Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Das war schon schwieriger. Crispus musste ständig auf seine Füße achten, um nicht aus dem Gleichschritt zu kommen. Aber sonderbarerweise ließ diese Vorsicht die Gruppe wesentlich geordneter laufen. Auf dem Rückweg gelang es ihnen sogar, das Tempo etwas anzuziehen. Obwohl Crispus fühlte, wie trotz der Kälte Schweiß seinen Rücken hinab lief, war er in besserer Stimme.
    Aber langsam begann er auch, an Nase und Ohren zu frieren. Irgendwie schien die Ausrüstung der Legionäre nicht für Germanien gemacht zu sein.

    Crispus hatte die Thermen entdeckt. Welch eine Wohltat! Seit mehr als einem Monat hatte er keine besucht. Er entkleidete sich, wusch sich den Schweiß der harten Ausbildung im kalten Wasser ab und ging dann ins Caldarium.
    Dort setzte er sich und ließ seine verspannten Muskeln entspannen - er fühlte sich wie im Olymp.

    Crispus und die anderen stürzten los. Dieses Mal gelang es schon wesentlich besser. Allerdings spürte Crispus langsam, wie groß der Exerzierplatz doch war - besonders, wenn man ihn in voller Rüstung überqueren musste.
    Am Rande angekommen drehten sie sich und es kamen nur noch wenige durcheinander. Crispus war begeistert, als sie wieder zum Centurio zurückkamen. Er nahm wieder Haltung an. Ein leichtes Geklirre ging durch die Reihen, als die Truppe ebenfalls Haltung annahm.

    Crispus kam mit seinem Trupp zu der arbeitenden Menge. Er hatte den ganzen Morgen trainiert und hätte sich eigentlich schon jetzt auf seine Pritsche fallen lassen können. Aber die Legion verlangte mehr von ihm.
    Die Formation löste sich auf und die anderen machten sich an die Arbeit. Sie kannten den Ablauf scheinbar schon. Er selbst stand erst einmal da und blickte sich um.
    Nach einiger Zeit entdeckte er einen Soldaten, der in einer dreckstrotzenden Tunika versuchte, ein zurechtgeschlagenes Holzstück zu tragen. Crispus ging zu ihm und hob mit an, was dieser mit einem kurzen Blick, verbunden mit einem Nicken quittierte.

    Crispus und die anderen stürmten wieder zum Ende des Platzes. Diesmal schaffte es zumindest jeder, an seinem Platz zu bleiben, bis sie sich umwenden mussten.
    Neben Crispus schepperte es. Jemand war in seinen Fordermann gelaufen und beide lagen nun in ihren Rüstungen da wie Käfer, die auf den Rücken gefallen waren. Crispus blieb stehen, um ihnen aufzuhelfen. Da rannte auch schon sein vorheriger Fordermann in ihn und er stürzte zur Seite, konnte sich aber gerade noch fangen.

    Crispus hörte sich die kurze Ansprache des Centurio an. Ihm schwahnte Unheil. Aber er hatte kaum Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn schon donnerten die Befehle auf ihn ein.
    Er stürmte auf das Wort des Centurios zum Ende des Platzes. Es war gar nicht so einfach, mit der Rüstung zu rennen. Sie klapperte bei jedem Schritt. Am Ende des Platzes drehten sich alle durcheinander um - die Ordnung ging verloren. Alle stürmten wieder zurück, tunlichst darauf bedacht, nicht der letzte zu sein. Schließlich hielten alle an und versuchten, an ihrem alten Platz Haltung anzunehmen.

    Oh nein! Bereits am ersten Tag hatte er alles falsch gemacht. Er würde noch etwas an sich arbeiten müssen. Er murmelte ein
    "Zu Befehl, Centurio",
    stürzte schnell an seinen Platz vor seinem Bett und stand stramm.
    Danach wartete er, dass der Centurio weitere Befehle geben würde.

    Crispus betrat das Officium und gab seinen Brief ab.
    "An meine Familie in Tarraco"


    Titus Petronius Varus


    Casa Petronia
    Tarraco, Regio Hispania Tarraconensis
    Provincia Hispania


    Crispus familiam suam s.p.d.


    ich bin gut in Germanien angekommen.
    Allerdings war es wahrlich eine sehr anstrengende Reise. Wir gerieten kurz nach dem Ablegen in einen Sturm. Ich glaube, ich habe dabei das Essen ganzen letzten Woche wieder von mir gegeben.
    In Germanien angekommen das nächste Problem: Ich versuchte ein Pferd in Massilia zu bekommen. Aber dort gab fast nur Halsabschneider, die horrende Summen verlangten! Nach ewiger Suche fand ich endlich einen Verleiher mit einem fairen Preis. Danach ritt ich los - zum Glück haben wir zu Hause Pferde und ich kann reiten! Nach einigen Meilen stellte ich fest, was Winter in diesem unwirtlichen Land bedeutet. Ich habe zum ersten Mal Schnee gesehen - und diesen sehr sehr lange. Hätte ich nur wärmere Kleidung mitgenommen! Ich glaube, ich war gefroren, bis ich die germanische Grenze erreichte. Aber nach einiger Zeit gewöhnte ich mich fast an die ständige Kälte und schließlich erreichte ich sogar das Lager der Legion.
    Es ist gewaltig! Tausende Soldaten überall!
    Ich bin aber nicht der einzige Probatus. Es gibt in letzter Zeit scheinbar viele, die die Legion aufsuchen. Sogar Mela ist hier. Ausgerechnet Meilen von unserem Haus entfernt treffe ich ihn wieder. Ich freue mich jedenfalls, dass ich wenigstens ein bekanntes Gesicht hier habe. Ansonsten ist es nämlich sehr anstrengend.


    Ich ende nun - die Ausbildung geht weiter. Laufen, Kämpfen, Lernen.
    Ich wünsche Euch alles Gute! Schreibt mir doch auch einmal, wie es bei Euch so ist. Und wann die Hochzeit ist!


    Valete,


    Marcus Petronius Crispus
    Castrum Legionis IX Hispaniae
    Germania




    Sim-Off:

    5 Sz Porto überwiesen

    Crispus öffnete leise die Tür und schlich sich in den Unterricht. Schnell blickte er sich um - ganz hinten war noch ein Platz frei.
    Er ging leise zu dem Platz und setzte sich. Danach lauschte er der Vorlesung des Primus Pilus und machte sich gelegentlich Notizen auf seinem Wachstäfelchen.