausreden", erzählte sie und rückte damit Imperiosus wieder ins rechte Licht.

    Arria zuckte hilflos mit den Schultern.


    "Er hat mir nicht wirklich eine zufriedenstellende Antwort gegeben. Er meinte, Rom sei das Zentrum des Cultus Deorum und er hätte dort etwas zu erledigen. Aber sonst weiß ich nichts", antwortete sie und seufzte. "Dabei ist Rom so hässlich, Zentrum hin oder her."

    "Und wenn er sie nicht absegnet? Dann kann Imperiosus auch nichts machen", gab Arria zu bedenken. Zumindest glaubte sie, dass es so war. Auf Helenas weitere Frage hin zuckte sie mit den Schultern. "Ich habe noch nicht viel mit ihm geredet, aber er scheint sehr nett zu sein und war äußerst freundlich zu mir. Was er für einen Eindruck von mir hat, weiß ich allerdings nicht, nachdem ich nebenher mit Imperiosus diskutiert habe, warum er nicht in Tarraco bleiben kann, da es hier ja auch einen Merkur-Tempel gibt."

    Arria wiegte leicht mit dem Kopf hin und her.


    "Das kommt darauf an. Ich will nicht nur mit Imperiosus verheiratet werden, weil er Iulier ist und damit einer einflussreichen Gens angehört. Aber ich liebe ihn und würde gerne seine Frau sein. Aber eben nicht nur, um das Ansehen der Gens zu steigern oder etwas dergleichen. Und... Was wäre, wenn ich noch vor der Heirat ein Kind bekäme? Wäre ich dann nicht die Schande schlecht hin für die Gens? Würde mich die Gens Iulia dann noch aufnehmen oder sich doch lieber jemand anderen für Imperiosus suchen? Es gibt so viele Ungewissheiten, die sich nicht lösen und die ich am liebsten aus dem Weg geräumt haben möchte. Aber mir fehlt die Macht dazu."

    "Ich reite auch sehr gerne, aber du hast recht, es ist nicht sicher in diesen Tagen", antwortete Arria und zuckte dann leicht mit den Schultenr. "Inwiefern weiter gedacht? Ob wir heiraten wollen? Vater und Imperiosus haben darüber geredet... Und Vater will sich mit dem Pater Familias von Imperiosu treffen", gab sie Auskunft. Ob sie damit das getroffen hatte, was Helena hören wollte, wusste sie allerdings nicht.

    "Ich glaube es ihm ja. Ich bin nicht hier, um ihn zu verfluchen", zwinkerte Arria und nickte dann zu Helenas Angebot. "Ich begleite dich gerne ein Stück. Ich bin nur hier, um nachzudenken und Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Ceres hat mir dabei bisher immer sehr geholfen", erklärte sie.

    Arria lächelte leicht und zuckte mit den Schultern.


    "Wenn ich seinem Brief glauben schenken darf, dann war es so. Seine Worte, die er auf das Pergament geschrieben hat, sind wirklich unglaublich lieb und einfühlsam. Ich glaube, er ist einfach so gegangen, weil er sonst nicht losgekommen wäre", erzählte Arria und grinste leicht. "Ich kann wohl sehr überzeugend sein, wenn ich will."

    Arria nickte leicht und lächelte.


    "Ja, in der Tat ich bin wegen Ceres hier. Was könnte auch bei Ermangelung eines Tempels ein besserer Ort zur Verehrung der Erdgöttin sein als ein Feld", zwinkerte Arria und lächelte einigermaßen fröhlich. "Imperiosus ist heute früh abgereist, ohne sich zu verabschieden."

    Arria hörte plötzlich Schritte, die auf dem Weg knirschten und blickte sich um, sah ihre Lehrerin. Schnell richtete sie sich auf und trat auf die Frau zu.


    "Salve, Helena! Welch eine Freude, dich hier zu treffen", begrüßte sie sie.

    Arria nickte und überlegte kurz, ehe sie zu ihrer nächsten Frage ansetzte. "Und wie sieht es mit der Größe aus? Ist die ebenfalls wichtig? Und die Form? Ich kann mir nicht vorstellen, dass von verschiedenen Tieren, also zum Beispiel zwei Schweinen, die etwa gleich groß und schwer sind, die Eingeweide auch genau gleich aussehen."

    Arria seufzte. Ihr Vater verstand mal wieder gar nichts.


    "Er ist ein Mann, Vater!",meinte sie mit einem gewissen "warum-verstehst-du-nichts"-Unterton, als ihr Cousin kam. "Salve Crispus. Schön, dich mal wieder zu sehen!"