Beiträge von Titus Didius T l Operosus

    Als der Sklave mich aufforderte, das Zimmer zu betreten, fasste ich mir ein Herz und betrat das geräumige, lichtdurchflutete Arbeitszimmer.


    Ein Mann saß in einem einem Stuhl vor ihm einige Schriftrollen, als er mich begrüßte. Merkwürdig, ich hatte mir den Mann irgendwie jünger vorgestellt. Aber davon ließ ich mich nicht abbringen. Ich trat auf ihn zu und blieb in gebührenden Abstand vor ihm stehen.


    "Salve, domine ! Ich danke Dir für deine Ehre, mich gütigerweise zu empfangen. Man hört so einiges über Deine Taten und daß Ihr immer ein Ohr für das Volk Roms haben sollst. So folgt Ihr eurem Vater, dem ehrwürdigen Senator. - Aber verzeih, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Titus Didius Operosus und ich lebe erst seit kurzem in der Urbs."

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus saß seit Stunden über den Zeugenaussagen eines Sklaven, der angeblich seinen Herrn getötet hatte. Irgendwie schienen sie immer wirrer zu werden, was ihn dazu veranlasste, zu vermuten, dass die Praetorianer bei der Befragung die Samthandschuhe ausgezogen hatten. Plötzlich klopfte es
    "Herein!" rief er.


    Einen Augenblick später betrat ich das officium. Ich war ein wenig nervös.


    "Salve, seid bist Du der advocatus imperialis ?"

    Schließlich hatte ich das Officium doch noch gefunden. Ich hatte absichtlich etwas länger gebraucht und mich ein wenig umgesehen, aber bevor mich eine von den Wachen noch aufspüren konnte, um mich zu fragen, was ich denn wolle, beeilte ich mich dann lieber doch zum officium des advocatus zu gelangen.


    Ich klopfte an...

    Ein Glück war der Palatin nicht sehr weit, aber die Steigung hinauf hatte ich dann doch nicht so anstrengend erwartet. Eine Praetorianerwache beobachtete mich aus der Ferne grimmig wie ich immer näher kam. Ich fühlte Unbehagen, wollte umkehren. Möglicherweise war es doch nicht so eine gute Idee, hierher zu kommen.
    Was, wenn die Praetorianer mich festnehmen würden ? Was, wenn man mich beschuldigen würde, ein Attentat auf den Kaiser verüben zu wollen ? Das war töricht. Das mußte ich mir eingestehen. Wer würde schon am hellichsten Tage ein Attentat auf den Kaiser versuchen. Niemand würde ja ihn herankommen, und ich erst recht nicht. So hoffte ich, dass die Wache genauso denken würde. Die dunklen und hohen Mauern der Anlage hatten eine bedrohliche Wirkung, sie schüchterten ein. Vermutlich sollten sie das auch.


    Ich kam schließlich vor der Wache zum stehen, die mich weiter streng, aber sicher auch ein wenig wunderlich anschaute.


    "Salve miles ! Ich suche das officium des advocatus imperialis. Kannst du mir weiterhelfen ?"

    Ich kam an einer Traube von Menschen vorbei, die am Forum Romanum versammelt, alle in die gleiche Richtung gafften. Neugierig darüber zu erfahren, was deren Aufmerksamkeit so erregte, boxte ich mich müheselig durch die Menschen durch, um einen besseren Blick zu haben.


    Als ich schließlich nah genug dran war, wich Neugier der Ernüchterung. Ach, nur wieder so ein Vermisstenplakat. Wieviele solcher Plakate gab es täglich in Rom. Hatte man die Leiche schon im Tiber schwimmen sehen ?
    Das Interesse steigerte sich nur, als ich den Absender dieses Aushanges ausmachte. Na nu, die Advocatio Imperialis ? Muss ja nicht ein wichtiger Kerl sein, wenn diese Beamtensäcke selbst tätig werden, anstatt es wie gewöhnlich den Cohortes Urbanae zu zuschieben.


    Plötzlich wurde ich stutzig. Das Gesicht ? Der füllige Bart ! Irgendwo hatte ich denn doch schonmal gesehen.


    Ich brach sofort.

    Trautes Heim. Durch die langen Wege, die ich innerhalb der Urbs zurücklegen mußte, plagten mich meine Füsse. Froh war ich daher, als ich endlich die letzten Treppenstufen hinauf in meine Behausung geschafft hatte.


    Hier nach oben drang der Lärm von den Straßen nicht so stark und ich hatte mir eine schöne Behausung geschaffen. Nur die Hitze machte mir doch zu schaffen, ich war sie nicht gewöhnt.
    Ein zerrissener Stoffetzen vor dem einzigen kleinen Fenster verhinderte, dass die wärmenden Sonnenstrahlen in das Zimmer fielen. Dafür war es jetzt auch noch stickig und ich verstand, warum die meisten Römer sich am Tage nicht in ihrer Wohnung aufhielten. Von unten aus dem alveolus hatte ich mir meinen Schlauch mit Wasser gefüllt und ergoß nun das kühle Nass über meinem Schädel, bevor ich mit meiner Tunika Gesicht und Haare wieder einigermaßen trocknete.


    Ich wollte noch einen Brief schreiben, also setzte ich mich auf den niedrigen Schemel gegenüber dem Bett und begann in eine Wachstafel lauter Zeichen zu kritzeln und wieder auszuradieren.

    Irgendwo in Rom steht eine insula wie es sie tausendmal gibt. Die verschiedenen Mieter des Gebäudekomplexes lassen ein einigermaßen überschaubares Abbild auf die römische Gesellschaft zu. Bewohner aller Farben, Schichten und unterschiedlichster Herkunft teilen sich hier ihren Wohnsitz.



    Unten in den größeren Wohnungen wohnen erfolgreiche und vermögende Händler, Bäcker, Schneider oder Färber, die meist in den offenen Läden zur Straße ihr Gewerbe betreiben.
    Auch Offiziere der Legion oder der städtischen Einheiten haben sich hier einquartiert für sich oder für ihre Geliebten, die sie außerhalb ihrer Dienstzeit treffen. Außerdem finden sich noch Lehrer, Buchhalter, Tagelöhner, Liberti und andere Berufsgruppen in diesem Gebäude. Die Hierarchie ist eindeutig. Die obersten Wohnungen unter dem Dach sind klein, schäbig und billig. Hier wohnen die, die sich nicht mehr leisten können.


    Sim-Off:

    Jeder, der eine Wohnung sucht, sich aber unter Umständen keine eigene Casa leisten kann oder leisten will, kann sich hier einquartieren.
    Folgende Wohnungen stehen zur Verfügung:
    (bitte immer in den Beitragstitel die jeweilige Wohnungsnummer angeben und wenn man sich in derselben Wohnung befindet, immer auf Antworten klicken.)


    Am Eingang gleich, wenn man durch einen dunklen Flur das innere der insula betritt, befindet sich eine große Tafel, an der für jeden Fremden ersichtlich ist, wer hier wohnt.


    I. Stock
    habitatio I - habitabilis (bewohnbar)
    habitatio II - habitabilis
    habitatio III - habitabilis

    II. Stock
    habitatio XI - habitabilis
    habitatio XII - habitabilis
    habitatio XIII - habitabilis

    III.Stock
    habitatio XXI - habitabilis
    habitatio XXII - habitabilis
    habitatio XXIII - Titus Didius Operososus

    Frisch und voller Elan machte ich mich an diesem Morgen auf den Weg, den ich vor ein paar Monaten schon einmal gegangen war und Weg, Häuser und die überdimensionierten lupae mit ihren bunten Farben im Gesicht kamen mir sehr bekannt und vertraut vor.


    Als frischgebackener Besitzer eines eigenen lupanar, in der Hand die Besitzurkunde, die mich als solcher auszeichnete, wollte ich persönlich nach dem rechten sehen. Ob dieser schmierige vilicus eines Turianus noch da war. Er war damals so plötzlich verschwunden und ich konnte nicht umhin, mir vorzustellen, dass dieser Kerl einen Haufen Dreck am Stecken hatte.


    Das lupanar sah noch immer so schäbig aus wie bei meiner ersten Begegnung. Unkraut sprießte zwischen den unverputzten Fugen des Gemäuer, das klapprige alte Holzschild mit der Aufschritt "Lupanar Satyr" hatte sich komplett von seiner Halterung gelöst und stand provisorisch aufgestellt neben der Eingangstür.


    Mir schwante Übles, bis hier wieder rege Kundschaft verkehren würde, hieß es eine Menge anzupacken. Doch womit, wenn nicht stellen ? Mein peculium war so gut wie aufgebraucht. Ich hatte mir eine kleine Wohnung im obersten Stock einer insula gemietet, die bei den Wucherpreisen, die hier in Rom herrschten, selbst nicht gerade billig waren. Anschließend hatte ich mir eine neue tunika gekauft und ein weiteres paar caligae. Meine alten waren von der langen Reise ziemlich abgenutzt.
    Ich würde mich wohl oder übel auf der Suche nach einem potenten finanziellen Sponsor machen müssen, wenn ich nicht verhungern wollte.


    Ich seufzte. Die Aussicht auf Freiheit war nicht so rosig wie sie den Anschein hatte.

    Zitat

    Original von Sciurus
    "Um ihre Aufwartung zu machen kommen viele an diese Tür. Nur die wenigsten übertreten die Schwelle. Welchen Grund sollte es geben, dass du zu den Letzteren gehörst?"


    Ich besah mir den Jüngling genau. Jenem Exemplar war offenbar die Hitze zu Kopf gestiegen, dass er sich für was besseres hielt - Sklavenpack.


    "Ich bin nur ein einfacher Bürger. Ob dein Herr für mich Verwendung hat, kann ich nicht sagen, ebenso ob er darüber angetan wäre, wenn Du einen potentiellen Klienten an der Tür abwimmelst."


    Ich sah den Sklaven mit starren Blick an. Innerlich hatte ich schon die Hoffnung verloren, dass er mich hineinlassen würde oder zumindest seinem Herrn von meiner Bitte berichten würde. So sah ich nur zu ihm herüber und wartete ab.

    Zitat

    Original von Sciurus


    Sciurus musterte den Mann abermals, dieses mal jedoch schon etwas abschätziger. Hausierer zu sein schien sich neuerdings zu lohnen.


    "Wir kaufen nichts."


    Ich sah den Sklaven verwundert an. Eigenartiger Vogel.


    "Das macht nichts. Deswegen komme ich auch nicht."


    Was sich dieser Sklave dachte, wer er ist.


    "Ich möchte, nun..., ich möchte ihm meine Aufwartung machen. Ist er da ?"

    Zitat

    Original von Sciurus
    "Salve. Wer bist du und was willst du?"


    Die Tür öffnete sich. Mein Herz schlug.


    "Salve, ich wünsche den Hausherrn zu sprechen. Mein Name ist Titus Didius Operosus und ich komme in einer geschäftlichen Angelegenheit."

    Die Villa Flavia, abgeschieden in einem Hain von Zypressen, lag sie in der Ruhe und Beschaulichkeit. Ich bekam weiche Knie, als ich mich dem mächtigen Eingansportal näherte. Würde man mich überhaupt empfangen ? Von meinem letzten Geld hatte ich mir eine neue Tunika gekauft und war anschließend zum Barbier gegangen. Ich wollte ja einen guten Eindruck machen. Würde ich hier Gehör finden ?


    Mir kam alles irgendwie bekannt vor, als ich den steilen Weg hinauf schritt. Sicher, hier war ich bereits einmal gewesen. Als Sklave hatte ich eine Nachricht abgegeben und es schien sich nichts verändert zu haben. Die Äste, selbst die Blätter lagen so wie immer. Die Sonne strahlte durch die Baumkronen hindurch und warf einen schattigen Fleckenteppich auf den gefegten Steinboden. Aus dem kleinen Brünnlein am Wegesrand sprudelte das Wasser in ein Becken, eine Erfrischung tat jetzt gut.


    Ehrfürchtig klopfte ich an das hölzerne Tor zur Villa Flavia. Würde jemand anwesend ? Würde jemand die Tür öffnen ?


    Da hörte ich Schritte...

    Roma, da lag sie vor mir, zu meinen Füssen. Das Zentrum des Reiches. Endlich hatte ich es geschafft. Den langen Weg über die Alpen hatte ich hinter mir gelassen, nichts bei mir außer dem, was ich am Leibe trug, einen Stock für die Wanderung einen Säckel Sesterze, meinem peculium, das ich wie einen Augapfel behütete. Rom war voller Langfinger und eine unangenehme Begegnung mit einem dieser Gestalten wollte ich mir ersparen.


    Die Straße, auf der ich nunmehr zwei Wochen und über dreihundert Meilen gewandert war, führte geradewegs auf die imposanten Stadtmauern der Urbs, vorbei an Wiesen und Feldern, auf denen Bauern ihre Äcker bestellten.



    Der Himmel verwandelte sich in ein glühendes Rot und verband sich mit dem aufsteigenden Rauch aus den Dächern Roms zu einer seltsamen Masse. Es ging auf den frühen Abend zu an diesem späten Nachmittag und Rom lag greifbar vor mir, so riesig und kolossal wie ich es mir selbst in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
    Im Hintergrund, weit in der Ferne erhoben sich die stolzen Berge des Apennin.
    Ich blieb kurz stehen, während Wagen, Ochsen und Fuhrknechte an mir vorbeirollten. Mein Blick schweifte über den ganzen Horizont. Das war also Rom, die Hauptstadt des Reiches, der Sitz des Kaisers, religiöses und politisches Zentrum der Welt. Mein Ziel hatte ich erreicht und ich spürte Erleichterung.


    Die letzten hundert Meter flogen meine Schritte nur so entgegen und voller Enthusiamus und Emotion taumelte ich richtung Stadt.

    Ich hatte keine Ahnung, was mein Herr um diese Zeit von mir wollte. Dennoch beeilte ich mich, um seinem Wunsch nachzukommen und betrat kurzerhand - nachdem ich mich durch ein Klopfen an den inneren Türrahmen bemerkbar gemacht hatte - das Zimmer.


    Als mein Herr mir wortlos die Wachstafel überreichte und ich begann diese zu lesen, fingen meine Hände aufeinmal an zu zittern, als ich merkte, was ich in meinen Händen hielt.


    Mein Herz schlug wie wild. Begreifen konnte ich es in diesem Moment noch nicht, diesen Augenblick, den ich über all die Jahre so ersehnt hatte. Mir fehlten die Worte. Ich musste schlucken. Mehr als ein dünnes "Danke, Herr" brachte ich nicht zustande.


    Ich war fassungslos, starrte immer wieder auf die Urkunde und zu meinem Herrn und wieder zurück auf die Urkunde. Ich lass die Zeilen mehrmals, es stand da wie es geschrieben stand. Und doch richtig realisieren konnte ich es noch nicht, was es bedeuten würde, für mich, für mein Leben...