Eine Patrouille der Vigiles ging über den Hafen, um nach dem Rechten zu sehen. Am "Stern von Heraklion" blieben sie routinemäßig stehen und riefen hinauf zum Deck.
"Alles in Ordnung da oben?"
Eine Patrouille der Vigiles ging über den Hafen, um nach dem Rechten zu sehen. Am "Stern von Heraklion" blieben sie routinemäßig stehen und riefen hinauf zum Deck.
"Alles in Ordnung da oben?"
Ich blickte wieter nur zur Wand und drückte sie an mich. Ihre Wärme war beruhigend. Nichts brauchte ich jetzt mehr als ihre Nähe. Die letzten Tage waren angefüllt gewesen mit Härte, Disziplin und Selbstverleumdung. Jetzt konnte ich endlich wieder der sein, der ich sein wollte und mich ganz natürlich geben. Dafür dankte ich ihr innerlich. Als sie meinen Kopf zu ihr drehte, sah ich wieder in diese tiefblauen Augen. Es lag etwas Rätselhaftes und Anziehendes in ihnen. Ich genoss ihre Liebkosungen und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.
"Ich danke dir dafür, dass du hier bist...", hauchte ich ihr zu.
Ich wartete geduldig ab, bis er sich endlich regte. Er schien noch sehr geschwächt, aber er war über den Berg. Das spürte ich einfach.
"Salve. Wie gehts es dir? Du hast das Schlimmste überstanden."
Freundlich lächelte ich ihm entgegen.
Ich kam am Abend noch einmal zu Ganymed, um nach dem Rechten zu sehen. In meinem Kopf kreiste ständig die Frage, wer er war. Wer waren seine Herren? Und wieso war er an Nadia geraten? Das alles würde ich sicher nach und nach herausfinden. Als ich die Tür öffnete und leise wieder hinter mir schloss, betrachtete ich ihn genau. Der Medicus hatte allem Anschein nach ganze Arbeit geleistet. Bemüht, leise zu sein, zog ich einen Stuhl heran und setzte mich neben das Bett. Behutsam rüttelte ich ihn an und wartete darauf, dass er erwachte.
Der Vigil nahm eine Wachstafel zur Hand und vermerkte die beiden Namen. Schließlich näherte er sich der Leiche und sah den Duumvir ernst an.
"Kannst du mir bitte den genauen Verlauf schildern. Ich brauche soviele Details wie möglich. Wer ist der Tote überhaupt?"
"Casa Didia, hm? Da wohnte doch unser allseits geschätzter ehemaliger Praefect. Schlimmes Schicksal, nunja die Maden werden sich seiner sicher erbarmen."
Ich lehnte mich entspannt zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
"Dann erläutere mir mal deinen Plan. Das wird nach deinen Planungen wohl ein Zweimanneinsatz. Ich höre..."
Das Contubernium kam an der Unglücksstelle an und sperrte sie ab. An die Frau gewandt sprach der Vigil.
"Was genau ist hier passiert? Gibt es außer dir Zeugen?"
In Zivil kam ich wieder einmal auf die Märkte, um das Verhalten der Menschen um mich herum zu studieren. Das half bei späteren verdeckten Ermittlungen. Ruhig schlenderte ich an den Ständen vorbei und sah mich plötzlich um. War da nicht eben Omar lang gelaufen? Verwirrt rieb ich mir die Augen und stellte fest, dass das nur ein Trugbild gewesen war. Lächelnd drehte ich mich wieder um und stieß an eine junge Frau an. Verlegen sah ich sie an.
"Es tut mir leid, ich wollte dich nicht anstoßen. Alles in Ordnung?"
"Gabriel..."
Ich sah ihm finster in die Augen.
"...das war weniger eine gut gemeinte Frage als ein versteckter Befehl. Also sag mir Zeit und Ort, dann werde ich da sein. Für solche Einsätze wurde ich auch geschult. Mach dir mal keine Sorgen."
Ich schluckte innerlich, als ich die Summe hörte. Für einen einfach Optio war das nicht wenig. Trotzdem bewahrte ich nach außen hin Gelassenheit.
"Gute Arbeit. Machen wir eine sehr runde Summe draus. 300 Sesterzen wirst du mitbekommen. Das Geld muss ich aber erst beim Praefect anfordern, schließlich werden wir nicht tagtäglich mit solchen Forderungen überhäuft."
Ich überlegte kurz und sah ihn dann durchdringend an.
"Du willst also einen Einbruch machen. Aber nicht ohne deinen Optio, verstanden? Ich halte nicht viel von Einzeleinsätzen, dabei kann zuviel schiefgehen. Also, wäre das in Ordnung?"
Ich sah auf und erblickte vor mir den Vigil Gabriel in schlichter Zivilkleidung. Lässig machte er Meldung und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
"Quintus hat mir bereits alles erzählt. Was hast du also vor?"
Erwartend lehnte ich mich im Stuhl zurück und ließ den Vigil weiterhin stehen. Das musste er durchhalten.
"Keine Angst, ich werde dich nicht loslassen!"
Ich zog sie fester an mich und küsste sie auf die Stirn. Schließlich atmete ich tief durch und schloss beruhigt die Augen. Auf ihre Frage hin wurde mein Blick etwas ernster. Eigentlich wollte ich es nie soweit kommen lassen, doch nun war es wohl um uns beide geschehen.
"An uns beiden dürfte es nicht hadern. Das hängt allein an Furianus und wie weit er bereit ist, dir Freiheiten zu lassen. Denn dann kannst du mich treffen, an einem lauschigen Ort in Rom. Aber im Moment sollten wir uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, ich finde den jetzigen Augenblick schöner, wenn man nicht schon mit dem Kopf in der Zukunft steckt. Lass einfach mal alles fallen."
Sanft strich ich ihr über den Arm und blickte gedankenverloren zur entgegengesetzten Wand.
"Gut, ich werde es ihm berichten. Pass auf dich auf. An dir hängt viel, auch meine Gesundheit.", sagte er leicht grinsend. Schließlich vergewisserte er sich, dass niemand die beiden beobachtete. Dann nickte er Gabriel zu und machte sich in lässigem Schritt auf den Weg durch die Straßen.
Als sie sich wieder von mir löste, sah ich sie lächelnd an. Es hätte nicht besser sein können. Als sie ihr Gesicht an meine Schulter drückte, schloss ich sanft die Arme um sie und strich ihr sachte durch das Haar.
"Aber was sollte dir denn leid tun? Der Moment zählt, lass es einfach so geschehen, wie es ist. Schließ die Augen, du weißt, dass jemand hier ist, der darüber wacht, dass es dir gut geht. Du brauchst also keine Angst zu haben."
Selbst mein Praefect hätte mich wohl nur schwer von ihr lösen können. Ich schloss meinerseits die Augen und genoss den Duft ihrer Haare.
In Zivil trat ich in die Taverne und erblickte bekannte und unbekannte Gesichter. Lächelnd setzte ich mich an den einzigen freien Tisch und schon kam der Wirt keuchend an.
"Was darf es sein, der Herr?"
"Nicht so förmlich, Rufus, schließlich bin ich nicht mal im Dienst. Eine warmgemachten Wein bitte!"
"Kommt sofort, Strabo!"
Quintus sah sich weiter um, als nahe bei ihm eine Stimme ertönte. Ruckartig drehte er sich in diese Richtung und erblickte Gabriel wieder. Erleichtert atmete er auf und blickte sich vorsichtig um. Als niemand zu sehen war, kam er näher.
"Gabriel, was hast du zu berichten?"
Ich spürte den innigen Kuss und konnte nicht genug davon bekommen. Ich versank förmlich darin. Wieder einmal waren Raum und Zeit vergessen. Nur sie zählte in diesem Augenblick. Ich ließ mich fallen. Ich wusste nicht, wie es weitergehen würde. Schließlich sollte sie sich in dieser Nacht nicht wie eine Sklavin, sondern wie eine Herrin fühlen. Vielleicht war es genau das, was einen Liebhaber ausmachte; das Gefühl, einer Frau vorzutäuschen, sie sei die Herrin über ihn. So küsste ich sie weiter und wartete einfach nur ab, was noch passieren würde.
Quintus war Gabriel ab der Taverne wieder fest an den Hacken geblieben. Doch plötzlich verschwand der Verfolgte hinter einer Ecke und war nicht mehr zu sehen. Verwirrt blickte Quintus sich um, sah aber weit und breit keinen Vigil. So ging er um die Ecke und spähte herum. Wo war er nur?
Ich nahm schweigend den Beutel entgegen und salutierte ein letztes Mal vor Hungaricus. Dann drehte ich mich zackig zu Marcellus um und gedachte seiner schweigend. Schließlich nickte ich Corus zu und wir verließen die Casa.
Der Blick dauerte weiter an, als sie sich zurückfallen ließ und mich mit sich auf die Pritsche zog. Nun lag ich auf ihr und näherte mich tief atmend ihrem Gesicht. Leicht hauchte ich ihr einen Kuss auf.
"Ich gehöre dir..."
Mit einer raschen Bewegung drehten wir uns und ich brachte sie über mich. Meine Hände ließ ich an ihrer Hüfte liegen und betrachtete sie einfach nur eindringlich mit einem seelenruhigen Lächeln.