Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Der Centurio war selbst etwas nervös - hoffentlich verreckte der Probatus nicht hier. Offensichtlich stimmte etwas mit seinen Sandalen nicht, denn normalerweise bekam ein Legionär mit diesen Dingern kaum Blasen...vielleicht war ein Nagel etwas zu lang gewesen oder zu tief hineingeschlagen worden?


    Unerfreulicherweise hatte er auch keinen Capsarius in seiner Truppe, also musste er mit diesem ungewohnten Umstand selbst fertig werden.


    "Legt ihn auf den Boden!"


    befahl er, dann deutete er auf Sergius.


    "Zieh ihm die Schuhe aus!"


    Plötzlich kamen ihm die anderen.


    "Pause!"


    brüllte er deshalb mit Blick auf die Kolonne. Wieso musste so eine Sache ausgerechnet ihm passieren? Und wie hatte sich dieser Bursche so gut verstecken können?


    "Gebt ihm zu trinken."


    meinte er dann, da er Primus' Einwand nicht gehört hatte und seine eigenen medizinischen Fähigkeiten überfordert waren. Trinken war immer gut. Und zudecken.

    Der Centurio wollte gerade entspannt in die Ferne blicken, als er ein Scheppern hörte. Als er sich umdrehte, sah er, dass ein Probatus umgekippt war und von seinem Kameraden hochgehievt wurde. Offensichtlich hatte er schon längere Zeit geschwächelt.


    Er wendete sein Reittier und trieb es zu der Stelle.


    "State!"


    brüllte er dabei. Bei den Probati angekommen, stieg er ab.


    "Was ist hier los? Probatus Rufus?"


    er gab dem hechelnden Probatus eine Ohrfeige.

    "Die Bildung von Formationen benötigt ein hohes Maß an Disziplin und Koordination."


    leitete er die praktische Ausbildung ein.


    "Aber es ist das Erfolgsrezept der Legion - die Disziplin, wie schon öfters erwähnt. Es gibt verschiedene Formationen für verschiedene Anlässe. So die einfache Schlachtreihe für den Standard-Kampfeinsatz, die Testudo gegen Projektil-Angriffe, die Reiterabwehr gegen...naja, eben Reiter.


    Wir fangen an mit der Testudo, der Schildkröte. Dabei bilden wir das normale Schlacht-Rechteck wie vorhin auf der Tafel. Die vordere und die linke Seite hält ihre Scuta nach außen, der Rest bildete mit seinen Scuta ein Dach. Das probieren wir gleich."


    Er ging ein Stück zur Seite und brüllte


    "Testudo!"

    Sie marschierten mehrere Stunden, als sie unweit der Straße die Mauer eines Gehöfts erblickten. Das Tor war geöffnet, sodass man einige Sklaven erblicken konnte, die Obst ernteten.


    Der Centurio beschloss, sein Maultier zu besteigen und von dort den Marsch zu überblicken.


    "Los, los, vorwärts"


    feuerte er seine Männer an.

    "Für dich ist eigentlich jeder Vorgesetzter. Aber hören musst du nur auf Tesserarius und drüber, wobei es bei den Legionären auch ratsam ist."


    meinte Crispus, dann erklärte er genauer.


    "Der Centurio trägt bekanntlich einen quergestellten Helmbusch, im Kasernendienst einen Rebstock. Der Stab des Optios besitzt eine Kugel am oberen Ende, auf seinem Helm ist öfter der Parade-Helmbusch zu sehen. Der Tesserarius hat kein Kennzeichen. Da reicht's, wenn du unseren kennst. Sulpicius Superbus übrigens.


    Die Stabsoffiziere tragen extravagantere Kleidung und sehen komplett anders aus - das merkst du dann schon."


    erklärte er dann genauer.

    | Quintus Sulpicius Superbus


    Kritisch sah der Tesserarius an die Wand, wo noch Exkremente klebten. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das kein richtiges Putzen war...


    "Ist das ein Witz?"


    fragte Superbus ungläubig. Die Burschen waren so dumm gewesen, sich mitten in der Nacht in einer Latrine zu prügeln und entschuldigten es damit, dass sie hier putzten?





    TESSERARIUS – LEGIO II GERMANICA

    Sim-Off:

    Ich hab eigentlich auch auf Varus etc. gehofft - naja, er kann ja einfach einsteigen :)


    Nachdem die Männer alle angetreten waren, konnte es endlich losgehen. Crispus sah zu seinem Optio, dann zu den Männern.


    "Milites!


    Heute machen wir den gewohnten, längeren Übungsmarsch. Wir fangen gleich an, also..."


    "In agmen venite!"


    "Pergite aequatis passibus!"


    erschallten die Befehle über den Exerzierplatz. Zu Beginn der Marsches beschloss der Centurio, sein Reittier noch zu führen. Später würde er aufsteigen, aber durch das Castellum zu reiten war nicht seins...


    Folglich ging es los quer durch das Legionslager, in dem die Männer von den Soldaten kaum beachtet wurden - zu oft fanden solche Märsche statt. Auch der Weg durch Stadt hinaus in Richtung Borbetomagus führte kaum zu irgendwelchen Reaktionen seitens der Bevölkerung...

    ...die Männer ließen das Stadttor hinter sich und marschierten auf der Landstraße, die hier noch einigermaßen ausgebaut war. Das gleichmäßige Knallen der genagelten Sohlen klang wie langsames Trommeln bei einer Beerdigung. Um die Männer herum präsentierte sich ein halbwegs spätsommerlicher Tag mit Wölkchen, aber auch Sonne.


    Der Centurio war guter Laune!

    "Da haben wir's!"


    Er deutete auf den bisherVerlachten, der was von 'abhauen' gesagt hatte.


    "In der Schlacht ist es überaus schwierig, die Formation zu halten. Deshalb werden die erfahrenen Krieger in den hinteren Reihen gehalten - sie halten die Schlachtordnung beisammen."


    Damit war diese Sache abgehakt und es ging zur nächsten. Eine neue Tafel wurde aufgelegt.



    "Wenn es zum Kontakt kommt, brauchen wir natürlich eine richtige Schlachtlinie, deshalb wechselt die hintere Centuria dann in die Spalte zwischen den beiden vorderen. Auch der Signifer und der Centurio zieht sich zurück und bildet das Bindeglied zwischen den Abteilungen."


    Er trat ein wenig zurück und sah dann noch einmal auf die Tafel und sofort darauf zu den Probati.


    "Soweit sieht alles recht einfach aus, oder? Heute Nachmittag auf dem Exerzierplatz werden wir Formationen etwas praktischer üben. Bis dann!"


    Er hiefte die Tafel wieder vom Ständer, klemmte seinen vitis unter den Arm und ging.


    "Valete!"

    Marcus Duronius Canus
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    Einfach abgehaun? Das war natürlich auch eine Möglichkeit, wobei das wohl nicht notwendig gewesen wäre - soweit Canus wusste, konnte ein Scriba auch jederzeit den Dienst quittieren...


    "Wenn er überfallen wurde und nichts hatte, werden wir ihn wohl nie finden. Aber vielleicht ist er tatsächlich noch hier - die Verwaltung weiß seinen Wohnort sicher - frägst du nochmal nach?"


    fragte er Otho und sah dann zum letzten, noch ungefragten Frumentarius.





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Der Centurio wartete schweigend, wie die Männer erschienen. Die Probati hatten sich hoffentlich zeigen lassen, wie man seine Siebensachen packte - ansonsten hätten sie aber auch kaum alles verstauen können.


    Aber alle waren noch nicht da...


    Sim-Off:

    ich warte mal noch bisschen - übrigens läuft die Grundausbildung parallel weiter ;)

    ~ ~ ~


    Wenige Tage nach jenem denkwürdigen Ereignis war die Welt wieder leidlich in Ordnung. Sigubald hatte nach gutem Zureden seitens seiner Frau die Schwangerschaft seiner Tochter akzeptiert.
    In den folgenden Monaten schwoll der Bauch von Heila ständig weiter, sodass Crispus dazu gezwungen war, seine Freundin häufiger zu besuchen, den Geräuschen unter ihrer Bauchdecke zu lauschen und sich zu freuen. Er hatte inzwischen realisiert, dass er bald einen Sohn und Erben haben würde. Zusätzlich würde dieser - wenn er die Legion überlebte - sein Erbe werden und vielleicht in die Provinzaristokratie aufsteigen.
    Etwa sechs Monate nach jenen Geschehnissen, die das Leben der germanischen Familie völlig verändert hatten, wurde Crispus von seiner Schwiegermutter eiligst herbeigeholt...

    ~ ~ ~


    In der kleinen Wohnstube lag Heila hechelnd auf der Bank, eine Nachbarin, die sich mit dem Kinder-zur-Welt-bringen auskannte, war ebenfalls geholt worden. Mit deutlichen Spuren, dass er gerade noch gearbeitet hatte, stand Sigubald etwas planlos herum.


    Die Tür öffnete sich und Crispus in seiner üblichen Militärkleidung trat ein, dicht gefolgt von Gisil, der Frau des Sigubald. Sofort eilte der Centurio zu seiner Freundin und ergriff ihre Hand.


    "Heila, geht's dir gut?"


    Schweißperlen standen auf der Stirn der Germanin. Sie nickte rasch, dann war auch schon die Nachbarin da.


    "Geh' mal weg! Es is' gleich so weit - Los, mein Kind! Pressen!"


    Sie ergriff selbst Heilas Hand und das Mädchen presste ihre Lippen aufeinander. Sie stöhnte auf - offensichtlich bereitete Kinderkriegen große Schmerzen.


    Crispus wurde langsam blass, während er wieder in paar Schritte zurücktrat. Sein Blick traf sich mit Sigubalds und zum ersten Mal schienen beide das gleiche zu fühlen. Diese Hilflosigkeit! Heila, ihrer beider Liebling, lag da und presste sich die Seele aus dem Leib und es gab keine Möglichkeit, etwas zu tun. Gisil hatte inzwischen ein paar Tücher herbeigeschafft und reichte Sigubald eine Schale. Auf Germanisch meinte sie


    "Hol' Wasser! Los!"


    Sigubald schien erst murren zu wollen, dann seufzte er jedoch und machte sich auf den Weg. Kaum hatte er den Raum verlassen, entfuhr Heila ein heiserer Schrei - offensichtlich hatte sie heute schon mehrmals geschrieen.


    "Los, weiter, weiter! Immer weiter pressen!"


    Inzwischen war die Nachbarin ans untere Ende der Bank gewechselt und hatte die Tunika der Gebärenden gelupft. Dort schien sich irgendetwas zu tun...Crispus konnte jedoch nicht hinsehen, denn Heila schrie erneut auf. Als er sich wieder hindrehte, konnte er etwas kahles, leicht blutiges zwischen den Beinen von Heila erkennen. Die Nachbarin packte es und zog, während Heila immer wieder rhymthmisch schrie. Ihre Mutter hielt inzwischen ihre Hände. Nach und nach erschienen Schultern, Ärmchen, ein Bäuchlein, Beinchen. Am Bauch hingen zwei Dinge. Eins davon sagte aus, dass es sich um einen Jungen handelte, das andere schien irgendwie mit Heila verwachsen zu sein.


    Die Nachbarin gab dem Baby einen Klaps auf den Po und es begann zu schreien. Crispus musste fast weinen vor Rührung. Er nahm den Kleinen ab, während sie seinen pugio aus der Scheide zog und die Nabelschnur durchtrennte.


    "Heila, schau! Ein kleiner Junge! Schau ihn dir an!"


    Er hielt den schreienden Kleinen etwas hoch und langsam rappelte sich die schweißgebadete Heila auf. Sie lächelte müde.


    "Oh mann, schau ihn dir nur an, den kleinen Lucius!"


    Jetzt strahlte Crispus förmlich. Er hatte eine Sohn und der lebte auch noch! Er trat an seine "Frau" heran und umarmte sie. In diesem Augenblick kehrte Sigubald mit einer Schüssel Wasser zurück.


    "Makus, wasch' den Kleine!"


    meinte Gisil. Auch sie hatte Tränen der Rührung in ihren Augen. Sigubald blieb zuerst stehen, sah dann zum Baby, zu seiner Frau, zu Heila und zuletzt zu Crispus. Er lächelte.

    Crispus kam nur mit der Tunica und dem Cingulum Militare bekleidet - er hatte nicht einmal seinen Vitis dabei und auch ein Sagum fehlte ihm, obwohl der Himmel stark bewölkt aussah. Hinter ihm her lief eine ältere Germanin, die die Wache am anderen Tor aus Gutmütigkeit hereingelassen hatte (sie hatte nämlich etwas von Tochter und Niederkunft gebrabbelt).


    "Centurio Petronius, melde mich kurz ab!"


    rief er der Wache zu und war auch schon weg, gemeinsam mit seiner Schwiegermutter...

    Eines späten Nachmittags tauchte eine ältere Frau im Castellum auf. Kein Mensch wusste, wie sie es geschafft hatte, an den Wachen vorbeizukommen, aber dennoch stürmte sie direkt zur Unterkunft des Centurio Petronius. Mit beiden Fäusten hämmerte sie an die Tür.


    "Makus! Makus! Mache auf!"


    Als der Bursche öffnete, ließ sie diesen einfach links liegen und stürmte weiter direkt ins Schlafzimmer des Centurio. Dieser war gerade dabei, sein Cingulum Militare zu schließen und sah überrascht auf. Doch er konnte überhaupt nichts sagen, denn mit beiden Händen packte die Besucherin ihn und rief aufgeregt


    "Es sein soweit, Makus! Makus, dein Kind!"


    Crispus hatte seine Schwiegermutter bereits beim Eintreten erkannt und ahnte auch schon, was passiert war, ehe sie ihm mehr oder weniger erklärt hatte, was passiert war. Heila, seine Freundin, war bereits furchtbar schwanger und man rechnete mit dem Kind. Als schloss er die Gürtelschnalle und rannte los, gefolgt von Gisil...