Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    "In Ordnung, 155 Sesterzen."


    schlug Crispus ein und hielt dem Germanen die Hand hin. Marmor für 155 Sesterzen war zwar für den sparsamen Geschmack des Petroniers noch immer teuer, doch immerhin wurden damit lokale Händler gestärkt und das war allemal besser, als das Geld in fremde Städte oder gar Provinzen zu schütten.


    "Ich schicke euch eine Bestellung, wenn ich weiß, wie viel ich brauch'."


    fügte er dann noch an.

    Sim-Off:

    Sorry, war im Urlaub festgesessen!


    "Gut."


    erwiderte Crispus und senkte die Hand, wobei er sich fragte, ob sein Worte nur eine reine Bestätigung waren, dass er verstanden hatte oder er sich wirklich freuen sollte, eine Wildfremde in seiner Familie zu begrüßen. Aber er musste es versuchen. Seine Hände gaben den Ring wieder frei und mit einem Scheppern fiel er zurück in die Schatulle.


    Rasch klappte der alte Petronier den Deckel zu und sah auf.


    "Wir müssen ein Zimmer für dich herrichten. Bist du allein gekommen? Müssen wir noch irgendjemand bezahlen?"


    Sicherlich war diese junge Dame nicht den ganzen weiten Weg von Rom zu Fuß gekommen. Folglich war es klar, dass Fuhrleute oder sonstige Begleiter eine Entlohnung verlangten. Dass außerdem ein Sklave bei ihr war, konnte Crispus allerdings nicht wissen!

    | Marcus Carteius Nerva


    Ein wenig misstrauisch blickte Nerva zu dem Centurio, der die Frage für ihn zu beantworten schien - dabei war doch er der Bauleiter! Aber die Antwort war so knapp, dass er beschloss, noch weitere Ausführungen anzuhängen:


    "Wir tauschen die kaputten Teile der Brücke soeben aus. Dabei vollenden wir zuerst die eine Seite und gehen erst dann zur anderen über, damit die Brücke die ganzen Bauarbeiten über passierbar bleibt! Es sollte eigentlich alles klappen, aber wenn der Winter zu früh hereinbricht, könnte es zu Verzögerungen kommen - aber im Moment sieht es nicht so aus."


    Er blickte zum Himmel, der heute einigermaßen blau war. Der Wind war allerdings schon ein wenig kühl - vielleicht würde der eine oder andere Legionär sich eine Erkältung holen. Aber das war kein Problem, denn der Magistratus schien ebenfalls zufrieden mit der Erklärung.





    IMMUNIS - LEGIO II GERMANICA

    Ein Bediensteter der Stadtverwaltung brachte einen Aushang an, den ein Bürger an den Magistratus, der nichts damit anzufangen wusste, kurzerhand öffentlich anbringen ließ (auch wenn er sich fragte, warum der Mann dies nicht selbst übernommen hatte).


    Verkaufe Goldschmiede


    Standort: Confluentes Germania
    Preis: Auszuhandeln
    Verkäufer: Arminius Secundus
    Kontakt: Posteingang Confluentes

    Ein wenig verwirrt blickte Crispus hin und her. Lando wollte den Auftrag nun an sich reißen? Und dann am Ende Ruhm und Ehre abfangen? So hatte er sich das nicht vorgestellt! Doch schon war Marsus zur Hand und unterstützte seinen Geschäftspartner und Verwandten - welch Wunder!


    Und dann wurde noch rasch abgewickelt...sehr verdächtig!


    "Warum stimmst du dem ganzen nur zu, wenn die Statue von deiner Werkstatt kommt, Duccius? Versteht mich nicht falsch: Ich finde es sehr gut, wenn du gern auch einen Beitrag zum Ruhm des Kaisers geben willst, aber es klingt schon ein wenig komisch, wenn du sowas zur Bedingung machst. Die Vergabe von Bauaufträgen sollte doch Aufgabe der Stadtverwaltung sein."


    Mal sehen, was Lando darauf erwidern würde...

    "Zwei Sesterzen weniger?"


    Einen Augenblick fragte sich Crispus, ob dies verbunden mit der Bemerkung des Ducciers vielleicht eine Beleidigung war. So sehr schätzte er ihn? Aber sicherlich war dies nur ein verbaler Ausrutscher eines jungen Mannes war, den er aus Fairness nicht kommentierte. Stattdessen versuchte er lieber weiterzuhandeln.


    "160 Sesterzen - ich weiß nicht, ob ich das vor der Stadtkasse vertreten kann. Wenn es mein Geld wäre, könnte ich damit ja ganz frei umgehen, aber unser Schatzmeister ist ein geiziger Mann und ich bin für diese Ausgaben verantwortlich.


    Aber gut, 150 Sesterzen könnte ich wahrscheinlich gerade noch pro Block zahlen."

    Sie schien um Worte zu ringen, vielleicht waren ihre Gefühle in diesem Augenblick zu stark, um zu danken. Oder vielleicht wollte sie selbst gar nicht bei ihm bleiben? Hatte sie etwa nicht einmal eine Ahnung davon, was in dem Brief stand? Ihre erste Frage wies darauf hin, ihre zweite Frage schaffte Gewissheit. Für Crispus ein Zeichen von leichter Begriffstutzigkeit: Sein Bruder mochte bisweilen recht absonderliche Wünsche haben, doch er hatte seine Tochter wohl kaum durch das halbe Imperium geschickt, um einen Brief zuzustellen und dann einfach wieder zurückzukehren. Für so etwas gab es den Cursus Publicus und da sie offensichtlich selbst von nichts wusste, musste es doch irgendwie darauf hinauslaufen...


    "Er bittet mich...auf dich aufzupassen und dich aufzunehmen und..."


    Er stockte: Noch einmal wurde ihm klar, welch ein unverschämter Wunsch das von Sequester war, der sich sein gesamtes Leben nie um ihn geschert hatte. Doch er hatte es gesagt, also musste er dazu stehen.


    "...du kannst bleiben. Ich hab' sowieso noch Platz in meinem Haus."


    Wieder seufzte er nachdenklich. Was bürdete er sich hier wohl auf? War dies wirklich eine gute Entscheidung? War sie nicht die Tochter seines Bruders, hatte nach dessen Angaben auch seine Dickköpfigkeit geerbt? Würde er sich damit nicht nur weitere Sorgen und Nöte aufbürden?


    Sein Gesicht wurde wieder ernst und eindringlich und drohend hob er den Zeigefinger.


    "Aber nur, wenn du meinen Anweisungen folgst"


    '...als wäre ich dein Vater', hätte er beinahe angehängt, doch mit Sequester wollte er sich dann doch nicht vergleichbar machen - wer wusste schon, ob dieser seine Tochter zu Anstand und Unterordnung erzogen hatte?

    Kurze Zeit später waren die beiden Petronier voll in der Küche zugange: Während Lucius das Ferkel mit Hilfe des Rasiermessers enthaarte (natürlich, nachdem Crispus es ihm gezeigt hatte), versuchte Crispus selbst, die Soße zuzubereiten:
    Als Basis verwendete er Wasser - schließlich waren Soßen flüssig - und versuchte nun, mit verschiedenen Kräutern (sowie starkem Einsatz von Garum) Geschmack hineinzubekommen. Vor allem war es problematisch, dass er nicht wusste, wie er sie etwas dickflüssiger bekam. Hatte er nicht davon gehört, dass das mit Mehl ging? Nach kurzem Suchen fand er es und gab ein wenig davon in die Schüssel, aus der irgendwann seine Soße werden sollte (obwohl sie nun eher Wasser war, in dem Mehlklumpen und Kräuter schwammen). Irgendwie ging es wohl doch nicht so einfach, wie er gedacht hatte...


    Einige Zeit später war Lucius fertig, während Crispus' Soße sich kaum verändert hatte. Schließlich resignierte der alte Petronier - man konnte das Ferkel ja auch einfach so braten und essen! Also wandte er sich dem Tier zu und versuchte, den Bratspieß durch den Mund bis zum Ende des Tiers zu rammen.


    "Schür' schonmal den Kamin an!"


    befahl er seinem Sohn, welcher rasch folgte und ein paar Holzscheite hineinwarf. Dann war es so weit: Verschwitzt, aber zufrieden hängte der alte Petronier das Schwein in den Kamin, wo ein wenig Fett sofort in die zischenden Flammen tropfte. Vielleicht konnte er ein wenig Brot auf dem Herd anrösten und mit Kräutern bestreuen - als Beilage! Ja, das war eine gute Idee!

    "Vielleicht solltet ihr euch besser um eure Straßen kümmern. Aber ich will mal nicht so sein, deswegen biete ich euch 145 Sesterzen. Mehr kann ich aber wirklich nicht entgegenkommen!"


    erwiderte Crispus. Er glaubte kaum, dass diese Erklärungen der Ernst des Ducciers waren - Marmortransport kostete sicher eine Menge Geld - doch deswegen war der Preis an sich ja schon so hoch! Und die großen Straßen der Provinz wurden von der Legion instand gehalten!

    Der Mittag verlief ruhig, Crispus legte sich ein wenig hin, Lucius und Armin spielten zusammen Gladiatoren und Morag und Gunda plauderten ein wenig in der Küche. Als Crispus sich wieder erhob, rief er Lucius zu sich.


    "Lucius, wir kochen heute! Komm!"


    Der Junge schien ganz begeistert von der Idee - stellte es doch eine neue Erfahrung dar und würde es ihm ermöglichen, wieder einmal etwas mit seinem Vater zu machen. So kam er angesprungen und eilte voraus in die Küche


    "Raus, raus! Wir kochen!"


    rief er übermütig, als Crispus im Türrahmen erschien, wo er feststellte, dass Gunda ziemlich kritisch wirkte und die Stirn in Falten gelegt hatte, während Morag belustigt lächelte. Offensichtlich hatte er schon den einen oder anderen Becher Wein getrunken. Gunda fragte


    "Meinst du, dass du das kannst, Crispus?"


    "Na klar! Bei der Armee haben wir unser Essen immer selber gekocht - da wird so ein Ferkelchen doch kein Problem sein!"


    Zwar hatte der alte Petronier in Wahrheit noch nie ein Festmahl zubereitet - bei der Legion gab es in der Regel Puls mit verschiedenen Einlagen, je nach Tageszeit süß oder deftig (wobei es in diesem Fall meist eher Fleischreste als echtes Fleisch waren) - doch im Grunde konnte es nicht so schwer sein, wenn Gunda das hinbekam.


    "Naja, wenn du meinst...komm Morag, wir lassen die Herren mal in Ruhe kochen!"


    meinte Gunda und erhob sich. Gemeinsam mit Morag verließ sie die Küche, wobei letzterer noch ein


    "Viel Glück!"


    zurückwarf. Dann fiel die Tür ins Schloss und Crispus und Lucius standen allein da. Er krämpelte die Ärmel seiner langen Tunica zurück und blickte seinen Sohn an, der erwartungsvoll zu ihm hochsah.


    "Wie geht das?"


    fragte er und Crispus zuckte mit den Schultern. Vielleicht sollte er erst einmal das Ferkel aus der Kammer holen. Dann musste er herausfinden, wo Gunda ihre Kräuter, Salz und sonstige Zutaten aufbewahrte. Das konnte ja Lucius machen!


    "Hm, such' erstmal die Gewürze. Und Messer und so weiter. Und hol' am besten gleich noch Wasser!"


    Crispus ging in die Speisekammer und fand das Schwein rasch. Es hing ordentlich an den Füßen befestigt an einer Stange. Glücklicherweise waren die Innereien geopfert worden, sodass im Grunde wenig zu tun war. Allerdings mussten noch die Borsten entfernt werden. Das konnte ja Lucius machen, während er selbst die Soße zubereitete! Er kam zurück und traf Lucius auf dem Boden sitzend an, verschiedene Töpfchen um sich herum verteilt, alle ohne Deckel, sodass man den kräuterigen Inhalt sehen konnte. Crispus bückte sich ächzend, hob zwei Töpfchen auf und schnupperte daran. Ganz klar: Weinraute und Minze. Das würde er in jedem Fall brauchen.


    "Hol' lieber Wasser, Lucius! Und mein Rasiermesser in meinem Zimmer!"


    Während der Kleine wegflitzte, räumte Crispus das Durcheinander auf dem Boden auf und probierte dabei alle Kräuter. Man konnte mit Fug und Recht sagen, dass Gunda eine sehr gut ausgestattete Küche hatte: Sogar Pfeffer hatte sie gekauft (wenn auch nur den etwas billigeren schwarzen)!


    "Spendenbasis, soso..."


    kommentierte Crispus die Erläuterungen von Marsus. Wie immer war er besonders kritisch, wenn er mit dem Duumvir sprach und überlegte daher, ob die Einschätzung des Ducciers nicht ein wenig leichtgläubig war - Spendenbasis? Nungut, es war tatsächlich möglich, dass es noch Vorräte von zuvor gegeben hatte, da hatte er wohl recht. Aber im Grunde konnte es ihm ja auch egal sein - er musste ja nicht dafür gerade stehen, wenn es ein Minus-Geschäft wurde!


    Unterdessen hatte Lucius etwas gesehen, was ihn offenbar interessierte: Ein Jongleur stand auf einer der Bühnen und jonglierte mit vier Messern. Er sah aus wie ein Jäger, doch Crispus nahm an, dass es sich um ein Kostüm handelte. Und eigentlich interessierte den älteren Petronier diese Darbietung kaum - sowas hatte er schon oft gesehen, sogar von Kameraden in der Legion!


    "Papa, ich will das anschauen!"


    meldete sich der Junge auch schon zu Wort.


    "Trink erstmal deinen Wein leer!"


    gab Crispus zurück. Im Grunde wusste er auch nicht, was er tun sollte - vielleicht war es besser, zuerst einmal etwas zu essen. So packte er Lucius' Hand und verabschiedete sich von Marsus, aber auch dem fremdländisch wirkenden Fremden.


    "Valete und feiert noch schön - wir essen erstmal was!"


    "Ich will aber den Mann da anschauen! Ich habe keinen Hunger!"


    protestierte Lucius und zog in die andere Richtung, doch der Kraft seines Vaters konnte er nicht widerstehen, sodass er von den Füßen gerissen wurde und am Arm schwebte. Nun begann er zu plärren


    "Ich wihill den Mann anschaun!"


    Crispus seufzte und versuchte, den Jungen zu ignorieren, doch die Umstehenden begannen bereits ihre Aufmerksamkeit auf den Knaben zu lenken, sodass er etwas unternehmen musste. Er setzte ihn ab und beugte sich zu ihm herunter.


    "Hör' zu, Lucius: Wir essen jetzt! Keine Diskussion!"


    Der kleine Petronier verschränkte die Arme vor der Brust und seine Augen wurden feucht. Voller Zorn rief er


    "Nein! Ich will nicht essen!"


    Aprupt verstummte er: Crispus hatte ihm eine Ohrfeige gegeben. Die Überraschung darüber hielt jedoch nur kurz vor, dann begann er laut zu weinen. Crispus überlegte einen Augenblick, ob er ihm noch eine Ohrfeige geben sollte, doch entschied sich dagegen. Stattdessen nahm er seinen Jungen auf den Arm und schimpfte


    "Gut, dann geh'n wir heim. Und hör' sofort auf zu weinen: Ein Römer weint nicht!"


    Damit schob sich der alte Petronier durch die Menge in Richtung der Domus Petronia. Seine Laune war gründlich vermiest.

    Crispus blieb stehen und ärgerte sich ein wenig: Diese Decurionen vergaben die Möglichkeit, sich einem wirklich breitem Publikum zu präsentieren! Ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Folgen, die der Besuch von 60 Abordnungen und Legionen bedeutete! Aber er musste wohl vorerst abwarten...


    "Ich habe noch einen Antrag: Ich würde gern eine Statue des Kaisers vor der Curia aufstellen. Ich finde, das könnte das Gebäude ein bisschen aufwerten und würde außerdem unsere Verbundenheit mit dem Kaiser ausdrücken."


    Diesmal musste es eigentlich Zustimmung geben - Willigis würde die Arbeit sicherlich kostenlos verrichten! Wobei das wussten sie wahrscheinlich nicht...


    "Ich würde sie bezahlen."

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Die Brücke war wohl das nächste Thema - der Duumvir wollte sich also selbst informieren, was den alten Petronier ein wenig misstrauisch machte. Traute er ihm nicht? Oder wollte er den Ruhm für die Renovierung selbst einstreichen? Einen Augenblick war er versucht, nachzufragen, dann jedoch meinte er nur


    "Ja."


    Der Duumvir war sein Vorgesetzter und einem Vorgesetzten widersprach man nicht! Aus dem Weg gehen war in Ordnung, aber offener Widerstand war unangebracht!


    Nachdem Marsus nichts mehr sagte, legte der alte Magistratus den Kopf ein wenig schief und blickte den Duccier an.


    "Gibt's noch 'was oder kann ich gehen?"

    Der Junge hatte Sinn für Humor. 165 Sesterzen waren wesentlich über dem Preis, den der Kaiser empfahl! Und es war doch allgemein bekannt, dass staatliche Institutionen geizig waren und daher kaum ihr Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswarfen.


    "140 Sesterzen sind der staatlich vorgeschriebene empfohlene Preis. Ich glaube nicht, dass ich einen so viel höheren Preis verantworten kann."


    erklärte er daher ernst. Vielleicht war Rufus unerfahren genug, um sofort einzulenken.

    | Titus Sextilius Canuleianus


    Am folgenden Tag war es endlich so weit: Die neue Beckenwand konnte eingepasst werden! Lange hatten die Beckenbauer gemessen, der Meister selbst hatte Hand angelegt und die Marmorplatte so behauen, dass sie perfekt in das bestehende Becken passte. Nun folgte die schwierigste Arbeit: Das gute Stück musste langsam und vorsichtig an seinen Platz gebracht werden: Wenn es den Gesellen, die es an Seilen hinunter ließen, auskam, konnte es wieder hässliche Kratzer geben, die zu deutlichen Abschlägen bei der Bezahlung führten. Daher war Canuleianus besonders angespannt.


    "Obacht! Machd'se ned kabudd!"


    rief er, als die Platte mit einem spitzen Kreischen an der Kante der angrenzenden Beckenwand entlangschrammte. Sofort sprang jemand herbei und schob die neue Wand ein wenig beiseite, sodass es wieder ruhiger hinab ging. Viel Schweiß und Anstrengung später setzte die Wand mit einem Klopfen auf den Beckenboden auf. Der Sextilier atmete erleichtert auf, denn damit war die schwierigste Arbeit geschafft. Nun musste nur noch alles anständig verfugt werden, dann waren sie fertig!




    Nachdem sich die Hausbewohner gebadet hatten, schlüpfte Crispus in seine Festtagstracht: Eine Tunica, sowie einen Pileus, den er vor kurzem gekauft hatte. Auch Lucius erhielt eine solche Mütze, während er bei den Sklaven auf dieses Accessoire verzichtet hatte. Irgendwie widerstrebte es ihm, einen Sklaven symbolisch freizulassen und dann doch nicht. Außerdem hätten sie es vermutlich sowieso missverstanden, wie er heute feststellte: Sie kannten sich mit römischen Sitten nicht aus!


    Schließlich versammelte sich die Familie vor dem Lararium, das Crispus gegenüber seines Schlafzimmers unter den Porticus platziert hatte. Da er die Figuren aus dem Lararium seiner Familie nicht mitnehmen konnte, hatte er neue Figürchen gekauft: Zwei tanzende Jünglinge, die die Hausgeister darstellten, dazu ein Genius für ihn und eine persönliche Iuno für Heila. Er hatte das Figürchen auch nicht weggeworfen, als sie verstorben war. Da es doch recht kalt war, trugen alle Mäntel (Crispus natürlich sein altes Sagum). Außerdem hatte er einen Kranz auf dem Kopf, denn das Opfer würde dem griechischen Ritus folgen. Lucius durfte als Opferhelfer fungieren, während Morag das Ferkel, das er gekauft hatte, schlachten musste. Zwar hätte auch das nach Crispus' Meinung Lucius tun sollen, damit er weniger zimperlich wurde, doch nachdem er zu weinen begonnen hatte, hatte Gunda erkämpft, dass er es doch nicht tun musste.


    So stand Crispus vor dem Lararium, während Lucius neben ihm eine Dose mit Weihrauch, Armin Wein und Morag das Ferkel an einem Strick trug. Da Lucius noch nicht so flüssig lesen konnte, trug Crispus auch die Tafel, auf der das traditionelle Saturnaliengebet stand (so oft hatte er es doch noch nicht gesprochen):


    "Der Kreis des Jahres teilt sich in vier Teile, und in den Ländern unserer Heimat und unserer Provinzen ist die dunkle Zeit von der Sommersonnenwende zur Wintersonnenwende die Zeit zu pflügen und den Boden zu bestellen und den Samen auszustreuen.
    Wenn dies getan ist ruhen die Menschen aus in der Winterzeit, bis zur Rückkehr der Sonne. Drei alte Götter werden in dieser Zeit geehrt: Saturnus, Ops und Consus sind ihre Namen.


    Saturnus, wir geben Dir dieses Ferkel, das Junge eines Schweines. Bewahre das Korn für die Saat und mache es fruchtbar für die Ernte!"


    Das Opfer wurde vollzogen: Zuerst der Weihrauch, dann der Wein und zuletzt griff Crispus das Opfermesser, das zum Zubehör des Larariums gehörte, um das Ferkel rituell zu entkleiden.


    "Age!"


    erklang endlich der Opferbefehl und Morag ergriff das Tier, um ihm dann die Kehle durchzuschneiden. Das Tierchen quiekte kläglich, dann jedoch spritzte das Blut aus dem Hals und traf Lucius im Gesicht, der sofort vor Schreck aufschrie. Er hatte sowieso schon mitleidig ausgesehen, doch nun war er völlig verwirrt. Das ganze schöne Opfer wurde gestört! Rasch entriss Crispus seinem Sohn die Schüssel, die das Blut auffangen sollte und hielt es unter das Ferkel. Es dauerte einige Zeit, in der Lucius sich einigermaßen beruhigte, dann jedoch kam kein Blut mehr und das Tier zuckte nicht mehr.


    Morag begann, das Schwein aufzuschneiden und die Innereien zu entnehmen. Sie wurden auf den kleinen Altar, der am Lararium war, verbrannt. Das Fleisch hingegen sollte heute Abend als Festtagsschmauß dienen. Da hier niemand Haruspex war, musste Crispus darauf vertrauen, dass die Götter das Opfer annahmen und beendete alles mit einem


    "Bona Saturnalia!"


    Gunda eilte zu Lucius, der das Blut auf seinem Gesicht etwas verschmiert hatte und weiterhin ziemlich verwirrt wirkte. Doch Crispus kam ihr zuvor und packte ihn an der Schulter.


    "Ein Römer erträgt sowas diszipliniert und ruhig! Sowas gefällt den Göttern nicht!"


    Dann wandte er sich ab und ging, sich eine neue Tunica anzuziehen und die Sigillae zu holen, die er an alle zu verschenken gedachte.

    Offenbar war der Duumvir sehr beschäftigt, schüttelte Hände und führte kleine Gespräche. Und offensichtlich fror er ein wenig. Als die Liktoren gingen, schien Lucius ein wenig beruhigter zu sein und Crispus befahl


    "Wünsche dem Duumvir schöne Saturnalien, Lucius!"


    "Bona Saturnalia!"


    folgte Lucius sofort und diesmal war Crispus zufrieden. Offensichtlich hatte er für heute genug gefragt und beschränkte sich darauf, artig dazustehen und einen guten Eindruck zu machen. So hatte der alte Petronius Zeit, auf das Gespräch einzugehen.


    "Ja, ein gutes Fest. Und so viele Leute - hätte ich nicht erwartet!"


    Auf Marsus' Angebot hin nahm er sich einen Becher Würzwein für sich und einen, den er an Lucius weitergab. In der Regel war der Wein nicht allzu stark und außerdem fand Crispus, dass Lucius langsam alt genug war, um die Getränke der Männer zu probieren.


    "Verbrenn dir nicht die Zunge!"


    meinte er zu seinen Jungen, der versuchte, den Dampf über dem Becher wegzublasen, was jedoch nicht gelang, da ständig neuer Dampf nachkam und in Richtung Winterhimmel zog.


    "Was hat der ganze Spaß denn so gekostet?"


    fragte er dann den Duccier, wobei ihm zu spät auffiel, dass diese Frage etwas herausfordernd wirkte. So hatte er das gar nicht geplant - er wollte eigentlich nur Konversation betreiben!

    Zitat

    Original von Petronia Crispina
    [...]


    Etwas zögerlich nahm sie beide Hände und umschloss die Schatulle, blickte auf diese und hielt sie ihm entgegen damit er sie ergreifen konnte. Irgendwie fiel es ihr schwer, war es doch das letzte was ihr Vater anscheinend in Händen gehalten hatte als er es ihr gegeben hatte. Im Moment schien es als würde ihr geradewegs bewusst, dass ihr Vater nicht mehr am leben war. Vorsichtig überreichte sie Crispus die Schatulle, berührte dabei leicht mit ihren Fingern seine Hände und zog die ihren dann wieder zurück.
    Nie hatte sie hineingesehen was in der Schatulle war und nie wäre sie auf die Idee gekommen es einfach zu tun auch wenn sie gerne wissen wollte was dort drinnen war.


    Würde Crispus die Schatulle öffnen würde er als erstes ein gefaltetes Pergament sehen welches mit der huddeligen Handschrift seines Bruders beschrieben wurde. Die Zeilen waren noch schlechter als sonst zu lesen und man würde den Brief sicher einige Male lesen müssen um auch das letzte Wort verstanden zu haben, aber wahrscheinlich würde man dann auch bemerken, dass er es geschrieben hatte als es ihm schon längst nicht mehr so gut ging. Außerdem befand sich auch noch der Siegelring des Sequester in der kleinen Schatulle.


    Sim-Off:

    Ups, ist mir gar nicht aufgefallen :D


    Crispus nahm die Schatulle entgegen und spührte die kurze Berührung mit Crispina. Die Haut ihrer Finger war viel weicher als seine Hände, die zwanzig Jahre lang Bauarbeiten und Schwertkampf mitgemacht hatten. Eine Narbe ging über die Rechte - er hatte sie bei einem Übungskampf kassiert.


    Langsam zog er die Schatulle zu sich heran und öffnete sie - was mochte sein Bruder ihm schicken? Dann sah er es: Ganz oben lag ein Bogen Pergament, etwas unordentlich zusammengefaltet - in Crispus' Erinnerung hatte Sequester nie die Geduld zu akurater Arbeit besessen. Vorsichtig nahm er ihn heraus und überlegte, ob Crispina den Inhalt des Briefes wohl kannte. Ein Blick in ihr Gesicht verriet, dass sie offenbar selbst etwas neugierig war, was darin stand.


    Langsam entfaltete er den Brief und erkannte sofort die unsaubere Schrift seines Bruders. Offenbar war ihm seine Schönschrift in den Jahren der Trennung noch mehr abhanden gekommen. Es war gar nicht so einfach, die Worte zu entziffern. Dann endlich erkannte er die Bedeutung der Zeilen: Crispina war tatsächlich nach ihm benannt! Die Ähnlichkeit war ihm bei der Nennung ihres Namens gar nicht aufgefallen, sosehr war er damit beschäftigt gewesen, ihr Gift und Galle entgegenzuspucken! Und nun sollte er sich um sie kümmern? Glaubte sein Bruder tatsächlich, er könnte ihm mit seinem letzten Willen einen weiteren Esser aufbürden? Andererseits...vielleicht hatte Sequester recht...war es nicht wirklich eher Rivalität gewesen als wirklich einseitiges Verschulden gewesen? Nein, natürlich war Sequester schuld! Ständig hatte er die Bevorzugung, die er genossen hatte, ausgenutzt! Hatte er jemals etwas für ihn getan? Hatte er sich überhaupt jemals gemeldet? Crispus' Feindschaft war zu verhärtet, um durch ein einfaches Friedensangebot ausgelöscht zu werden.
    Doch dann kamen ihm wieder Crispinas Worte in den Sinn: 'Ich bin nicht mein Vater'. Konnte er sie wirklich einfach von der Tür weisen, sodass sie wahrscheinlich als Bettlerin oder Lupa leben musste? In ihren Adern floss das Blut seines Bruders, doch war das Grund genug, sie allein zu lassen? Und überhaupt: Hatte es nicht sogar Vorteile? Konnte sie nicht so eine Art 'Ersatzmutter' für Lucius werden? Konnte er sich damit nicht einen Sklaven sparen? Vielleicht sollte er es wirklich versuchen...


    Er seufzte gedehnt und meinte dann:


    "Also gut. Du kannst bei mir bleiben!"


    Sein Blick fiel in die Schatulle. Der Ring Sequesters lag dort und er holte ihn heraus. Wahrscheinlich hatte Vater ihn seinem Lieblingssohn geschenkt. Er trug das Wappen der Petronier - vielleicht sollte er ihn aufbewahren. Oder aber in den Rhenus werfen...

    Sim-Off:

    np ;)


    Crispus nickte. Rufus war also nur sehr entfernt mit ihm verwandt. Nunja, das war sicher gut zu wissen, wenn man wieder einmal mit einem von ihnen zusammentraf.


    "Ah, interessant!"


    Inzwischen war er mit Abtrocknen fertig und legte seine Tunica wieder an, um das Bad zu verlassen. Für heute hatte er genug gebadet und Lucius würde zu Hause sicher schon auf ihn warten!






    DECURIO - MOGONTIACUM