Beiträge von Osroes

    Sie waren gut gerüstet und bis an die Zähne bewaffnet. auf den rücken ihrer Pferde machten sie wirklich einen stattlichen Eindruck. Sie mussten die Menschen dieser Stadt nicht einschüchtern, so sie es konnten machten die Bewohner von ganz allein Platz. Ihr Weg führte nun direkt zum Hafen. Die Hufe der Pferde hallten laut durch die engen Gassen wenn sie auf das Pflaster trafen. Im Schritt suchten sie den Weg. Die Zeit wurde für die Römer immer knapper, die Feinde dicht auf den Fersen.


    Bald hatten sie es geschafft und das Hafenbecken öffnete sich vor ihnen. Es waren viele Menschen hier. Noch! Die Parther zogen geräuschvoll ihrer Schwerter und sofort kam Bewegung in die Menge. Sie flohen vom Kai, machten, dass sie schnell von hier fortkamen. Der Anführer der parthischen Einheit sah sich um, fixierte die Boote, veruschte zu erkennen ob sie Ware aufnahmen oder löschten. Auch hier stellten einige ihre Arbeiten ein nachdem sie die allgemeine Unruhe mitbekommen hatten. Dann plötzlich verengten sich die Augen des Parthers. Er hatte das Ziel entdeckt, den Entflohenen gesichtet. Er war in Begleitung. Umso besser. Dann hatten sie zwei von ihnen. Allerdings war es wohl fraglich ob dies alle überleben würden. Der Weg war klar, ebenso das Ziel. Die Männer hielten ja nur auf ein Schiff zu.


    Dennoch trennte sie ein Stück Weg und die beiden Römer waren nicht mehr allzuweit vom Schiff entfernt. Der Kommandant gab dennoch den Befehl zum Angriff. Mit erhobenen Schwerten und laut brüllend, rammten sie den Pferden die Hacken in die Flanke und ließen sie galloppieren. Die wenigen verbliebenen Menschen sprengten zur Seite, weil sie Angst hatten, dass die Pferde sie zu Tode trampeln würden.
    Die Römer hörten Geschrei, aber auch einige Rufe wie:
    "Da ist er! der römische Hund! Er entkommt uns!"
    Ein kleines Beispiel. Aufgrund der Anwesenheit von Damen werden die anderen, nicht so netten, Ausrufe nicht angeführt.


    Die Männer auf dem Boot konnten sehen wie die Reiter hinter den beiden Brüdern immer größer wurden. Sie kamen dichter, kamen näher und holten auf. Nur noch ein kleines Stück und die schlagenden Hufe, welche im Galopp kräftig auf die Steine prallten wurden immer lauter. Man hatte sie bald...

    Und dieses geschäftige Treiben hatte auch seine Begründung.


    Die Männer des Osroes hatten sich nur lurz auf der letzten Dübe vor der Stadt aufgehalten. Langsam aber sicher stiegen sie hinab und näherten sich Elena. Die Stadt hingegen betraten sie nicht als Pulk. Sie teilten sich in Gruppen von drei oder vier Männern auf. Mit etwas Glück hatte sie ihre Nase nicht getäuscht und sie würden die Gesuchten hier finden. Die Angreifer auf ihr Lager hatten sie nie zu Gesicht bekommen, vermuteten aber, dass es Römer waren. Ihre entwischte Geisel hingegen kannten sie gut und diese beschrieben sie den Menschen ihrer Stadt. Erste Versuche blieben erfolglos und so zogen sie nur aus einer Vermutung heraus die Schlinge enger um den Hafen und hoffentlich bald dann auch zu.


    Je näher sie dem Markt kamen, desto mehr Aussagen bestätigten die Vermutung. So machten sie sich auf zum Hafen und kamen beständig näher....

    Ein Tag Vorsprung, ihren Anführer im Nacken, hatten sie sich aufgemacht und die Verfolgung weiter geführt. Die Spur hatte sich als richtig erwiesen, das Ziel war ihnen auch immer klarer. Sie ritten ihre Strecken in den frühen Morgenstunden, pausierten dann während der Hitze des Tages und ritten Abends bis spät in die Nacht hinein. Der Vorsprung der Flüchtigen wurde stetig kleiner, war jedoch nie auf Sichtweite zusammengeschrumpft. Die Wüste arbeitete, war beständig dabei Fährten zu verdecken, ihnen sich entgegen zustellen.


    Ihr eigenes Land hatten sie schon lange verlassen, aufgeben wollten sie dennoch nicht. Weiter folgten sie den Spuren bis sie diese in Richtung Elana führten. Hier wollten die Flüchtigen also das Land endgültig verlassen. Ehe sie jedoch in der Nähe der Stadt waren, mussten sie noch einige Dünen überqueren.


    Auf der letzten Düne unter der sich die Stadt Elena zeigte, blieben die Reiter stehen. Es herrschte geschäftiges Treiben. Schiffe fuhren in den hafen und verließen ihn. Waren und Frachtgüter wurden ausgeladen, eingeladen und umgeladen. Einen Moment verharrten sie auf eben jener Düne und ließen ihre Pferde dann langsam den Hand abwärts laufen bis sie das Hafengebiet erreichen würden...



    /edit: die Sig

    Die Verfolgungsjagd war nicht einfach gewesen. Zuerst konnten die von Osroes geschickten Truppen die Verfolger gut aufspüren. Eine breite Fährte zog sich duch die Dünen, welche durch den Wind immer wieder geglättet wurden. Es war also kein großes Geschick nötig um die richtige Spur zu finden. Dann jedoch kam der Sturm und blies alle Spuren davon. Schnell hatte man sich ein notdürftiges Quartier aus Decken und stöcken gezimmert um so dem Sturm entgehen zu können. Auch hier schafften es nicht alle und drei der Männer verloren ihr Leben in dieser Hölle aus Sand. Was sie auch verloren hatten, waren die Gejagten, die nun dank des Windes keine Spuren hinterließen. So wurden Späher ausgeschickt, welche etwa drei Stunden in jede Richtung reiten sollten um nach Spuren ausschau zu halten.


    Am Abend trafen sie sich alle wieder an ihrer Ausgangsstelle und einer konnte von eine Spur berichten. Der Rückstand mochte zwar ein Tag sein, aber sie waren hier zu Hause und kannten sich aus. So machten sich die verbliebenen Männer auf und ritten in die Richtung, in der sie die Flüchtigen wähnten.

    Es dauerte ein wenig bis es im Lager turbulent wurde. Nachdem die Wachen so überwältigt wurden und schließlich im Zelt des Shah in Shah Alarm geschlagen wurde, hatten die Eindringlinge etwas Zeit Land zu gewinnen. Es brauchte ein wenig bis ein neuer Wachtrupp kam um den alten abzulösen und die Bescherung sah. Sofort lief der Gruppenanführer los und äußerte nur knapp den wachen vor dem Zelt die Lage. Dann wurde er eingelassen und konnte Osroes davon erzählen.
    "Mein Gebieter, der Gefangene, er ist befreit worden und sie haben alle Wachen niedergerungen."
    Sofort fuhr der Shah auf und stieß dabei den Tisch um auf dem Getränke in Bechern, kleine Speisen und einige Karaffen gestanden hatten. Dies war jedoch im Moment egal.
    "Was sagst du da? Der Römer ist fort. Habt ihr Spuren gefunden? Folgt ihnen. Ich will sie alle haben. Ob tot oder lebendig, das ist mir egal. Ich will sie haben."
    Seine Stimme war laut gewesen und hallte weithin über das Lager. Der Kommandant machte sich sofort daran seine Männer loszuschicken und Spuren zu suchen. Bald hatten sie ausfindig machen können woher die Einbrecher kamen und wohin sie flüchteten.


    Ihnen war eine etwa zwanzig Mann starke Verfolgertruppe auf den Fersen. Die anderen bauten das Lager ab und waren zum Schutz Osroes abgestellt. Noch sahen die Verfolgten die Verfolger nicht. Dennoch kamen sie stetig näher. Querfeld ein ging es und die Spuren im Sand waren weithin und gut zu sehen...

    Das Wachsystem war durchaus ausgeklügelt gewesen. Das dieses ein paar dahergelaufene Römer schaffen würden zu durchbrechen, damit hatte keiner gerechnet und so fiel dieser kleine Einbruch auch lange Zeit nicht auf und die römischen Männer konnten ihr Ziel erreichen. Allerdings waren sie nicht ganz so leise wie sie es beabsichtigt hatten.


    Die sechs Mann starke Ersatzwachmannschaft, welche in Kürze die Wachen am Wagen ablösen würden, saßen in nicht allzu weiter Entfernung zum Wagen am Lagerfeuer und vertrieben sich mit dieversen Erzählungen die Zeit. Allerdings leise und gesittet. Von dem Festmahl im Zelt des Shas hatten sie nichts abbekommen. Ihnen war die normale Ratin gewährt worden.


    Ein leises und mehr als ungewöhnliches Klingen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war als wäre etwas kaputt gebrochen worden. Sofort waren sie aufmerksam, zogen leise ihre Waffen und wollten sich erst einmal umsehen was es war ehe sie Alarm schlugen. Wie peinlich wäre es gewesen wenn sie Alarm geschlagen hätten und er wäre falsch gewesen. Nach wenigen Momenten des Suchens entdeckten sie ungewöhnliche Schatten am Wagen des Gefangenen. Sie sahen nicht aus wie die Wachen, die jetzt dort eigentlich sein sollten. Waren es Diebe? Der Truppenführer, zählte die Gegner kurz durch, fand sich durch den Überraschungsmoment im Vorteil und sah schon die Beörderung vor Augen wenn er diese Eindringlinge dem Osroes präsentieren konnte. Verstärkung würde er nicht holen. Noch nicht jedenfalls.


    Auf einen Wink hin, stand schon ein Mann hinter einem der römischen Invasoren um ihm still eine Klinge in die Seite zu rammen. Ohne eine Möglichkeit auf einen Gegenschlag fiel der Mann zu Boden. Natürlich passierte dies nicht ganz geräuschlos und die Römer waren gewarnt.


    /edit: Signatur entfernt.

    Der Zug aus Wagen, Fußsoldaten und Reitern hatte dies Tagesdistanz hinter sich gebracht und begann nun wieder am Abend mit dem Lageraufbau.


    Eine recht einfach Umzäunung stand als erstes. Die Abmaße des Nachtlagers waren bekannt und ein Sicht- und Windschutz immer gut. Dann wurde das Lager so gut es ging dreigeteilt. Das größte Teilstück ging an Osroes, seine Bediensten und Famielienangehörigen, die ihn begleiteten. Ein großes Versammlungszelt für das Mahl wurde aufgestellt, darum ein etwas kleineres für deh Sha selbst und die anderen für die Familie. Dahinter die Zelte der Bediensteten. Einfach und zweckmäßig. Mittig wurden die Zelte der Leibwächter und Soldaten aufgebaut. Dahinter und weit ab von Osroes der Wagen mit dem gefangenen Römer. Natürlich stand er unter ständiger Bewachung.


    Nachdem die Zelte eingerichtet worden waren, machte man sich gleich daran ein großes Mahl zuzubereiten. Über einem Lagerfeuer wurden diverse Tiere gegrillt. In den Töpfen auf einem kleineren Feuer kochten in Töpfen Gemüse und Breie. Während die Herren schlemmen durften, bekam der Gefangene eine kleine Schlae mit Brei und etwas Wasser, die Soldaten erhielten die schlechteren Fleischstücke, etwas Gemüse und Brei. Die Bediensteten ebenso. Das Beste bekam der Herr dieser Expedition und der Anhang. Es war ein wirklich oppulentes Mahl, das geboten wurde und so die Moral der Reisenden heben sollte. Eine solche Reise war immer anstrengend und schlug auf das Gemüt der Menschen in den engen und nicht wirklich bequemen Reisewagen.


    Alles in allem herrschte eine ausgelassene Stimmung im Lager. Abgesehen von den Wachen des Wagens des Römes und jenen, welche in regelmäßigen Abständen um das Lager herumpatroullierten.

    Man war den halben Tag gezogen. Erst im letzten Licht des Tages machten sie Halt und bauten eine kleine Zeltstadt gegen die Witterungsbedingungen der Nacht auf. Sandstürme, kühle Nächte waren die Gegensätze zu den heißen Tagen hier in der sandigen Umgebung. Dichte Zelte schützen gegen Wind und Sand, jedoch nicht gegen die Kälte. Das Zelt Osroes wurde mit vielen Teppichen, Kissen und Decken gemütlich eingerichtet. Nachdem alle mit Speisen und Getränken gemäß ihres Ranges versorgt worden waren, begab man sich schnell zur Ruhe. Nur die Wachen waren wach und beobachten das Treiben in der näheren Umgebung.


    Mit dem ersten Licht des neuen Tages brach rege Geschäftigkeit im Lager aus. Es wurde das Früphstück bereitet und aufgetragen, das Lager abgebaut und der Troß zog wieder weiter. je höher die Sonne stieg desto wärmer wurde es und natürlich auch wieder stickiger in den Wagen. Gegen Mittag stand die Sonne wieder so hoch, dass es fast unerträglich wurde. Der Zug reiste immer weiter, kämpfte sich die Straße entlang und kam Hatra Stück für Stück näher.

    Gegen Mittag war der Konvois Osroes bereit aufzubrechen. Er setzte sich in seinen Reisewagen. Unzählige edle Kissen sollten ihm zum Komfort dienen und die unbequeme Reise angenehmer gestalten. Doch ehe er einstieg musterte er alles noch einmal genau. Es war ein wirklich langer Zug und es schein alles gut verstaut und zusammengezurrt aus. Der Gefängniswagen würde sich nachher direkt hinter ihm einordnen und dann konnte sie abschließend abreisen.


    Nur langsam kam der Tross durch das Gassengewirr voran und konnte erst nach einiger Zeit das Stadttor passieren. Die Sonne hatte deutlich ihren Zenit überschritten als sich der letzte Wagen einreihte und man sich gen westen wendete, dem erst noch befestigten Weg folgend. Es war auch hier Herbst geworden, doch änderte es nur unwesentlich viel an den Temperaturen und so war es bald sehr heiß und stickig im Wagen.

    Hatra war eine von vielen Nachbarstädten, aber näher als andere. Osroes unterhielt mit ihr einige Handelsbeziehungen und nachdem die römischen Legionen nun das Land in Ruhe ließen, restlos abgezogen waren und die Schäden repariert waren, konnte er sich wieder seiner anderen Beschäftigungen als Herrscher widmen.
    Hatra verdiente hier seine besondere Aufmerksamkeit und insbesondere, Worod, der König dieser Stadt, bedurfte einer sehr umsorgenden Zuwendung.


    Er hatte den halben Hofstaat in Trab gebracht und fleißig packten nun die Diener und Sklaven alles für die Reise notwendige zusammen. Auf Wagen wurden Kleidung, Geschenke, Mitbringsel aus der Schlacht mit den Römern geladen und sollten mit Osroes den Weg nach Hatra finden.


    Auch im Gefängnisbereich herrschte auf einmal eine etwas andere Geschäftigkeit als sonst. Ein Wagen wurde vorgefahren. Hierin sollte der Römer mitgenommen werden. Ein Geschenk für Worod. Dieser würde sicher seinen Gefallen an ihm finden. Nachdem das Poltern des nahenden Wagens verstummt war, öffneten sich die Türen und seit langer Zeit auch die Zellentür Livianus. Nicht gerade sanft wurde er hinausgezerrt und in den Wagen befördert. Standen zäumten alle vier Seiten und ein flaches Dach verhinderte einen Ausbruch nach oben hinaus. Der Zug Osroes und der bewachte Wagen würden sich vor Assur treffen und dann gemeinsam weiter ziehen.


    Um die 50 km war als Entfernung zwischen Hatra und Assur zu überwinden. Ein Weg durch die Steppe, welcher über eine unbefestigte Strecke führte und aufgrund der Länge des Zuges mindestens 2 Tage in anspruch nehmen würde, wohl eher drei.

    Der Shah in Shah hatte die kurze Zeit, die ihnen allein geblieben war genossen. Es war ein Plan zu Stande gekommen, der die Gelüste der Prinzessin bediente und das Volk nicht auf die Seite des Gefangenen ziehen würde. Zufrieden mit sich lehnte er sich etwas zurück und trank auf das gute Gelingen mit Shirin. Ein wirklich sehr schön anzusehendes Mädchen, das er da beherbergen durfte.



    Leider schritt die Zeit zu rasch voran und ein Diener Osroes meldete die Ankunft der geladenen und wichtigen Gäste. Eine Runde, die kaum von den vielen voran gegangenen abwich. Es gab kaum neue wichtige Händler, junge aufstrebende Burschen in dieser Stadt. Zumindest nicht im Moment und so war die Zusammenkunft schon fast etwas familiär. Die Gäste wurden mit den erlesensten Speisen bedient. Obst in getrockneter, gebratener, kandierter oder eingelegter Form. Das Fleisch ebenso vielseitig zubereitet, Gemüse aus fernen Ländern importiert und das viel gerühmte Brot, das sein Koch zubereiten konnte, wurde auch gereicht. Dazu spielte Musik, tanzten Frauen und trugen so zur Unterhaltung der Gäste bei. Es wurde über dieses und jenes gesprochen und dieser und jener Vertrag geschlossen. Osroes konnte zufrieden sein, der Abend war wirklich gelungen in vielerlei Sicht.

    Man hatte für eine kleine Nachfeier, wenn man es so nennen wollte, im Palast einen Raum dekoriert und hergerichtet. Hierhin begaben sich der Shah in Shah sowie die Prinzessin und einige wenige geladene Gäste, allesamt einflussreiche Männer in Assur und der näheren Umgebung. Doch bis diese besonderen Gäste vorgelassen würden, sollte noch einige Zeit vergehen und so hatte die Prinzessin Zeit dem Großkönig ihren Vorschlag zu unterbreiten welchem er auch gedachte seine Aufmerksamkeit zu widmen. Nachdem sie darum gebeten hatte, diesen zu äußern, hatte er sie aufgefordert den Plan zu unterbreiten. Während ihrer Ausführungen wanderte seine rechte Augenbraue immer weiter in die Höhe und er musste, als sie am Ende angelangt war, etwas schlucken. Es war zweifelsohne eine schreckliche Strafe und sicher würde es auch den Stolz des Römers brechen, aber ob alle so kalten Herzens waren und nicht vielleicht gar Mitleid mit ihm denn mit dem armen Esel bekamen, das vermochte er nicht zu sagen und der Zweifel an der Wirkung dieser Vorgehensweise stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er musste jedoch seine Worte nun so wählen, dass sie den Stolz der Prinzessin nicht kränkten. Ein schweres Unterfangen, wie er nur zu gut wusste. Frauen waren da sehr empflindlich, sehr zu seinem Leidwesen. Auch machte es ihr Blick nicht wirklich leichter ihren Wunsch abzuschlagen. Nun war guter Rat wirklich teuer. Doch er wäre kein guter Shah in Shah wenn er nicht fast sofort einen eigenen Gegenvorschlag unterbreiten konnte, den sie einfach annehmen musste, konnte sie doch so ihren nur all zu deutlich spürbaren Hass ausleben.


    "Du bist richtig informiert. Die Römer feiern erfolgreich abgeschlossene Kämpfe mit einem solchen Triumphzug, wie sie ihn nennen. Dein Vorschlag ist zweifelsohne eine wirklich harte Strafe und würde sicher meinen Zuspruch finden, doch habe ich Bedenken, dass das Volk nach der Zurschaustellung heute, Mitleid mit dem Gefangenen bekäme und nicht nur mit dem armen Esel, der ihn durch die Straßen zu tragen hätte. Wir müssen etwas subtiler vorgehen, das Volk nur noch mäßig über die Vorgänge informieren. Er könnte durch seine Tapferkeit Sympathien geweckt haben."


    Diese Worte auszusprechen fielen ihm außergewöhnlich schwer, aber er hatte es schon ein ums andere Mal erlebt und wollte sich nicht um einen Aufstand oder gar Befreiungsaktionen kümmern müssen. Um ihren Unmut nicht zu erregen, hatte er in weiser Voraussicht sie mit in die Entscheidungsfindung für weitere Zusammenkünfte mit dem Römer gebeten. Sicher würde sie an kleinen Racheakten auch ihren Gefallen finden und seine Bedenken konnte man nur verstehen. Zumindest dachte er das.

    Beobachtete man den Sháh genau, konnte man in seinem Gesicht einen durchaus zufriedenen Ausdruck erkennen als die Peitsche den Rücken des Römers traf und dieser offensichtlich durch den erlittenen Schmerz das seinige verzog. Allerdings wich der kurzen Freude auch gleich der Unmut. '
    'Verdammter Römer. Sein kümmerlicher Stolz wird ihm auch nichts helfen"' ging es ihm durch den Kopf und das leichte Lächeln wich. Desinteressiert verfolgte er die weiteren Schläge bis der Römer schließlich aufgab und ohnmächtig wurde. Noch nicht einmal das hielten sie aus und so waren sie soweit vorgedrungen. Das musste ein Zufall gewesen sein oder großes Glück. Andere Gefangene hatten bisher wenigstens den Anstand gehabt ordentlich zu schreien und bis zum Ende durchzuhalten. Dieser hier tat weder das eine noch das andere. Später mochte man ihn wohl Spielverderber nennen. Der Römer wurde noch sehen was er davon hatte. Seine Aufmerksamkeit galt nun erst einmal jemanden anderem.


    “Prinzessin Shirin, hier gibt es nichts weiter Interessantes zu sehen. Überlassen wir ihm den Volk. Möchtest du mich vielleicht hinein begleiten? “


    Er lächelte und blickte mit gefälligem Auge zu ihr herab. Die Anwesenheit der Prinzessin aus Edessa vermochte es wirklich seine Laune zu bessern und ihre schien auch etwas Aufmunterung zu benötigen. Er reichte ihr zum Geleit sogar die Hand.


    Der Römer wurde so ohnmächtig noch eine ganze Weile hängen gelassen und dem wütenden Volk zur Verfügung gestellt welches noch eine Weile weiter seinen Unmut in wüsten Beschimpfungen und dem werfen von faulem Obst und Gemüse Luft machte. Ein paar Wachen waren zurückgeblieben um zu überwachen, dass der ehemalige Legat noch am Leben gelassen wurde und nachdem sich auch der letzte Bewohner der Stadt zurückgezogen hatte, band man ihn los, um ihn dann zurück in den Kerker zu bringen.

    Mit seinem Wachen und seinem Hofstaat erschien Osroes, der Sháh-in-Sháh aller Parther, wenig später auf der Tribüne und stellte sich den Jubelrufen seiner Untergebenen. Eine gewissen Zeit ließ er sich feiern ehe er seine Hände hob und damit Ruhe gebot. Seine Stimme war laut und kräftig, dennoch würden ihn die hintersten Reihen nicht verstehen, aber das war gleich, die Essenz seiner Rede würde sich ohne Zweifel bald verbreiten.


    „Die Invasoren wurden erfolgreich zurückgedrängt! Rom hat unsere Macht und unsere Kraft zu spüren bekommen! Wie Feiglinge haben sie sich zurückgezogen als man der Schlange den Kopf abgeschlagen hatte. Ihr Kaiser ist gestorben, wir haben sie besiegt!"


    Wieder waren Jubelrufe zu hören, die bald wieder verebbten als man sah, dass Osroes weiter sprechen wollte.


    „Ich habe euch etwas versprochen und heute sollte ihr sehen wie ich das erfülle was ich gesagt hatte. Seht ihn euch an."


    Er deutete mit dem Finger auf den Gefangenen, der trotz der kleinen Schönheitspflege ein ziemlich erbärmliches Bild abgab. Man hatte ihn notdürftig gesäubert damit das Volk nicht eventuell noch Mitleid ob seines Aussehens mit ihm bekam. Dreck und verkrustete Wunden waren abgewischt und relativ gut in Ordnung gebracht worden.


    „Er war einst die rechte Hand des Kaisers und jetzt? Seht was er für ein erbärmlicher Haufen ist. Das große Rom ist nur ein Haufen erbärmlicher Feiglinge und großer Jammerlappen."


    Auf einen Wink des Osroes hin traten Männer hervor, die einen schweren Ledergurt trugen an dem Gewichte befestigt waren. Diesen legten sie ihrem Gefangenen um den Hals um. Für einen gesunden Mann war er schon eine Last gewesen, für den Gefangenen würde es damit unmöglich werden aufrecht zu stehen. Wieder warfen die Menschen mit üblen Beleidigungen und Beschimpfungen um sich, während die Männer nach Anlegen der schweren Krause ein Seil an die Arme des Mannes banden und ihn daraufhin brutal an einem Pfahl hinaufzogen. Sein Blick ging nun in Richtung Osroes, seine Rückseite war den Menschen zugewandt.


    Der Sháh seinerseits musterte den Mann eine Weile mit einem verächtlichen Blick, ehe er wiederum nur mit einem einfachen Handzeichen die Ausführung der Bestrafung für nicht hervorgebrachte Informationen ausführen ließ. Ein Soldat, grimmig aussehend, ein Hüne von einem Mann trat hinter den Gefangenen, ließ kurz seine Peitsche schnalzen ehe er damit begann diese auf den Rücken des Römers nieder gehen zu lassen.

    Endlich war der Lümmel von Surenas weg. Ahura Mazda musste wahrlich auf der Seite des Satrapen sein, denn sonst würde dieser Surenas nicht mehr am Leben sein. Osroes, der Sháh in Sháh, ließ sich einen anderen Goldpokal gefüllt mit Wein reichen und dachte nach. Unverschämterweise hatte Surenas ihn an seinen missratenen Neffen erinnert und auch daran, dass er eine Nachricht an Parthamasires schicken wollte.


    "Man schicke nach einem Schreiber." Sofort setzte sich einer der jungen Sklaven in Bewegung, der wohl bald in das Alter der Kastration kommen würde. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Schreiber auftauchte, sich in sicherer Entfernung zum Sháh setzte und von diesem ein Brief an den Satrapen von Armenia diktieren ließ.

    Geistesabwesend nickte Osroes. In Gedanken hatte er mit dieser Begegnung bereits wieder abgeschlossen.
    Sein Kelch war inzwischen leer, weshalb der Sháh ihn rücklings hinter sich warf, jedoch umgehend von einem nahestehenden Sklaven einen Ersatz gereicht bekam.


    "Möge Ahura-Mazda auch dir wohlgesonnen sein.", erwiderte er schließlich und wandte seinen Blick wieder Surenas zu.
    "Du wirst noch heute aufbrechen. Aryabarzan-", er deutete auf einen der Umstehenden Lakaien, "wird dir noch alle nötigen Informationen geben. Du darfst dich entfernen."

    Wer jeden Tag so viele Schmeicheleien zu hören bekam wie Osroes sollte eigentlich schon taub für Derlei Dinge sein. Eitel wie er jedoch war, nickte er wohlwollend, als seine 'Weisheit' gelobt wurde.
    Einen Wink mit der Hand später hielt nun auch der Heerführer etwas zu Trinken in der Hand.


    "Nun denn, auf Parthien!", sprach der König und prostete Surenas zu.
    Genießen konnte er den Wein freilich nicht, wurde er doch wieder an seinen Neffen in Armenien erinnert, welchen er bis eben noch erfolgreich verdrängt hatte.
    "Parthamasires scheint erfolgreich die Armenier auf seine Seite gebracht zu haben. Er hat ein Händchen dafür, das Volk zu begeistern."
    Allein diese oppulente Feier, die er geplant zu haben schien. Die Notwendigkeit dieser Maßnahmen zog der Sháh in Sháh zwar in Zweifel, wenn es jedoch den gewünschten Effekt brachte, sollte ihm auch ein nackter Tanz seines Neffen auf den Zinnen der Stadt recht sein, wenn ihm danach war. Wobei ihm auch gleich wieder einfiel, dass er noch einen Boten nach Artaxata schicken wollte.

    Der Sháh unterdrückte ein Schmunzeln. Nein, so leicht würde Surenas natürlich nicht davonkommen.


    "Oh, mach dir darüber keine Gedanken. Zufällig habe ich in der Nähe eine eigene Armee stationiert, die ich dir zur Verfügung stellen werde."


    Hinweise wie 'Mach sie nicht kaputt' oder 'Behandle sie pfleglich' unterließ er in Anbetracht der Umstände.
    Da der Satrap nun wohl ohnehin bald gehen würde, ließ sich der König schließlich noch dazu herab, Surenas etwas anzubieten.


    "Ach, ich vergaß. Möchtest du Wein?"


    Schwer musste er sich das hämische Lächeln verkneifen, doch niemand konnte König werden, ohne seine Gefühlsregungen verbergen zu können. So verzog auch Osroes keine Miene.

    So nebenbei. So nebenbei. Wie gut, dass der Sháh in Sháh ein solch ausgeglichenes Gemüt hatte. Manchmal. Gelegentlich. Im Moment.
    Nun gut, die Tatsache, dass Osroes noch nicht mit Dingen auf den Satrapen warf, war vermutlich allein Surenas` Geschick im Führen vom Armeen zu verdanken. Der König brauchte ihn. Und Surenas wusste das mit Sicherheit.
    So bemühte er sich, seine aufsteigende Wut zu zügeln und die unverholenen Unverschämtheiten seines Gegenübers zu ignorieren.


    "Und?", grollte die erste Antwort über Osroes Lippen. "Und ich gedenke, den Söhnen einer Wölfin ein ihnen gebührendes Willkommen zu bereiten. Hier kommst du ins Spiel, Surenas."


    Es folgte eine kleine Pause, in der der Sháh erneut an seinem Wein nippte.


    "Du wirst nach Edessa reisen. Du wirst eine Armee mit dir führen und du wirst die Römer in einer Schlacht vernichtend besiegen. Verstanden? Wage es nicht, diese Brut auch nur einen Schritt weiter als Edessa ins Land kommen zu lassen."

    Es drängte ihn danach zu fragen, was den Herrn Satrapen denn aufgehalten hatte. Doch der Sháh hörte am Tag so viele Lügen und Ausflüchte, dass er deren müde wurde und sich die Frage samt Antwort ersparte. Stattdessen griff er zum Weinpokal, den Blick Surenas` zufrieden zur Kenntnis nehmend, und trank genüsslich einen Schluck. Daran, dem 'Gast' auch etwas anzubieten, dachte er im Traum nicht.


    "Ich danke Dir für die Grüße, Surenas. Ich hoffe, er erfreut sich bester Gesundheit?", erwiderte er die übliche Höflichkeitsfloskel.
    In Wahrheit war ihm nichts unwichtiger als die Befindlichkeit von entfernten Verwandten - noch weniger interessierte ihn allein der Gesundheitszustand von nahen Verwandten. Blutsauger, allesamt. Ein jeder wartete darauf, dass er, Osroes, das Szepter aus der Hand gab, freiwillig oder gezwungen. Wie er so lange am Leben geblieben war, wussten wohl allein die Götter.


    "Ich wollte Dich sprechen, in der Tat."
    Mit der freien Hand deutete er auf einen freien Platz, auf dem der Satrap sich niederlassen sollte.
    "Die Römer, sind unseren Grenzen unangenehm Nahe. Du hast sicher schon von der Landung des Kaisers samt seinen Legionen gehört?"