Beiträge von Petronia Arria

    Arria hatte schnell ihre Sachen zusammengepackt. Wirklich sauber zusammengelegt war es nicht, aber es reichte. Nachdem sie nun endlich alles hatte (warum nur war es so viel?) eilte sie wieder ins Triclinum. Sofort strahlte sie Imperiosus an und stellte sich zu ihm, legte ihm einen Arm um die Hüfte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.


    "Hast du dich schon entschieden, Iustina?"

    "Ich weiß doch, mein Liebster. Ich werde mich sofort an die Arbeit machen", antwortete sie und führte ihn zu Dierna ins Triclinum. "Das ist Artoria Iustina, Imperiosus. Und Iustina, das hier ist mein Zukünftiger Titus Iulius Imperiosus", stellte sie die beiden einander vor und eilte dann in ihr Zimmer, um ihre Sachen zusammen mit Tiurna zu packen.

    Arria seufzte leicht nach dem Kuss. Wie gerne hätte sie ihn noch stundenlang weiter genossen, doch es gab wichtigeres zu tun - leider.


    "Nicht wirklich. Ich habe noch Besuch, vielleicht reist sie mit uns. Vielelicht auch nicht, das weiß ich nicht", antwortete sie und schmiegte sich an Imperiosus, genoss die Nähe, die sie nur wenige Stunden hatte nicht spüren können.

    Tiurna kam ins Triclinum und teilte Arria mit, dass der Herr gekommen war. Kurz blickte die junge Frau verwirrt, dann jedoch erstrahlte ihr Gesicht und sie grinste Dierna an. "Warte hier, ich bin gleich zurück", meinte sie, als sie auch schon hinauseilte. In der Tür blieb sie stehen. Wie sah es denn aus, wenn sie auf einen Mann zurannte! Außerdem drehte er ihr gerade den Rücken zu und so konnte sie ihn noch einen kleinen Moment lächelnd ansehen, ehe sie langsam und stolz aufgerichtet zu ihm ging. "Imperiosus! Liebster", flüsterte sie leise hinter ihm, legte ihre Arme um seinen Bauch und lehnte sich an seinen breiten Rücken. "Ich habe dich vermisst."

    Arria lächelte sie an.


    "Antun? Nun, so würde ich es nicht ausdrücken, aber du hast selbst gesagt, dass du schon oft bei Männern gelegen hast. Ich mache mir lediglich Sorgen um dich", antwortete sie und erhob sich, zog sich selbst wieder die wunderschöne Tunika ihrer Mutter an.

    "Ja, mach das", lächelte sie und schlang das Tuch um ihren Körper und begann, sie zu trocknen. "Du hast deine Kindheit nie gehabt, das ist schade. Vielleicht kannst du einen Teil zurückerobern", meinte sie sanft und trocknete auch deren Haare ab.


    "Was willst du jetzt machen?"

    "Es ist völlig normal, dass du misstrauisch bist. Aber mein Angebot steht noch, überleg es dir. Ich werde in einigen Tagen fahren, dann wird hier alles verlassen sein", antwortete sie und erhob sich, trocknete sich ab und breitete dann das Tuch aus. "Komm", lächelte sie. "Ich werde dich abtrocknen."

    "Dreh dich um", wies Arria sie an und wusch dann ihren Rücken, ehe sie den Schwamm weglegte und sie umarmte, ihren Kopf auf die Schulter des Mädchens legte.


    "Glaubst du, dass man sich für mich interessiert bei den hohen? Stell dir vor, ich würde schwanger werden, ein uneheliches Kind bekommen. Es wäre eine Schande schlechthin, meine ganze Familie würde in Ungnade fallen, obwohl es ein Kind der Liebe wäre. Nein, meine Liebe, so einfach kannst du die Menschen nicht einteilen. Es gibt immer gute und schlechte, immer welche, die andere ignorieren und welche, die einen Spaß daran haben, Leute zu quälen. Sie dir Tiurna an. Sie ist Sklavin, ein Stand, der der unterste der Gesellschaft ist. Aber es geht ihr nicht schlecht deswegen, sie macht ihre Arbeit gut und ist sehr zuverlässig. Manch ein Herr würde sie schlagen, ein anderer sich an ihr vergehen, aber es muss nicht so sein. Und es ist egal, ob ein Peregrinus, ein Libertus, ein Plebejer oder gar ein Patrizier eine solch hübsche Sklavin hat, es kann bei jedem passieren."

    Arria blickte sie nachdenklich an, ehe sie nach dem Schwamm griff und anfing, sie zu waschen und ihren Körper zu reinigen.


    "Es gibt Situationen, in denen muss man so handeln. Aber es wird Zeit, dass du dein altes Leben abschließt. Nicht jeder Römer ist schlecht, sieh mich an. Ich habe dich hier mithin genommen, obwohl ich kaum etwas von dir weiß. Wir finden schon einen Weg, dass du ein neues Leben beginnen kannst und noch einmal geboren wirst", antwortete sie ruhig.

    Arria lachte leise.


    "Wir sind zwar nicht die reichsten Bürger, aber für ein einsames Mädchen wie dich reicht es. Außerdem möchte ich, dass du eine Möglichkeit erhältst. Es ist nicht gerecht, dass viele so gut leben und manche wie du gar nichts haben."

    Arria seufzte. So kamen sie nicht weiter. Sie würde ihr ja gerne helfen, aber sie musste es zulassen.


    "Was hältst du davon, wenn du mit nach Hispania kommt? Dann können wir uns weiter kennenlernen und ich kann dir helfen, dass du von neuem anfangen kannst. Wir finden sicherlich eine Familie, die dich adoptiert, dann hast du auch etwas vorzuweisen."

    Arria blickte sie nachdenklich an, ehe sie die Beine anzog und die Arme drum herum.


    "Als erstes kommst du ins Wasser, bevor es kalt wird", antwortete sie ruhig und schloss die Augen, atmete tief den Duft der Öle ein.


    Lange überlegte sie und antwortete auch erst, nachdem sich Dierna zu ihr gesellt hatte.


    "Bist du denn bereit, dein Leben umzustellen? Ich meine, wenn du so weiter machst wie bisher, wenn du niemandem vertraust und dir niemand vertrauen kann, dann wirst du auch nicht aus dem Kreis herauskommen, in dem du jetzt bist."

    Arria nickte Aelia Adria zu.


    "Da Helena Matinia meine Ausbildung zur Priesterin der Ceres übernehmen wird, habe ich sicherlich die ein oder andere Gelegenheit mit ihr über die Verbreitung des Kultes der Bona Dea in Hispania zu reden und wir finden sicher eine Möglichkeit, diesen wieder bekannt und geliebt zu machen. Bona Dea ist zu wichtig für uns Frauen, als dass wir einfach zusehen könnten, wie die Religion immer mehr verfällt und in Vergessenheit gerät."


    Eine lange Ansprache für die doch leicht angeschwipste Arria, die daraufhin auch sofort rot wird, als ihr bewusst wird, was sie gerade gesagt hatte.


    "Und die Tempel in Ostia... Ich kann mit Sacerdos Iulius Imperiosus reden, er wohnt in Ostia und widmet sich aufopferungsvoll den Göttern. Sicher kann er auch den ein oder anderen wieder zum Glauben bewegen", sprach sie weiter, nachdem sie schon einmal dabei war.

    Arria blickte das Mädchen an, wie sie sich entkleidete und drängte sie schließlich dazu, in die Wanne zu steigen, folgte selbst, nachdem sie eine Seife sowie einen Schwamm auf einem kleinen Hocker bereitgelegt hatte. Dann erst beantwortete sie deren Frage.


    "Das kommt darauf an. Wenn du von mir einen Rat willst, wie du einen Mann verführst, tut mir leid, da kann ich dir nicht helfen", zwinkerte sie und begann, ihren Körper mit Wasser zu benetzen, wo er nicht davon bedeckt war.

    Arria setzte sich wieder auf und musterte Dierna.


    "Es ist nicht angesehen, ein uneheliches Kind zu haben, da hast du recht, aber ich würde es dennoch lieben, sollte ich von ihm schwanger werden. Es wäre aus Liebe entstanden und das reicht für mich, um es groß zu ziehen", antwortete sie ruhig und ernst.