Arria keuchte, als er sie endlich wieder losließ und blickte ihn gespielt vorwurfsvoll an. Sie konnte nicht einmal seine Küsse erwidern, hatte er sie doch so außer Atem gebracht.
"Du bist schrecklich! Wie kannst du einem so zarten Wesen wie mir nur so etwas antun?", lachte sie und bemerkte dann erst, dass die viel zu weite Tunika deutlich verrutscht war und etwas viel von ihr preisgab.
Arria wollte gerade antworten, als er anfing, sie zu kitzeln. Fast sofort fing sie an zu lachen und um sich zu schlagen.
"Lass... Lass... lass...", versuchte, sie ihn abzuhalten, doch ohne Erfolg.
Eine leichte Röte zog sich auf ihr Gesicht und sie lächelte ihn an. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand dort hin, wo sie sein Herz vermutete.
"Ich werde immer bei dir sein", meinte sie leise, ehe sie die Trauben auf den Boden stellte und sich zu ihm legte, sich auf einen Arm aufstützend sein Gesicht liebkoste.
Arria schüttelte schnell den Kopf und strich ihm sanft über die Haare.
"Wie könnte ich die Lust an dir verlieren, mein Geliebter? Egal, wie weit wir voneinander getrennt sind, unsere Herzen werden immer vereint sein, so wie auch unsere Körper eines Tages eins sein werden um neues Leben zu erschaffen. Mach dir keine Sorgen, ich werde in Gedanken immer bei dir sein und so schnell es geht lernen, um bald wieder an deiner Seite zu sein."
"Ich will die wenige Zeit, die mir mit Imperiosus noch bleibt, genießen. Verzeih, Vater, ich komme so bald es geht", antwortete sie mit leicht gesenktem Blick.
Arria schüttelte den Kopf. "Ich hatte die Befürchtung, dass sie sofort weglaufen würde, wenn ich etwas dergleichen sagen würde", antwortete sie. Ihre Stimme klang gar nicht sicher...
Arria wippte ein wenig mit dem Stuhl.
"Ich bin mir nicht so sicher, was ich von ihr halten soll. Ich glaube, dass sie ein wenig gelogen hat, was ihre Herkunft angeht."
"Ein junges Mädchen. Ich bin auf den Märkten mit ihr zusammen gestoßen. Sie kommt mir ein wenig einsam vor."
Arria nickte verstehend.
"Du kannst sie ja besuchen kommen", antwortete sie, dann erhob sie sich und wollte schon gehen, als ihr noch etwas anderes einfiel. "Hast du etwas dagegen, wenn ich eine junge Frau aufnehme eine Weile vielleicht?"
Arria sah ihn verwirrt an.
"Was ist los, Vater? Du bist so abweisend?", fragte sie enttäuscht.
Arria zuckte leicht mit den Schultern. "Er wollte noch mit seinem Pater Familias reden vor der Sponsalia, also werden wir wohl einige Tage vorher fahren", antwortete sie unsicher.
"In fünf Tagen", antwortete Arria und ließ sich wieder nieder. "Aber die Flaminca hat mir nahegelegt, mich so schnell wie möglich bei Helena Matinia zu melden. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Gleich fahren oder erst in einigen Tagen", seufzte sie mitleiderregend.
Arrias gute Laune schwand ein wenig. Irgendwie hatte sie ein wenig mehr Begeisterung erwartet.
"Ja, das ist wahr. Ich werde dann auch einmal packen", antwortete sie und erhob sich.
"Also... zuerst wollte sich Tiberia Claudia selbst um meine Ausbildung kümmern, aber weil wir ja nach Hispania ziehen, hat sie mich Helena Matinia, also der Pontifex Hispania, als Schülerin zugeteilt", berichtete Arria stolz.
Arria eilte in das Officium ihres Vaters (diesmal wieder, ohne anzuklopfen) und ließ sich vor dem Tisch auf den Stuhl fallen.
"Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wer mich ausbilden wird", stürzte sie mit der Tür ins Haus.
"Wir finden ganz sicher einen Weg", antwortete sie, nachdem sie den Kuss beendet hatten. "Du machst mich unendlich glücklich, Imperiosus, und dieses Glück will ich nicht verlieren", fügte sie hinzu, ehe sie sich wieder über ihn beugte und ihn leidenschaftlich küsste.
... kam Arria in die Casa, um zu sehen, ob ihr Vater noch da war oder schon nach Hispania abgereist.
"Vater?", rief sie mittellaut in die Casa.
Arria strich ihm sanft über die Wange.
"Das tut mir leid, wirklich. Aber ich glaube nicht, dass es seine Absicht war. Er hat mir gesagt, dass er in Tarraco mit uns reden will, Imperiosus, und dass er mit deinem Pater Familias sprechen will. Glaubst du wirklich, er würde das sagen, wenn er dich los haben wollen würde?", fragte sie ihn und lächelte ihn, küsste ihn vorsichtig.
Arria lachte leise.
"Vater hat nichts dagegen, mein Liebster, er will dich nur erst kennenlernen", antwortete sie und nahm eine Traube zwischen die Lippen, beugte sich zu ihm und "übergab" sie ihm, um dann gleich in einen liebevollen Kuss zu versinken.
"Wir müssen aber die Reise vorbereiten, Imperiosus", lächelte Arria und erhob sich, nahm die Schüssel mit Trauben und setzte sich wieder zu ihm. "Aber erst einmal werden wir meinen armen, schwachen Mann stärken", zwinkerte sie und hielt ihm eine Traube vor den Mund.
