Beiträge von Quintus Matinius Cicero

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Bei so einer Anfrage kann man echt nur noch sprachlos sein. Manche scheinen wirklich zu verwöhnt zu sein ?(-.^


    Als ich mich angemeldet hatte, war alles innerhalb kürzester Zeit unter Dach und Fach. So schnell hab ich das bei keinem anderen Spiel erlebt, wo es teilweise über eine Woche dauert. Aber that's life und so schnell und dynamisch wie im IR ist wohl kaum ein Onlinespiel.


    ...naja, da gibt's schon auch Schnelle und Dynamische, da draußen, außerhalb des Reiches... zum Beispiel kann man sich sehr schnell anmelden bei http://www.hyperiums.com - aber ist dann auch super-barbarisch, klar - und darum ist das hier jetzt auch keine Werbung ;)

    Diese Zustände schienen mir nicht mit dem übereinzustimmen, was ich für römisch hielt, oder zu halten gelehrt wurde, da unten im Süden des Imperiums. Und Rom hatte ich noch nicht gesehen. Also - so will ich's einfach auf mich zukommen lassen und später urteilen...


    Und wie der Wein sich langsam in mir entfaltete, so schwand auch mein vorschnelles Misstrauen.


    "Vielleicht könntest Du mir die Tempel zeigen? Wollen wir?", fragte ich gelöst, trank noch einen Becher und schob mir ein letztes Würstchen in den Mund.

    ...etwas ungeduldig, da ich noch eine wichtige Verabredung hatte, zu der ich keinesfalls zu spät kommen durfte, ging ich, wie mit Apollonius besprochen, nach vorne und begann mein zweites Referat...



    "Verehrte Zuhörer,


    Apollonius bat mich, euch von den Künsten der Ägypter zu sprechen, ich bejahte diese ehrenvolle Aufgabe natürlich; und angesichts einer guten väterlichen Bibliothek schien mir das Unterfangen ein leichtes zu sein. Allein, vom alten Lande der Ägypter ist uns nur sehr wenig bekannt. Aufschluss könnten die in Stein gehauenen Bilder in ihren Tempeln geben, denn möglicherweise sind sie heilige Schriftzeichen - das Volk der Ägypter war zu seiner Zeit das gläubigste auf Erden und auch ihre Heilkunst war also wahrscheinlich etwas Heilges; was uns aber die Zeichen erzählen könnten, es weiß kein Sterblicher.


    Und denke ich an die vorgesetzte Aufgabe, die Heilkunst der Ägypter zu beschreiben, so wollte ich wohl verzweifeln, wenn mir nicht der weitgereiste Historicus Herodotos, der ihr Land vor über 500 Jahren bereiste, zu Hilfe geeilt wäre. So weiß er zu berichten:


    Die Ägypter sind, gleichwie ihr Himmel fremder Art ist, und gleichwie ihr Fluß eine ganz andere Natur hat als die übrigen Flüsse, auch in ihren Sitten und Gebräuchen gerade umgekehrt wie alle anderen Völker. (35)


    Um aber von den Ägyptern selber zu reden, so üben die, welche in dem ackerbaren Lande wohnen, von allen Völkern ihr Gedächtnis am meisten, und sind daher bei weitem am erfahrensten in den Geschichten unter allen Leuten, die ich kennen gelernt habe. Ihre Lebensart ist wie folgt: Sie brauchen Abführungsmittel drei Tag hinter einander in jedem Mond, und sorgen für ihre Gesundheit durch Speimittel und Klystiere, denn sie sind der Meinung, von den Speisen, die man zu sich nähme, entständen alle Krankheiten unter den Menschen. (77)


    Nun möchten wir Heutigen schnell mit der Meinung sein, das sei alles Rückständig und der Römer unwürdig. Allein stößt man bei Herodotos auf allerlei Interessante Details und vor allen anderen auf dieses:


    Die Heilkunde ist bei Ihnen also verteilt: Jeder Arzt ist nur für eine bestimmte Krankheit und nicht für mehrere, und ist alles voll von Ärzten. Denn da gibt es Ärzte für die Augen, Ärzte für den Kopf, Ärzte für die Zähne, Ärzte für den Magen und Ärzte für andere innere Krankheiten. (84)


    Das ist ganz neu und erinnert aus der Ferne an die Vorgehensweise des Dioskurides, der ja verlangte, wir sollten uns lange mit den Stoffen auseinander setzen: Was wenn man nun sagte, wir sollten uns auch lange mit den spezifischen Krankheiten auseinander setzen?

    Ich wage also die Frage zu stellen: Ist es möglich, dass uns die Bildzeichen auch von einer Medizin-Kunst sprechen könnten, die die unserige vielleicht nicht im allgemeinen, aber in einigen Bereichen weit übertrifft?


    Aber, ihr Reich und ihr Wissen sind untergegangen. Die Zeit wird darüber hinweg gehen und es wird nichts bleiben, als der Nilos und Sand.


    Danke für eure Aufmerksamkeit."


    ... und etwas matt ging ich zurück auf meinen Platz.






    Sim-Off:


    ...Quintus' diesbezüglicher Pessimismus erhielt sich in Europa noch etwa 1720 Jahre, bis es Champollion 1822 gelang, die Hieroglyphen zu dechiffrieren. Damit war der allesentscheidende Schritt zum Verständnis des alten Ägypten getan.

    Durch die von Champollions Bruder verfasste "Ägyptischen Grammatik" gelang es Georg Ebers den sogenenannten "Papyrus Ebers", eine der ältesten ägyptischen Aufzeichnungen über Pharmazie, Krankheit und Therapie, verfasst etwa 1600 v. Chr., zu übersetzen.


    http://upload.wikimedia.org/wi…a/en/e/ee/Papyrus4233.png


    Es umfasst 110 Seiten und beinhaltet 700 Rezepte, meist magische. Außerdem eine Sektion über das Herz und seine Gefäße, das die Ägypter für das Zentrum aller Körperflüssigkeiten ansahen; Geisteskrankheiten hatten auch dort ihren Sitz. Den Nieren schien keine große Bedeutung beigemessen worden zu sein.
    Desweiteren führt es Parasiten, Darm-, Augen- und Hauterkrankungen, gynäkologische Angelegenheiten, Zahnheilkunde, chirurgische Behandlung von Abszessen und Tumoren, das Richten von Knochen und Verbrennungen auf.


    Außerdem gibt Aufschluss das Edwin Smith Papyrus, ein Papyrus, gleichen Alters, wie das Ebers', von dem angenommen wird, es sei zu großen Teilen die Transskription eines sehr viel Älteren, das 3000 v. Chr. verfasst worden sei.


    http://upload.wikimedia.org/wi…aPlateVIandVIIPrintsx.jpg


    Inhalt des Papyrus: Vorderseite: 48 Diagnosen des "Wundenbuches" (moderne Bezeichnung) (erster Schreiber); Fall 1: Die zerstörte Überschrift nannte eine Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht; Fall 2: Diagnose für eine Wunde am Kopf; Fall 3: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht; Fall 4: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht, mit einem Spalt des Schädels; Fall 5: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, mit einem Bruch des Schädels; Fall 6: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht, mit Bloßlegung des Gehirns; Fall 7: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht, mit einem Loch der tp3w des Schädels; Fall 8: Diagnose für einen Bruch am Schädel unter der Haut des Kopfes; Fall 9: Diagnose für eine Wunde an der Stirn, mit einem Bruch der Scherbe des Schädels (mit Angabe eines Zauberspruches); Fall 10: Diagnose für eine Wunde an der Spitze der Augenbraue; Fall 11: Diagnose für einen Bruch des Pfeilers der Nase; Fall 12: Diagnose für einen Bruch in der Kammer der Nase; Fall 13: Diagnose für einen Bruch in der Nase; Fall 14: Diagnose für eine Wunde in der Nase (im Nasenloch ?); Fall 15: Diagnose für ein Loch in der Wange; Fall 16: Diagnose für einen Spalt in der Wange; Fall 17: Diagnose für einen Bruch in der Wange; Fall 18: Diagnose für eine Wunde im Jochschläfenbein; Fall 19: Diagnose für ein Loch im Jochschläfenbein; Fall 20: Diagnose für eine Wunde im Jochschläfenbein, die bis auf den Knochen geht, mit einem Loch im Jochschläfenbein; Fall 21: Diagnose für einen Spalt im Jochschläfenbein; Fall 22: Diagnose für einen Bruch im Jochschläfenbein; Fall 23: Diagnose für eine Wunde am Ohr; Fall 24: Diagnose für einen Bruch im Unterkiefer; Fall 25: Diagnose für eine Verrenkung am Unterkiefer; Fall 26: Diagnose für eine Wunde in der Lippe; Fall 27: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kinn; Fall 28: Diagnose für ein Wunde am Vorderhals; Fall 29: Diagnose für eine klaffende Wunde an einem Wirbel des Nackens; Fall 30: Diagnose für eine Bruchverletzung an einem Wirbel des Nackens; Fall 31: Diagnose für eine Verrenkung an einem Wirbel des Nackens; Fall 32: Diagnose für eine Verstauchung an einem Wirbel des Nackens; Fall 33: Diagnose für eine Quetschung an einem Wirbel des Nackens; Fall 34: Diagnose für eine Verrenkung an den Schlüsselbeinen; Fall 35: Diagnose für einen Bruch an den Schlüsselbeinen; Fall 36: Diagnose für einen Bruch im Oberarm; Fall 37: Diagnose für einen Bruch im Oberarm mit einer offenen Wunde darauf; Fall 38: Diagnose für einen Spalt im Oberarm; Fall 39: Diagnose für Abszesse (?) an der Brust; Fall 40: Diagnose für eine Wunde an der Brust (die bis auf den Knochen geht, mit einem Loch im Brustbein); Fall 41: Diagnose für eine schlimme Wunde an der Brust; Fall 42: Diagnose für eine Bruchverletzung an den Rippenknochen der Brust; Fall 43: Diagnose für eine Verrenkung der Rippenknochen der Brust; Fall 44: Diagnose für einen Bruch an den Rippenknochen der Brust (mit einer offenen Wunde auf ihr); Fall 45: Diagnose für Abszesse auf der Brust; Fall 46: Diagnose für Geschwülste (?) an der Brust; Fall 47: Diagnose für eine klaffende Wunde an der Achsel; Fall 48: Diagnose für eine Bruchverletzung eines Wirbels des Rückgrats. Bei dem Wundenbuch handelt es sich möglicherweise um ein Lehrbuch: Es ist methodisch aufgebaut, indem der Verfasser stets vom Kopf in logischer Abfolge der Körperteile abwärts geht und indem er sich von den einfachen zu den komplizierten Wunden und Brüchen bewegt. In der vorliegenden Form ist es auch zum Auswendiglernen geeignet, um den Wissenstand eines Arztes zu erweitern.
    Rückseite: Verschiedene Rezepte (erster und zweiter Schreiber): 1. Eine Folge von 8 Sprüchen gegen eine j3dt (Pest ?) genannte Schädigung; 2. "Wenn du untersuchst eine Frau, die an ihrem Magen leidet, deren Menstruation nicht kommen kann"; 3. "Rezept, die Haut umzukehren"; 4. "Anderes, das Gesicht zu verschönern"; 5. "Buch vom Machen einen alten Mann zu einem jungen"; 6. "Wenn du betrachtest einen Mann, der an seinem After leidet".


    Für die Inhaltsangabe des Papyrus Ebers und anderer medizinischer Papyri, sowie Literatur einfach mal >>HIER<< klicken.



    Grundsätzlich kann von einer außerordentlich hohen medizinischen Kultur hinsichtlich der Behandlung von Verletzungen gesprochen werden, also der Chirugie. Viele Funde
    medizinischer Instrumente scheinen das zu Belegen; aber es wird noch gestritten...
    http://www.mein-altaegypten.de…_Site/images2/spitzen.gif
    Klingen
    http://www.mein-altaegypten.de…Site/images2/pinzette.gif
    Pinzetten
    http://www.mein-altaegypten.de…Site/images2/skalpell.gif
    Skalpelle


    Anders verhält es sich mit inneren Krankheiten, die vornehmlich mit Göttern in Verbindung gebracht werden. So oblag es den Priestern, als mit den Göttern in Verbindung stehenden, die Heilung herbeizu führen. Neben solchen Priester-Ärzten, den "Wabu", sind weiters Laienärzte, "Sunu", und Heiler zu nenne, während die Sunu eine wissenschaftliche Ausbildung durchliefen (aber keinem der Götter gebunden waren), führten die Heiler primär magische Rituale durch und besaßen daruberhinaus keinerlei Qualifikation.
    An erster Stelle sind also die Priester, bzw. die Priester-Ärzte, zu nennen und mit ihnen die Schutzgöttin der Ärzte, Sachmet, die nebenbei auch die Göttin des Krieges, des Todes un der Krankheit ist. Sie allein kann geben und nehmen.
    Aber auch andere Götter stehen mit Krankheiten, Körperregionen oder besonderen Aufgaben mit der Medizin in Verbindung. Im Groben gilt:


    Thot: den Augenärzten


    Re: wie auch Thot, Leitung angehender Ärzte

    Isis: Verletzungen, auch bezüglich Mutter/Kind =Geburt etc., bei Gebrechlichkeit (so konnte sie durch ihre Flügel Lebenskraft zufächeln)


    Horus: (der Arzt schlchthin, der Thaumturg): Schlangenbisse, Skoprionsstiche, aber ganz allgemein auch das Heil und die Heilung


    Sachmet (Mut-Sachmet): Schutzgöttin der Arzte, Veterinärmedizin

    Bes: Vertreiben böser Geister, Schutz der Schwangeren und Kinder.

    Heket: Schutz der Schwangeren, des ungborenen Lebens wie auch der Geburt

    Thoeris: Schutz der jungen Mutter nach der Entbindung



    Es wird dem angenommen, dass die meisten hohen Ärzte aus den Reihen der Sachmet-Priester stammten und entsprechende Titel führten, wie "Oberster Priester der Sachmet" und "Oberster der Ärzte".
    http://www.uni-leipzig.de/~egy…iaca/Loewin/Sachmet_1.jpg
    Sachmet


    Es heißt, ihre Tempel hätten zu großem Ruhm kommen können, wenn ihre Heilungserfolge entsprechend waren. Einer dieser Tempel war der Tempel zu Dendera, der allerdings der Hathor geweiht war (und im 1. Jhrd. v. Chr erbaut wurde), der Göttin der Freude, des Tanzes, der Liebe und der Fruchtbarkeit. Die wabu der Hathor kannten vornehmlich zwei Heilmethoden: die magische Wasserkur und den Heil- oder Tempelschlaf. (Auf Wunsch liefere ich eine Beschreibung für die magische Wasserkur nach; der Tempelschlaf gleicht im Prinzip dem des Askleipos-Kultes.)

    Aber diese Methoden sind es nicht, die Ägypten zum Ursprung der modernen Medizin avancieren ließen. Es ist das Novum einer "wissenschaftlichen" Chirurgie, die schriftlich fixiert, mit Fallbeispielen und Behandlungsvorschlägen, ertmals in der Menschheitsgeschichte auftaucht.



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    Einige semi-tolle Links:


    http://www.selket.de/aegypten.htm
    http://www.meritneith.de/goetter-medizin.htm
    http://www.mein-altaegypten.de…ten_2/heilkundeframe.html
    http://www.erkenntnis.org/lexikon_i.php
    http://www.medgesch.uni-hd.de/…Aegypten_Indien_China.pdf
    http://www.amuseum.de/pharmazi…altaegyptischemedizin.htm


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    Zu Herodot:


    Die Geschichten des Herodot, Reclam, Leipzig 1885
    Angeführte Passagen sind zu finden im 1.Teil, 2. Buch, Euterpe, die eingeklammerten Zahlen hinter den Absätzen geben die Kapitel wieder
    Digitalisiert, leider ohne Suchfunktion online unter:
    http://www.gasl.org/refbib/Herodotos__Geschichten.pdf

    Dergleichen hatte ich erwartet. Und nun wollte mich meine eigene Cousine an jener Stelle sehen. Ich schluckte.


    "Und der Proximus, er hat lange sein Amt ausgefüllt?", fragte ich misstrauisch geworden und stieß einen vollen Becher Wein die Kehle herunter.

    Wie konnte es dann nur sein, das ihm soviel Ungemach widerfuhr...


    "Das überrascht mich sehr! Heißt es nicht, dass die Götter über uns wachen? Und die Tugendhaften schützen?", fragte ich sehr erstaunt


    Es konnte nicht sein, nein, seine Gens mochte die Götter ehren, er jedoch musste großer Vergehen sich schuldig gemacht haben. Aber ich behielt meine Meinung lieber für mich.


    "...und einen Priester des Mars hat es hier niemals gegeben?"


    Ich blickte mit hochgezogenen Brauen und leicht zusammengekniffenen Augen auf Helena. Bestimmt lag auch hier eine dunkle Geschichte...

    Das klang ja grauenhaft! Aber es konnte nur seine eigene Schuld sein, wer ein gefälliges Leben führte, dem waren die Götter gewogen, das war sicher.


    "Bei den Göttern, was hat er sich zu Schulden kommen lassen, dass ihm das Schicksal so übel mitspielt! Hat er seinen Dienst so liederlich ausgeführt, dass ihn der Götter Zorn traf? Ein hübscher Sacerdos muss mir das sein!"


    Ich schwankte zwischen Empathie und Ablehnung dieses offensichtlich verkommenen Menschen und schüttelte leicht den Kopf.








    Sim-Off:

    Schön, wie man alles verdrehen kann... :D

    Der Sacerdos Mercurialis war erkankt, sie hörte nicht viel von ihm, und trotzdem sollte es ihm möglich sein eine - oder auch meine - Ausbildung durchzuführen... Das klang aber recht merkwürdig. Und so blickte ich auch - als wollte man mir einen edlen Hengst verkaufen, dem ich aber nichts ins Maul schauen dürfe...


    Während sie mein Gesicht musterte, ging ich von der anderen Seite ans Pferd heran: "Und der Kriegsgott?"

    Ich leckte mir die Finger und nahm ein weiteres Würstchen, das ich mit zwei, drei Bissen in meinem Munde verschwinden ließ.


    Noch kauend erwiderte ich: "Der Gott der Banditen und Fahrenden Leute, also?" Ich spülte mit reichlich Wein nach... und lachte. Das passte ja nur zu gut.


    "Versteh's nicht falsch... Ich meine insgeheim hege ich eine gewisse Zuneigung zu ihm, immerhin ist er der Jüngste, wenn man mal von den Bildsäulen für das einfache Volk absieht."


    "Aber, um zu lehren muss man auch gelernt haben, wie Du bemerkst - wie lange würde es denn dauern, das Lernen? Und wo würde man mich denn unterrichten, gesetzt den Fall...?", schob ich etwas zweifelnd nach.

    "Ja, bis eben glaubte ich, mir könne das alles nichts anhaben; das Fleisch, das Blut, der Gestank; aber jetzt...", erwiderte ich und nahm mir ein Vorbild an seiner forschen Art, das Fleisch zu ritzen...


    - Schnitt -


    "...diese Widerspenstige Haut und dieses Geräusch beim Durchstoßen mit der Nadel... aber es geht schon wieder...", log ich etwas


    Ich nahm erneut den Katzendarm, fädelte ihn ein und Durchstieß die Haut, bis ins Fleisch hinab. Dann duirch die Wunde, abermals ins Fleisch der anderen Seite und wieder hoch, durchs Fett und abermals durch die Haut.
    Dann machte ich einen doppelten Knoten, wie ihn Caius Iulius Seneca machte, und schnitt den Darm.


    Mit acht Stichen war die Wunde geschlossen. Allerdings sah das nicht sehr appetitlich aus. Ich hatte sie Wundränder nicht richtig bearbeitet.
    So trennte ich alles wieder auf, nahm das Skalpell und schnitt etwas Haut und Fettgewebe heraus und begann von neuem.


    "Ich hoffe nur, Tribun, dass wir auch diese Arbeit nicht allzuoft machen müssen, sonst werde ich zumindest bald kein Saftige Fleisch mehr essen mögen...", versuchte ich dieses blutige Geschäft etwas aufzulockern. Und machte ich einen neuen


    - Schnitt -


    (...)

    "Danke, wie ich eben feststelle, habe ich ja auch die letzten Sesterzen vorhin einem Jungen gegeben, damit er Hilfe holen würde - völlig pleite!"


    Was Helena dann sagte klang schon etwas gedämfpter... trotzdem mir schien ein solches Amt ein wenig zu groß für mich.


    Ich nahm einen Schluck Wein und kostete, eine elegante Lieblichkeit, leicht adstringierend... Warum eigentlich nicht! Hinwerfen konnte ich ja immernoch.


    "Also, Du meinst es ernst?"


    Ich nahm ein kläglich geformtes Würstchen, blickte es an und öffnete langsam den Mund: "Wenn Du mich so siehst, welchem Gott könnte ich dienen?"


    Dann biss ich das Würstchen entzwei.

    Hmmm... Wirklich? Hatte ich sie nicht angeflunkert? Das war sicher nur eine Frage der Zeit... Oder mir war es entfallen.


    "Was Du da sagst ist sehr schmeichelhaft. Aber ich bin sicher, dass Du nicht die Zustimmung Vaters oder auch anderer Leute, die mich kennengelernt haben.", versuchte ich mich auf den Boden der Tatsachen herabzuziehen...


    Dennoch klang es sehr schön, zu schön und eigentlich ganz unverständlich - ich, ein Priester... Wie seltsam! Und ich sah mich schon bei den Banditen...


    "Aber vielleicht könntest Du mir erzählen, was ein Priester den lieben, langen Tag so tut? Ich habe, wenn ich's bedenke, keine rechte Vorstellung davon... Haben wir eigentlich schon bezahlt?"

    Ich war wie von einer balista getroffen! Das mir die Götter gnädig gesonnen seien, hatte ich schon gehört. Allerdings mit dem Zusatz: unverdient, unverdient gnädig!


    "Ich...nun...", stotterte ich


    War ich überhaupt in Ansätzen würdig ein solches Amt zu bekleiden? War ich Charakterlich geeignet? Warum ich?


    "Warum ich? Ich meine, glaubst Du denn,dass ich überhaupt geeignet bin?", fragte ich sie und schob ein verlegenes Lachen nach...

    Für Feierlichkeiten hatte ich immer Zeit. Bis heute jedenfalls. Was eine Erbschaftssache war.


    "Gerne werde ich dabei sein!"


    Ich machte große Augen. Zum einen fragte ich mich, ob sie einen Iuppiter-Tempel meinte, wenn sie Kapitol sagte, zum anderen war ich schlicht erfreut über sie und ihre ganze Art und ihre Einladung - und darum lächelte ich dazu.


    "Einen Iuppiter-Tempel?







    Sim-Off:

    [SIZE=7]...und das ist der 101.![/SIZE]

    Ich hatte das blutige Stück Fleisch in der Hand, es war noch Warm. Mit einem Messer versuchte ich die Haut zu durchstoßen, sie gab jedoch nach und es entstand keine Wunde, eher ein Kratzer.


    Mit etwas höherem Kraftaufwand durchstieß jetzt das Messer die zähe Haut, und etwa an dieser Stelle wurde mir schlecht. :(


    Die Wunde war hergestellt, und blutete sogar etwas. Man konnte mehrere Schichten unterscheiden: Die Haut, eine Dünne Schicht darunter, das Fett und dann das Fleisch.


    Mit leicht verzogenem Mund fragte ich "Muß man die Häute zusammenfügen und was darunter ist nicht? Oder muß man das gelbliche Fett auch vernähen?"


    Währenddessen durchbohrte ich die Haut mit der Nadel, die schnell durchs Fett glitt und sogleich im Fleisch stecken blieb. Meine Technik war etwas brutal... nur gut das das hier kein Mensch war...


    Sim-Off:

    Äh, Sica, offenbar war ich voreilig...

    Ich räusperte mich und wartete, bis der Saal ganz still war.


    Dann begann ich zu sprechen:


    Verehrtes Auditorium, ich versuche heute eine kurze Einführung in die Materia Medica des Dioskurides zu geben und will euch nicht vorenthalten, warum!


    Die Materia Medica, im grichischen Original „peri hyles iatrikes“, übersetzt „Medizinischer Stoff“, ist in unseren Tagen noch nicht zu dem ihr gebührenden Ruhm gekommen. Zwar ist sie bekannt, doch noch immer treiben sogenannte Medici ihr Unwesen, die sich auf nichts anderes berufen, als was ihr geringer Geist hervortreibt, oder aber auf alles, was Effekt und Eindruck auf die Unwissenden, Kranken und Gebrechlichen macht: namentlich die Polypharmazie ist es, deren ausschweifenden Mischungen mehr Krankheiten befördern als bekämpfen und damit die gesamte Wissenschaft in üblen Leumund stellen!


    Der erste, der sich diesem großen Problem unserer Medizinischen Kultur widmet, ist Pedanios Dioskurides von Anazarbus mit seiner Materia Medica, die endlich auf die Stoffe selbst eingeht und Ordnung in die wichtigsten Dinge bringt, um der Scharlatanerie den Garaus zu machen.



    - pars prima -


    Zur Person des Dioskurides


    Nicht viel ist bekannt, nur, was er selbst und mitteilt. Er stammt aus der Stadt Anazarbus im kleinasiatischen Kilikien. Er begeisterte sich schon früh für die Wissenschaften. Im Prologus seines Werkes spricht er von seiner Kriegerischen Laufbahn, die ihn hat viele Länder kennenlernen lassen - und man kann annehmen, dass er als Römischer Militär Medicus unter Claudius (41-54) und Nero (54-68 ) tätig war - Caius Iulis Seneca hat uns die Ränge geschildert, leider weiß man’s beim Dioskurides wirklich nicht... ja, manche behaupten, er sei gar der Leibarzt des Nero gewesen, aber wie gesagt, sicher ist das nicht! Wahrscheinlich studierte Dioskurides zu Tarsos und Alexandrien. Man nimmt an, dass es jetzt ein Vierteljahrhundert her ist, dass er das Werk niederschrieb. Wann er aber tatsächlich lebte - ob er möglicherweise noch unter uns weilt - das konnte ich leider nicht herausbekommen, weiß es Meister Apollonius vielleicht?



    - pars secunda -


    Zur Einzigartigkeit des Werkes und Weisheit des Dioskurides


    Es meinen ja manche, in unserer heutigen Zeit sei der oberflächliche Dilettantimus am Zuge, und das gerade in unserem Fache der Medizin, der Heilmittellehre. Heute seien die Werke auf einen schnellen Erfolg aus und es gebe keine wirkliche Tüchtigkeit mehr. Ob das wohl so ganz richtig ist?


    Eines ist sicher: Das des Dioskurides Werk überragt in allen seinen Teilen deutlich andere Machwerke, und möchte man meinen, sein Autor sei nicht von blinder Ruhmsucht getrieben, die dort wo sie nicht weiß sich aufs Behaupten verlegt! Denn Dioskurides zieht dann das Schweigen vor. Zuviel weiß er, als dass er sich in gelehrten Phantastereien ergehen müsste!


    In Fünf großen Büchern sammelte Dioskurides die gesamte Arzneimittellehre
    unserer Zeit, und beschreibt nicht nur die Kräuter, sondern auch andere Pflanzen und ihre Früchte, die tierischen Erzeugnisse und gar die Metalle. So umfasst er alles, was uns auf Erden medizinisch-therapeutisch nutzbringend umgibt. Alles wichtige und nützliche zu den Stoffen teilt er uns mit, ohne zu verhehlen, dass andere Autoren möglicherweise anderer Meinung sind. Häufig weist er aber den blanken Irrtum seiner Vorgänger nach. Dioskurides selbst gehört offenbar keiner Schule an und er bezieht sich nicht sehr häufig auf die Vier-Säfte-Theorie oder Pneumalehre - allerdings ist er natürlich vertraut mit beiden und läßt das manchemal auch deutlich werden.



    - pars tertia -


    Von der Darstellungsweise der Materia Medica


    Das Werk beschreibt rund 1000 Stoffe und gar 4700 Anwendungen derselben - daraus wird ersichtlich, dass ein kurzer Vortrag sich nur im Allgemeinen bewegen und die ein oder andere Bosonderheit und Auszeichnung herausgreifen kann, wenn der Rahmen desselben nicht gesprengt werden soll. Zugeben will ich auch, dass es mir als Studenten noch erheblich an jenen Kentnissen ermangelt, die mich in den ehrwürdigen Stand eines Medicus von der Größe des Dioskurides versetzen könnten, um mit Leichtigkeit alles und jedes zu erklären...


    Deciam Valeria hat schon einen guten Einblick in die Weise gegeben, mit
    der Dioskurides Stoff, Herstellung und dessen mögliche Anwendung beschreibt - ergänzend möchte ich euch hier zunächst einen Überblick über
    den Aufbau des ganzen Werkes geben: Wie schon gesagt, es sind fünf Bücher.


    Das Erste beschreibt die Aromen, die Salben und Öle, die Bäume und deren Säfte und Früchte.


    Das Zweite beschäftigt sich mit den tierischen Dingen, Milch, Fett, Seeigel, Wanzen, Purpurschnecke, auch Honig, Urin und Kot fallen darunter. Besonderen Wert legt er hier auf die Fette, Schmalz und Talg - und ich glaube er ist der Erste der die Produktion und Anwendung des so wichtigen Wollfettes so präzise beschreibt. Aber auch Pflanzen tauchen nochmals auf: Getreide, verschiedene Gemüse, die scharfen Pflanzen, wie Knoblauch, Senf, Ingwer und Pfeffer.


    Das Dritte schildert die Wurzeln und wie man die sogenannten Säfte gewinnt: durch Pressungen und Mazerierung. Er kommt darüber hinaus auf die Kräuter und Samen zu sprechen und stellt sie in ihrer arzneilichen Wirkung dar; etwa Rhabarber und Cannabis.


    Das vierte geht auf die restlichen Kräuter und Wurzeln ein, worunter auch die Schwämme und Pilze fallen. Er warnt vor dem Genuss der Brom- und Himbeere, dem Schlafmohn und dem Holunder, die Erstickung und Cholera (!) hervorrufen.


    Das fünfte und letzte der Bücher erwähnt ausführlich die anorganischen Substanzen, Erze und Salze, wie Quecksilber, Grünspan, Blei, Kupferblüte, Eisenrost. Aber wichtig für uns alle ob Medicus oder nicht, sind seine Erläuterungen zum Weinstock und seiner Frucht, dem Wein, der die vielfätigsten Wirkungen - auch arzneilicher Art - hat.


    Soviel zur Aufteilung der Bücher. Ich komme jetzt zur Weise der Darstellungen der Stoffe oder auch Präparate:
    Zunächst wird der Name des Stoffes genannt, auch wie er in anderen Provinzen oder Reichen heißt, dann wo man ihn findet und welche Charakteristika er hat. Es schließt sich eine Beschreibung der gewöhnlichen und arzneilichen Wirkungen an und endlich schildert Dioskurides die Rezepturen und Herstellungswege des Präparates. Manchesmal folgen hierauf Hinweise auf die zu nutzenden Geräte zur Verarbeitung und Lagerung.


    Er hält sich aber nicht sklavisch an diesen Ablauf, sondern folgt immer dem, was es zu sagen gilt und gibt dem, was er zu sagen weiß den Vorzug. Am Beispiel des Wollfettes schildert Dioskurides folgendermaßen:


    Cap. 84. Wollfett.
    Lanolinum, Adeps lanae
    Oisypos nennt man das Fett aus schweissig-schmutziger Wolle. Du sollst es auf folgende Weise herstellen: Nimm weiche schmutzig-schweissige Wolle und wasche sie ohne Verwendung von Seifenkraut mit heissem Wasser, und presse sämmtlichen Schmutz aus. Diesen gib in ein weites Becken und
    giesse Wasser dazu, schöpfe es mit einer Kelle zurück unter kräftigem durchrühren, bis es schäumt, oder rühre mit einem Holzspatel tüchtig, bis sich viel Schmutz und Schaum gesammelt hat, dann besprenge ihn mit Seewasser, und wenn das obenaufschwimmende Fett sich gestellt hat, so nimm es in ein anderes irdenes Gefüss auf, giesse Wasser in das Becken, rühre wiederum und besprenge mit Meerwasser den Schaum und nimm ihn heraus; und dieses thue, bis nach Entfernung des Fettes den Schaum mehr entsteht. Den nun gesammelten Oisypos knete mit den leiden und entferne, wenn er etwa Unreinigkeit enthalten sollte, diese sofort, indem
    du das erste Wasser ausdrückst, anderes hinzugiessest und mit den Händen knetest, bis er an die Zunge gebracht nicht beisst, aber massig adstringirt, fett und rein und weiss erscheint. Sodann gib ihn zum Aufbewahren in einen irdenen Topf. Alles aber muss bei Sonnenhitze geschehen. Einige aber seihen das Fett durch und waschen es in kaltem Wasser, wobei sie es mit den Händen reiben wie die Frauen die Pormade, ein solches wird weisser. Noch Andere waschen die Wolle und pressen den Schmutz ab, kochen dann mit Wasser in einem Kessel über gelindem Feuer, nehmen das oenaufstehende Fett ab und waschen es mit Wasser, wie angegeben ist. Auch seihen sie es durch in ein flaches irdenes Geschirr, welches heisses Wasser enthält, verschliessen es ringsum mit einem Deckel aus losem Leinen und setzen es in die Sonne, bis es hinreichend consistent und weiss geworden ist. Einige nehmen nach zwei Tagen das erste Wasser weg und giessen anderes zu. Der bessere ist der ohne Seifenwurzel erhaltene, geschmeidige, welcher den Geruch nach schweissiger Wolle hat, mit kaltem Wasser in einer Muschel verrieben, weiss wird und in sich nichts Hartes oder Festes enthält, wie der mit Wachssalbe oder Talg verfälschte. Er hat die Kraft, zu erwärmen, Geschwüre auszufüllen und zu erweichen, besonders am After und an der Gebärmutter mit Steinklee und Butter. In Wolle (als Zäpfchen) eingeführt treibt er den Embryo aus und befördert die Menstruation; mit Gänsefett hilft er bei Geschwüren in den Ohren und an der Scham. Ferner wirkt er bei angefressenen und krätzigen Augenwinkeln, auch bei verhärteten und solchen Augenlidern, welche die Haare verlieren. Gebrannt wird er in einem neuen irdenen Gefässe, bis er zu Asche geworden ist und die Fettigkeit verloren hat. Es wird aber auch Russ daraus gesammelt, wie wir angegeben haben, welcher zu Augenmitteln sich eignet.


    Man sieht, er ist ein wahrer Kenner nicht nur der Stoffe, sondern auch ihrer therapeutischen Anwendung und Herstellung. Zu letzterer ist aber unbedingt noch eines zu sagen, was Dioskurides selbst für so dringlich empfand, dass er es an den Anfang, in den Prologus seines Werkes aufnahm. Ich zitiere:



    Vor Allem ist es nothwendig, mit Sorgfalt bedacht zu sein auf die Aufbewahrung und das Einsammeln eines jeden (Mittels) zu der ihm angepassten geeigneten Zeit. Denn davon hängt es ab, ob die Arzneien irksam sind oder ihre Kraft verlieren. Sie müssen nämlich bei heiterem immel gesammelt werden; denn es ist ein grosser Unterschied darin, ob die Einsammlung bei trockenem oder regnerischem Wetter geschieht, wie auch, ob die Gegenden gebirgig, hochgelegen, den Winden zugängig, kalt und dürr sind, denn die Heilkräfte dieser (Pflanzen) sind stärker. Die aus der Ebene, aus feuchten, schattigen und windlosen Gegenden sind zumeist kraftloser, um so mehr, wenn sie zur ungeeigneten Zeit eingesammelt oder aus Schlaffheit hingewelkt sind. Auch ist freilich nicht ausser Acht zu lassen, dass sie oft durch die gute Bodenbeschaffenheit und das Verhalten derJahreszeit früher oder später ihre volle Kraft haben. Einige liebe die Eigenthümlichkeit, dass sie im Winter Blüthen und Blätter treiben, andere blühen im Jahre zweimal. Wer hierin Erfahrung sammeln will, der muss dabei sein, wenn die neuen Sprossen aus der Erde kommen, wenn sie sich im vollen Wachsthum befinden und wenn sie verblühen. Denn weder kann er, welcher zufällig nur das Hervorspriessen beobachtet, die volle Kraft (der Pflanze) kennen lernen, noch der, welcher nur eine vollblühende Pflanze gesehen hat, diese beim Hervorspriessen erkennen. Daher verfallen wegen der Veränderungen an den Blättern, an der Grösse der Stengel, an den Blüthen und Früchten und wegen irgend anderer Eigenthümlichkeiten diejenigen über dieses und jenes in grossen Irrthum, welche nicht in solcher Weise Beobachtungen gemacht haben. Aus diesem Grunde wenigstens haben einige Schriftsteller sich täuschen lassen, wenn sie behaupten, einige (Pflanzen) brächten weder eine Blüthe, noch einen Stengel, noch eine Frucht hervor, wie beim Grase, beim Huflattich und Fünffingerkraut.


    Ich denke, es ist deutlich geworden, dass erst das langjährige und ausgedehnte Studium der Stoffe, ihrer Herstellung zum Präparat und schließlich deren therapeutische Anwendung bei Krankheiten dem Medicus
    Erfolg versprechen kann. Ich bitte euch also, nicht gleich zu Ziegenkütteln zu greifen, wenn ihr etwa die Menstruation befordern wollt - ihr müsst mehr darüber wissen und die Bergziegen, die die Küttel spenden besser kennen! Auch wann ihr die Küttel sammelt ist von großer Bedeutung, denn was die Ziegen fressen, hängt von den Jahreszeiten und dem Wetter ab!


    Ich beschließe den Vortrag mit einem Tip für den Alltag:


    Die Eigenschaft der Weine nach ihrem Alter.
    Die alten Weine sind für die Nerven und die übrigen Sinneswerkzeuge schädlich, für den Geschmack aber angenehmer, deshalb von denjenigen, bei denen irgend ein innerer Theil leidet, zu vermeiden. Zum Gebrauch in gesunden Tagen dagegen wird er in kleinen Quantitäten und verdünnt ohne Schaden genommen. Der junge erzeugt Blähungen, ist schwer verdaulich, verursacht böse Träume und treibt den Harn; der mittleren Alters ist frei von beiden Fehlern, darum ist er zum Gebrauch in gesunden wie in kranken Tagen zu wählen.


    ...und für die Soldaten unter uns:


    Das Leder von alten Schuhsohlen, gebrannt und fein gestossen, heilt als Umschlag Feuerbrandwunden, Wolf und die durch den Druck der Schuhe
    bewirkte Entzündung, lehrt Dioskurides. Schließlich hilft auch der Gewürzte Wein wenn Ihr lange Märsche in Kälte und Frost Germaniens machen müsst - auch verschafft er eine gute und gesunde Hautfarbe!


    Aber in Maßen, meine Herren Legionäre! Denkt immer auch an den Geldbeutel!" :D


    "Fast hätte ich es vergessen", schob ich noch nach "Dioskurides, wie sich leicht denken läßt behandelt alle uns bekannten Krankheiten und leiden, sofern eine arzneiliche Linderung desselben möglich ist. Über 4700 Anwendungen, wie ich oben schon sagte. Um nun aber zu wissen, was man wann wie anwenden soll, zum Nutzen des Leidenden, muss der verantwortungsvolle Medicus natürlich den gesamten Dioskurides kennen!
    An anderer Stelle möchte ich mich daher diesem Werke widmen, um es zu erleichtern, von dem Krankheitsbild, wie es sich dem Medicus bietet, auch zu einer angemessenen Medikation zu gelangen."



    ... das war es, zunächst jedenfalls, und es klebt mir die Zunge am Gaumen. Hätte ich nur nicht vom Würzwein gesprochen! Als Matinier unterlag man seiner Natur und bekam beim Gedanken an Wein stechenden Durst!


    Ich sammelte die Schriftrollen zusammen und ging etwas angespannt, aber erleichtert an meinen Platz zurück. Was würde Apollonius sagen?




    Quelle 1
    Quelle 2
    Quelle 3