Beiträge von Quintus Matinius Cicero

    Er sah mich an, als wäre ich gerade mal acht Jahre alt. Viel älter als ich war er ja nun auch nicht. Aber der geringe Altersvorsprung war eine Ewigkeit, die stets zwischen uns gähnen würde, selbst wenn wir alt und grau wären. Soetwas machte mir lange nichts mehr aus.


    "Das Vater dazugewonnen hat, überrascht mich wenig. Hat er ja auch an uns gespart; irre ich mich? Wenn ich Deine prächtige Gestalt so sehe, ist es fast sicher, dass ich mich irre, doch selbst darüber mag ich mich jetzt irren...", scherzte ich und in meiner linken Herzkammer entfachte das Pneuma ein hübsches Feuerchen, das von mir Besitz ergriff... Und noch einen Becher, ha, das war gut!

    Hm... ich galubte ich wüsste, was zu antworten sei, denn gerade hier wollte ich was fragen, das Pneuma, das Feuer, das war mir noch etwas unklar:


    "Das Septum sollte die Poren zeigen, auf dass das Feuer auch das Blut erwärmen könne, denke ich. Ist denn jetzt Feuer in der Kammer? Richtiges Feuer, oder nur ein... na... hmmm. Prinzip von Feuer?"

    Ich kramte in der völlig verstaubten Bibliothek meines Vaters. Eigentlich suchte ich eher etwas, doch sah es aus wie kramen, angesichts des Ordnungs-Systems war nichts anderes möglich...


    Eine schöne Abschrift des Symposions fiel mir in die Hände, ach, ein andermal...


    Apollonius hatte mir wirklich gut zugesetzt: Wenn ich jetzt nicht bald die richtigen Schriftrollen finden würde, wäre ich aufgeschmissen - ein beißender Gedanke!


    Ich wühlte weiter...

    Für eine Villa Rustica hätte ich auch im Süden bleiben können, wo man mich kannte... Auch wenn er ruhig zu mir sprach, neigte ich dazu, sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen...


    "Klingt interessant, Deine Villa Rustica - ermangelt es Hispania neuerdings an Bauern?", spottete ich, blickte ihn aber lieber nicht an dabei...

    Ach das meinte er... Wollte er mich demütigen? Er soltle doch wissen, dass mich Agrippa fast ans Ende des Imperiums versandt hatte, als ich noch zu klein war, um auch nur das Fünkchen eines Gedankens zu haben, dagegen aufzubegehren.


    "Was soll ich dort wohl gelernt haben? Fische züchten! Pferde zureiten! Und um die süßen kleinen Bauernmädel... na weißt schon, da brauchts kein Trivium. Den Rest besorgten die Götter im Schlafe!", übertrieb ich meine Barbarentum und blickte nochmals tief in den Becher.


    Ich würde ihm wohl noch erzählen, wenn mein Blut nur etwas heißer würde.. Der Falerner arbeitete daran.

    "Ich habe mich in letzter Sekunde am Seminar des Apollonius von Samothrake einschreiben können, Medicus zum Ziel... wobei... also, ganz sicher ist das noch nicht."


    Ich hatte den Eindruck, er belustige sich über mich, darum schwieg ich von den Unsicherheiten - Apollonius hatte mir das doppelte Pensum abverlangt, so jedenfalls sah ich das; womöglich würde mich Metellus entmutigen, wie große Brüder halt so sind...

    Ohne Valeria und Agrippa zu stören antwortete ich halblaut, mich zu Metellus neigend:


    "Na, gegenwärtig ist mir das noch nicht so klar; ich hoffte auch auf Deinen Rat, Metellus, denn Du bist der Ältere!"


    Ich ließ mir abermals den Becher füllen, trank und folgte dem laufenden Gespräch.

    Metellus' Blick war mir nicht entgangen. Ich hätte an seiner statt nicht anders gerschaut... Wahrscheinlich hielt er mich jetzt für den Familientrottel... Würde ich ihm durchgehen lassen... Aber auch nur einmal.


    "Hadrianus - in welcher Verbindung steht er zu uns?", fragte ich locker ins triclinium um einen zweiten Trinkversuch zu unternehmen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Metellus.

    Ich trat heran und blickte dem Schwein ins Gekröse. Eigentlich merkwürdig... Vielleicht dachte ich in den falschen Kategorien, aber wenn ich nicht fragte, würde ich es ja nicht erfahren...


    "Warum ist den der Darm so lang? Ist es für den Körper so schwierig das reine chylus zu verarbeiten, während das unreine sofort vom Magen in die Milz wandert?! Sollte man denn nicht meinen, dass es ungleich schwieriger und also auch langwieriger sei, das Unreine loszuwerden?"


    Ratlos suchte ich den truncus, der das kalte Blut ins Herzen führen sollte, den hatte ich mir allerdings anders vorgestellt... irgendwie eher wie ein geschlossenes Aquaeduct, hier aber gab's mehr als eins und zum wahrhaftigen Uberfluß verzweigte sich alles und alles war viel verwickelter und fast in Unordnung geraten...


    "Als chirurgos wird man hoffentlich nie soweit in den menschlcihen Körper vordringen müssen...", sagte ich leise

    "Salve! Wer ich bin? Man könnte mich den ,verlorenen Sohn' nennen...", lachte ich dem Älteren entgegen


    "Quintus Matinius Cicero, mein stolzer Name... aber ich muß gestehen, an Dein Gesicht kann ich mich auch nicht erinnern...", schob ich nach

    Das war ja mal wider ganz typisch... Vorschnell, unbedacht und eigentlich ziemlich... Eigentlich war mir durchaus klar, was sie verwundert erwiderte, aber ich war wohl nicht so ganz bei mir, eher noch in in dem Gewühl, das auf dem Forum herrschte und bei der häßlichen Szene. Vermutlich hielt sie mich jetzt für einen Banausen, ärgerte ich mich.


    "Du bist also auch etwas herumgekommen?", glitt ich vom Thema ab, um es ihr zu überlassen, für wie banausisch sie mich erachten wolle.


    Nebenbei wunderte es mich, dass der Wirt nicht kam - lag das an meinem Äußeren, das meinem Stand nicht wirklich entsprach? Oder am versteckteren Platz?
    Diese Stadt, dieses Hispania schien etwas gegen mich zu haben und verweigerte sich... Langsam bekam ich Lust wieder abzureisen.

    Zitat

    Original von Decima Valeria


    Das kommt auf den Cursus an. Für den noch laufenden Medicinae muss er sich auf jeden Fall mit Samo absprechen, wenn er daran noch teilnehmen will. Ich weiß nicht, ob er das noch macht!


    Stehe in Korrespondenz mit dem Meister: er verlangt von mir doppelte Leistung - und die würde ich wohl erbringen wollen :)

    Langsam beruhigte sich mein Atem - der in peinlicher Lautstärke das laufende Gespräch untermalte... aber nur langsam... Als ich zu Helena blickte, die sich offenbar auf meine Kosten amüsierte, nahm ich die Farbe der Trauben an, die Vater in seiner Rechten hielt...


    Glücklicherweise war noch nicht aufgetischt worden, und ich versuchte mit einer gewissen Gelassenheit einen Becher Weins herunterzukippen. Das Zeug war allerding ein recht hartes Gemisch, kaum Wasser drin, - einem Matinius würdig.


    ...und wie's dann so ist: verschluckte ich mich, hustete und Marcus hatte leider einige Tröpfchen abbekommen - ich glühte wie eine Laterne und stotterte:


    "Oh, Marcus, sie's mir nach... als eine ungewöhnliche Begrüßung deines kleinen, unerzogenen Bruders - "


    Fortan würde ich mich besser ganz ruhig verhalten.

    "Ich würde mich mit ein Paar Würstchen begnügen. Einen gut gemischten Wein dazu, der Tageszeit angemessen, ja...", und auch ich sah mich nach dem Wirt um.


    "Sag', ich bin ja noch immer ganz verwirrt über Deine herausragende Stellung! Wie wird man denn Pontifex Maximus, wenn ich mal so direkt fragen darf?", wandte ich mich jetzt wieder zu Helena, Neugierde im Blick.

    Vom Regen in die Traufe - eben noch unter Gesindel und jetzt in guter Gesellschaft; leider war ich auch hier nicht richtig gekleidet.


    Das war ganz wunderbar hier, doch in Wahrheit zog ich billige Kaschemmen vor, dort wußte ich recht gut, wie man sich verhalten mußte.


    Ich fühlte mich also unbedingt deplaziert und wählte gerade daher ein Tischlein, das mitten im Raum stand, von dem aus man gut gesehen wurde und alles übersah:


    "Nehmen wir doch gleich den hier?", spiegelte ich Selbstsicherheit vor und wies mit meinem freien Arm an entsprechende Stelle...