Beiträge von Decimus Pompeius Strabo

    Der Medicus nickte und sah dann Crassus nach. Ich hielt mich etwas im Hintergrund und beobachtete das Werk des Mannes. Er besah sich den Verletzten genau und drückte hier und dort zur Kontrolle auf eine Stelle, um herauszufinden, wie die Sachlage war. Schließlich drehte er sich zu mir um.


    "Optio, dieser Mann hat eine angeknackste Rippe und der Rest sieht auch ziemlich lädiert aus, sind aber zum Glück nur Prellungen. Ich werde ihm gegen die Schmerzen einen Trunk mischen und seine äußeren Verletzungen behandeln. Für den Rest kann ich nur strenge Bettruhe verschreiben. Er ist wahrscheinlich für mindestens drei Tage ans Bett gefesselt."


    Ich nickte nur und blickte besorgt zu dem Sklaven. Hoffentlich würde er durchkommen.


    "In Ordnung, Medicus. Dann frisch ans Werk. Wenn du etwas benötigst, lass mich sofort holen."


    Er nickte ebenfalls nur und ich verabschiedete mich förmlich. Dann machte ich mich auf in mein Officium.

    Der Kuss wurde inniger und mir wurde schnell warm. Wohlgefühl durchflutete meinen Körper und ich vergaß jegliches Zeitgefühl. Alles was war oder sein würde, war belanglos in diesem Augenblick. Als sie sich zaghaft von mir löste, öffnete ich die Augen und sah wieder ihre tiefblauen Augen. Immernoch etwas baff konnte ich sie nur ansehen. Kein Wort kam über meine Lippen. Ich wollte den Moment nicht zerstören.

    Ich spürte ihren Atem und wie sie näher kam. Auf ihre Erwiderung hin musste ich leicht grinsen. 'Ja, das waren sie und das werden sie immer sein...', schoss es mir durch den Kopf. Plötzlich spürte ich ihre Lippen auf den meinen und erwiderte zärtlich den Anfang. Ein Kuss entwickelte sich und ich ließ ihn sich langsam entfalten. Nichts sollte überstürzt sein. Sie hatten alle Zeit der Welt, auch wenn die Welt um sie herum gebrannt hätte. Ich legte gern solch einen Endzeithumor auf, wenn ich mit einer Frau allein war.

    Ich hatte das Gefühl, diese Stille fast greifen zu können, so mannigfaltig und erdrückend war sie. Als ich ihre klare Stimme wieder hörte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht, was verstärkt wurde, als ich ihre wieder in die Augen blickte. Ich kam ihr näher und hauchte ihr nur zu:


    "Wände sind schweigsam..."


    Ich schloss die Augen und sah vor meinem inneren Auge nur noch sie. Ich konnte ihren Atem spüren und fühlte mich seltsam befreit.

    "Jawohl, Praefect, verstanden!"


    Ich drehte mich um und holte einen Medicus aus dem Valetudinarium. Zusammen kamen wir zurück. Der Medicus salutierte.


    "Praefect, ich werde mich um den Verletzten kümmern. Wie ist das passiert?"

    Ich atmete kurz durch, dann sah ich sie noch immer lächelnd an.


    "Ob es klug wäre, sich so aufeinander einzulassen. Ich möchte es dir ersparen, schließlich weiß ich nicht, ob wir uns später je wiedersehen werden. Das möchte ich dir nicht antun."


    Ich wandte den Blick zum Boden. Mein Gesichtsausdruck strahlte pure Traurigkeit aus. Ich hatte hier diese wundervolle Frau vor mir und war beileibe nicht dazu fähig, ihr näher zu kommen.

    Ich sah den Medicus ernst an und war erleichtert über die Situation.


    "Sicher haben wir einen Medicus."


    Ich war etwas verwundert über die Frage. Eine militärische Einheit ohne Medicus war sehr arm dran. Besonders in solchen Fällen, wo schnelles Handeln angebracht war.

    Ihr Lächeln ließ mich frohlocken. Nur schwer konnte ich mir eingestehen, dass da innerlich mehr war. Ich hatte Angst davor, diese Grenze noch einmal zu überschreiten. Trotzdem zog es mich näher zu ihr. Unmerklich beugte ich mich weiter vor.


    "Ich danke Fortuna ebenfalls. Aber ich weiß nicht, ob es klug wäre..."


    Warum machte ich mir soviele Gedanken? Es war wahrscheinlich deswegen, weil ich wusste, dass man sich nach der Zeit hier in der Castra nie wieder sehen würde. Das wollte ich ihr nicht antun. In Sehnsucht zu zergehen, das kannte ich zur Genüge. Und es war kein schönes Gefühl.

    Ich blickte aus den Augenwinkeln zu Gabriel und meine Hände verkrampften sich. Der Kerl zählte da gerade den halben Sklavenstab aus meinem Gedächtnis auf. Ich musste zugeben, dass er mich da wohl in Sachen Frauengeschichten schlug. Das war etwas, das es zu widerlegen galt.

    Ich sah Gabriel weiterhin breit grinsend an und sah dann wieder zum Medicus, der endlich sein Werk beendet hatte.


    "Ich danke dir vielmals. Und nimm ihn bitte nicht zu ernst, in solch narkotischen Zustand redet er gern mal wirres Zeugs. Wie kann ich dir dafür danken, Medicus?"


    Auch wenn es oft den Eindruck machte, dass ich meine Leute nur als Mittel zum Zweck benutzte, so war doch klar, dass sie mir sehr am Herzen lagen.

    Ich erwiderte ihr Lächeln. Das Gespräch konnte ewig so weitergehen. Wir würden wahrscheinlich erst bei Tageseinbruch schlafen. Bei der Vorstellung musste ich grinsen. Sachte hob ich meine Hand und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.


    "Natürlich muss man nicht immer Erfolg haben. Doch der Ehrgeiz ist mein ständiger Begleiter.", meinte ich lachend.


    Meine vielen Gesichter konnte wohl nur ich unterscheiden, doch sie schien mich endlich zu verstehen.


    "Ja, das ist mein wahres Gesicht. Für mein Auftretung bei der Verfolgung entschuldige ich mich. Ich bin manchmal recht draufgängerisch und finster. Ich hätte dich nicht hier alleingelassen, das hätte mich wahrscheinlich nicht ruhig schlafen lassen. Und hätte ich das alles nicht erfahren, wärst du wahrscheinlich zu ihm zurückgekehrt, ohne dass sich etwas geändert hätte."


    Ich sprach absichtlich von Furianus nur mit "ihn", um sie nicht weiter zu beunruhigen.


    "Aber ich denke Fortuna wird sich etwas dabei gedacht haben, als sie mir die Eingebung gab, dir zu helfen."


    Ich lächelte verlegen.

    Der Scriba schrieb wieder die Daten auf und kramte dann in seinem Schreibtisch. Schließlich beförderte er ein Pergament zutage und gab es dem Anwärter.


    "Nun gut, hier hast du die Aufnahmeprüfung. Nimm Platz da drüben und nimm dir ebenfalls Zeit, um die Fragen zu beantworten! Viel Glück!"


    Sim-Off:

    Per PN. Du hast eine Woche Zeit, mir die Antworten zu schicken. :)

    Ich blickte weiterhin nachdenklich zum Boden. Was sie da sagte, war eine Überlegung wert. Ich sah zaghaft in ihr Gesicht und begann nun wieder zu lächeln.


    "Du hast ja Recht. Wen würde es stören, wenn die Suche fehlschlüge. Aber auch hier bin ich wieder an Aufträge gebunden."


    Ich sah ihr tief in die Augen und spürte den sanften Druck ihrer Hand.


    "Ich danke dir. Aber ich habe viele Gesichter. Das, was du hier siehst, ist nur eines davon und nur wenigen zugänglich. Ich wirke auf die meisten ernst oder sogar gefühlskalt. Das hilft mir oft, meine Aufträge gewissenhaft durchzuführen."

    Ich sah sie grübelnd an. Ihre Worte waren wahr.


    "Sie hat mich nicht ausgenutzt. Auch sie hatte wohl Angst vor dem nächsten Morgen. So ist sie vor ihrem Schicksal geflohen. Somit kann ich ihr keinen Vorwurf machen. Doch darin zeigt sich wieder das Paradoxe an meinem Beruf; ich muss sie nun wieder jagen."


    Ich wollte nicht traurig wirken, doch es kam nur ein klägliches Lächeln über meine Lippen.

    Mein Blick wurde durchdringender. Ich konnte nichts tun, außer innere Ruhe auszustrahlen. Liebend gern hätte ich sie in den Arm genommen, um ihr Halt zu geben. Doch ich hatte mir geschworen, diese Grenze nie wieder zu überschreiten, wollte ich nicht wieder in solchen Ärger geraten. So sah ich sie nur weiter ruhig lächelnd an.


    "Dann erzähle ich dir mal von einem Vigil. Er hatte eine Sklavin in sein Herz geschlossen. Für eine Nacht gehörten sie nur einander. Doch am nächsten Morgen war sie verschwunden."


    Ich sah zum Boden und mir kamen wieder die schönen, aber auch unangenehmen Stunden und Tage von damals ins Gedächtnis.


    "Glaub mir, auch ich fürchte mich ab und zu vor dem neuen Morgen. Aber das darf mich nicht davon abhalten, meinen Beruf so gewissenhaft und gut auszuüben, wie es geht. Und dazu gehört auch, mich um Menschen zu kümmern."

    Ich sah sie weiterhin ruhig an und strich ihr über die Hand. Ihre blauen Augen faszinierten mich und so wurde ich gefangen von ihrem Zauber. Sie machte sich zuviele Gedanken.


    "Ich mache dir einen Vorschlag: du wirst jetzt diesen Becher mit Wein leeren, dann legst du dich schlafen. Ich werde neben dem Bett oder, falls dir das lieber ist, vor der Tür Wache schieben. Und morgen werden wir weitersehen. Es nützt im Moment keinen von uns beiden, nur über das Problem zu reden. Ich werde einen günstigen Augenblick finden und mit ihm reden, versprochen!"


    Ich drehte mich auf dem Stuhl um und griff mit der Hand zum Becher, der auf dem kleinen Tischchen neben dem Bett stand. Dann reichte ich ihn mit einem Zwinkern Nadia.