Tatsächlich gelang es im Laufe des Vormittags, ausreichend Holz für die Bestattung und Kreuzigung zusammenzusammeln. Crispus übernahm die Aburteilung der Banditen. Auf dem Dorfplatz wurde den Centurionen jeweils ein Stuhl zur Verfügung gestellt, die fünf Banditen vorgeführt. Mit kaltem Blick sah der Petronier sie an. Er dachte an seine toten Männer. Diese Burschen waren einem verrückten Mörder hinterhergelaufen! Natürlich sahen sie erbärmlich aus: Einer von ihnen schien kaum seinen 16. Lenz vollendet zu haben, ein anderer war verwundet. Sie würden vermutlich sowieso als Bettler enden und sterben!
"Kraft der mir verliehenen Vollmacht durch den Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus und im Namen des Imperator Caesar Augustus verurteile ich euch wegen Wegelagerei, Mord, Raub und Brandstiftung zum Tode am Kreuz. Die Strafe wird sofort ausgeführt."
Damit war die Verhandlung beendet. Offensichtlich verstanden die fünf, dass ihnen die grausamste Strafe, die das Imperium im Repertoire hatte, bevorstand. Sie ließen die Schultern hängen - geschlagene Männer!
Der Tesserarius fertigte fünf Tafeln an. Jede sah mehr oder weniger gleich aus, denn nur ein Wort prangte auf ihnen: LATRO
Einige Legionäre wurden herbeigeholt, um die Strafe zu vollstrecken. Unter ihnen auch die Männer von Contubernium IV. Sie hatten den halben Knaben, dem der Kreuz-Querbalken auf die Schultern gebunden wurde, zu bewachen und später anzuschlagen. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Vorneweg ging Crispus, bekleidet mit seinem vollen Montur, einen roten Mantel um die Schultern gelegt. Darauf folgte die Gefangenen, jeweils von einem Contubernium bewacht und am Ende noch einmal eine Gruppe von etwa 20 Mann.
Der Zug bewegte sich durch die Winterlandschaft, bis die große Nord-Süd-Straße in den Blick kam.