Beiträge von Decimus Pompeius Strabo

    Ich nickte bedächtig und sah sie ruhig an. Da war etwas in ihrem Blick, das mich zu durchschauen schien. Und irgendwie gefiel es mir, mich mal wieder so zu öffnen. Als sie auf Frau und Kinder zu sprechen kam, musste ich laut lachen.


    Frau und Kinder? Nein, keines von beiden, obwohl ich sicher die eine oder andere Möglichkeit gehabt hätte. Aber da ich eben ein Mann bin, der nicht gern auf ewig irgendwo stehenbleibt, bin ich recht oft gereist. Da sind Beziehungen oft auf der Strecke geblieben und mein Privatleben auch.


    Darum würde es mir wahrscheinlich auch leicht fallen, all das hier aufzugeben und irgendwo neu anzufangen. Irgend etwas... das sind auch nur spontane Gedanken. Ich werde die Verwirklichung meiner Träume sowieso nicht mehr miterleben.


    Etwas traurig schaute ich ihr erst tief in die Augen, um meinen Blick dann abzuwenden auf den Boden, wo ich mit den Füßen über das saftige Gras strich.

    Ich gebe dir recht. Die Macht sollte wieder vollständig beim Volk und Senat liegen. Leider denkt nicht jeder so wie wir. Meine Reformversuche in Corduba und in der Curia sind Schritte dorthin.


    Wo deine Macht liegt? Dein Wort hat viel Gewicht in der Curia und du ernennst Magistrate. Du bist der höchste Vertreter des Volkswillens in der Provinz und höchster Richter. Das würde ich schon als Macht bezeichnen.

    Ich blickte sie genauer an. Sie fühlte sich wohl noch immer unsicher. Aber das würde verfliegen, wenn sie ihren Platz hier kannte. So ging ich weiter und ließ mich zusammen mit ihr auf einer Steinbank unter einer Weide nieder. Während ich mit einem kleinen Blatt herumspielte, überlegte ich lange. Ich ging mittlerweile schon auf die dreißig zu und es hatte sich reichlich ereignet in meinem Leben. Angefangen bei den Vigiles und nun Duumvir einer kleinen Provinzstadt.


    Ich war einst Peregrinus, arm und abgehalftert, nur mit dem ausgestattet, was mir mein Vater mit auf den Weg nach Rom gegeben hatte. Ein Pferd, ein paar Sesterzen und gute Ratschläge. Alles in allem nicht einmal genug, um die Miete in der armseligen Absteige zu bezahlen, die ich bewohnte. Dann kam ich zu den Vigiles und verrichtete dort meinen Dienst. Ich bekam Geld und schließlich mein Bürgerrecht, wurde von Trimalchio, meinem Pater, adoptiert und so zu einem Pompeier, der ich aber schon vorher gewesen war. Lange Geschichte...


    Auf jeden Fall bin ich Politiker geworden, habe in Germanien am Hof des Statthalters gearbeitet und bin nach Hispania gekommen. So wurde ich hier Duumvir, eine schöne Aufgabe. Aber ich würde - wenn meine Aufgabe beendet ist - all das aufgeben, um allein oder mit meinen Engsten irgendwo hin zu reisen, wo ich neu anfangen kann. Wieder von null beginnen, das hört sich manchmal sehr verlockend an. Aber Corduba ist eine wunderschöne Stadt und ich werde ihr so lange dienen wie ich kann...

    Ich nickte und bot Varinia meinen Arm an, während wir hinaus in den Garten gingen. Alles war in goldenes Licht getaucht, denn langsam ging die Sonne unter. Der Garten war etwa so groß wie das ganze Haus und bot genug Platz für einen Spaziergang. Darauf standen mehrere Akazien und Olivenbäume und alles roch nach den Kräutern, die überall angepflanzt waren. Gierig sog ich den Geruch ein und erfreute mich der Ruhe, die wenigstens hier oben im Garten noch zu finden war.


    Varinia, das ist wahrer Reichtum. Nach Hause zu kommen, mit seiner Familie zu speisen und das hier zu genießen, wofür man lange gearbeitet hat. Der Duft der Kräuter, der Vogelgesang, der Sonnenuntergang. Hört sich poetisch an, aber lange habe ich mich nach so etwas gesehnt.
    Noch vor einigen Monaten lebte ich in Germanien. Kein schöner Ort, wie ich finde. Doch hier möchte ich mich gern zur Ruhe setzen. Mich zieht derzeit nichts nach Rom.

    Ich nickte nur und setzte mich auf. Ich brauchte einen Verdauungsspaziergang.


    Ich bin überzeugt, dass sich das alles noch finden wird. Ich gebe dir genug Zeit dafür. Hast du Lust, mich auf einem kleinen Spaziergang durch den Garten zu begleiten, während die anderen abräumen? Ich brauche die frische Luft, bevor ich hier einschlafe. Ansonsten steht es dir frei, die Sklavenunterkünfte aufzusuchen. Du kennst den Weg zu deinem Zimmer ja bereits.


    Ich stand auf und nickte den anderen zu. Ihr Zimmer lag im Sklaventrakt und war keine Augenweide. Darin stand ein akzeptables Bett und ein paar Möbel. Mit einem Zimmer darin war es so akzeptabel, dass ich es eigentlich als Tageszimmer für Gäste vermieten konnte.

    Ich nickte ihm lächelnd und etwas erleichtert zu. In den groben Punkten war ich bei ihm durch, es waren nur noch Feinheiten zu klären.


    Die Vertreter des Volkes haben laut meinem neuen Vorschlag kein Vetorecht mehr, sodass sie nun nicht mehr zu Gegenmännern werden. Sie spielen ihre Karten nur dadurch aus, dass sie durch ihre Zusammengehörigkeit und die Zusammengehörigkeit von Fraktionen Meinungen bilden und vertreten.


    Da ansonsten keine Bedenken vorliegen, danke ich Dir und gebe den Vorschlag zur Abstimmung frei.


    (5) Versammlungen der Curia municipii müssen öffentlich sein.


    (6) Aus jedem Stadtteil werden fünf Volksvertreter/innen in die Curia municipii entsandt, die für ihren Stadtteil sprechen. Ausgeschlossen von der Vertretung sind Iuvenes bis zum vollendeten 16. Lebensjahr sowie Peregrini und Servi.
    Peregrini und Servi besitzen kein Stimmrecht bei der Wahl der Volksvertreter.


    (7) Jeder Volksvertreter des jeweiligen Stadtteils hat auf diesen Versammlungen direktes Rede- und Stimmrecht.


    (8) Peregrini und Servi sind vom Rede- und Stimmrecht ausgeschlossen.


    (9) Beschlüsse der Curia municipii müssen eine einfache Mehrheit haben, um angenommen zu werden.


    (10) Um beschlussfähig zu sein, müssen mindestens fünf Volksvertreter und der Duumvir bzw. sein Vertreter auf der Versammlung anwesend sein.


    (11) Die Leitung und Koordination der Curia municipii obliegt dem Duumvir. Er kann das Rederecht erteilen und entziehen und ist verantwortlich für Beschlüsse der Curia.

    Ich neigte meinen Kopf und sah sie neugierig an. Das konnte noch sehr interessant werden. Und dass sie nicht zur Familie gehörte, war nur zur Hälfte wahr.


    Varinia, ich sehe jeden hier als einen Teil meiner Familie. So gehörst auch du dazu. Und welche Fähigkeiten du vorzuweisen hast, wird sich mir nach und nach zeigen. Ich biete es dir nur an, du hast später die Entscheidung. Ich würde mich jedoch sehr freuen, da ich weiß, wie schwer Freigelassene es haben, wenn man sie sofort auf die Welt loslässt. Da ist es doch beruhigend zu wissen, dass man etwas hat, auf dass man sich verlassen kann.


    Ich zwinkerte ihr zu und widmete mich dann wieder den Trauben. Etwas kaute ich darauf herum.


    Du magst also Ovid. Da lässt sich bestimmt etwas finden. Interessierst du dich vielleicht auch für römische Geschichte?

    Sie war eine kluge Frau, das musste ich ihr lassen. Wenigstens strebte sie nicht sinnlos nach Freiheit, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Als Liberta wäre sie immernoch meine Klientin und würde demnach finanziell von mir unterstützt werden.


    Ich verstehe dich vollkommen. Jedoch sollte dir klar sein, dass du als Liberta meine Klientin wärst. Als diese würde ich dich finanziell unterstützen. Außerdem ist die Freilassung niemals mit einem Rausschmiss verbunden. Du könntest auch danach hier wohnen, solange du möchtest. Aber darüber reden wir später noch.


    Du liest also gern? Hast du denn eine Vorliebe in der Richtung?

    Ich nickte grinsend. Scheinbar war sie schlagfertig. Aber als Sklavin musste man das sein, um zu überleben. Schlagfertig und anpassungsfähig. Hier musste sie nur das erste sein.


    Der Tod macht aber keinen Unterschied vor Freien und Unfreien. Ich nehme doch ernsthaft an, dass du noch vor deinem Tod frei sein möchtest. Wenn das Gegenteil der Fall ist und es dir bereits so gut hier ergeht, kann ich natürlich dafür sorgen, dass du bis zu deinem Tod hier als Unfreie arbeitest..., erwiderte ich schelmisch und nahm mir eine Traube. So langsam konnte ich nichts mehr essen und platzte fast. Das war die Tücke, wenn man den ganzen Tag nur wenig gegessen hatte und am Abend die Augen größer waren als der Magen.


    Übrigens kannst du mich dutzen, sollte es dir passen. Gegenüber Gästen des Hauses wahrst du aber stets die höflichere Anrede. Nun zu deinen Pflichten. Unausweichlich und doch weniger schlimm als zu erwarten. Du wirst den anderen im Haushalt helfen und tun, was gerade so anfällt. Gartenarbeit, Putzarbeit, Küchenarbeit, nichts großartiges, aber der Haushalt muss funktionieren. Lass dir von den anderen alles zeigen, das klappt dann schon.


    Nun zu den angenehmeren Dingen. Ich selber arbeite gern im Tablinium. Dort verwahre ich meine Schriften und Werke großer Historiker und Schriftsteller. Wenn du willst, kann ich dir das eine oder andere zeigen. Vielleicht interessieren dich einige Werke oder du möchtest mehr erfahren.

    Ich lächelte ruhig. Sie würde sich erst einmal hier einleben. Von einem "jetzt" war wohl kaum die Rede.


    Lebe dich erst einmal ein. Ich erwarte Respekt. Solltest du mir den nicht entgegen bringen, folgen Strafen. Sollten sich dir Probleme auftun, sprich mit den anderen oder mir. Doch ich sehe jeden hier als gleichermaßen frei an, sie sind nur durch die Umstände gebunden. Jeder von ihnen wird irgendwann vollständig frei sein.

    Ich nickte neugierig und nahm mir einige Oliven, die ich nun genüsslich kaute. Eine Griechin also. Sie hatte wahrlich einen bräunlichen Teint und dazu passende Augen.


    Griechenland also. Damit kann sich Rom leider nicht vergleichen. Sollte ich Dich irgendwann freilassen, musst Du auf jeden Fall nach Griechenland reisen. Hispania ist zwar schön, aber nichts kann sich mit Griechenland messen.


    Ich goss mir wieder vom Wein ein und trank einen großen Schluck.

    Ich nickte ruhig und genoss den Wein.


    Das kann ich mir gut vorstellen. Aber gewöhn dich ruhig daran, denn so wird es jeden Abend sein. Am Tage habe ich zu tun, da wirst Du genug mit den anderen Sklaven zu schaffen haben.


    Doch erzähl, woher stammst Du? Der Händler hat doch garantiert gelogen., sprach ich schelmisch grinsend.

    Ich betrachtete sie die ganze Zeit. Scheinbar war sie noch ängstlich. Verständlich, da sie wusste, wie normale Herren mit ihr umsprangen. Ich lächelte gütig und wies auf den reich gedeckten Tisch.


    Greif ruhig zu. Ich sehe, dass Du Hunger hast, dann still ihn auch. Schau Dir die anderen an, sie tun dasselbe wie ich. Sie essen froh und reden dabei. Sicher bist Du das nicht gewohnt, oder?


    Ich schaute sie neugierig an, denn ich war begierig darauf, mehr über sie und ihre Herkunft zu erfahren. Aber sie sollte sich vorerst an mich und die anderen gewöhnen. Sicher würde das schnell gehen.

    Ich wartete geduldig ab und genehmigte mir den einen oder anderen Schluck des Weines. Endlich wurden auch die Speisen aufgetragen und ich kaute auf einem Stück Fleisch herum. Die Sklaven ließ ich auf den Klinen essen, sie sollten schließlich nicht denken, dass ich ein schlechter Herr war.
    Endlich brachte man Varinia herein. Kurz wischte ich mir den Mund ab und stand dann auf. Langsam und bedächtig näherte ich mich ihr.


    Varinia also. Nun denn, wenn Du dort weiter stehen willst, gern. Wenn Du hungrig bist, was ich stark annehme, wo gesell Dich zu mir.


    So nickte ich ihr zu und legte mich wieder auf die Kline. Besonders das Schweinefleisch war köstlich. Auch die anderen langten kräftig zu, waren jedoch bedacht darauf, nicht zuviel zu essen und so respektlos zu werden. Während des Essens sah ich Varinia bedächtig an. Auch sie würde früher oder später kommen.

    Ich meine den Einzelnen als Mann des Volkes. Ich kenne da keinen Monarchen. Unter uns gesagt - und Du kannst mich deswegen ruhig ans Kreuz nageln - ist der Imperator kein Mann des Volkes und wird es auch nie sein. Die einzige Macht, die dem Volke bleibt, ist der bewaffnete Widerstand. Soweit soll es nicht kommen. Jedoch sollte auch der Senat endlich begreifen, dass er seit Jahrzehnten instrumentalisiert worden ist. Du bist vielleicht noch einer der wenigen, der noch wirkliche Macht in den Händen hält. Aber auch Du kannst abgesetzt werden vom Kaiser wie es ihm beliebt.


    Das soll nicht aufrührerisch sein, aber ich sehe Dich eher als meinen Vorgesetzten an als den Kaiser.

    Abends kam ich endlich nach Hause. Es roch bereits nach frisch zubereitetem Essen und ich kam lächelnd ins Vestibulum. Der Türsklave schloss hinter mir die Tür und wir gingen zusammen ins Atrium.


    Nun, Valerius, erzähl! Was hat der Tag so an Neuem gebracht?


    Er goss mir ein wenig Wein ein und überlegte dann angestrengt.


    Nun, Herr, der Garten bereitet uns noch immer Probleme. Teilweise ist der Boden nicht fruchtbar genug. Ansonsten... achja... eine neue Sklavin. Du hattest sie neulich auf dem Markt ersteigert.


    Ja, ich erinnere mich. Bring sie doch bitte her!


    Valerius nickte und verschwand dann in Richtung Sklaventrakt.

    Mein werter Furianus, wenn Du mir endlich richtig zuhören würdest, wäre Dir aufgefallen, dass ich den Part der Gegenmänner habe fallen lassen!, sagte ich entnervt und strich mein Haar zurück. Manchmal konnte dieser Mann wirklich schwerhörig sein.


    Warum die Dinge komplizieren? Weil ein Plebejer wie ich immernoch weiß, dass das Volk seine direkte Stimme verdient. Selbst in Rom, das Symbol der eingeschränkten Volksbeteiligung, gibt es eine Volksversammlung, einberufen vom Volkstribun. Aus jedem tribus wird eine bestimmte Anzahl "Abgeordneter" in diese Versammlung entsandt. Oder ist Dir das entgangen? Genau daran nehme ich mir ein Beispiel und sage: Was für das caput mundi schon die Regel ist, muss für die Provinzstädte zum festen Alltag gehören.


    Nur mit dem Unterschied, dass hier der Volkstribun durch die beiden Duumviri dargestellt wird. Und Gegenmänner entfallen, da die Duumviri Männer des Volkes sind und sie sprechen im Namen des Volkes in der Curia Provincialis. Jedoch sind sie in den Städten auch dem Willen ihrer Bürger schuldig.


    Demnach, und um eine Zwischenzusammenfassung zu erstellen, sähe mein Vorschlag so aus:



    (5) Versammlungen der Curia municipii müssen öffentlich sein.


    (6) Aus jedem Stadtteil werden fünf Volksvertreter/innen in die Curia municipii entsandt, die für ihren Stadtteil sprechen. Ausgeschlossen von der Vertretung sind Iuvenes bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sowie Peregrini und Servi.
    Peregrini und Servi besitzen kein Stimmrecht bei der Wahl der Volksvertreter.


    (7) Jeder Volksvertreter des jeweiligen Stadtteils hat auf diesen Versammlungen direktes Rede- und Stimmrecht.


    (8) Peregrini und Servi sind vom Rede- und Stimmrecht ausgeschlossen.


    (9) Beschlüsse der Curia municipii müssen eine einfache Mehrheit haben, um angenommen zu werden.


    (10) Um beschlussfähig zu sein, müssen mindestens fünf Volksvertreter und der Duumvir bzw. sein Vertreter auf der Versammlung anwesend sein.


    (11) Die Leitung und Koordination der Curia municipii obliegt dem Duumvir. Er kann das Rederecht erteilen und entziehen und ist verantwortlich für Beschlüsse der Curia.

    Ja, das stimmt. Keiner hat so wirklich eine Lösung für dieses Problem... Aber widmen wir uns doch lieber angenehmeren Themen. Wie sieht es derzeit bei Dir mit dem weiblichen Geschlecht aus? ;)