Beiträge von Decimus Pompeius Strabo

    Endlich war es geschafft. Der letzte Gang stand an und wir wuchteten den Leichnam hoch. Schließlich legten wir ihn behutsam auf die Bahre und standen vor Hungaricus. Ernst die beiden Beutel betrachtend salutierte ich vor ihm. Schweigend wartete ich ab und wagte nicht, den Beutel vor Corus zu nehmen.

    Ich hörte ihre Worte aufmerksam und seufzte leicht. Ich konnte es einfach nicht glauben. Der Mann, den ich hier so anständig und beflissen gesehen hatte, sollte in seinem Heim so völlig anders sein? Er musste einfach zu knacken sein. Ich würde mir bei nächster Gelegenheit den alten Kameraden greifen und mich mit ihm und einer guten Flasche Wein an ein stilles Örtchen verziehen. Ein Patrizier hätte mich einen Tor geschalten, dass ich so herzlich mit einer Sklavin umging, doch sie war ein Mensch. Lächelnd bemerkte ich ihre Hand auf meinem Arm und legte meine Hand sachte ebenfalls darauf.


    "Ach, die Haare sind garnicht so schlimm. Doch ich muss sagen mit deiner natürlichen Haarfarbe gefällst du mir etwas besser..."


    Ich lachte leicht. Sie schien endlich Vertrauen gefasst zu haben. Und schon wieder war ich gefangen in den Augen einer Frau. Wenn Furianus micht jetzt so gesehen hätte, er hätte mich wahrscheinlich entweder ausgelacht oder verprügelt. Ich grinste bei der Vorstellung, wie er überrascht die Tür aufmachen würde.


    "Ich kann und ich werde dir helfen. Aber nicht auf die Art, die du wünscht. Eine Flucht ist jetzt ausgeschlossen. Aber ich kann bessere Verhältnisse für dich herausschlagen. Ein Patrizier wie Furianus wird dich sicher nicht mit Samtpfoten anfassen, aber das wirst du überstehen. Du bist stark genug. Er wir aber nie wieder etwas so Bestialisches antun. Und sollte er trotz allem frech werden, du weiß ja, wo mein Officium ist."


    Zwinkernd lächelte ich ihr zu.

    Ich nickte.


    "Jawohl, Praefectus.", sagte ich im Vorbeigehen.


    Nun blieb ich neben dem Centurio stehen und sah zum Praefect. Scheinbar wollte er mit dem Sklaven reden. Ich konnte nur hoffen, dass sich der Himmelsflieger nicht verriet.

    "Ich komme aus Antium. Mein Vater war einst ein geachteter Politiker, doch durch einen Staatsstreich wurde ins Exil geschickt. Ihm wurden jegliche Privilegien genommen und sein Bürgerrecht aberkannt. So wurde unser Familienzweig zu Peregrini. Ich selbst habe das alles nur sehr spät erfahren und bin in etwas bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Die wenigen Sklaven, die wir hatten, behandelten wir gut und anständig.


    Du bist zum Beispiel Furianus etwas wert. Ich glaube einfach daran...


    Warum du mir etwas wert bist? Nunja einerseits habe ich eine Schwäche für so wunderschöne Frauen wie dich..."


    Ich grinste nur verlegen.


    "...andererseits bewegt mich dein Schicksal und ich möchte dir wirklich helfen."

    Ich sah sie lächelnd an und strich ihr sachte über die Wange.


    "Du bist ein Mensch wie jeder von uns. Es liegt vielleicht an meiner Herkunft, aber ich habe gelernt, Sklaven wie Menschen und nicht wie Gegenstände zu behandeln. Und ganz sicher bist du nicht wertlos, im Gegenteil, vielen Menschen bist du viel wert. Ich hätte das am Anfang nicht gesagt, aber du wärst mir auch viel wert und ich möchte nicht, dass du dem Leben abrupt ein Ende setzt."

    "Gut."


    Ich setzte mich wieder auf den Schemel und sah sie ruhig an.


    "Ich kann es mir durchaus vorstellen. Und ich kann dich hundertprozentig verstehen. Aber versteh auch mal meine Lage. Furianus ist nicht nur mein Kamerad, sondern auch mein Freund. Und ich weiß, dass er manchmal einfach ein Mann mit einer sehr harten Schale, unter der ein weicher Kern schlummert, sein kann oder sein muss. Bei solch einem Vater ist das auch kein Wunder. Und verzeih mir bitte, wenn ich sage, dass die rechtliche Lage nicht gerade auf deiner Seite ist."


    Ich zerzauste das Haar und atmete tief durch.


    "Das ist eine wirkliche Zwickmühle. Was kann man da machen?"

    Ich sah mir die Arbeit des Medicus genau an. Scheinbar wollte er Gabriel vor dem Eingriff eine schmerzlindernde Flüssigkeit verabreichen. Plötzlich beugte sich der Vigil vor und versuchte den Medicus zu küssen. Da konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen.


    "Der Vigil Gabriel...wie er leibt und lebt!", flüsterte ich und versuchte krampfhaft, nicht laut loszuprusten. Das lockerte wenigstens die Stimmung etwas auf.

    Ich lachte herzhaft.


    "Ja, der Tritt...vergessen wir das!"


    Lächelnd sah ich sie an und versuchte innere Ruhe auszustrahlen. Sie sollte sich wohlfühlen.


    "Ich habe meinem Centurio bisher nur kurz Bericht erstattet. Ich kann etwas Zeit herausschlagen, aber nicht mehr als eine Woche. Doch ich kann dir versprechen, dass ich vorher intensiv mit Furianus reden werde; vielleicht bei einer Flasche Falerner. Da redet es sich besser. Und er wird auch freizügiger reden."


    Ich grinste nur.


    "Soll ich dich nun allein lassen, damit du Schlaf findest?"

    Sim-Off:

    OK ist nicht OK, keine Anglizismen bitte - soviel Zeit zum Klugscheißen muss einfach sein :D


    "Gut, aber verhaltet euch ruhig. Ihr habt eure Sache gut gemacht, ich bin stolz auf euch!", sagte ich, noch immer grinsend.


    Schließlich wandte ich mich wieder dem Medicus zu und betrachtete schweigend sein Werk. Ich wagte nicht, etwas zu sagen.

    Ich dreht mich entnervt um und sah die Wache fest an.


    "Sieh dir meinen Rang an und betrachte dann deinen. Ich bin der ranghöchste Offizier in diesem Raum. Das ist ein Befehl. Es ist nur gut gemeint. Der Medicus wird nicht gut arbeiten können, wenn er von mehreren Menschen umringt wird. Also tut mir bitte den Gefallen und wartet draußen. Ihr könnt eure Glubscher auch später noch auf den Vigil werfen."


    Grinsend sah ich die beiden an und wartete.

    "Ja, das ist es wirklich. Sieh mal, da vorn steht eine Pritsche. Darauf liegen einige Decken. Wickel sie dir erst einmal um. Ich werde sehen, dass ich etwas Essbares auftreiben kann."


    Irgendwie fühlte ich mich an eine andere Sache erinnert, die ich aber schnell wieder verdrängte. Nach mehreren Minuten kam ich mit etwas Brot und Wein wieder. Das würde sie stärken und wärmen.


    "So, hier. Mach es dir erst einmal so gut bequem, wie es geht."


    Ich schloss die Tür leise hinter mir und nahm dann einen Schemel neben die Pritsche. Ich setzte mich und sah Nadia grinsend an.


    "So ein schlechter Kerl bin ich wohl doch nicht, oder? Versuch etwas zu schlafen."

    Ich schüttelte energisch den Kopf.


    "Natürlich nicht. Das Wohl meiner Männer liegt mir am Herzen. Die Frage ist überflüssig. Wenn ich irgendwie helfen kann, dann sag es sofort."


    An die Wachen der CU sagte ich ernst.


    "So, ihr dürft erst einmal mit der Außenseite der Tür Vorlieb nehmen. Alle, die nichts direkt mit dem Vigil zu tun haben, mögen bitte rausgehen, damit der Medicus anständig arbeiten kann."

    Quintus war inzwischen zum Optio Strabo geeilt.


    Sim-Off:

    ... welcher heute wohl noch ne Sehnenscheidenentzündung bekommen wird :D


    Zusammen kamen sie ins Lazarett geeilt. Strabo sah zu Gabriel und den Umstehenden. Förmlich grüßte er.


    "Salvete, ich sehe ihr bringt mit einen Vigil. Was ist passiert? Wer oder was ist dafür verantwortlich?"


    Es sprudelte nur so aus ihm hervor und man sah ihm an, dass er besorgt war.

    "Nein, Furianus weiß es noch nicht. Und durch seine Tätigkeit als Quaestor wird er auch so eingespannt sein, dass er sich im Moment nicht darum schert. Ich denke wir haben also ein Zeitpolster. Wenn du mir dein Wort gibst, werde ich dich aus der Zelle herausschaffen. Es gibt Kellerräume. Die sind zwar recht kalt, aber annehmlicher als dieses Drecksloch hier."


    Ich stand auf und drehte den Schlüssel im Schloss. An die Vigiles gewandt flüsterte ich:


    "Ihr habt nichts gesehen oder gehört. Behaltet das in eurem eigenen Interesse im Kopf!"


    Ich sah mich zu Nadia um.


    Sim-Off:

    Hier weiter

    Ich war vorausgegangen und sondierte die Umgebung. Zum Glück war gerade Schichtwechsel und niemand zu sehen. Ich öffnete eine Tür am Ende des Ganges und sah dann zu Nadia.


    "Ich bitte einzutreten! Es ist zwar keiner Königin würdig, aber es wird genügen."

    "Praefect, lass mich erklären..."


    Ich ging näher heran und antwortete im Flüsterton.


    "...dieser Sklave wurde schwer verletzt und bewusstlos aufgegriffen. Ich war auf der Jagd nach einer Sklavin. Dieser Mann versuchte sie zu decken und flüchtete mit ihr. Sie schafften es bis auf das Dach einer Insula. Die Sklavin, Nadia ist ihr Name, konnte unbeschadet gefangengenommen werden. Doch der Sklave widersetzte sich jedem Rettungsversuch und wollte sogar weiter fliehen. Bei dem Versuch, auf ein anderes Dach zu springen, rutschte er ab und stürzte. Dabei kam er wohl so hart auf, dass er innere und äußere Blessuren davontrug. Die Vigiles brachten ihn hierher, da er nun Gegenstand der Untersuchung ist. Da ich ihn von der Sklavin separieren wollte, um ihm nicht zu ermöglichen, einen weiteren Fluchtversuch zu planen, ließ ich ihn hierher bringen. Das ist die Erklärung, Praefectus. Ich kenne weder seinen Namen, noch seine Besitzer."

    Ich nickte.


    "Nun... wo sollte ich dich denn sonst hinbringen? Ich kann dich nicht fliehen lassen, da es einen solchen Vorfall schon einmal gab. Dadurch wäre mein Rausschmiss schon so gut wie sicher. Von Furianus ganz zu schweigen, er würde vor Wut kochen. Aber ich bin offen für jeden vernünftigen Vorschlag, solange sich dieser innerhalb der Castra bewegt. Also? Ich habe Zeit..."

    Ich saß noch immer neben Ganymed, als plötzlich die Tür aufging und der Praefect nebst einem Centurio eintrat. Ich stand augenblickblich auf und salutierte vor beiden.


    "Salve Praefectus. Centurio."


    Ich nickte beiden zu und tat gelassen.

    Ich lauschte seinen Worten gespannt und ich erkannte, dass er wohl noch sehr an seinen Schmerzen zu knabbern hatte. Als er jedoch rätselte, wer ich war, weiteten sich meine Augen. Erst vor wenigen Stunden hätte ich ihn fast sterben lassen, und jetzt erinnerte er sich nicht mehr an mich? Der Sturz musste wohl an seinem Gedächtnis genagt haben. Ich begann zu verstehen. Und sofort erwies sich dieser Zustand als recht nützlich. Damit hatte ich nämlich einen unliebsamen Zeugen weniger.


    "Nein, ich kenne dich nicht. Aber du scheinst irgendwie versucht zu haben, bei Dachreperaturen von einem zum anderen zu springen. Dabei bist du wahrscheinlich gestürzt und wurdest so zugerichtet. Die Vigiles haben dich mitgenommen, da sich ein Händler über deinen Sturz in seinen Stand beschwert hatte. Da du ohnehin ein Servus bist, mussten die Vigiles ihre Pflicht tun. Deine Besitzer konnten bis jetzt noch nicht ausfindig gemacht werden. Offensichtlich wollten sie sich deiner entledigen, so kompliziert das auch klingt. Ich selbst bin auch noch nicht auf dem neuesten Stand der Dinge."


    Ich sah ihn lächelnd an. Die Lüge fiel mir nicht schwer.