Beiträge von Petronia Arria

    Arria seufzte leicht und ließ sich mitziehen, stand dann schüchtern vor dem Pater Familias der Decima.


    "Salve", meinte sie verschüchtert und lächelte ihn leicht an. Ein imposanter Mann, dennoch fand sie Gelegenheit, Valeria einen tadelnden Blick zuzuwerfen. So schwer war der Name nun auch wieder nicht und ihn mit einem Sklaven zu vergleichen war mehr als nur ungerecht.

    Arria lache leicht. "Na ich will doch keinen Sklaven zum Mann", zwinkerte sie und zuckte dann leicht mit den Schultern. "Kann sein, ja. Vielleicht wollte er mir auch einfach nur einen Gefallen tun, ich weiß es nicht."


    Einen Moment schwieg sie, dann blickte sie Valeria an. Irgendwie kamen sie sich näher und die andere Frau schien aufzutauen.


    "Darf ich dir eine sehr... persönliche Frage stellen?"

    "Ja und davor lag er irgendeinem Kerl im Arm", grummelte Arria und ließ alle Vernunft außen vor. "Ich verstehe die Männer nicht, sie sind mir zu kompliziert", seufzte Arria und ließ den Kopf wieder hängen. "Außerdem kenne ich doch noch viel weniger Leute hier. Er trifft seine Familia, ich habe niemanden wirklich hier. Ich kenne ihn, ja, aber weder dich noch Helena kenne ich wirklich gut und sonst kommt mir nicht einmal ein Gesicht hier bekannt vor."

    Arria blickte sie eine Weile an und nickte schließlich.


    "Vielleicht musst du das ja auch gar nicht. Vielleicht erkennt dich dein Vater an und lässt dich dennoch in der Casa wohnen."


    Nur Vermutungen, natürlich, unwahrscheinliche Vermutungen sprach Arria aus, aber vielleicht konnte sie Valeria so ein wenig Mut machen, sich auf die Suche zu begeben.


    "Es gibt jemanden, den du liebst und von dem du dich nicht trennen willst, oder?", fragte sie vorsichtig und erwartete schon, dass sich ein riesiger Fettnapf vor ihr auftat.

    Arria nickte leicht und seufzte dann.


    "Trotzdem hätte er mich nicht einfach völlig übergehen und nur von sich reden müssen. Ich bin schließlich keine Serva, die man einfach durch die Gegend schieben kann und die da ist, wenn er sie braucht", antwortete sie trotzig und mehr einem kleinen Kind als einer jungen Frau gleich. Valerias Verhaspeln und Erröten bemerkte sie nicht einmal, zu sehr war sie mit sich selbst beschäftigt.

    "Dann solltest du deinen Vater erst Recht suchen! Die Möglichkeit, dass er dich anerkennt, besteht immer noch und dann würdest du den Decima nicht mehr zur Last fallen", antwortete Arria sanft und nickte dann. "Ja, Helena ist eine wunderbare Frau. Sie kann einem mit ein paar Worte alle Zweifel ausreden."

    Arria nickte sofort.


    "Das ist doch selbstverständlich, Valeria! Wenn etwas über meine Lippen käme, würde ich dich ja quasi aus der Familia verstoßen. Oh nein, sei dir gewiss, dass ich nichts davon sage. Zu keinem", antwortete sie und lächelte sie an. "Gibt es jemanden, der dich unterstützt? An den du dich anlehnen kannst?", fragte sie dann, um das Thema nicht zu weit auszutreten.

    Arria blickte auf und seufzte.


    "Ich bin nicht gut genug für ihn... oder besser für seine Familia. Er wolle nicht, dass sie etwas falsches über ihn denken, dass sie ihn für was weiß ich was halten. Ich bin völlig unwichtig, nur seine Begleitung oder jemand, an dem er sich ergötzen kann", antwortete Arria und lehnte sich zurück, starrte in den Himmel.

    Arria blickte Valeria einen Moment an und lächelte dann sanft.


    "Du wirst irgendwann selbst zur Peregrina, wenn der Pater Familias erfährt, dass du keine Decima bist und dich verstößt. Und dann ist es sicher besser, wenn du eine Familia hast, in die du adoptiert werden kannst und die deine eigene ist. Sicherlich macht sich dein Vater auch Vorwürfe, so einfach vergisst man sein Kind sicherlich nicht. Und wenn er Römer ist wie du, hat er dich sicher das eine oder andere Mal gesehen."

    Arria nickte nur zur Bestätigung und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Erleichtert seufzte sie auf, als sie endlich die Menschen hinter sich gelassen hatte und sich auf eine Bank sinken lassen konnte. Sie stützte ihre Ellenbogen auf ihre Beine und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. Warum tat er ihr das an? Warum hatte er sie überhaupt unbedingt hierher mitnehmen wollen, wenn sie dann nicht gut genug für seine Familia war? Nicht vorzeigenswert genug?

    Arria lächelte sanft, als sie ins Cubiculum kam und Imperiosus schlafend vorfand. Leise zog sie sich einen Sessel zum Bett und fing an, sich zu kämmen. Eine halbe Ewigkeit dauerte es, bis sie die ganzen Knoten heraus hatte und die ganze Zeit betrachtete sie Imperiosus lächelnd. Er sah unglaublich süß aus, wenn er schlief und so friedlich dalag.


    Nachdem sie nun endlich ihre Haare geordnet hatte, beeilte sie sich, um sie schnell zu einem festen Dut auf ihrem Hinterkopf zusammen, so dass sie einmal nicht nur völlig zerstruwelt aussah. Dann erst setzte sie sich an die Bettkannte, strich sanft die Haare aus Imperiosus' Gesicht und fuhr seine Züge nach, küsste ihn sanft auf die Wange.

    "Ceres beschützt also die Ehe, damit mit Hilfe ihrer Kinder viele Nachkömmlinge aus dieser Ehe hervorgehen", kombinierte Arria und lächelte. "Und wer ist der Vater der beiden? Und sind sie Zwillinge oder ist einer der beiden älter?"


    Sie konnte gar nicht genug von Helenas Erzählungen bekommen. Die Götterwelt war so vielseitig und interessant, es gab immer etwas zu entdecken und zu erkunden, dass es nie langweilig werden würde.

    Einen Moment blickte Arria Valeria mit gemischten Gefühlen an. Sie hatte sie doch nur trösten wollen. Und irgendwie klangen ihre ersten Worte nur halb so ehrlich, wie sie wohl waren. Es musste doch sehr schwer sein, seine Mutter zu verlieren, wenn man sie gekannt hatte. Dennoch nickte Arria leicht.


    "Ich glaube auch, dass es ihr gefallen würde. Und wenn du sowohl Priesterin als auch Geburtshelferin bist, kannst du sicherlich vielen Frauen das Leben retten durch dein medizinisches Wissen und deiner Verbindung zu den Göttern. Und was deinen Vater angeht... Hast du irgendeinen Hinweis, wer er ist? Vielleicht haben es die Umstände nur unmöglich gemacht, dich anzuerkennen und später hat er dich nicht mehr gefunden? Oder nicht den Mut gehabt, dir gegenüber zu treten?", mutmaßte sie ins Blaue hinein. "Wenn du ihn finden willst, helfe ich dir dabei", versprach Arria sofort. Auch wenn sie die Frau nicht kannte, fühlte sie sich aus unerfindlichen Gründen für sie verantwortlich, oder besser hegte sie gewisse geschwisterliche Gefühle für sie und wollte sie gerne einmal glücklich lächeln sehen.

    Zitat

    Original von Decima Valeria


    Da sah Valeria jemanden, der nicht sonderlich glücklich aussah. Sie machte einige schnelle Schritte auf Arria zu, griff sie am Arm und hielt sie so davon ab, die Räumlichkeiten zu verlassen.


    "He, Arria, willst du mir nicht hallo sagen?" neckte sie die andere. Doch dann sah sie Arrias Gesicht.
    "Oh...was ist denn los?"


    Arria blickte auf und versuchte zu lächeln, doch mehr als hochgezogene Mundwinkel kamen dabei nicht raus.
    "Salve", meinte sie leise und drehte sich zurück zu Imperiosus und zeigte auf ihn, als er gerade bei einem andren Mann in den Armen lag. Sehr wankelmütig, der Herr, aber für Arria zählte es nicht und sie bemerkte es nicht einmal wirklich. "Das ist er. Nur scheine ich nicht mehr gut genug für ihn zu sein", meinte sie leise und wandte sich wieder der Tür zu. "Ich wollte gerade ein wenig frische Luft schnappen gehen, also wenn du mit willst...", sprach sie weiter und ließ den Satz in der Luft hängen.

    Ohne wirklich darüber nachzudenken, legte Arria Valeria einen Arm um die Schulter und drückte sie leicht.


    "Ich kannte meine Mutter nicht, Valeria. Ich hätte gerne eine Mutter gehabt, aber so bin ich bei meinem Vater aufgewachsen. Für dich muss es viel härter gewesen sein", antwortete sie leise und ruhig. "Aber in unseren Herzen leben sie weiter", fügte sie überzeugt hinzu.

    Arria staunte nicht schlecht, sie hätte Valeria um mindestens zwei Jahre älter geschätzt. Dann jedoch verwirrte sie die Frau vollends. Ambrosius? Was für ein Ambrosius bitte?


    "Ich weiß nicht genau, was du meinst, aber es ist sowieso egal, ich kenne Mutter nicht, sie starb wenige Tage nach meiner Geburt", antwortete Arria mit einem traurigen Beigeschmack in der Stimme.