Beiträge von Petronia Arria

    "Du weißt doch, wie gerne sich die Leute den Mund fusslig reden. Wahrscheinlich werde ich als leichtes Mädchen gehandhabt in Ostia, obwohl ich das wirklich nicht bin", meinte sie schnell und hob die hilflos die Schultern.

    "Ego, Petronia Arria, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Petronia Arria, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."

    Arria seufzte leicht, trat dann aber zu ihrem Vater und umarmte ihn sanft.


    "Du bist nicht alt, Vater, sondern in der Blüte deiner Jahre", meinte sie mit einem leichten Lächeln. "Ich muss dir noch etwas sagen", setzte sie schließlich an und wagte es nicht, ihm in die Augen zu blicken.

    Arria nickte leicht. Gerne hätte sie erfahren, was in dem Brief stand, aber sie würde nie im Leben danach fragen.


    "Ich bin töricht, Vater. Ich bringe dir nur Probleme und Sorgen und der Familia nur Schande", meinte sie leise.

    Arria seufzte innerlich. Warum machte er es ihr so schwer? Mit gesenktem Blick und vor sich gefalteten Händen blieb sie dort stehen, wo sie war. In ihrem Kopf ratterte es. Welche Worte sollte sie wählen? Wie konnte sie ihn besänftigen und ihm versichern, dass er ihr vertrauen konnte?


    "Ich...", begann sie und brach wieder ab, biss sich auf die Lippen. "Verzeih mein Verhalten, Vater. Ich bin nur ein kleines, dummes, verliebtes Mädchen. Ich werde dein Handeln nicht mehr in Frage stellen, du weißt sicher, was gut für mich ist. Ich hoffe sehr, dass wir eine Lösung finden und ich bei dir, Imperiosus und Ceres sein kann. Du kannst mir vertrauen Vater, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um eine Schwangerschaft zu verhindern, aber ich kann dir nicht versprechen, dass es nicht doch passiert."


    Immer noch mit gesenktem Blick und leicht zitternd stand sie da und wartete ab. Sie biss die Zähne zusammen und schluckte, um die Tränen zurückzudrängen. Sie musste daran denken, dass sie von hier und Imperiosus weg ziehen würde, dass er ihr nicht folgen wollte. Sie verstand ihn ja, verstand, dass er in Rom bleiben wollte, aber sie wollte bei ihm sein...

    Arria holte noch einmal tief Luft, ehe sie eintrat und die Tür hinter sich schloss. Ihre sonstige Dreistheit oder die Widerspenstigkeit von eben waren wie weggeblasen, sie stand nahe der Tür und wartete auf die Reaktion ihres Vaters.

    Arria ließ sich seufzend auf eine Cline fallen. Sie hatte es wohl ein wenig zu weit getrieben, aber ein Wort hatte irgendwie das andere ergeben und so hatte sie sich hinein gesteigert. Es tat ihr leid, aber wenn sie jetzt ihrem Vater folgte, würde sie nur wieder von vorne anfangen, so begab sie sich erst einmal ins Balneum, um sich zu erfrischen. Nach einem ausgiebigen kühlen Bad (ein warmes schien ihr irgendwie nicht angebracht, die Situation war schon aufgeheizt genug) und etlichen Grübeleien lief sie in ihr Zimmer, um sich hübsch zu machen. Bekleidet war sie auf dem Weg dorthin lediglich mit einem Tuch um den Körper.


    In ihrem Zimmer setzte sie sich erst einmal in einen Korbsessel und begann, ihre Haare zu kämmen, was wieder eine halbe Ewigkeit dauerte. Wie sollte sie ihrem Vater gegenüber treten? Sie wollte sich bei ihm entschuldigen, aber ob sie die richtigen Worte dafür fand?


    Als ihre Mähne endlich geordnet war, band sie sie in einem festen Knoten auf dem Hinterkopf zusammen und zog sich etwas frisches an. Noch einmal betrachtete sie sich prüfend im Spiegel, dann trat sie aus dem Zimmer und vor das Officium ihres Vaters. Sie holte tief Luft ehe sie, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, anklopfte.

    Arria wandte ihm leicht den Blick zu und musterte ihn kurz.


    "Zu einer Beziehung und dem drumrum gehören immer zwei, Vater, es reicht nicht, wenn du mir vertraust", antwortete sie, ohne wirklich auf seine Frage einzugehen. Sie würde es sicherlich nicht darauf anlegen, schwanger zu werden, egal, was ihr Vater sagte. So weit konnte sogar sie denken, dass es nicht besonders gut wäre, jetzt ein Kind zu bekommen, noch dazu, wo sie nicht verheiratet war.

    Arria erhob sich ebenfalls und straffte sich, ihr Gesicht glich einer Statue.


    "Natürlich, Vater", meinte sie völlig emotionslos und mit gesenktem Blick aber stolzer Haltung. Sicher freute es sie, dass er Imperiosus kennenlernen wollte, aber es war dennoch alles zu verwirrend. Er lehnte sein Werben ab - zumindest vorerst - wollte ihn aber näher kennenlernen. Einerseits hatte er Angst, dass sie schwanger wurde, andererseits war er aber bereit, sie etliche Tage mit ihm allein zu lassen. Und nun machte er ihr Vorwürfe, dass sie ihn nicht respektierte, was so einfach nicht stimmte. Aber wenn er lieber ein braves, gehorsames Töchterlein wollte, das nicht selbst dachte...

    Nun, sie würde wohl recht behalten mit ihrer Annahme.


    "Wenn er dir so völlig fremd ist, wie kommt es, dass du mich bei ihm lässt? Ich verstehe, dass du der Heirat nicht einwilligst, Vater, aber deine Worte und dein Ton widersprechen sich in meinen Augen gerade."

    "Aber doch nicht, wenn du sowieso ablehnst... Glaubst du nicht, dass du Imperiosus und mir unnötige Hoffnungen machst? Was ist, wenn er dir nicht gut genug ist?", fragte sie weiter. Entweder, ihr Vater würde gleich aus der Haut fahren, oder sie brachte ihn heute sicherlich noch dazu.

    Arria schüttelte den Kopf. Sie kam nicht mehr mit.


    "Ich verstehe nichts mehr, Vater. Einerseits stimmst du der Ehe nicht zu und andererseits willst du mit dem Pater Familias der Iulier reden? Ich meine... Imperiosus wird nicht übermäßig lange in Hispania bleiben wollen nach der Sponsalia, er hat ihr viele Aufgaben."

    Arria blickte ihn nun völlig verwirrt an. Mit seinem Pater Familias? Warum? Er hatte doch die Hochzeit abgelehnt?
    Ihre Stirn legte sich in Falten, während sie ihren Vater ansah.


    "Und warum? Ich meine... du hast die Hochzeit abgelehnt..."

    Arria nickte und lächelte ihn tapfer an.


    "Ich hoffe, dass wir einen Weg finden. Ich möchte weder ihn noch dich verlieren und auch den Weg der Ceres gehen", antwortete sie ruhig und grinste dann schief. "Ich will zu viel, oder?"

    Arria nickte und wischte sich eine Träne, die sich aus ihrem Auge schleichen wollte, weg.


    "Es ist nur so... plötzlich. Und wenn er schon sagt, dass er nicht nach Hispania will... Und was ist mit der Ausbildung zur Priesterin der Ceres? Es gibt keinen Ceres-Kult in Hispania", gab sie weiter zu bedenken, auch wenn es nur ein Grund war, den sie suchte, damit sie bei Imperiosus bleiben konnte.

    Arria nickte. Sie konnte ihn verstehen, dass er das Angebot nicht ausschlug. Aber es kam so plötzlich und unvorbereitet.


    "Zu besprechen? Was gibt es zu besprechen?", fragte sie schließlich verwirrt. "Wenn er nicht nach Hispania will..."


    Nun kamen ihr doch die Tränen. ... dann werde ich mich wohl von ihm trennen müssen, wollte sie den Satz vollenden, doch sie schluckte nur schwer.