Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Obwohl Laelius einige Zeit sauer gewesen war, traf sich Crispus an einem neuen Tag mit ihm. Er hatte den Legionarius dazu extra von seinem eigenen Exerzieren ausgeliehen, was diesem nur recht war.
    So spazierten sie bereits kurz nach dem Wecken auf den Platz - ohne Rüstung und Waffen, denn Crispus wollte nur seine arbeitsbedingt mangelnde Bewegung ausgleichen und seine Fitness trainieren.
    "Also, machen wir erstmal einen kleinen Lauf zum Warmwerden?" fragte der Optio und Laelius nickte.
    So vielen sie in einen Trab, in dem sie den Exerzierplatz ein paar mal umrundeten, wobei sich bereits abzeichnete, dass der Legionär so etwas in letzter Zeit deutlich öfter tat als der Optio...

    Crispus wunderte sich, was es da zu grinsen gab. War es etwa ein höhnisches Grinsen? Der Praefectus Castrorum hatte seine Passierscheinversion abgesegnet! Aber na bitte - es war ja kein allzu großer Aufwand!
    "Schön, dann hast du die Portraite dabei?"
    Ein suchender Blick an dem Sklaven hinab erübrigte eigentlich schon die Antwort.

    Nach langer Zeit kam der Scriba zurück und reichte ihm ein Täfelchen:



      [*]LEG MARCUS RUFUS HORATIUS
      [*]TRA FLORIUS RUFUS ARIUS
      [*]LEG MAXIMUS PETRONIUS SONOR
      [*]DEC FLAVIUS EQUITIUS VOCATUS
      [*]TRL PUBLIUS TIBERIUS MAXIMUS
      [*]PRC GAIUS DECIMUS PROXIMUS
      [*]LEG PUBLIUS PRUDENTIUS PULCHER
      [*]SIG TITUS OCTAVIUS CONSTANTIUS
      [*]PRO OCULATUS FLAVIUS ARDERE
      [*]LEG TIBERIUS IULIUS MARIUS
      [*]LEG TIBERIUS IULIUS MAXENTIUS
      [*]PRO QUINTUS DECIMUS NERO
      [*]PRO GAIUS FLAVIUS MAXIMUS


    Dazu fügte er hinzu
    "Also LEG heißt Legionär, TRA Tribunus Angusticlavius und so weiter - ist ja alles logisch, denk ich!"

    Crispus war gerade dabei, sich in den Thermen ein wenig von den anstrengenden Schreibarbeiten zu erholen und seine Finger von Tinte zu befreien, als er plötzlich Lärm hörte. Er ging rasch ins Tepidarium, wo der Krach herkam und erstarrte. Vor ihm lagen einige junge Herren auf dem Boden und kämpften, als ginge es um Leben und Tod!
    "Beim Hercules! Was geht hier vor?" packte er seine allerfeinste Kasernenhofstimme aus und funkelte die Kontrahenten wütend an.

    Crispus überlegte, welchen Sinn es hatte, dass die Absolventen der Academia mit antiquierten Rüstungen kämpfen müssen konnten, um eine Legion zu führen, jedoch enthielt er sich eines Kommentars. Dass so etwas dem Magister Historiae Iulius Seneca gefiel, war natürlich klar...
    Nun nahm er sich ein Stück Ferkel vor, das vor Fett triefte und seine Finger und Lippen wieder glänzend machte.

    Crispus erreichte mit den ersten Schweißtropfen auf der Stirn den Appellplatz und reihte sich in seine Centurie ein, die ebenfalls langsam eintrudelte.
    Dann beobachtete er das Treiben:
    Einige Centurionen stolzierten mit schimmernden Rüstungen, auf denen polierte Phalera glänzten, umher. Der Praefectus Castrorum schien seine Paraderüstung herausgekramt zu haben.
    Die Legionäre hingegen, die man mit der Parade überrascht hatte, hatten in der Eile nur eine gewöhnliche Rüstung zu bieten, die nur durch einen Federbusch, dessen Gestell jedoch gut poliert wirkte, aufgewertet wurde.
    Die Rüstung des Optios selbst glänzte teils von dem Polierfett, teils war sie matt wie gewöhnlich - eben mitten aus dem Reinigungsvorgang genommen.

    Crispus hörte Hörnerklang und Befehle und spitzte aus seiner Unterkunft heraus. Scheinbar ein Appell, denn aus einigen Unterkünften strömten bereits Soldaten mit ihren Paradebüschen auf dem Helm. Da kam auch schon der Centurio gelaufen und brüllte
    "Zehn Minuten, dann steht ihr auf dem Exerzierplatz! Der Legatus Augusti kommt zu Besuch!"
    Sofort verschwand Crispus' Kopf und er eilte nach drinnen, wo seine Rüstung gerade über den ganzen Raum verteilt war - er wollte sie eigentlich putzen.
    So sammelte er rasch die Teile zusammen und verband sie hastig. Unter Zeitdruck eine Rüstung zusammenzufügen war gar nicht so einfach. Als das endlich geschafft war, befestigte er noch eiligst den Federbusch auf dem Helm und schnappte das Scutum. Wie der Wind eilte er dann zum Zeltplatz - die letzten beißen die Hunde!

    Crispus biss gerade herzhaft in die Wurst, als sich das Thema langsam der Bildungspolitik im Castellum zuwandte - das war wieder eine Sache, die ihn auch interessierte (zumindest am Rande).
    So lauschte er mit halbem Ohr, während er mit seinen fettigen Fingern Spuren auf dem Trinkpokal hinterließ, aus dem er nun den edlen Wein trank.
    Er war wirklich vorzüglich!

    Der Scriba notierte eifrig



      [*]alles, was wir kriegen können beschaffen
      [*]Lagerverwalter rund machen








    Dann sah er wieder zum Centurio
    "Meinst du, es muss gleich der Praefectus sein?"
    Eigentlich war das nicht die Aufgabe des Praefectus...vielleicht genügte irgendjemand, der mal leibhaftig nachbohrte...aber Vorschläge zu machen war nicht Aufgabe eines kleinen Scribas.

    Crispus nickte erleichtert.
    "Gut, dann kann ich mich ja wieder in die Schlacht werfen!" sagte er dann lächelnd zu dem alten Priester.
    Mit einer Verneigung verabschiedete er sich.
    "Vale, Sacerdos!"

    "Dann ist ja alles bestens!"
    Crispus wandte sich um und ging grußlos davon. Dieser Sklave war mal obergescheit, dann verstand er wieder gar nichts - einfach ein komischer Typ! Sicher hatte er besondere Fähigkeiten, wenn der Legat sich so etwas als Verwalter einstellte.

    Crispus sah ihn abschätzend an, dann zuckte er mit den Schultern.
    "Wie du meinst! Du kannst deine Entwürfe ja an das Scriptorium schicken. Und wo du dabei bist, kannst du gerne auch die Sklaven der anderen abmalen - Einheitlichkeit ist schließlich wichtig!
    Und danke, dass du dich so um die Sicherheit des Castellums sorgst!"

    Crispus hasste hochnäsige Haussklaven. Er hatte Miriam auch nie gemocht. Man sollte sich immer bewusst sein, an welchem Platz man stand - er hatte keine Legion gebraucht, um das zu lernen.

    Crispus fing den Blick seines Bruders auf, doch wandte er sich dann dem neuen Gang zu, der viel mehr nach seinem Geschmack war als der letzte. Und so bediente er sich, während die Männer um ihn herum über Politik und Prüfungen redeten - er selbst hatte die letzte Prüfung in der Schola Hispaniae gehabt und war froh, dass es vorbei war. Und seitdem er bei der Legion war, war ihm diese Politik auch immer fremder geworden - es war ohnehin klar, dass er das wählte, was Vitamalacus ihm sagte.
    So beobachtete er mit großen Augen den Sklaven, wie aus den leckeren Ferkelchen noch leckerere Köstlichkeiten hervorzauberte. So etwas hatte er noch nie gesehen - sein Onkel hatte wohl eher die einfache Küche bevorzugt - Miriam hatte ja sowieso nie etwas besseres kochen können. Kaum war der Sklave fertig, nahm er sich eine der lukanischen Würste und verspeißte sie genüsslich. Dazu stibitzte er noch eine Traube...

    "Deswegen sollt ihr auch aufpassen, dass ihr die Dinger nicht verliert! Man könnte bestenfalls ein Bild von euch draufmalen lassen, aber zur Zeit haben wir leider wenige talentierte Scribae im Scriptorium! Und ich glaube, der Praefectus Castrorum weiß, was auf einem Passierschein zu bemerken ist und was nicht.
    Und ja, du musst ihn verlängern lassen, solange du nicht zum Hausrat des Legaten zählst!"

    Langsam ging der Kerl Crispus auf die Nerven. Offensichtlich hielt sein Herr ihn an der langen Leine - ein Legionär hätte es nie gewagt, so dumme Fragen zu stellen oder seinem Vorgesetzten Vorschläge für so etwas zu machen.

    Crispus sah überrascht vom Essen auf, als der Tribun erklärte, er wolle nach Rom. Aber eigentlich war das keine schlechte Sache...einen Senator als Patron zu haben war wesentlich besser als ein Militärtribun. Vielleicht würde es sich als nützlich erweisen - aber abgesehen davon wünschte Crispus dem Tribun natürlich alles Gute auf seinem Weg.
    So erhob er in alter Legionärsmanier das Trinkgefäß, in dem dieser ominöse Kräutersud serviert wurde und sagte laut.
    "Auf den Tribun, dass die Götter mit ihm sein mögen!"
    und trank, wobei er bemerkte, dass es vielleicht nicht unbedingt besonders fein war, in seiner Position Trinksprüche anzubringen...