Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Natürlich waren auch die Petronier gekommen, um sich dieses Spektakel anzusehen. Endlich hatte die Stadtkasse einen sicheren Platz gefunden, der von den Göttern geschützt wurde - was sich der Alte auch ein wenig selbst zuschrieb, denn es war seine Idee gewesen. In der Menge entdeckte er auch die Duccier, schaffte es aber nicht mehr, sie aufzusuchen, ehe das Opfer begann.


    Andächtig stand er so in den Weihrauchschwaden und hoffte, dass sein Sohn etwas von diesem inbrünstigen Gebet lernen würde...

    Das ganze als "Spaß" zu bezeichnen erschien dem Alten etwas unangebracht - er wollte sich ja keine Privatarmee aufstellen, sondern die Stadt vor umherziehenden Barbarenrotten schützen!


    "Ich weiß nicht, ich würde es vorerst auf freiwilliger Basis probieren. Wir sollten nur vorbereitet sein, falls die Germanen über den Limes schauen und wir keine Garnison haben."


    Er sah kurz zu dem schweigsamen Legaten.


    "...oder nur eine schwache.


    Das ganze muss nicht allzu teuer werden - wir können eine Quasi-Wehrpflicht einführen, dann müssen wir sie nicht bezahlen und bräuchten nur noch die größere Ausrüstung. Wie der Legat gesagt hat, hat unser Statthalter ja nichts gegen so einen Beschluss.


    Wie viele Leute man ständig bräuchte, um kleine Patrouillen zu machen, die Tore zu besetzen und so weiter, müsste ich sehen - oder jemand anders, wenn es einen besser geeigneten unter uns gibt."


    Ganz natürlich war Crispus tatsächlich davon ausgegangen, dass er das Kommando über die Truppe übernehmen würde - immerhin war er als Primipilaris der ranghöchste Veteran unter den Decurionen und hatte wohl am meisten taktische Erfahrung - und es reizte ihn, wieder einmal ein Kommando zu übernehmen. Händler war eben doch nichts für ihn...

    Diesmal ging es tatsächlich erstaunlich schnell. Beim nächsten Punkt würde es dagegen wahrscheinlich mehr Streitigkeiten geben, denn beim Geld ging es an die Substanz. Die Frage, die Marsus dazu allerdings stellte, verwunderte den Alten ein bisschen - das hatte sogar er relativ schnell erkannt...


    "Ist doch klar: die laufenden Ausgaben sollen die Duumviri selbst bestimmen können, alles darüber hinaus muss mit dem Ordo Decurionum abgestimmt werden. Damit soll verhindert werden, dass zum Beispiel wegen einer Teuerung irgendwelche dringenden Sachen bis zur nächsten Sitzung aufgeschoben werden müssen.


    Aber Sonderausgaben, also zum Beispiel neue Gebäude, Feiern für besondere Gäste der Stadt, oder so müssen vom ganzen Rat beschlossen werden. Der Eid soll den Decurionen klar machen, wem sie dabei verantwortlich sind.


    Und zur Kassenprüfung: Da finde ich mehrere Augen besser, das ist weniger bestechungs- oder betrugsanfällig. Ein Censor wäre dagegen ja etwas ganz anderes..."


    Zumindest Crispus stellte sich darunter eher einen Magistraten mit voller Machtkompetenz vor, der nur alle fünf Jahre gewählt wurde und so weiter...

    Offensichtlich wollte der Legat sich um eine klare Antwort drücken, was Crispus annehmen ließ, dass es keine angenehme Antwort sein würde. Nach einigem Warten beschloss er schließlich, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen:


    "Naja, wie auch immer. Dann schlage ich vor, dass wir wirklich für die Dauer dieses Krieges eine kleine Miliz aufstellen! Nur um böse Überraschungen zu verhindern! Was meint ihr?"


    Er blickte fragend in die Reihen der Decurionen.

    Der Duumvir wirkte tatsächlich ein bisschen erschöpft, als er auch diesen Abschnitt ad acta legte und fortfuhr. Wie Iulius dem Alten erzählt hatte, bildeten Gesandtschaften einen häufigen Streitpunkt unter Decurionen, da niemand gern von zu Hause wegging und am Ende auch noch dafür bezahlen musste. Die Änderungsvorschläge des Ducciers änderten aber nichts substantielles und so vermeldete Crispus nur


    "Angenommen!"


    ausrief, dann aber noch beschwichtigend hinzufügte


    "Von mir aus..."

    Der alte Petronier nickte. Das Problem mit dem Sand gab es öfter, da man bei hartem Getreide oft sowieso Sand zwischen die Mühlsteine gab - schlecht für die Zähne. Allerdings konnte er in diesem Fall wohl auch nicht viel weiterhelfen...


    "Wackendeckel sagt mir nichts!"


    Sicherheitshalber sah er hinüber zu Privatus, der ebenfalls die Stirn runzelte.


    "Mein Steinbruch ist unten in Vicus Novus, wir bauen Kalkstein ab. Ich weiß nich', ob der so gut geeignet is'..."

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    Original von Petronia Octavena
    Octavena nickte. Sie freute sich darauf, nun wirklich ihren eigenen Haushalt und vermutlich auch bald eine Familie zu haben. Sie war zwar ihrem Onkel dankbar, dass er sie aufgenommen hatte, schließlich war sie praktisch aus dem nichts aufgetaucht, würde aber auch froh sein, ihm nicht mehr auf der Tasche zu liegen.
    "Auf jeden Fall. Mein Vater hat das einfach nach dem Tod meiner Mutter zu lange vor sich her geschoben."
    Wäre ihre Mutter noch am Leben, hätte sie ihr vermutlich schon längst in Tarraco einen geeigneten Kanditaten organisiert und ihrem Vater das Gefühl gegeben, dass das alles seine Idee war. Ja, in solchen Dingen war Talia Octavena absolut unschlagbar gewesen.


    "Naja, wir werden schon 'was finden..."


    erwiderte Crispus und nahm sich noch einen Schluck Wein und etwas Brot.

    Zitat

    Original von Mathayus Magonidas
    Mathayus versuchte es mit einem Scherz um damit seine eigene Unsicherheit und Befürchtungen zu überspielen.
    "Ägypter und zäher Wiederstand im Sinne von offenem Aktionen... ich glaube die Zeiten sind seit hunderten von Jahren vorbei.
    Die Aufgabe wird nicht einfach weshalb ich dir auch mehr als dankbar bin für das Schreiben.
    Ich hoffe jedenfalls das wir in Kontakt bleiben können und uns noch einmal wiedersehen bevor wir beide vor die Götter treten in hoffentlich vielen Jahren."


    "Jaja, das sind doch alle kleine Graeculi - ein paar ordentliche Legionen von echten Grenzen werden da schnell aufräumen!"


    fügte Crispus und und lächelte - zwar waren auch ein paar seiner Kameraden in den Osten gegangen, alles in allem hielt der Petronier den Osten allerdings für verweichlicht, was sicherlich auch auf die Besatzungstruppen abstrahlte. Trotz aller Parther und Wüstenstämme!


    "Soll ich den Brief gleich aufsetzen? Oder reicht es morgen oder so?"

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    Original von Faustus Domitius Massula
    "Salve, Petronius Crispus. Nein, nichts Staatstragendes. Ich bin gekommen, weil ich ein paar dumme Fragen an den Steinbruchsbesitzer Petronius Crispus habe. Ich hoffe, du hast auch für solche Nebensächlichkeiten etwas Zeit übrig".


    Offenbar ging es um Geschäftliches - gut, dass Privatus da war. Dieser legte sofort seine Rechnungen beiseite und griff nach einer frischen Tabula.


    "Brauchst du Steine? Oder ein paar Steinmetzarbeiten? Willigis is' ein ganz guter Steinmetz, glaube ich."

    Dem alten Petronier leuchtete es auch nicht so recht ein, wo der entscheidende Unterschied lag, sodass er nur sagte


    "Dann können wir ja weitermachen, oder? Die Praetextati würde ich wie gesagt nur in die Geschäftsordnung schreiben, die können die Entscheidungen ja sowieso nicht beeinflussen und wir vermerken ja auch nicht, dass ein Scriba oder so an Sitzungen teilnimmt."


    Nicht rede- und stimmberechtigte Teilnehmer in der Lex Municipalis waren dann doch ein bisschen viel - und dann konnte man auch gleich alles reinschreiben...

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    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Vaaater, Besuuch!"


    und öffnete dann die Tür, aus der der Alte antwortete - es war erwartungsgemäß das Tablinium. Dort würde Massula ungestört mit dem Alten quatschen können - was Lucius gern gehört hätte, um sicherzustellen, dass man ihm keine Unwahrheiten in den Mund legte...


    "Ja, hier!"


    gab Crispus zurück, als sein Sohn ihn rief. Dann legte er die Tabula beiseite und sah zu Privatus, der an irgendwelchen Tabellen arbeitete - wer mochte ihn da wohl besuchen?


    Als sich dann das schnauzbartbewerte Gesicht durch die Tür schob, war der Alte tatsächlich etwas überrascht.


    "Domitius, was führt dich zu mir?"

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    Original von Mathayus Magonidas
    "Keine Ahnung ob ich dann noch dazu in der Lage bin... aber bevor es "so" kommt... versuch nach Melita zu kommen. Da wird es sicher sein. Es hat schon seine Vorteile wenn man von einer kleinen Insel kommt auf der es alles gibt was man zum Leben braucht die aber keine große Rolle in den Plänen von irgendwelchen Feldherren, Kaisern oder sonstigen Herrschern spielt."


    Das Gespräch kam wieder auf Alexandria.


    "Na aber es fehlen halt die plündernden Barbaren direkt daneben... gut Parther und irgendwelche Wüstenstämme könnten die Situation auch ausnutzen... müssten dann aber erstmal durch ne Menge anderes Land durch bevor sie in Alexandria sind. Ich glaube... und hoffe einfach das es, wer auch immer der Sieger sein wird, so sein wird das sie ein intaktes Alexandria und Ägypten haben wollen... es also auf eine Feldschlacht außerhalb der Stadt hinauslaufen würde. Oder meinst du das Römer so tief sinken würden und wie Barbaren die Stadt und das Land plündern und niederbrennen?"


    "Das ist alles schwer kalkulierbar - hängt davon ab, wie der Krieg verläuft. Wenn die Ägypter sehr zäh und unkooperativ sind, wird Salinator vielleicht ein Exempel statuieren - wenn nicht, wird er es wahrscheinlich sein lassen. Aber der Krieg wird nach Aegyptus kommen, so oder so. Und die Truppen - wem auch immer sie gehören - werden sicherlich aus dem Land und der Stadt leben, sodass es auch ohne Plünderungen gefährlich sein dürfte. Du solltest deinen Besitz dort auf jeden Fall in Sicherheit bringen, wenn du ankommst."


    riet der Alte seinem Klienten - er kannte genügend Soldatengeschichten von illegalen Plünderungen, dem Requirieren von Nahrungsmitteln, Gebrauchsgegenständen und allem, was das Soldatenherz begehrte. Ganz zu schweigen von den sexuellen Bedürfnissen, die ein Heer im Krieg üblicherweise an der Zivilbevölkerung auslebte, ohne dass diese etwas tun konnte...

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    Original von Petronia Octavena
    Und da ihr Onkel eben auch nicht groß um den heißen Brei herum geredet hatte, tat sie das nun auch nicht: "Schwer zu sagen... Ich kenne die beiden kaum, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich Duccius Marsus vorziehen. Schließlich ist er auch noch ein ganzes Stück jünger als Domitius Massula und somit auch näher an meinem eigenen Alter dran."


    Das hatte Crispus sich schon gedacht - der ewige Duumvir war alles in allem wohl auch ein klein wenig attraktiver als der schon etwas ältere Domitier. Allerdings würde die Entscheidung vermutlich anhand der wirtschaftlichen Vorteile und Kosten fallen - beide würden vermutlich eine gewisse Aussteuer verlangen und nach der Magistratur von Lucius waren die Kassen des Alten wieder einmal etwas angeschlagen...


    "Gut, dann werd' ich sehen, was ich für dich tun kann! Es wird ja höchste Zeit, dass du 'mal unter die Haube kommst..."

    "Auch die Idee ist gut! Aber ich denke, das wäre auch eher etwas für eine Geschäftsordnung, wo wir dann auch genauer klären könnten, wann sie teilnehmen dürfen und wann nicht, wann Sitzungen öffentlich sind und wann nicht und so weiter."


    Er hatte nicht im Kopf, was bisher geregelt war - aber er war ja auch kein Jurist.

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    Original von Petronia Octavena
    Octavena nickte und verarbeitete erst einmal die Information. An beide Männer erinnerte sie sich. Dem Domitius war sie soweit sie sich erinnerte begegnet, als sie mit Lucius in der Stadt unterwegs war, und Duccius Marsus war der ehemalige Duumvir, von dem auch schon die Magonidinnen als potenziellen Kanditaten gesprochen hatten.
    "Na ja, immerhin eine überschaubare Auswahl."


    "Du kennst die beiden doch schon, oder? Was meinst du? Welcher gefällt dir besser?"


    fragte der Alte nun ganz direkt - ihm war es letztlich gleich, auch wenn die Duccier dank ihrer großen Zahl etwas vielversprechender waren als der Domitier. Aber auch dieser saß hier fest im Sattel, würde Octavena ernähren können und eine gute Verwandtschaft abgeben.


    "Dann schreib' ich dir 'was. Und keine Sorge - ich komm' schon durch, so oder so."


    Er würde wohl eher nicht Mogontiacum verlassen - eher würde er hier sterben. Aber eigentlich hatte er wenig Angst davor - zum einen, weil er dem Tod schon öfter ins Auge geblickt hatte, zum andern, weil er es sowieso für unwahrscheinlich hielt, dass ihm irgendetwas zustieß.


    "Und Alexandria ist bestimmt auch nicht viel sicherer als Mogontiacum - wenn sich der Praefectus dort gegen die Truppen Salinators verschanzt, wird es zur Erstürmung der Stadt kommen. Caesar und Octavian haben's auch so gemacht. Aber ich mache mir mehr Sorgen über deinen Weg dorthin..."

    An diesem Opfer nahm der Alte mit gemischten Gefühlen teil. Einerseits machte es ihn stolz, seinen Sohn als Vertreter des ganzen Vicus opfern zu sehen - andererseits war es diesmal seiner Meinung nach herausgeworfenes Geld. Ein Schafbock war teuer genug und sein Fleisch genügte, um die wichtigsten Köpfe des Vicus zu sättigen. Aber ein ganzes Rind? Zwar liefen seine Geschäfte ganz gut, aber so gut auch wieder nicht - außerdem hatte er ja noch Getreide kaufen müssen. Alles in allem ein teurer Spaß...


    Immerhin gab es dafür aber mindestens einen Rinderbraten. Vielleicht machte Gunda aus dem Rest des Fleisches (es war ja eine doppelte Ration) noch ein paar Würste, die sie den Rest der Woche verspeisen konnten. Danach würde es aber vorerst nichts mehr Fleischiges geben, das war klar...

    Zwar wollte Crispus genau auf die potentiellen Ehemänner hinaus, aber leider hatte sich bisher nichts aufgetan - seine Veteranen-Freunde waren entweder nicht ökonomisch potent genug, dass der Alte sie in Betracht zog, oder sie waren schon verheiratet oder hatten ein Contubernium.


    "Naja, nich' so richtig. Ich hatte überlegt, ob Duccius Marsus vielleicht infrage käme...oder Domitius Massula. Aber ich hatte bisher noch keine günstige Gelegenheit, sie zu fragen..."


    erklärte er deshalb etwas verlegen.