Ich presste die Lippen zusammen. Meine Kiefer mahlten aufeinander. Wir hatten nun den schmalen Übergang zum Festland erreicht und passiert. Hier war es nun nicht mehr so belebt. Ich hielt an und ließ das Kleiderbündel fallen. Umständlich entknotete ichdas Stück Seil, hielt ein Ende mit den Zähnen fest und schnitt ein gut armlanges Stück des Hanfs ab. Ich wandte den Kopf zu Miriam und seufzte.
"Gut, dann lässt du mir keine andere Wahl", sagte ich und versuchte, ihr mit anderthalb Händen die Hand in eine Schlinge hinter dem Rücken zu legen. Dann würde die andere Hand leichter folgen und sie konnte nicht wieder abtrünnig werden.
"Weißt du", begann ich, "solchen Sklaven wie dir ist es zu verdanken, dass es diesen Stand überhaupt gibt. Wegen solchen Spielereien sterben jeden Tag viele Sklaven durch die Hand ihrer Herren und genau aus diesem Grund werden immer mehr Kinder in die Unfreiheit geboren. Wenn du doch nicht so einen Sturkopf hättest! Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass du mehr Freiheiten hättest, wenn du gehorsam wärst? Sieh mich an! Man lässt mich allein von Hispania nach Germanien reisen. Und das nur aus einem Grund: Livianus vertraut mir und er weiß, dass er auf mich zählen kann. Und deshalb wirst du jetzt gefesselt. Irgendwie muss ich dich schließlich ins Lager schaffen, ohne dass ich dich unterwegs...verliere..."
Beiträge von Marius
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Ich hasste es selbst, wie ich sie behandelte. Trotzdem erschien es mir nötig. Und die Drohungen aus ihrem Mund bestätgten mir, dass ich sie nur bei einer solchen Behandlung sicher zur Castra bringen konnte. Ich schüttelte immer wieder den Kopf im Gehen, ließ dann doch etwas lockerer, damit sie wieder aufrecht gehen konnte.
"Warum sagst du sowas? Ist dir denn nicht an einem sorgenfreien Leben gelegen? Seitdem ich dich in Tarraco geholt habe, drohst du mir, bist unfreundlich und schmiedest Fluchtpläne. Warum, glaubst du, behandele ich dich so? Weil mir das gefällt sicherlich nicht!" -
Ein triumphierendes "HA!" entwich meiner Kehle, als ich meine Bemühungen, voranzukommen, verdreifachte und mich durch die Menschenmasse quälte. Jetzt erkannte ich einen ziemlich kräftigen Mann, der vor Miriam stand und ihr den Weg versperrte. Ich rief nun nicht mehr, sondern setzte alle Kraft dazu ein, die Sklavin zu erreichen, ehe sie es sich wieder anders überlegte und abermals floh.
Endlich war ich bei ihr angelangt, total außer Atem. Ich sah den Mann an und brachte ein Dankeschön hervor, packte dann Miriam an einem Handgelenk und drückte so kräftig zu, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Mit einem Ruck bog ich ihren Arm auf den Rücken und schob sie so weiter durch die Menge. Ich war dabei so zielstrebig, dass sie einfach nichts anderes tun konnte, als mitzukommen. Zumindest, bis sie ihre Überraschung überwunden haben würde.
"Sowas! Und ich sag dir noch, dass du dir sowas besser nicht leisten solltest! Livianus wird davon erfahren - wenn wir irgendwann mal in der Castra ankommen!" brummelte ich. -
Ich flüchte lauthals uns setzte ihr sogleich nach, dabei immer wieder laut rufend:
"Haltet sie! Haltet die Sklavin! Haltet sie fest!!"
Leider kam ich nur halb so gut voran, wie ich es mir wünschte. Immer wieder prallte ich gegen Leute, lief ohne Entschuldigung weiter und brüllte dabei aus Leibeskräften nach jemandem, der Miriam halten würde.Ich sah es nicht, aber weiter vorn in der Menge vertrat ein recht großer, breitschultriger Mann der Sklavin nun den Weg und funkelte sie an. Er plante scheinbar, sie festzuhalten.
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Ich prallte zurück und ließ Miriam los. Mit einem Schlag hatte ich nicht gerechnet, noch dazu mit einem do heftigen. Sie hatte mein rechtes Auge mit erwischt, weshalb ich plötzlich nichts mehr sah und das Auge sofort zu tränen begann. Ich stand sicher zwei geschlagene Sekunden einfach so herum und tat nichts, außer auf mich selbst zu achten. Dann hörte das Brennen wenigstens soweit wieder auf, dass ich nach Miriam sehen konnte...
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Ich zuckte mit den Schultern und entgegnete schlicht:
"Bitte, tu dir keinen Zwang an. Ich habe schon ganz andere Sachen aushalten müssen als das, was mir eine so kleine Frau wie du eine bist antun könnte."
Ich seufzte und nahm dann ihre Bewegung war. Irgendwie erinnerte sie mich an ein gehetztes Tier. Schnell war ich an ihrer Seite und griff nach einem ihrer wunden Handgelenke, drückte etwas zu.
"Du bleibst hier, in Ordnung? Ich habe so auch schon genug zu tun..." -
Ich schloss zu ihr auf und beugte mich zu ihr herunter, bis mein Gesicht dicht vor ihrem schwebte.
"Ich könnte dich wieder fesseln?" schlug ich vor. Diese Sklavin war einfach nur...ach, es war zum Haare raufen. Was war ich froh, wenn ich endlich bei Livianus angekommen war und Miriam abgeben konnte, zusammen mit der Verantwortung, die ich hatte, solange sie mit mir allein unterwegs war. -
Ich spürte die verstohlenen Blicke, die Miriam mir zuwarf. Sie machten mich nicht nervös, sondern nur aufmerksamer. Ich wusste ja, dass sie ihrem vormaligen Besitzer schon einmal...abhanden gekommen war. Also ließ ich mich leicht zurückfallen, sodass ich sie besser im Blick hatte, während wir den Weg zum Castellum der Legio IX einschlugen. Ich schulterte mein kleines Bündel an Kleidung. Den Umhang trug ich mittlerweile und ich hatte auch Miriam ihrem Wollumhang gereicht. Es war doch kühl hier in Germanien, zugleich war die Luft aber sehr klar und frisch. Etwas roch es sogar nach Frühling, fand ich.
"Versuch es erst gar nicht", sagte ich zu Miriam. -
Ich blieb die letzten Minuten an der Reling stehen. Annähernd drei Tage hatten wir auf diesem Kahn verbracht. Ich hatte Miriam auf dem Bett schlafen lassen und selbst auf den Holzplanken genächtigt. Dementsprechend weh tat mir alles. Aber das hieß nicht, dass ich unaufmerksamer war. Ihr gefiel die grobe Behandlung nicht, aber ich würde mich ganz sicher auch nicht entschuldigen. So ging ich nur ihr und mein Kleiderbündel holen, wartete dann wieder an der Reling und sah zu, wie die Seeleute anlegten. Schließlich warfen sie die Planke aus und die ersten Leute verließen die "Venus". Ich seufzte. Endlich runter! Ich warf Miriam einen auffordernden Blick zu und setzte mich selbst in Bewegung, die Planke entlang und runter vom Schiff. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen...
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Reflexartig holte ich aus und verpasste Miriam eine Ohrfeige. Dann stand ich auf, griff ihre Tunika und zog sie barsch hoch. Zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch knurrte ich:
"Erlaube dir kein Urteil über Leute, die du nicht kennst, du Mörderin!" Ich ließ sie achtlos gehn und trat an die Reling. Ich war zornig auf mich selbst. Ich Idiot. Warum hatte ich es auch erzählt? Ich war schließlich selbst schuld. Und die Ohrfeige tat mir auch schon wieder leid. War ich einfach zu verzweifelt? -
"Der sitzt daheim in seiner Casa und schlägt sich den Bauch voll. Du weißt wenigstens, wo er ist. Er wurde schleßlich auch nicht einfach entführt und ist spurlos verschwunden, oder etwa doch? Und überhaupt, willst du mir drohen? Womit, Miriam?" herrschte ich sie an.
Scheinbar merkte sie nicht, dass sie da zu weit ging. -
Ich presste die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und wandte ruckartig den Kopf zu Miriam.
"Wenn dieser Cato von heute auf morgen nicht mehr da wäre, dann würdest du auch doof aus der Wäsche gucken und dich nicht mehr so toll fühlen", raunzte ich sie an. -
"Ich bin kein Seemann" entgegnete ich in dem gleichen Ton wie Miriam. Sie war ja wirklich nicht sonderlich freundlich und allmählich begann ich zu ahnen, dass es nicht leicht werden würde, sie heil zu Livianus zu bringen. Ich starrte eine Weile zwischen meinen aufgestellten Füßen auf den Boden, die Unterarme locker auf die Knie gelegt.
"DU hast nicht zufällig eine Sklavin gesehen, in Tarraco? Eine mit blondem Haar bis ungefähr hier, schlank und schön und zurückhaltend? Sie ist freundlich und ihr Name ist Ilaria. Hast du sie gesehen?"
Aus irgendeinem Grund hoffte ich wohl, dass sie ja sagte. -
Hatte ich das laut gesagt oder doch nur gedacht? Ich seufzte und zuckte mit den Schulern. Hatte es wohl doch laut gemurmelt.
"Ja. Nein. Schon gut. Vergiss es" sagte ich nur matt. -
Ich hatte Miriam gar nicht wirklich wahrgenommen, doch durch ihre Kopfbewegung fand ich in die Wirklichkeit zurück und erkannte Miriam. Ich seufzte, stieß mich von der Reling ab und ließ mich mit lautem Mageknurren neben der Sklavin nieder. Ersteinmal sagte ich nichts. Schließlich sollte es nicht wirken, als ob ich sie beschäftigen wollte. In Wahrheit wollte ich wohl auch nur mich selbst vom Denken an meine Ilaria ablenken. Wieder seufzte ich und mein Blick wirkte verschleiert, als ich wahllos in der Umgebung herumstarrte. Ohne mein Zutun kamen dann plötzlich sehr leise Worte aus meinem Mund.
"Wo bist du nur, meine Liebste?" -
"Nein Herr, das war alles. Die Herrin Severa vermisst dich. Ich werde dann wieder gehen und dich weiterarbeiten lassen. Vale bene und entschuldigt ndie Störung!" sagte ich, nickte der Dame und dem wartenden Herren zu, ehe ich das Officium und die Regia verließ.
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"Ich werde noch einmal mit Livianus darüber sprechen, Herr. Aber ich danke dir schon jetzt für das Vertrauen, das du in mich setzt", sagte ich. Dann wartete ich geduldig ab, ließ den Blick im Raum herumschweifen und musterte den Mann, der ebenfalls hier saß und wartete. Meridius hatte als Legat des Kaisers viel zu tun, schien es mir.
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"Ja, Herr. Ich werde sie hier in Germanien suchen, auch wenn ich nicht glaube, dass ich sie wiederfinde. Livianus gehört übrigens nun die Sklavin des Petronius Varus. Die, die für die Kopfverletzungen von Flaccus verantwortlich war. Ich selbst habe sie mitgebracht aus Hispania. Der Petronier ist neuer Klient von Livianus", erklärte ich.
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Sim-Off: Okay...
Ich trat ein und nickte zuerst Meridius und dann dem mir unbekannten Mann zu.
"Salve, Herr!" sagte ich zur Begrüßung.
"Ich habe einige Briefen und Nachrichten für dich, aber zuerst gratuliere ich dir zu deinem neuen Amt. Ich bin sicher, dass du es ebenso gut bekleiden wirst, wie bei der IX."
Ich lächelte und trat dann noch näher an den Schreibtisch heran.
"Herr, hier ist ein Schreiben von Decima Valeria für dich. Ich muss dir außerdem mitteilen, dass...der Herr Flaccus an den Folgen seiner Kopfverletzung gestorben ist. Hier ist eine Anteilnahme von Matinius Metellus."
Legatus Augusti Pro Praetore Maximus Decimus Meridius
Regia Legati Augusti Pro Praetore
Mogontiacum
Provincia GermaniaSalve Meridius,
ich hoffe, Mercurius hat über deine Reise gewacht und dich gut in Germanien ankommen lassen. Liegt dort immer noch so viel Schnee? Hier in Tarraco treiben die Sträucher aus und die ersten Blumen blühen.
Weshalb ich dir schreibe, ist jedoch nicht die Umgebung Tarracos, sondern die Planung eines Amphitheaters. Noch ist das alles inoffiziell, doch als Mitglied des Collegium Cultus Humanitasque von Hispania möchte ich dich fragen, ob ich beim Bau eines solchen Theaters und bei der Planung desselben auf deine Unterstützung und auch finanzielle Hilfe zählen kann. Bezüglich der Planung und anschließenden Realisierung würde ich gern Martinus fragen oder auch Apollonius. Ich selbst habe ja auch ein Zertifikat, würde mich jedoch sicherer fühlen, wenn mir zwei erfahrenere Architekten zur Seite stehen.
Ich weiß, das ist ein großes Projekt, doch ich habe vor, es im Collegium vorzutragen und bei Gefallen zu realisieren. Hispania braucht solche Magneten und ich wäre froh, wenn du mir helfen könntest.
Vale bene,
Decima Valeria
Liebe Mitglieder der Gens Decima,mit Entsetzen habe ich von dem plötzlichen Tod von Flaccus erfahren.
Ich kann es immer noch kaum glauben, was man mir da berichtete.Flaccus war ein sehr strebsamer junger Mann und mit ihm habe ich nicht nur einen tüchtigen Angestellten verloren, sondern wohl auch einen Freund, mit dem man auch außerhalb der Curia gut reden konnte. Sein leere Platz wird schwer auszufüllen sein.
Ich bin mir sicher, dass Flaccus in seinem Leben noch viel erreicht hätte, wenn die Götter ihn nicht so früh zu sich genommen hätten.
Ich möchte daher hiermit ihnen mein Beileid über den plötzlichen und schmerzhaften Verlust ausdrücken. Auch ich trauere um diesen guten und tüchtigen jungen Menschen.
Marcus Matinius Metellus
Ich trat zurück und wartete auf Meridius' Reaktion.
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Ich klopfte an und wartete darauf, eingelassen zu werden.