Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Boduus Divoduricus


    Der Schneider nickte und kam wieder nach hinten in den Laden. Dann begann er mit dem Ausmessen. Er begann mit dem Hals, dann sagte er


    "Einmal Arme ausstrecken, bitte."


    und machte mit der Brust weiter. Es folgte die Unterbrust, Bauch, Taille und dann die Arme. Dazwischen nahm er die Länge der Schnur jeweils dadurch ab, dass er sie um seine Hand wickelte und dann die Anzahl der Handbreiten notierte.


    "Bist du schon lange in Mogontiacum?"


    begann er dann loszuplaudern.





    VILICUS - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Boduus Divoduricus


    Mit Kennerblick verfolgte der Schneider den Auswahlprozess, der genau so verlief, wie er es erwartet hatte - aber bei der kleinen Auswahl war es ja nicht schwer, so etwas im Voraus zu erraten. In konservativeren Kreisen - und die Petronier zählten da nach Boduus' Meinung eindeutig dazu - fielen Farben wie gelb (Prostituierte) und schwarz und braun (Trauer) ja sowieso aus...


    "In Ordnung. Wie stellst du dir das ganze denn vor? Mit einer Taille oder ohne? Unten eher weit oder nicht? Kürzer als knöchellang?"


    Theoretisch gab es bei einer Tunica ja wenige Optionen, aber wenn man sie maßschneiderte, ließ sich doch die eine oder andere Individualität einbauen...


    Während Octavena ihre Wünsche äußerte, suchte der Schneider wieder im vorderen Bereich des Lagerhauses nach einer Schnur und einer Tabula, um die Maße zu nehmen.





    VILICUS - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Crispus staunte nicht schlecht, als er Marsus' Worte hörte. 3000 Sesterzen waren ein gewaltiger Batzen Geld und er kannte nicht einmal eine Straftat, die so schwer geahndet wurde.


    "Naja gut, stellen wir das zurück."


    stimmte er schließlich zu und nickte, als Massula nach der Erlaubnis zu einem Kommentar zum Folgenden fragte.

    Als der Sklave öffnete, trat Crispus als erster ein. Da man sie offensichtlich schon erwartete, hielt er es nicht für nötig, sich vorzustellen. Auf dem Weg ins Tablinum blickte er allerdings aufmerksam um sich - er hatte die Casa Domitia noch nie betreten und war doch erstaunt, wie weit sie sich hinter der Fassade noch zog - ein richtiges Anwesen! Octavena diesem Mann anzubieten, war doch eine kluge Entscheidung gewesen...

    Boduus Divoduricus


    Der Schneider strich sich über den sorgfältig gestutzten Bart und legte die Stirn in Falten.


    "Also, also, was haben wir denn da..."


    Plötzlich hob er den Zeigefinger und eilte in den hinteren Bereich des Lagerhauses, wo die Stoffballen lagerten. Mit wenigen Handgriffen hatte er die Schutzdecke entfernt und begann in einem Ballen zu wühlen.


    "Also wir haben natürlich weiß, dann leuchtendes Rot, krapprot natürlich, gelb, dann indigoblau, walnussbraun und ein kleines Stückchen schwarz. Aber das passt wahrscheinlich eher nicht so."


    Die Auswahl war - wie Boduus fand - für einen Schneider, der eigentlich fast nur Armeebedarf produzierte, ziemlich ansehnlich. Aber das war auch klar, denn nebenher verdiente sich das tapfere Schneiderlein ein wenig Zubrot mit Maßanfertigungen.


    "Leider habe ich nicht so leuchtende Stoffe wie in Rom oder so... außer das Rot eben."


    Er zerrte ein wenig an einem der Stoffbahnen und zog sie endlich hervor. Die Farbe war tatsächlich ein sattes Rot, wenn auch beiweitem nicht so, wie es die vornehmen Damen in Rom zu ihrer Hochzeit oder wichtigen Anlässen trugen. Aber dies hier war eben die Provinz und ein Offizier konnte froh sein, wenn er überhaupt eine hübsche Alternative zu dem rostigen Krapprot bekommen konnte.


    "Du kannst es dir natürlich auch selbst einmal ansehen..."


    fügte er dann noch an und zog die Schutzdecke noch ein Stück zurück.





    VILICUS - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Boduus Divoduricus


    Elegant und schlicht - so differenzierte Kleidungswünsche hatte Boduus schon lange nicht mehr gehört, denn normalerweise produzierte er für Crispus Legionärstunicae, beziehungsweise er überwachte die Weberinnen und Näherinnen, die das Zeug herstellten.


    "Etwas schlichtes, elegantes also..."


    wiederholte er deshalb und überlegte. Vermutlich dachte die Petronierin dabei nicht an die Schlichtheit, die die Körperformen römischer Matronen unter einer Stoffmasse verschwinden ließ...aber auch nicht zu körperbetont, sonst würde es zu sehr nach Lupa aussehen.


    "Wegen der Farben: rosanen Stoff habe ich zur Zeit nicht da, rot dürfte ich irgendwo haben."


    Immerhin legten standesbewusste Offiziere Wert auf kräftige Farben.


    "Wolle oder Leinen?"


    fragte er dann gleich weiter.





    VILICUS - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    "Moment, moment, wollten wir nicht ein paar grundsätzliche Sachen reinschreiben? So Gerichtsstandfragen und so? Und ich würde klären, ob die Duumviri selbst Recht sprechen oder das delegieren oder wie oder was... Und vielleicht die Streitwerte, die wir uns so vorstellen. Zum Beispiel nur Vergehen oder so..."


    fragte Crispus - er konnte es kaum fassen, dass er soeben den Betrieb aufhielt, anstatt ihn wie bisher anzutreiben. Aber die Juristerei war eben ein Punkt, der sicherlich leicht Streitigkeiten nach sich zog, wenn man keine verlässlichen Regeln fand.


    "Übrigens finde ich den letzten Absatz aber in Ordnung."


    fügte er dann noch lächelnd hinzu - vielleicht konnte er sein Bremsen hier durch zügiges Vorwärtsschaffen beim Letzten wettmachen.

    Boduus Divoduricus


    Petronia Octavena? Privatus hatte schon erzählt, dass eine neue Petronia eingezogen war und das musste sie sein. Zwar konnte man an ihren zarten Zügen keinerlei Ähnlichkeiten mit dem wettergegerbten Gesicht von Crispus finden, aber das war ja nur gut für sie...


    "Oh, ich hatte schon gehofft, Dich einmal persönlich kennen zu lernen. "


    Prinzipiell war es natürlich möglich, innerhalb von zwei Tagen eine Tunica zu nähen - es hing nur davon ab, was sie wollte...


    "An was hattest du denn gedacht? Etwas eher körperbetontes? Oder ein klassischer Schnitt? Und welche Farbe? Besondere Applikationen?"


    Es gab sicherlich Millionen von Möglichkeiten und auch wenn Boduus nur sehr selten wirklich Maßanfertigungen nähte, konnte er sicherlich das eine oder andere zaubern.





    VILICUS - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Zum verabredeten Tag kamen Crispus Senior, Junior und Octavena um die neunte Stunde zur Casa Domitia. Der Alte hatte eine neue Tunica und dazu einen hübschen Mantel an, außerdem trug er wie üblich seine beiden Ehren-Armillae. Im Vorfeld hatte er noch einmal seinem Sohn eingebläut, dass er die Sticheleien gegen seine Cousine heute gefälligst unterlassen sollte - die Familie sollte sich von der besten Seite zeigen.


    So kamen sie an dem herrschaftlichen Anwesen an und klopften.


    *KLOPF KLOPF*

    Zitat

    Original von Titus Statilius Taurus
    "Sowohl als auch, Petronius. Jeweils eine Cohors wird auf der Strecke von Mogontiacum nach Confluentes und auf der Strecke von Mogontiacum nach Noviomagus Präsenz zeigen.. Mogontiacum wird also nicht ständig über drei Cohortes verfügen... aber die meiste Zeit über mindestens zwei.", fasste der Statilier den Plan zusammen, der mit den anderen Legiones koordiniert worden war um quasi auch in der zweiten Reihe hinter der Grenze ständig Zugriffsmacht vortäuschen zu können.


    "Wenn deine Männer diese Aufgaben übernehmen können, kommt mir das sehr gelegen, weil es das direkte Umland entlastet...", fuhr der Statilier über seinen nicht vorhandenen Bart.


    "Gut, das könnten wir machen."


    stimmte Crispus zu und begann schon zu überlegen, wie viel Mann man dafür in etwa brauchte. Es gab vier Nachtwachen, wenn man die vier Eingänge mit jeweils vier Mann bewachte, brauchte man 64 Mann, dazu nochmal so viele für den Tag machte grob geschätzt 130 Mann...


    "Was hältst du davon, wenn wir zwei Centuriae aufstellen, also so 160 Mann? Dann könnten wir alle Tore Tag und Nacht besetzen und haben noch ein bisschen Reserve."


    Bei der Miliz würden die Männer sicherlich auch arbeiten gehen wollen, sodass man ihnen nicht so lange Wachen zumuten konnte.


    "Ich würde sie anwerben und ausbilden - könnten wir dazu den Campus Legionis benutzen? Und die Ausrüstung, von der du gesprochen hast? Und vielleicht eine kleine Prämie? Immerhin haben die Männer durch den Wachdienst Arbeitsausfälle und ein symbolischer Sold würde das ganze sicherlich attraktiver machen..."


    Noch gut erinnerte der alte Petronier sich an die Diskussion im Ordo Decurionum, wo dieses Thema angesprochen worden war...

    Boduus Divoduricus


    Boduus stand gerade in einem großen Topf über einem Feuer, in dem er Stoff in einer dunkelroten Brühe zu kochen schien. Etwas überrascht blickte er auf, als er Octavena sah.


    "Oh, eine schöne junge Dame! Was kann ich für dich tun?"


    fragte er und ließ den "Kochlöffel" in den Topf gleiten, um auf seine Besucherin zugehen zu können.





    VILICUS - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Crispus kratzte sich am Kopf - wann war das noch gewesen? Die Aussicht, seine Pflicht gut erfüllt zu haben, hatte diese unwichtigen Details ganz in den Hintergrund rücken lassen, sodass der Alte einen ganzen Augenblick überlegen musste:


    "Ähm - übermorgen, genau!"


    gab er dann aber doch richtig zurück.


    "Hast du dir schon deine neuen Tunicae angeschafft? Das wäre doch ein guter Zeitpunkt, sie anzuziehen?"


    schlug er dann gleich vor. Dass er sich an diese Information erinnern konnte, machte ihn fast ein wenig stolz...

    Seine Nichte freute sich nicht halb so sehr wie Crispus, aber wahrscheinlich lag das daran, dass sie Massula nicht kannte - dem würde aber bald abgeholfen werden... und der alte Domitier war vielleicht wirklich kein schlechter Fang.


    "Er will dich kennenlernen und hat uns zu einem Abendessen bei sich eingeladen."


    fügte er deshalb zu der frohen Kunde an.

    Sim-Off:

    Dass die Stammesrechte für Personenverbände galten, nicht territorial gebunden.


    Crispus zuckte mit den Schultern.


    "Die Idee mit dem Decretum find' ich gut. Ein paar grundsätzliche Dinge zu den Abläufen könnte man aber vielleicht wirklich in die Lex Municipalis aufnehmen, damit die Municipes Rechtssicherheit haben und nicht fürchten müssen, dass sich ihr Prozess ständig verändert!"

    "Massula, also Domitius Massula."


    erklärte Crispus und strahlte weiter. Zwar erinnerte er sich, dass Octavena Marsus vorgezogen hätte, aber sie hatte sich doch prinzipiell auch gegen Massula nicht abgeneigt gezeigt - und ob er den Ducciern so sehr vertraute, dass er ihnen seine Nichte gab, wusste er sowieso nicht...

    Crispus winkte ab - er hatte keinen Durst. Der Statilier dafür anscheinend umso mehr und dazu auf reinen Wein... nach der Meinung des alten Petroniers war das etwas für Säufer oder einsame Abende, aber nicht für tagsüber! So verzog er ganz kurz den Mund, hörte dann aber aufmerksam zu. Offensichtlich sah es gar nicht so schlecht aus, wie er erwartet hatte - die Mattiaker waren offensichtlich angeworben worden und dazu war fast ein Drittel der Truppe noch hier (wenn man den Limes als "hier" betrachtete).


    Damit konnte er zumindest arbeiten...


    "Naja, das wollte ich davon abhängig machen, wie hoch der Bedarf ist. Eine halbe Cohors für eine Stadt wie Mogontiacum is' ja ganz passabel, wenn sie nur für uns zuständig is'..."


    sagte er deshalb. 500 Mann reichten seinem Eindruck nach sogar locker, um die Stadt gegen ein paar marodierende Barbaren zu verteidigen - aber eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass sie allein für das Nest Mogontiacum verantwortlich waren.


    "Wenn die Legionäre alle hier sind und der Limes gut bewacht, dürfte es also keinen großen Bedarf geben. Aber wahrscheinlich wirst du deine Leute ja für noch mehr brauchen, als im Castellum herumzusitzen. Besetzt diese halbe Cohors auch Straßenposten oder macht Patrouillen?"


    fragte er weiter, um dann gleich noch zu klären, was er sich so alles vorstellte:


    "Ich möchte für Mogontiacum, dass ständig die Zugänge zur Stadt - also zum Vicus Apollinensis als Kern - bemannt sind und außerdem regelmäßige Patrouillen in die anderen Vici. Als Reserve wären vielleicht auch ein paar Leute gut, die bei Bedarf eingreifen können. Wenn deine Leute etwas davon übernehmen können: gut - wenn nicht, suche ich dafür Leute zusammen."

    Nachdem Crispus mit Massula gesprochen hatte, machte Crispus sich gleich daran, Octavena von seinem Glücksgriff zu berichten. Leider war sie außer Haus, sodass er im Garten auf sie wartete. Als sie schließlich in den Hof trat, ging der Alte sofort auf sie zu.


    "Octavena, ich hab' schon auf dich gewartet! Ich habe gute Neuigkeiten - vielleicht hab' ich jemanden für dich gefunden!"


    platzte er sofort mit der frohen Kunde heraus und strahlte sie an - so lange musste sie jetzt schon auf eine vernünftige Partie warten, da freute sie sich sicherlich auch!