Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Tatsächlich gelang es im Laufe des Vormittags, ausreichend Holz für die Bestattung und Kreuzigung zusammenzusammeln. Crispus übernahm die Aburteilung der Banditen. Auf dem Dorfplatz wurde den Centurionen jeweils ein Stuhl zur Verfügung gestellt, die fünf Banditen vorgeführt. Mit kaltem Blick sah der Petronier sie an. Er dachte an seine toten Männer. Diese Burschen waren einem verrückten Mörder hinterhergelaufen! Natürlich sahen sie erbärmlich aus: Einer von ihnen schien kaum seinen 16. Lenz vollendet zu haben, ein anderer war verwundet. Sie würden vermutlich sowieso als Bettler enden und sterben!


    "Kraft der mir verliehenen Vollmacht durch den Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus und im Namen des Imperator Caesar Augustus verurteile ich euch wegen Wegelagerei, Mord, Raub und Brandstiftung zum Tode am Kreuz. Die Strafe wird sofort ausgeführt."


    Damit war die Verhandlung beendet. Offensichtlich verstanden die fünf, dass ihnen die grausamste Strafe, die das Imperium im Repertoire hatte, bevorstand. Sie ließen die Schultern hängen - geschlagene Männer!


    Der Tesserarius fertigte fünf Tafeln an. Jede sah mehr oder weniger gleich aus, denn nur ein Wort prangte auf ihnen: LATRO


    Einige Legionäre wurden herbeigeholt, um die Strafe zu vollstrecken. Unter ihnen auch die Männer von Contubernium IV. Sie hatten den halben Knaben, dem der Kreuz-Querbalken auf die Schultern gebunden wurde, zu bewachen und später anzuschlagen. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Vorneweg ging Crispus, bekleidet mit seinem vollen Montur, einen roten Mantel um die Schultern gelegt. Darauf folgte die Gefangenen, jeweils von einem Contubernium bewacht und am Ende noch einmal eine Gruppe von etwa 20 Mann.


    Der Zug bewegte sich durch die Winterlandschaft, bis die große Nord-Süd-Straße in den Blick kam.

    Sim-Off:

    Diese Szene spielt im vergangenen Winter, hat sich nur bisschen verschleppt - man braucht also nicht darauf eingehen ;)


    In Sichtweite der Siedlung Borbetomagus kam der Trupp zum Stehen. Crispus wandte sich um und fixierte seine Männer.


    "Hier wird der erste angeschlagen, in hundert Schritten der Nächste!"


    Crispus befahl dem Tesserarius, die Kreuzigung zu beaufsichtigen. Dieser reichte Probus eine der Tafeln, die das Verbrechen des Gekreuzigten angaben. Unterdessen setzte Crispus seinen Weg gemeinsam mit den übrigen zu Kreuzigenden fort. Zwei würden in Richtung Süden und einer in Richtung des Dorfes angeschlagen werden zur Warnung aller Räuber und zur Abschreckung aller, die mit dem Gedanken spielten...

    Die Nacht wurde ziemlich ruhig, denn die meisten Soldaten hatten den Schlaf dringend nötig. Vereinzelt wurden auch Soldaten von ihren Kameraden geweckt, die lautstark schlecht träumten. Da man erst zur dritten Vigil ins Bett gekommen war, beschloss Crispus, die Männer noch ein paar Stunden länger als sonst schlafen zu lassen, sodass das Weckhorn erst um die dritte Stunde erklang. Der Schnee des letzten Tages war teilweise bereits wieder geschmolzen, dennoch war es schweinekalt.


    Der Centurio kam, gefolgt von seinen Kollegen, aus der Hütte Wigands. Wigand selbst hatte ebenfalls in seinem Haus geschlafen, allerdings auf dem Boden und wirkte deshalb relativ zerknautscht. Aber der Centurio sah kaum besser aus. Ein Büschel Haar stand ab, sein Kinn war stoppelig. Offensichtlich hatte auch er ein wenig wenig geschlafen.


    "Milites venite!"


    wurde befohlen, dann wartete man. Crispus zog seinen Mantel enger um sich, während er die Gestalten, die seine Leute waren, aus den Hütten krochen. Doch endlich waren die Männer versammelt.


    "Milites, heute haben wir eine weniger schöne Aufgabe!


    Wir müssen unsere Kameraden bestatten. Dafür brauchen wir viel Feuerholz, aufdass ihre Seelen ins Elysium aufsteigen können. Als zweites haben wir 5 aufständische Männer gefasst. Sie haben sich gestern ergeben, müssen aber trotzdem ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Wir brauchen also 10 halbwegs massive Balken für Kreuze.


    Heute vormittag wird also Holz geholt! Aber gebt acht: Wer weiß, ob nicht noch der ein oder andere flüchtige Bandit im Wald versteckt ist. Sucht eher kleines Holz und fällt für die Kreuze einfach ein paar Bäume. Wir brauchen 17 Scheiterhaufen. Leider haben wir gestern und heute Nacht so viele gute Männer verloren. Wir werden ihre Asche in unsere Kastelle mitnehmen und dort auf dem Soldatenfriedhof bestatten. Ausführung!"


    Damit war das gesamte Tagesprogramm festgelegt. Die Männer wurden in Gruppen eingeteilt, drei Mann hatten sich um die Baumfällarbeiten zu kümmern, der Rest musste in den Wald. Crispus selbst ging noch einmal zu den Gefangenen und sah sich an, wie sie die Nacht überlebt hatten...

    Dienstplan
    NON IUN DCCCLVIII A.U.C. (5.6.2008/105 n.Chr.)


    PRAETORIVM


    PEDITES


    EQUITUS


    EXTRAORDINARII



    ADNOTATIONES:
    Bei Rückfragen ist der Dienstweg einzuhalten und somit der direkte Vorgesetzte aufzusuchen.
    Bei Verlassen und Betreten des Castellums ist der Wache am Tor Meldung zu machen.


    Alle Angehörige der Einheit haben, soweit sie im Castellum liegen, selbstständig tägliches Training durchzuführen!


    Der Dienstplan ist gültig, bis neue Befehle erfolgen!




    gez. M. Petronius Crispus

    PRIMUS PILUS - LEGIO II GERMANICA


    Sim-Off:

    * Epigraph. Zeichen für Centurio
    Die WACHE an der PORTA kann UND SOLL, von jedem Soldaten, ab dem Rang des Legionarius, gesimmt werden!
    Simmen des Alltags ist ebenso wärmstens empfohlen und gewünscht! Dafür gibt es ab jetzt zu jedem Dienstplan einen Tipp des Planes als Idee für die Plan-Periode :)


    Tipp des Planes: AUSRÜSTUNG REINIGEN

    Kaum hatte Crispus den Wald verlassen, konnte er bereits die leuchtenden Lichtpunkte erkennen, die wohl Lagerfeuer waren. Als die Centuria ein wenig näher gekommen war, konnte er auch die Posten, sowie die "dienstfreien" Legionäre sehen, die um die Feuer saßen und wohl den Kampf revuepassieren ließen.


    Der Centurio ging jedoch nicht zu den Feuern, sondern führte seine Einheit direkt ins Dorf. Auf dem Dorfplatz hatte man ein Feuer entzündet, an dem die beiden Centurionen, sowie Wigand standen und sich unterhielten. Als sie Crispus entdeckten, gingen sie auf ihn zu. Crispus befahl


    "State!"


    Er selbst ging weiter auf die Offiziere zu und begrüßte sie per Handschlag.


    "Ist alles gut gegangen?"


    fragte er. Der ältere Centurio, der vermutlich das Kommando geführt hatte, antwortete


    "Jawohl! Wir haben 13 Tote, sowie 17 Schwer- und 31 Leichtverwundete. Oder mit dem da 18 Schwerverwundete. Der eine oder andere könnte noch abnippeln."


    Crispus quittierte die Meldung mit einem knappen Nicken und sah sich um. Die Soldaten, die noch wach waren, wirkten müde. Wigand trat vor.


    "Ich will Bezahlung für Feuerholz!"


    "Die Bezahlung ist die Befreiung von der Räuberplage!"


    fuhr Crispus den Dorfältesten an und ließ ihn stehen, während er auf dessen Haus zuging.


    "Wir beziehen da Quartier?"


    fragte er seinen Kollegen, der nun seinerseits nickte.


    "Morgen vormittag werden wir die überlebenden Männer zwischen hier und Borbetomagus kreuzigen. Die Frauen und Kinder werden als Beute unter den Männern verteilt. Gegen Abend will ich dann unsere Leute begraben, dann zieh'n wir ab."


    erklärte er und ging in das Haus hinein, um sich dort seiner Rüstung zu entledigen, zu waschen und sich direkt auf das Bett des Dorfältesten zu legen. Der jüngere Centurio ging nach draußen, um sich um Crispus' Männer zu kümmern.


    "Milites movemini!


    Bezieht die Hütten im Dorf. Da drüben ist unser Lazarett. Bringt den Verwundeten dorthin! Die Gefangenen kommen weiter hinter, da ist ein Schafsgatter!"


    Er winkte Tesserarius Superbus herbei und begann mit ihm auch die Männer dieser Centuria zur Wache einzuteilen. Der Wachplan wurde an die Männer weitergegeben, dann entließ man sie, sich einen Schlafplatz zu suchen (was gar nicht so einfach war, denn die andern beiden Centuriae hatten selbstverständlich schon Quartier bezogen). So endete der Tag der Schlacht bei Wigands Dorf in relativer Ruhe...

    Schweigend und statuengleich stand Crispus ein wenig abseits des Loches und beobachtete, wie die Gefangenen nach und nach alle Leichen auftürmten. Es war weniger hoch geworden als befürchtet, sodass es nach dem Darüberschütten des Aushubs mehr oder weniger wie ein größerer Grabhügel aussah. Inzwischen wimmelte es in dem Lager auch von Soldaten, denn die letzten Legionäre waren nun ebenfalls zurückgekehrt.


    Der Centurio wandte sich an den Cornicen.


    "Blas' zum Sammeln!"


    Der Hornist gehorchte sofort aufs Wort, sodass das etwas unheimlich wirkende Tuten des Instruments die Stille des Waldes zerriss. Es kam Leben in die Soldaten. Überall wurden die Gefangenen zusammengetrieben und in den Pferch zurückgebracht, dann Ausrüstung zusammengesucht und schließlich angetreten.


    "Movemini!"


    befahl Crispus, ehe seine Leute dazu kamen, sich zu einer Formation zu sortieren. Sie hatten heute genug Disziplin bewiesen.


    "Milites!


    Wie ihr seht, ist unsere Mission erfüllt! Wir haben Blutzoll gezahlt, aber jetzt ist die Ordnung wieder hergestellt und wir können, wie ich denke, zufrieden sein. Was uns nun noch fehlt, ist die Bestrafung der Überlebenden, sowie das Bestatten der Toten. Beides werden wir morgen unweit von Wigands Dorf tun, wo wir heute Nacht kampieren werden."


    Er stellte ein paar Männer ab, die die Gefangenen zusammenbanden und dann beaufsichtigten. Außerdem winkte er Cupidus herbei und meinte


    "Wenn wir weg sind, zündet die Überreste des Lagers an, dann folgt uns zu Wigands Dorf."


    Schließlich setzte er seinen Helm wieder auf. Dann befahl er


    "Pergite!"


    Und so zog die Centuria zielstrebig davon, immer tiefer in den Wald hinein und schließlich wieder hinaus...

    Der Centurio hatte sich inzwischen zu dem Gatter aufgemacht und einen kleinen Jungen gefunden, den niemand zur Arbeit zwingen konnte. Er saß ganz allein ein wenig abseits. Als der Offizier auf ihn zukam, blickte er auf und sah Crispus mit großen Augen an. Einen Augenblick betrachteten sich die beiden stumm, dann versuchte es Crispus mit einem Lächeln. Irgendwie empfand er etwas für den kleinen Vangionen, der da ganz allein vor ihm saß und sich offensichtlich fürchtete. Schließlich beugte er sich hinab und fragte in gebrochenem Germanisch


    "Wo ist Mama deine?"


    Der Junge schien ihn erst nicht zu verstehen (was vermutlich auch daran lag, dass er vangionischen Dialekt sprach, während Crispus den der Gegend von Mogontiacum benutzte). Dann jedoch antwortete er


    "Tot."


    Crispus errötete. Waren es seine Männer gewesen, die die Mutter des Jungen getötet hatten? Sein Vater war mit Sicherheit ebenfalls tot oder würde es zumindest morgen sein. Das bedeutete, dass dieser Knabe hier ganz allein war - oder würde seine Sippe ihn aufnehmen? Aber wenn sie hier war - sie hatte dann ebenfalls keinen Ernährer!


    Etwas beschämt erhob er sich und wandte sich um. Er wollte diesen Knaben nicht ansehen müssen, an dessen verfrühten Lebensende er wohl schuld sein würde. Plötzlich blieb er stehen - er hatte eine Idee!


    Langsam wandte er sich um und ging wieder auf ihn zu, im Gesicht ein sanftes Lächeln.


    "Du willst mit mir kommen?"


    Der Junge war noch immer gänzlich verängstigt und wich ein Stück zurück. Crispus erinnerte sich plötzlich an das Spielzeugpferd und hielt es ihm hin.


    "Bei mir Mama!"


    Er wollte gerade weitermachen, das Kind davon zu überzeugen, mit ihm zu kommen, als Probus herbeieilte und die Wirklichkeit ihn wieder einholte. Zu viele Leichen!


    Rasch sprang er auf, um nicht in solch einer schwachen Lage gesehen zu werden und schaltete sofort auf ernsthaft-rational um. Er blickte auf die verbliebenen Leichen und entschied.


    "Dann macht einen Hügel. Das setzt sich schon. Wenn ihr den Aushub drübersetzt, werden die Wölfe auch nicht so fett."


    Damit war dieses Problem gelöst, doch er konnte jetzt unmöglich weiter mit dem Knaben sprechen, über dessen Vater er womöglich gerade wie über etwas Müll gesprochen hatte. Er drehte sich dennoch kurz um und sah den Jungen mit dem Holzpferd spielen - ein grotesker Gegensatz zu dem Tod und der Zerstörung um ihn herum!

    Crispus half, den Optio vom Pferd zu hiefen. Dann zwang er sich, Reatinus aufmunternd anzulächeln.


    "Du hast gute Arbeit geleistet, Reatinus!"


    Sein Optio sah furchtbar aus. Er konnte zwar sprechen und war offensichtlich notdürftig verbunden worden, dennoch konnte es leicht sein, dass seine Verbände durchgeblutet waren. Außerdem redete er in Rätseln. Marcomer? Wer zum Pluto war Marcomer? Ach ja, ein Dorfoberhaupt, richtig! Nunja, offensichtlich war ihm seine Rebellion nicht gut bekommen...


    "Spar deine Kräfte! Bleib' ruhig liegen, wir kümmern uns um alles!"


    Er winkte zwei Legionäre herbei.


    "Bringt den Optio zum Feuer, damit er sich nicht verkühlt!"


    Die beiden gehorchten sofort und nahmen Reatinus sanft auf.

    Crispus hatte gerade noch aufgepasst, dass die Palisaden auch ordentlich entfernt wurden, da hörte er erneut Pferdegetrappel. Kurz darauf tauchten erneut die Leute von der Ala im Eingang. Sie hatten offensichtlich etwas auf ihr Pferd geladen - hoffentlich war das nicht Reatinus' Leiche!


    Er rannte ihnen entgegen und kam zum Stehen, als Cupidus absaß. Als er die Meldung hörte, blickte er zum Himmel, obwohl die Sonne, das Zeichen Apolls schon längst verschwunden war. Aber vielleicht sah er ja gerade hinter dem Mond auf die Erde herunter. Ein Weihestein war ihm sicher!


    Der Centurio gewann jedoch rasch seine Fassung zurück.


    "Die toten Römer werden bei Wigands Dorf ehrenvoll bestattet. Hier verscharren wir nur die Banditen. Dürfte nicht mehr lange dauern."


    Tatsächlich hatte die Grube langsam eine beachtliche Tiefe erreicht. Während er zu Reatinus ging, brüllte er zu Drusus hinüber


    "Kümmer' dich darum, dass die Banditen alle in die Grube kommen!"


    Dabei deutete er auf den Haufen der Toten. Sie waren wirklich lange genug hier - auf einmal fühlte Crispus sich schmutzig! Er wollte in sein Zelt und sich das Blut vom Körper waschen!

    Die Germanen schienen jegliche Widerstandskraft verloren zu haben. Mit gesenkten Köpfen standen sie in der Koppel beisammen, ließen sich grob herumschubsen und verfolgten die Diskussionen der Legionäre, wer wen nehmen durfte, wie Schafe vor der Schlachtbank. Den meisten konnte man nicht einmal ansehen, ob sie verstanden...


    Crispus ging herum und trieb die Männer an.


    "Helft ihnen ruhig! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!"


    befahl er, als er sah, wie langsam die Knaben und Frauen vorankamen. Es war inzwischen dunkel geworden und der Centurio beauftragte ein paar Männer damit, ein großes Feuer zu entfachen.


    Inzwischen trudelten auch die ersten Soldaten ein, die tote Banditen brachten. Die meisten waren blutüberströhmt und wirkte gerade in der Dunkelheit noch grausiger, als sie es ohnehin waren. Zum Glück erkannten so auch die Frauen nicht, ob es sich um ihre Verwandten handelte...


    "Schichtet sie gleich neben dem Eingang auf!"


    befahl Crispus und wandte sich ab - so viele Tote auf einem Haufen mochte auch er nicht lange ansehen...

    Der Centurio kam an den beiden Legionären vorbei. In all seiner Sorge belustigte es ihn doch ein wenig, dass die beiden versuchten, das Grab allein auszuheben. Doch ehe er noch etwas sagen konnte, machten sie sich auch schon auf, Arbeiter für ihre Sache zu suchen.


    Er selbst ging weiter und hoffte, dass bald ein Eques kam, der ihm etwas über den Status von Reatinus sagen konnte...

    Als der Eques verschwunden war, versuchte Crispus, sich ein wenig zu beruhigen. Nervös lief er auf und ab und malte sich die schlimmsten Szenarien aus, wie Reatinus wohl aussehen mochte. Vielleicht war sein Arm von einer Keule zertrümmert? Oder sein Schädel? Oder beides? Oder hatte der Eques übertrieben?


    Eine ganze Weile blieb er in dieser Ungewissheit, dann hörte er das Marschieren seiner Männer, die kurz darauf durch das "Lagertor" marschierten. Sie hatten Hacken, Schaufeln, Spaten und sonstiges Werkzeug bei sich. Der Tesserarius erklärte ihm, dass alles in Ordnung war. Crispus hatte seine Maske der kalten Ruhe wieder aufgesetzt und ordnete an


    "Milites venite!"


    Als die Soldaten zusammengekommen waren, deutete er auf einige von ihnen


    "Ihr nehmt euch ein paar Gefangene und reißt die Hütten ein."


    Dann deutete er auf Drusus und Probus, sowie drei andere Legionäre.


    "Ihr nehmt Hacken und Schaufeln und ein paar Gefangene. Grabt ein Loch für die toten Banditen."


    Auch seine übrigen Männer teilte er teils für Wache, teils als Aufsicht für ein paar Gefangene ein. Das Lager sollte gründlich zerstört werden und ein Loch für die Toten ausgehoben werden. Crispus selbst übernahm die Aufsicht.

    Crispus erstarrte. Das war zwar objektiv gesehen nicht schlimmer als seine Befürchtung, aber der Umstand, dass Reatinus ein Freund von ihm war, machte die Sache doch weitaus härter. Reatinus schwebte in Lebensgefahr!


    "Ich habe keinen Medicus in meiner Centuria - lediglich zwei Capsarii! Und die sind bei den Verwundeten am Schlachtfeld! Bringt ihn dorthin - oder holt den Capsarius von dort! Aber beeilt euch!"


    Er wirkte plötzlich ein wenig aufgeregt. Reatinus war eben jemand, der es durch die harte Schale des Centurios gebracht hatte. Und nun würde er ihm genommen werden?


    *Wenn Reatinus überlebt, werde ich Dir einen Weihestein setzen, Apollon!*


    dachte er bei sich. Vielleicht würde Apoll den Deal ja eingehen...

    Schweigend beobachtete der Primus Pilus, wie der Probatus seine Ausrüstung entgegen nahm und dann unterzeichnete. Tatsächlich hatte Crispus jedoch das Gefühl, dass die Rüstung, die der Bursche bekam, schon etwas älter war - vermutlich hatte die Legion sie von einem Veteranen zurückgenommen. Dafür wirkte das Gladius ganz ordentlich...


    Schließlich nahm der Optio die Tabula zurück und nickte dem Probatus zu - als Zeichen, dass er wegtreten durfte. Dann wandte er sich dem Petronier zu.


    "Primus Pilus, was kann ich für Dich tun?"


    fragte er offensichtlich leicht nervös.


    "Es geht um die Überprüfung des Lagers. Bring' mich bitte zu den Eingangsbüchern."


    antwortete Crispus und folgte dem Optio ins Innere der Lagerverwaltung.

    Crispus sah dem Rekruten an, dass er geradezu getroffen war, dass er den höchsten Centurio in der Legion traf. Aber das war nur gut - etwas mehr Respekt innerhalb der Truppe konnte nichts schaden.


    "Primus Pilus genügt."


    bemerkte er und ging dann auf seine Antwort ein. Die Secunda war als Grenztruppe angesehen? Crispus konnte sich nicht erinnern, jemals besonders viel mit der Grenze zu tun gehabt zu haben - das war Sache der Auxilia. Aber natürlich hatte der Bursche Recht - sie standen schließlich nicht umsonst am Rhenus!


    "Das ist richtig."


    '...und die Frage ist, ob das auch so bleibt.' fügte er in Gedanken hinzu. Der Legat hatte sie ja sicher nicht zu diesem konspirativen Treffen geladen, weil er diese Sache nicht ernsthaft in Erwägung zog...


    Plötzlich lächelte Crispus und klopfte dem Helvetier auf die Schulter.


    "Dann hoffen wir, dass es auch was wird mit dir! Aber keine Sorge: Du siehst kräftig genug aus."


    In diesem Augenblick schepperte es im Lagerzimmer und der Optio kam mit einem Stapel Ausrüstung zurück. Er stellte alles auf den Tresen und ging dann zurück, um mit einem Helm zurückzukehren, der offensichtlich heruntergefallen war.


    "Probier' den Helm!"


    befahl der Optio und reichte dem Probatus den gerade geholten Helm, während er eine Wachstafel vorbereitete.

    Zitat

    Original von Mamercus Brigio
    Brigio salutierte kurz, wendete seine Stute und gab ihr die Sporen. Er mußte es schaffen, rechtzeitig Hilfe zu holen.
    Das fahle Licht der Sterne und des Mondes machten den Ritt nicht gerade einfacher. Ein um das andere mal peitschten ihn die Zweige und Äste ins Gesicht. Nach kurzer Zeit, die Brigio wie eine Ewigkeit vorkam, erreichte er das Lager.
    Von einem wacheschiebenden Legionär erfuhr Brigio, daß Centurio Crispus das Lager inspizierte und sich irgendwo dort aufhalten mußte.
    In der Nähe einiger Hütten konnte er einige Offiziere ausmachen. Brigio hielt auf sie zu. Hoffentlich war der Centurio dabei.


    Tatsächlich hatte der Centurio das Holzpferd eingesteckt und war wieder nach draußen gegangen. Er hatte noch ein bisschen weitergeschaut, als er plötzlich einen Reiter auf sich zusprengen sah. Was wollte der denn? War alles ein Hinterhalt? Plötzlich war der gerade noch etwas müde Petronier hellwach.


    "Eques, was ist passiert?"


    fragte er schon von weitem und setzte sich instinktiv seinen Helm wieder auf.

    Crispus wollte gerade hinüber ins Lager gehen um nachzusehen, wo der Optio steckte, da kam ein junger Bursche herein. Der Knabe war groß und breit gebaut, aber dennoch fehlte ihm offensichtlich der militärische Feinschliff, der einen Legionär zur tödlichsten Waffe der Welt machte.


    In diesem Augenblick kam der Verwaltungs-Optio herein und blickte sich leicht verwirrt um. Einen Primus Pilus, der mit einem Rekruten redete, hatte er selten hier. Dann fiel ihm scheinbar ein, wer vor ihm stand, denn er stand stramm und grüßte


    "Salve, Primus Pilus!"


    "Movemini!"


    befahl der Petronier. Dann erklärte er


    "Ich komme wegen der Überprüfung des Horreums. Aber kümmer' dich erst um den jungen Mann. Er will seine Ausrüstung!"


    "Wir haben groß, mittel und klein. Groß dürfte zu dir passen. Moment!"


    erklärte dann der Optio des Magazins, während er sich nach hinten ins Lager zurückzog, um die Ausrüstung zu holen. Unterdessen beobachtete Crispus den neuen Rekruten.


    "Warum hast du dich zur II. gemeldet, Probatus?"


    fragte er dann in militärischem Tonfall.

    "Hervorragend, jetzt, wo ich dich seh'!"


    Er blickte nachdenklich in die Leere und kratzte sich am Kopf.


    "Nur werd' ich langsam alt, glaub' ich. Das Leben hier is' halt doch nicht das Gesündeste."


    fügte er dann hinzu und nahm ebenfalls Platz. Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.


    "Toll, Legionsvorrat. Hier kommt der Wein schon als Essig vom Rebstock, glaub' ich - aber wie geht's dir? Was hast du all die Jahre getrieben? Es muss...ewig her sein!"


    Er musterte seinen Cousin kritisch. Er war sehr viel mannhafter geworden (eigentlich klar!) - insbesondere wirkte sein Gesicht viel kantiger als er es in Erinnerung hatte. Die Augen waren jedoch noch die gleichen...


    Wenn er sich da verglich...seine Stirn nahm schon beträchtlich zu, auch zeichneten sich schon die ersten Falten ab! Aus dem jungen Burschen, der vor 20 Jahren Tarraco verlassen hatte, war ein 40-jähriger Halbgreis geworden. Er spürte schon, dass er nicht mehr so schnell rennen konnte...nunja, zumindest war sein Haar noch nicht grau! Da hatte sich Faustus schon besser entwickelt.

    Der Primus Pilus nahm im Augenblick kommissarisch Teile der Aufgaben des Praefectus Castrorum. Aus diesem Grund besuchte er eines Tages das Legionsmagazin. Gemeinsam mit einem zugeteilten Scriba betrat er die Ausgabestelle und rief


    "Jemand da?"


    Sim-Off:

    Wenn jemand Lust hat, darf er gerne den NSC übernehmen ;)