Beiträge von Quintus Matinius Cicero

    Noch imer war ich auf der Suche nach anständigem Balsam. Man konnte zwar etwas kaufen, doch über das wahre Alter mochten die Händler keine Wahrheiten mitteilen. Geschichten aber hörte ich viele.


    Langsam wurde mir klar, dass es kein Leichtes sein würde, zu bekommen was ich suchte und in Gedanken bestieg ich ein Schiff nach Aegyptus und tat eine lange, lange wunderbare Reise.


    Plötzlich gab es einen recht heftigen Schlag gegen meinen ganzen Körper -

    Der Wein tat den beiden gut. Das letzte Mal als ich sie sah, waren sie nicht so guter Dinge. Geradezu als hätten sie eine große Last von sich geworfen, erschienen sie mir - mein Vater, der mehr sprach als je, mein Bruder, der sich benahm als müsste er nichts mehr beweisen - ja, manchmal hatte ich den Eindruck er wolle Vater zeigen, dass auch er das Zeug habe, es zu etwas zu bringen. Ich wischte diese Gedanken fort, trank noch einen Becher und schlug folgendes vor:


    "Sagt mal, wo wir doch beisamen sind, nach so langer Zeit, sollten wir da nicht ein Fest feiern? Und Du Metellus, Quästor! Ich habe hier mich hier manchmal so einsam gefühlt, dass ich dachte im innersten sei ich nicht mehr als eine Weinranke... Was sage ich?! Ein Fest feiern? Ein Fest geben!"


    Und noch einen sehr tiefen Becher ließ ich mir schmecken.

    Ich kniff die Augen zusammen und hörte ihm aufmerksam zu. Dann schüttelte ich leicht den Kopf.


    "Spurius Sergius Sulla, wo führst Du mich hin? In ermangelung der Kentniss der konkreten Gesetze kann ich nur Versuchen zu erhellen was mich Schlüssig dünkt..."


    Ich benetzte meine Zunge und vergenwärtigte mir nochmals die Konstruktion...


    "Die S kann man getrost unberücksichtigt lassen, bleiben C, V und P. Nicht zu vergessen A, der die notwendige Würze beisteuert. Nun gut: Den Sitten folgend hat C Recht über V, es ist das unveräußerliche Recht des Paters, der die Patria Potestas ausübt, welche an seine Person gebunden ist. Verstirbt er, könnte es gegebenenfalls auf P übergehen - dies einmal gesetzt. Ist das Ableben Cs evident, eignete nun P das Recht über V. Trifft A eine Aussage, die die Evidenz des Ablebens von C notwendig infragestellt, ist mithin Zweifelhaft ob das an C gebundene Recht an P übergehen kann, beziehungsweise, ob es bereits auf ihn übergegangen ist. Aufgrund der unveräußerlichen Natur dieses Rechts muß dann angenommen werden, dass C des Rechts noch inne ist, um dieses nicht zu verletzen. Solange C also nicht tatsächlich und erwiesenermaßen tot ist oder für tot erklärt wurde, hat niemand ein Recht über V als er. Eine Adoption der V durch P würde dieses Rechtsverhältnis herstellen, bezeihungsweise hergestellt und damit dasjenige des C verletzt haben. Daher wäre eine Adoption Vs durch P ungültig und auch rückwirkend nichtig."


    Ich blickte nun etwas neugierig zu meinem Gegenüber.


    "Soviel zu meiner persönliche Annahme, sie muss sich natürlich nicht mit den Gesetzen decken. Viel interessanter wäre für mich jetzt aber, wie Du darüber denkst!"

    Zum Zeichen, dass ich das Gesagte billige, nickte ich ihm zu.


    Fast unmerklich hob sich eine Augenbraue, als er von der Sklavin, als er von Messalina sprach. Sicher hätte ich ihr auch geholfen, wenn ich gewusst hätte, wer sie ist, wäre ich aber vielleicht weniger freundlich gewesen, dafür praktischer und schneller?


    "Ja, Marcella, gut dass Du es ansprichst... das wollte ich noch fragen: Wo finde ich sie nun? Wem dient sie? Denn einen Blick werde ich nochmal auf sie werfen müssen..."

    Ich wünschte Onkel Plautius eine gute Reise und, dass sein Kopf morgen nicht gar zu schwer sein möge.


    Als er den Raum verlassen hatte, tat ich mir keinen weiteren Zwang an und lachte leise:


    "Für einen Matinier war er aber nicht gerade in guter Form! Er schwankte wie ein alter Seebär an Land ...", ich bedeutete dem Sklaven uns nachzuschenken.


    "Insgesamt ein Kriegsmann, wie man sich ihn vorstellt, ohne Umschweife und Akanthusblüten der Höflichkeit. Mit gesuchten Umgangsformen verlöre man in Germanien auch sicher nur Zeit und damit wohl schnell sein Leben... da zählt Stärke und Mut. Tugenden, die man in dieser Stadt schnell verliert."


    So kam ich auf meinen Aufenthalt in Rom zurück, doch bevor ich sprach ordnete ich lieber nochmals meine Gedanken, die im Fluss des Falerners eine milde und angenehme Trübung erhalten hatten.

    Seine Worte erfreuten mich und ich fühlte mich dennoch etwas elend. Ich spürte, dass ich nicht frei war von Eitelkeit. Also antwortete ich:


    "Ich muss zugeben, ich selbst habe den entsprechenden Cursus nie belegt; und auch möchte ich bezweifeln, dass gerade ich so scharfsinnig bin, wie ein Berater in dieser Sache wohl sein sollte..."


    Ich fand das Ziel der Versorgungssicherung äußerst respektabel. Wenn ich mich an einer solch guten Sache beteiligen konnte, täte ich zur Abwechslung etwas sinnvolles, meinte ich zu mir. Also seufzte ich still - und fuhr fort:


    "... doch ich bin hocherfreut, dass Du mir - trotz meiner Jugend - Dein Vertrauen schenken magst. Auch ist Dein Anliegen zu wichtig... so will ich Dir meinen Möglichkeiten entsprechend gerne zur Seite stehen!"


    Ich würde ihn später fragen, warum er gerade auf mich gekommen ist.

    Von meinem Vater ging mein Blick zu Metellus, dem ich ganz dankbar war für die Schützenhilfe. Ich setzte noch eins drauf und meinem Vater zugewandt übertrieb ich:


    "Ich hatte das Glück auf Titus Claudius Imperiosus Iulianus treffen zu können, der mittlerweile das Amt des Pontifex Germanias übernommen hat. Ihm habe ich viele wichtige Einsichten über Mercurius zu verdanken. Aber erleuchtet, naja, das ist sicher noch etwas fern für mich... ich denke, dass ich dazu ersteinmal nach Tarraco zurückkehren muss und noch ein Stückchen lernen..."


    Kurz zwinkerte ich Metellus zu.

    Metellus antwortete ich mit einem Nicken, dass bedeuten sollte, ja, ich wolle wohl gerne diese Stadt verlassen... dann beglückwünschte ich ihn zu seinem Wahlerfolg.


    Ich hörte nur zu als es um den armen Crassus, die Würde des Toten und gleichzeitig um sein Freudenhaus und den Druck unter soldatischen Tuniken ging. Eine Vermischung von Anstand und und Anstößigem, die mich sehr verwunderte.
    Da hielt ich wirklich lieber den Mund.

    "Oh, interessant! Wenn man diesem Possenreißer Juvenal glauben schenken soll, gelüstet es den Römer ausschließlich nach Spielen und Brot - er war nicht bei Dir zu Gast... auf Deine Gesundheit", dabei hob ich den Becher und trank.


    "Aber ernsthaft, die zuströmenden Landlosen müssen versorgt werden. Es ist in meinen Augen keine Frage der Nächstenliebe sondern vielmehr der politischen Stabilität. Und die sollte ein ernsthafter Mensch immer unterstüzen."


    Ich dachte kurz nach.


    "Auch wenn ich die Lex nicht memoriert habe: Mit eminent hoher Wahrscheinlichkeit wird man die bestehenden Gesetze, ob Lücken oder nicht, zugunsten der Stabilität auslegen können, ja, wird auslegen müssen! - in diesem Fall zu Deinen Gunsten."


    Nickend blickte ich zu ihm.

    Die gültigen Gesetze lassen es zu, dass sich Erwachsene einvernehmlich körperlich verletzen... das geht niemanden etwas an.


    Allerdings könnte man sich aber daran stören, dass es öffentlich geschieht. Also sittlich nicht korrekt oder anstößig ist.

    Derjenige der sich einmischt glaubt leider immer objektiv zu sein. Dabei erlebt er nur einen kleinen Ausschnitt, den er auf seine Weise interpretiert. So wie Du jetzt: Ausländer, Traditionen, bulliger Typ schlägt Frau...


    Das ganze ist in Deutsch-Deutschen Beziehungen ebenso verbreitet - auch schlagen Fauen ebensogerne den Ehepartner, wie es Männer tun.


    Wenn sich zwei Erwachsene gern Quälen, ist das ihre Sache, das gilt es aber erstmal herauszufinden auf offener Straße; wenn ich micht nicht irre, ist man dazu auch gesetzlich verpflichtet.


    Also: Einmischen. :dafuer:

    "Sei gegrüßt verlorner Bruder, wo hast Du Dich nur all die Monate herumgetrieben?", lachte ich Metellus zu.


    Ich stand auf, umarmte ihn, holte ihm dann einen Stuhl und machte einem Sklaven ein Zeichen, dass er von seinen Matiniern nur zu gut kannte.


    "Komm, Metellus, setz Dich schnell auf einen guten Wein zu uns!"

    Einer der Matinischen Haussklaven brachte dieses Plakat an einer Meuer an:




    Quirites!



    Ein Mitglied der angesehenen Gens Matinia sucht einen

    Scriba Personalis


    Neben den üblichen Voraussetzungen werden vorbildliche Manieren und weltmännisches Auftreten erwartet.


    Entsprechend der Tätigkeit wird eine überdurchschnittliche Vergütung in Aussicht gestellt.


    Interessenten bewerben sich bitte aussagekräftig und schriftlich per Brief.


    Mögliche Anwärter werden hernach zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.






    Jede Nacht kommt der Quintus zurück nach Tarraco. Eines Tages auch bei strahlendem Sonnenschein, so hofft er heute noch. Doch, Minervinchen, vieles hängt leider nicht von ihm allein ab, wie nicht nur die Pontifex weiß :D

    Auch ich griff zu, ließ ein Paar trauben in meinen Mund fallen und trank einen Schluck.


    "Ein erfrischender Tropfen! ...Nun, die Matinier betätigen sich ganz vielfältig, etwa so vielfältig wie die Familia Köpfe zählt... Was mich anbelangt, so gilt mein Hauptinteresse den Pflanzen und den ihnen innewohnenden Kräften. Leider habe ich mich aber in letzter Zeit dieser schönen Bechäftigung kaum mehr widmen können... Der Hortus der Basilica Ulpia und die Stilblüten der Lex Mercatus sind meine neuesten Forschungsobjekte deren innewohnende Kraft ich erkunde..."


    Dabei umspielte ein süffisantes Lächeln meine Mundwinkel, das ich kaum unterdrücken konnte. Denn zum Lachen war die Geschichte eigentlich nicht.