Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Crispus selbst merkte gar nicht, dass es Lucius peinlich war, auf sein Versagen hingewiesen zu werden. Oder zumindest schien es ihm nichts auszumachen, seinen Sohn zu demütigen - vielmehr glaubte er sogar, dass dies seinen Ehrgeiz anheizen würde! Das Thema war aber rasch beendet, denn Crispina zeigte sich zur Hilfe bereit. Crispus nickte nur noch bestätigend und sah seinen Sohn dann mahnend an, als wolle er sicher gehen, dass auch Lucius dies nicht vertrödelte.


    Dann schien Crispina auch schon genug von der neuen Familie zu haben, denn sie verlangte nach ihrem Zimmer. Die Frage war, wie weit Morag damit gekommen war! Rasch blickte sich Crispus nach dem alten Sklaven um - und sah ihn gerade aus dem Gästezimmer kommen, das die Neue in Zukunft bewohnen würde. Crispus winkte ihn herbei - er wollte ihr das Funktionieren seines Haushaltes demonstrieren (denn Sequester hatte das ganze sicherlich nicht so gut wie er unter Kontrolle gehabt!).


    "Gallicus, hilf' den Sklaven beim Abladen. Alles kommt in ihr Zimmer."


    Dann wandte er sich um und fixierte Gunda, wie er es bei der Befehlsausgabe in der Legion mit seinem Optio getan hatte (der ebenfalls üblicherweise nicht im Glied gestanden war). Alles war fast wie bei seiner geliebten Armee - nur, dass dies keine Soldaten waren und ihn wahrscheinlich hinter seinem Rücken belächelten.


    "Gunda, stell' Crispina ein bisschen Wasser auf, damit sie sich waschen kann!"


    Er wollte sich gerade nach Gabriel umsehen, als ihm kam, dass es überhaupt keine weiteren Aufgaben gab. Also ging er zu den beiden Knaben über.


    "Habt ihr schon gegessen?"


    "Nein, Vater!"


    erwiderte Lucius demütig. Er schien noch immer beschämt von seiner Unfähigkeit, die Buchstaben richtig zu lernen.


    "Dann beeilt euch! Danach machst du deine Aufgaben und Armin - du hilfst Morag!"


    Damit war alles soweit geklärt und er kam endlich auf Crispina zurück, die sicherlich bereits ungeduldig wartete - Ungeduld war ebenfalls eine Untugend von Sequester gewesen (zumindest in Crispus' Vorstellung).


    "Komm mit! Ich zeige dir dein Zimmer. Gabriel, du kommst mit!"


    Er stapfte durch den Schnee los, der wieder eine dünne Decke über den geräumten Hof gedeckt hatte. Mit wenigen Schritten waren sie bei der Tür, hinter der sich das Zimmer verbarg. Crispus öffnete und trat ein. Sie standen in einem kleinen Räumchen, in dessen Ecke ein zusammengeklappter Tisch lehnte. Geradeaus ging eine etwas schmalere Tür, nach rechts eine breitere, durch die der alte Petronier in den eigentlichen Schlafraum kam: Der Raum war weiß gekalkt, denn die ursprüngliche Bemalung war bereits verblasst oder abgebröckelt und Crispus hatte sich für eine billige, ordentlich wirkende Renovierung entschlossen. Nun wirkte es allerdings ziemlich kahl, was durch die Anwesenheit eines Bettes und einer massiven Truhe für Kleidung und ein leeres Regal nicht sehr gemindert wurde.


    "Gabriel, du schläfst nebenan!"


    Er machte eine Geste, die andeuten sollte, dass er den Raum geradeaus meinte. Dann blickte er Crispina an und versuchte, ihre Reaktion auf ihr neues Heim abzuschätzen. Sein Atem wurde zu kleinen Wölkchen - eine Heizung gab es hier drin nicht!

    Wochen nach der Sitzung des Ordo Decurionum befand sich Crispus wieder einmal in seinem Amtszimmer, wo er seine Korrespondenz abzuwickeln pflegte und außerdem mit Arminianus die wichtigsten Pläne durchging. Und dieser brachte heute etwas auf die Tagesordnung, was den Petronier ein wenig verärgerte, denn es würde ein Symbol seiner Niederlage werden:


    "Ich habe hier auf der Liste noch eine Statue für den Kaiser - was ist damit?"


    Crispus brummte. Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust, sich darum zu kümmern, denn immerhin hatte dieser Duccius Lando sich so aufgedrängt! Andererseits würde was wahrscheinlich etwas schäbig aussehen, wenn er seinem Ärger Luft machte, indem er den Auftrag verschleppte! Er wollte doch irgendwie fair wirken!


    "Hm, schreib' Duccius Lando. Der wollte das machen. Aber...eigentlich können wir schon 'ne Inschrift vorgeben, die sie in die Basis meißeln. Was macht man da denn so?"


    Crispus selbst hatte bisher erst eine Inschrift anfertigen lassen - und das war sein Weihestein an Apollo gewesen! Doch dies war mit einer offiziellen Statue zu Ehren des Kaisers kaum vergleichbar! Vielleicht hatte ja der Scriba mehr Ahnung davon!


    "Hm, also seine Titulatur natürlich...naja, und ein Hinweis auf den Stifter, also decreto decurionum. Kommt darauf an - man könnte beispielsweise auch noch auf die Vorgänger hinweisen oder so..."


    "Ja, warum nicht? So viel hört man sowieso nicht von ihm - da kann's eigentlich nicht schaden, wenn wir ihm ein bisschen dynastischen Glanz verleihen, oder?"


    "Gut, dann würde ich folgendes vorschlagen: Imperatori Caesari Augusto Cai Ulpio Aeliano Valeriano, Divi Iuliani Filio, Pontifici Maximo, Tribuniciae Potestatis III, Imperatori I, Patri Patriae Decreto Decurionum. Natürlich alles gekürzt!"


    Crispus neigte nachdenklich den Kopf. Das war tatsächlich eine ziemlich einfallslose Inschrift. Doch andererseits hatte der Kaiser auch noch nichts für Mogontiacum getan, wofür man ihm danken konnte. Also war es im Grunde nicht schlecht!


    "Gut, dann schreib' das ganze auf eine Tafel und schick's an Duccius Lando."


    Arminianus nickte und verschwand. Und es dauerte nicht lange, bis der Laufbursche des Baumagistraten auf den Weg geschickt wurde. Crispus musste nicht einmal mehr unterschreiben - Arminianus war bevollmächtigt, in seinem Namen zu siegeln!

    Der Bote des Magistraten Petronius brachte einen Brief für Lando:

    Epistula Magistrati Mogontiaci


    An Tib Duccius Lando,


    auf Beschluss des Ordo Decurionum Mogontiaciensis wurde dir der Auftrag für die Anfertigung einer Statue des Imperator Caesar Augustus Caius Ulpius Aelianus Valerianus zu seinen Ehren anzufertigen. Entsprechend deinem Angebot hast du keinen Anspruch auf Entlohnung.


    An der Basis der Statue ist folgende Inschrift anzubringen:


    IMP CAES AVGVSTO C VLPIO AELIANO VALERIANO DIVI IVLIANI F PONT MAX TRIB POT III IMP I PP D D


    Sollte der Auftrag nicht innerhalb dieses Jahres ausgeführt werden, ist statt TRIB POT III die Kürzung TRIB POT IIII zu verwenden.


    Die Stadtverwaltung ist unverzüglich über die Fertigstellung der Arbeit zu informieren!



    M Petronius Crispus - Magistratus Mogontiaci

    Nachdem Reatinus Platz genommen hatte und durch eine Geste kommuniziert hatte, dass er nichts wollte, zuckte Crispus mit den Schultern. Ihm schmeckte sein Puls hervorragend, denn im Gegensatz zu seinen Zeiten als einfacher Legionär, war das Getreide, aus dem der Brei wurde, nicht lieblos von einem Probatus gemahlen worden und außerdem auch ein wenig gewürzt. Aber Reatinus musste vermutlich auch nicht mehr den Fraß der Truppe essen!


    Dennoch orderte er, als Gunda eintrat um zu sehen, wer da gekommen war, einen Becher Wein für seinen Kameraden und setzte sich dann etwas auf. Die Frage überraschte ihn, denn er hatte einen privateren Grund erwartet.


    "Klar - für einen Freund hab' ich immer Steine!"


    erwiderte er. Die Frage war, was er von einem Freund für diese Steine verlangen konnte...einerseits war es professioneller, aus den Geschäften jegliche Sympathie herauszuhalten. Andererseits...

    [Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/7766/luciuspetroniuscrispuskex5.jpg]| Lucius Petronius Crispus

    Zitat

    Original von Petronia Crispina
    Gabriel war es gewohnt gemustert zu werden und ließ es über sich ergehen, beachtete es nicht weiter sondern schaute einfach starr gerade aus auf einen Punkt der etwas in der Ferne lag. Seine Herrin wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte und das würde der Hausherr auch tun können. Er musste ihm ja zwangsläufig auch dienen auch wenn er ihm ziemlich mürrisch vor kam. Es war ganz gut, dass der Sklave die Gedanken des Petronier nicht lesen oder erahnen konnte, denn wirklich nett waren sie nicht.


    Calena hingegen war ganz hin und weg von dem Jungen und betrachtete ihn weiter. Sie mochte Kinder, auch wenn sie nicht viel mit ihnen bis jetzt zu tun gehabt hatte, hatte sie diese dennoch gerne. Kinder waren eine sehr große Bereicherung im Leben eines jeden und sie hörte gerne das Lachen vor allem von den ganz kleinen. Leicht schmunzelte sie den Jungen an und zuckte selber zusammen, als ihr Onkel seinem Sohn regelrecht den Befehl gab sie zu begrüßen. Ganz kurz warf sie ihm deswegen einen Seitenblick zu nahm dann aber ihren Cousin in die Arme und drückte ihn sanft an sich.


    „Es ist schön dich kennen zu lernen und ich hoffe wir können ein wenig Zeit zusammen verbringen, was hälst du davon?“ Ihren Onkel vergaß sie mal für einen kleinen Augenblick. fragte sie ihn offen und strich ihm mit einer Hand fast wuschelnd durch die Haare.


    Lucius stand im Schnee und zitterte leicht, während er die Begrüßungszeremonie über sich ergehen ließ. Er war gerade erst von der Schule nach Hause gekommen und hatte sich im Triclinium wärmen und außerdem ein wenig Brot und einen Glühwein zu sich nehmen wollen - da war plötzlich Morag aufgetaucht und hatte von einer Frau erzählt, die gekommen war und irgendwie aufgenommen wurde. Er hatte sein Mühle-Spiel mit Armin unterbrochen und war sofort hinausgeeilt, obwohl er lieber noch ein wenig in der Wärme geblieben wäre. Doch es war unmöglich, sich den Befehlen seines Vaters zu widersetzen. Und gerade vor Fremden wollte er seinen Filius als folgsam vorführen, daher wurde Ungehorsam besonders hart bestraft.


    Das Mädchen sah irgendwie fremdartig aus - ihr Haar sah aus wie das von Germanen! - , doch irgendwie hatte sie auch etwas Vertrautes, ja, Lucius glaubte sogar eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihr und seinem Vater zu erkennen. Warum, erklärte sich auch rasch: Sie war seine Cousine! Das war die erste Verwandte, die Lucius jemals getroffen hatte und so war er besonders neugierig, wie sie so war. Zuerst hatte er befürchtet, sie wäre genauso streng wie sein Vater, doch diese Angst erwies sich als unbegründet - wie ein guter Geist kam sie ihm vor! Voll Wärme erwiderte sie seine steife Umarmung (mehr traute er sich nicht)! Und sie roch so...anders! Er genoss ihre Berührung und lächelte sie zufrieden an - auch er vergaß für einen Augenblick seinen Vater, der so viel Sentimentalität sicherlich nicht mochte.


    "Gerne!"


    erwiderte er, doch in diesem Moment zerstörte die harsche Stimme seines Vaters den wunderbaren Augenblick. Voller Schreck blickte Lucius auf und sah das Gesicht seines Vaters, der ebenfalls eine gute Idee zu haben schien - aber irgendwie hatte er auch das Gefühl, dass die Idee für ihn nicht gut sein würde!


    "Eine super Idee - du könntest mit ihm Lesen üben! Das kriegt er nämlich immer noch nicht vernünftig auf die Reihe!"


    Lucius errötete. Zwar war es wahr, dass er noch immer große Schwierigkeiten beim Lesen hatte, weshalb er auch in der Schule oft ausgelacht wurde, doch noch viel mehr schämte er sich, vor dieser Göttin-gleichen Frau heruntergemacht zu werden. Warum hatte sein Vater das nur gesagt?




    Während Crispus herunteraß, legte er seinen Löffel beiseite. Er hatte wahrlich nicht mit Besuch gerechnet, deshalb trug er auch seine "Haustunica", die einer Legionärskleidung nicht unähnlich war. Aber es war nur Reatinus, folglich konnte er sich auch ganz natürlich geben. Und vielleicht hatte sein alter Kamerad ja sogar Lust, sich an seinem Prandium zu beteiligen!


    Daher winkte er ihn mit einem breiten Lächeln heran.


    "Komm' ruhig - magst du auch 'was? Ich kann Gunda noch 'was holen lassen!"


    Was Reatinus wohl wollte?

    Zitat

    Original von Petronia Crispina
    Musternd blickte sie die beiden Kinder und die Frau an die nun hergekommen waren wie es der Hausherr ´befohlen´ hatte. Das Lächeln der Frau erwiderte sie natürlich ebenfalls freundlich und sie war froh drum, dass keiner ein böses Gesicht machte, das würde die ganze Sache doch um einiges erleichtern.
    Nach der Vorstellung schien es nun an ihr ein paar Worte an die Familie zu richten, zwar waren die Worte ihres Onkels ziemlich kühl und karg gewesen, aber sie war sich sicher, das er mit der Zeit noch auftauen würde, zumindest hoffte sie es sehr ansonsten gebe es sicher noch Probleme das war sicher.


    „Ich freue mich euch kennen zu lernen. Ich werde mich gerne ein wenig nützlich machen,“ wandte sie sich dann kurz an ihren Onkel, denn sie wollte keine Almosen von ihm haben und lieber ein wenig dafür machen anstatt die ganze Zeit nur gelangweilt in einer Ecke zu sitzen, denn sie glaubte kaum, dass man hier viele Möglichkeiten hatte etwas zu machen. „Ich habe noch einen Sklaven bei mir, Gabriel ist sein Name,“ meinte sie und wandte sich ein wenig um, und als hätte er es gewusst oder gehört trat er auch schon zu ihnen und nickte leicht in die Runde. „Es freut mich, dass ich hier bleiben kann und ich würde mich freuen dich, Lucius ein wenig näher kennen zu lernen,“ sagte sie sanft und lächelte den Jungen an. Er sah seinem und ihrem Vater ähnlich bemerkte sie, was ein leichtes Ziehen in ihrem Herzen auslöste.


    Crispus musterte den Sklaven: Möglicherweise hielten manchen Frauen ihn für attraktiv, doch für ihn gaben seine tiefliegenden Augen ihm ein etwas listiges Aussehen. Außerdem war er etwas dürr - ob er überhaupt schwerere Arbeit leisten konnte? Er brauchte endlich einen kräftigen Sklaven, vielleicht einen, der Lucius trainieren konnte! Schließlich sollte aus dem Jungen eines Tages ein strammer Soldat werden! Und der Blick! War da nicht ein bisschen was von Zurückgebliebenheit? Er musste ihn im Auge behalten, so viel war klar...


    Und Crispina schien sich wirklich sehr für seinen Jungen zu interessieren - was Frauen an Kindern nur immer so faszinierte? Ob es einfach eine geschickte Einrichtung der Natur war, denjenigen, die Kinder aufzogen, auch ein starkes Interesse daran zu geben? So wie der Hang des Knaben zum Wettkampf, zum Streit und zum Krieg?


    So dachte Crispus - das hatte die Legion aus ihm gemacht: Einen Soldaten, der sich nichts anderes vorstellen konnte, obschon er als Jüngling Interesse für das Lesen gepflegt hatte, von einer großen politischen Karriere geträumt hatte! Im Grunde hatte er nun so etwas ähnliches, aber das war nicht mehr sein Ziel: Er wollte eigentlich nur, dass sein Sohn die Möglichkeit bekam, eines Tages als ritterlicher Offizier im Reich aufzusteigen - eine Karriere, die ihm selbst verwehrt worden war!


    "Lucius, begrüß' deine Cousine!"


    befahl er, woraufhin der Junge zusammenzuckte, dann jedoch vortrat und die Arme ausbreitete, um Crispina zu umarmen. Bei moderneren Familien war es möglicherweise üblich, auch Begrüßungsküsse auszuteilen, doch von derlei Bräuchen hielt der alte Petronius nichts: Das machte Lucius nur weibisch!

    "Ich bring' dich zu ihm!"


    antwortete Morag und öffnete die Tür ganz, sodass Reatinus ihm folgen konnte. Doch er führte den Artorier nicht wie möglicherweise erwartet ins Tablinium, sondern hielt direkt auf das Triclinium zu.


    Als er Reatinus dort hineinbat, konnte man den alten Petronier bei Essen sehen: Auf dem Tisch stand eine Schale Puls, garniert mit Fleisch. Außerdem stand ein Becher dampfender Wein auf dem Tisch - offensichtlich war Crispus gerade beim Prandium!


    Als er den Artorier erblickte, riss er erstaunt die Augen auf und fragte mit vollem Mund:


    "Reatinus, was machst du denn hier?"

    Kein riesiges Vermögen - naja, erwartungsgemäß! Aber offensichtlich hatte er ihr immerhin ein wenig Geld vermacht, was schon einmal akzeptabler war, denn damit konnte er sie möglicherweise vorerst ernähren. In dieser brummigen Stimmung wollte er soeben befehlen, dass die erscheinenden Hausbewohner näher kam, als er ein Wort des Dankes hörte. Vom Wortlaut her hätte er geglaubt, es sei eine einfache Floskel gewesen, doch der Unterton, der mitschwang, berührte ihn und er wusste wie von Geisterhand, dass es ernst gemeint war. Zuerst wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte, dann murmelte er einfach etwas von


    "Keine Ursache!"


    Sein Sohn und die Sklaven waren inzwischen näher gekommen, sodass Crispina sie gut sehen konnte. Lucius trug noch seine Schulsachen: Eine langärmlige Tunica, wie sie in Germania üblich war, Stiefel, jedoch keine Hosen. Zum einen, weil sie eine Heizung besaßen, zum andern, weil Crispus Hosen für absolut unrömisch hielt. Armin war ähnlich gekleidet, obwohl er ihm auch Hosen erlaubte (immerhin war er ein Germane und Gunda sorgte sich um ihn, weshalb er dies erlaubt hatte). Die beiden Knaben blickten Crispina mit unverholener Neugier an, während Gunda freundlich lächelte. Über ihrem germanischen Kleid trug sie ein Tuch, das sie über den Kopf ziehen konnte, im Augenblick jedoch ihre Schultern bedeckte.


    "Familie, das ist Petronia Crispina, die Tochter von Sequester, meinem Bruder. Leider ist der gestorben und wir werden Crispina in unsere Hausgemeinschaft aufnehmen."


    Damit war die Vorstellung vorerst ausreichend. Sicherlich würde Crispina sich in kürzester Zeit noch persönlich näher bekannt machen. Abgesehen davon wusste er selbst ebenfalls kaum etwas über seine Nichte. So ging er zur Vorstellung seiner Hausgemeinschaft über, indem er auf die jeweils genannte Person deutete.


    "Crispina, das sind Lucius, mein Sohn, Armin, sein Leibsklave und Gunda, die gute Seele im Haus. Vielleicht kannst du ihr im Haushalt ein bisschen zur Hand geh'n."


    Auch das genügte für's erste. Nun hoffte er, dass Crispina ihren Sklaven vorstellte.

    Zitat

    Original von Petronia Crispina
    „Acht, dann ist er ja schon ein großer Junge,“ meinte sie freundlich was natürlich als Kompliment gedacht war. Wahrscheinlich würde er es aber sicher nicht so auffassen und denken, dass sie einfach nur etwas plapperte um überhaupt reden zu können. Innerlich seufzte sie wieder denn dieser Mann war ein alter, harter Knochen den man erst einmal erweichen musste, nur wie das musste sie noch herausfinden und das war sicher ein ganzes Stück Arbeit.


    „Ich freue mich dennoch ihn bald zu sehen. Wahrscheinlich kommt er nach dir,“ meinte sie und biss sich auf die Zunge. Warum hielt sie nicht einfach ihren Mund?


    Seine nun kommende Frage überraschte sie, denn darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht, aber eigentlich musste sie es auch nicht, denn es lag ja auf der Hand, dass es so sein würde, deswegen nickte sie. „Ich denke schon, du bist der einzige der da ist,“ sagte sie und versuchte dabei nicht vorlaut zu klingen. „Es wäre also gut wenn du mein Tutor sein würdest,“ meinte sie und wusste, dass sie sich damit noch mehr in seine Hände gab, in fremde Hände.


    In der Tat war Lucius schon ein großer Junge, wie Crispus wieder einmal bewusst wurde. Eigentlich war er sogar schon alt genug, um etwas mehr zu lernen, vielleicht sollte er langsam sein Tirocinium Fori beginnen, das in Rom bei den reichen Adligen üblich war und in abgespeckter Form auch für die Elite der Landstädte galt. Dafür wurde der Sohn, der in die eigenen Fußstapfen treten sollte, bei jeder Gelegenheit zu öffentlichen Angelegenheiten mitgenommen, sodass er lernte, wie Politik gemacht oder Verhandlungen geführt wurden...andererseits hatte Lucius oft ein dermaßen schlechtes Benehmen, dass man ihn kaum vorzeigen konnte! Das wies jedoch darauf hin, dass Lucius nicht sehr nach ihm kam (obwohl er gewisse äußerliche Ähnlichkeiten zu dem jugendlichen Marcus Petronius hatte). Charakterlich war er vielleicht eher Sequester näher. Aber das würde Crispus seinem Sohnemann schon noch austreiben!


    "Gut. Dann musst du mir in Zukunft immer sagen, wenn du größere Mengen Geld ausgeben willst. Hast du von Sequester 'was geerbt?"


    fragte er bei dieser Gelegenheit. Unterdessen ging er in Richtung Tür und trat in den Garten. Dort tauchten gerade Lucius und Armin auf und sogar Gunda kam aus der Küche, wobei sie neugierig wirkte.


    Sim-Off:

    Im Control Panel kannst du mich als Tutor eintragen, dann bestätige ich!

    | Morag


    Tatsächlich war es so kalt, dass Morag Schmerzen in den Gelenken verspürte, während er im Hof des Hauses Schnee räumte. In der Nacht war es seltsamerweise noch wärmer gewesen, sodass der Schnee in dicken Flocken gefallen war. Immer wieder musste er seine Tätigkeit jedoch unterbrechen, um mit seinem Atem die krebsrot abgekühlten Finger zu wärmen.


    Nun klopfte es jedoch und bedächtig stellte der Gallier seine Schaufel an die Wand und ging zum Eingang. Als er öffnete, erblickte er ein bekanntes Gesicht: Artorius Reatinus, der alte Kamerad des Herrn! Dieser musste natürlich nicht misstrauisch befragt werden!


    "Möchtest Du zu Crispus?"


    fragte er daher stattdessen.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    "Jawohl!"


    bestätigte Crispus und nickte dem Centurio zu - er würde das sicherlich auslegen und dann dem Duumvir die Rechnung zukommen lassen. Dann machte er eine Geste, mit der er Marsus weiterführen wollte. Sofort ging Nerva voraus und auch der Centurio folgte. Sie betraten die Brücke, wo bereits fleißig gewerkelt wurde.


    "Der Duumvir spendiert euch allen Wein!"


    teilte der Petronier den arbeitenden Soldaten mit, woraufhin kurz Hochrufe auf die Güte des Bürgermeisters erschollen und Crispus zufrieden lächelte - Legionäre veränderten sich doch nie und waren mit kleinen Dingen zu begeistern!


    "Hier werden die Teile ausgetauscht, wie du siehst, Duumvir."


    erklärte Nerva, nachdem die Freudenrufe verstummt waren und sich die Männer wieder ihrer Arbeit zugewandt hatten. Sie standen bei einem Platz, wo mit Brechstangen schadhafte Bretter des Fahrbahnbelags herausgerissen wurden.

    Tatsächlich war der Riss, den der Tod Heilas im Herzen des Petroniers gerissen hatte, noch nicht vollständig vernarbt. Er hatte sein Leid jedoch dadurch gemindert, dass er diesen Schmerz verdrängte. Dies tat er inzwischen so erfolgreich, dass er sogar gar nicht daran dachte, dass es möglicherweise seltsam war, wenn er nur einen Sohn, aber keine Frau vorweisen konnte. Im Grunde tat Crispina gut daran, nicht nachzufragen.


    "Gallicus, mach' das Gästezimmer mit der Sklavenkammer bereit! Und hilf den Fuhrknechten beim Abladen! Und halt - trommel' die Familie zusammen!"


    befahl er seinem Sklaven knapp, der schon hatte gehen wollen. Dann wandte er sich wieder Crispina zu, die bereits lebhaftes Interesse an Lucius zu entwickeln schien - typisch Frau! Und irgendwie auch typisch Sequester, der war auch immer so sentimental gewesen...


    "Bald acht. Ist schon von der Schule da, glaub' ich - naja, komm', wir werden gleich sehen!"


    Mit einem Ächzen erhob sich der alte Petronier und ging um seinen Tisch herum auf Crispina zu. Plötzlich kam ihm etwas in den Sinn, was möglicherweise aus rechtlichen Gründen ebenfalls wichtig war.


    "Dann bin ich damit auch dein Tutor, nehme ich an?"


    Immerhin war Crispina noch jung und es war sicherlich besser, wenn ein älterer Mann über ihr Vermögen wachte - zumindest größere Ausgaben. Andererseits vermutete Crispus, dass Sequester sowieso nicht viel zum Erben gelassen hatte...

    Epistula Magistrati Mogontiaci


    An das Handelskonsortium Freya Mercurioque,


    nach ersten Planungen benötigt die Civitas Mogontiacum zwei Blöcke rätischen Marmor für die Renovierung der Thermae Iuliani. Nach Verhandlungen wurde ein Preis von 310 Sesterzen dafür festgelegt.


    Der zuständige Steinmetz möchte die Blöcke selbst auswählen und lässt daher um einen Termin für die Sichtung des Lagers bitten. Die Stadtverwaltung wird den Termin nach Eingang dann weitergeben.



    M Petronius Crispus - Magistratus Mogontiaci

    Ein wenig verwirrt ließ Crispus sich auf seinen Platz plumsen. Er hatte gerade eben ein großzügiges Angebot gemacht, woraufhin Lando ihm diese Idee praktisch gestohlen hatte und nun selbst als edler Spender dastand, während man dies dem Petronier nicht zugestanden hatte - das war einfach ungerecht! Und der gesamte Ordo hatte dazu geschwiegen, allen voran hatte natürlich Marsus diese Unverfrorenheit unterstützt.


    Völlig verärgert und ohne sich von den anderen zu verabschieden verließ der Petronier den Raum, nachdem Marsus die Sitzung beendet hatte.

    [Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/7766/luciuspetroniuscrispuskex5.jpg]| Lucius Petronius Crispus


    Viele Tage, Wochen und Monate waren vergangen, seitdem Lucius zum ersten Mal die Xanthos-Schule betreten hatte. Und inzwischen kannte er die Jungen hier alle zu gut. In ihre Clique jedoch war er nie so wirklich völlig hineingelangt. Stattdessen saß er immer auf einem Schemel in der hinteren Reihe. Leider hatte sich gezeigt, dass seine Begabung für das Lesen und Schreiben ebenfalls etwas mangelhaft war, sodass er gelegentlich von den anderen Jungen ausgelacht worden war, wenn er wieder einmal völligen Unsinn vorgelesen hatte - nur Antonius, der oft genauso schlecht war wie Lucius selbst war etwas, was man als Freund bezeichnen konnte. Lucius jedoch bewunderte Mucius am meisten. Er war immer der Anführer der Bande, durfte entscheiden und wenn er etwas sagte, dann galt es. Oft war Caius eine kleine Opposition, doch die überragende Autorität von Mucius, der stets rasch von den anderen unterstützt wurde, zwang auch den eingebildeten Magistraten-Sohn in die Knie.


    Eigentlich besuchte er die Schule höchst ungern, denn meistens mussten sie sich doch mit dem Lesen und Schreiben beschäftigen, während die Mathematik, die Lucius wesentlich besser gefiel, einen sehr geringen Teil einnahm. Außerdem ging er hin, weil sein Vater es befahl. Einmal hatte er Armin, der ihn jeden Morgen in die Schule brachte, überredet, lieber aus der Stadt in den Wald zu gehen, doch als sein Vater es von Xanthos erfahren hatte, hatte der kleine Lucius die Tracht Prügel seines Lebens erhalten. Damals hatte er die ganze Nacht geheult und war am nächsten Morgen mit blauen Flecken in die Schule gegangen. Caius hatte ihn ausgelacht. Überhaupt machte Caius ihm am meisten Ärger - er schien geradezu Spaß daran zu haben, den kleinen und schmächtigen Lucius bei jeder Gelegenheit das Leben schwer zu machen. Nicht nur einmal hatte er von Meister Xanthos Ärger bekommen, weil Caius ihn in irgendeiner Weise (besonders mit seinem Stylus) vom Unterricht abgehalten hatte. Um genau zu sein, hasste Lucius ihn sogar!


    Der Lernfortgang war dennoch weitergegangen: Aus Silben waren ganze Wörter geworden und heute nun hatte Meister Xanthos sich eine weitere Teufelei ausgedacht: Sie mussten einen Text des göttlichen Divus Iulius Caesar lesen! Gerade hatten sie etwas über diesen beeindruckenden Mann der römischen Geschichte erfahren - Lucius hatte nicht aufgepasst, sondern stattdessen auf seiner Tabula Kopfrechnen geübt. Natürlich hatte Iulius wieder eine Menge gewusst - Lucius fragte sich, woher - er hatte sogar die Überlegung angestellt, mit ihm verwandt zu sein, doch das hatte nur Gelächter hervorgerufen. Iulius' Vater mochte ein angesehener Anwalt sein, aber eine Verwandtschaft mit dem ersten Kaiserhaus war doch sehr unwahrscheinlich. Inzwischen hatte Xanthos aber die große Buchrolle aufgerollt und reichte sie an Lucius.


    "Lucius, ließ uns die ersten Worte vor! Sie sind sehr bekannt!"


    Der kleine Petronier nahm voller Angst das Buch entgegen und suchte den Anfang. Bereits jetzt hatte er Angst zu versagen: Das war doch nur eine endlose Reihe von Buchstaben! Wo war der Anfang? Und war dieses V jetzt wie vulnera oder wie urbs auszusprechen? Als er auf den Finger blickte, mit dem er dem Text folgen wollte, bemerkte er, dass dieser zitterte. Würden die anderen ihn wieder auslachen? Warum hatte Xanthippus nur ihn ausgewählt? Sollte doch der dumme Brutus sich blamieren!


    "Ga...lliae stohm - äh - Gallia est omniis diiuiissaai - ähm - diiviissaa iin paa...rrtees treessquaa - äh - quaarruumuun - quarumun? - ah! - quaruum unnaam in-c-oolll...uhnn-t beel - hä?"


    stammelte er hervor. Irgendwie wollten diese verdammten Buchstaben keinen Sinn ergeben! Hilfesuchend sah er sich in der Klasse um. Antonius sah ihn mitleidig und etwas verzweifelt an, Iulius meldete sich bereits und Caius grinste hämisch. Und schließlich blieb sein Blick an Xanthippus kleben, der ihn streng und erwartungsvoll ansah.


    "Hast du zu Hause Lesen geübt, wie ich es dir aufgetragen habe?"


    Beschämt senkte Lucius den Kopf. Er erinnerte sich noch sehr genau daran, dass Meister Xanthos ihm das erst gestern aufgetragen hatte. Doch da sein Vater es nicht wusste, hatte er sich stattdessen mit den anderen Jungen getroffen und sie hatten eine Schneeballschlacht gemacht. Zuerst war alles ganz lustig gewesen, doch dann hatte Lucius Caius den Kratzer, den letzterer mit seinem Stylus gemacht hatte, heimzahlen wollen und ihm einen Schneeball direkt auf die Nase geworfen. Daraufhin war Caius wütend geworden, losgestürmt und hatte den viel schwächeren Lucius in den Schnee geworfen und sein Gesicht in einen besonders großen Schneehaufen gepresst. Eine Rangelei war entstanden und wenn Mucius die beiden nicht getrennt hätte, hätte Lucius wohl weitaus mehr als einen Riss im Mantel davongetragen. Zu Hause hatte es deswegen ordentlichen Ärger gegeben - sein Vater hatte ihm den Mantel weggenommen und entschieden, dass Lucius dann eben ohne Mantel leben musste, wenn er ihn kaputt machte. Heute morgen war er daher richtig froh gewesen, die Schule zu erreichen - zu kalt war es draußen gewesen, auch wenn er zwei Tunicae übereinander trug. Nun jedoch wünschte er sich in einen Schneesturm oder sonstwohin, wo Xanthippus bohrender Blick ihn nicht traf.


    "Indem du schweigst, sprichst du, Lucius! Offensichtlich brauchst du mehr Kontrolle: Schreibe mir bis morgen auf, was du den ganzen Nachmittag zu tun pflegst. Und sieh zu, dass die Tabula ganz voll ist!"


    Die ganze Tafel? Lucius war niedergeschlagen...dann fiel ihm etwas ein: Armin hatte doch von Morag ebenfalls gelernt zu schreiben! Und sicherlich würde Xanthippus es nicht bemerken, wenn er für ihn die Hausaufgaben machte! Dafür würde Lucius Armin eben einen Gefallen tun...hmm...vielleicht konnte er solange für ihn ausmisten! Der gute Asulf war Lucius sowieso nur sympathisch und er konnte es gar nicht erwarten, bis man ihm erlaubte, ihn zu reiten.
    Während Lucius so nachdachte und dabei den Kopf gesenkt hielt, fuhr Xanthos mit dem Unterricht fort. Er rief Iulius auf, der sofort auswendig die ersten Sätze des Gallischen Krieges rezitierte. Natürlich auswendig!


    "Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. Gallos ab Aquitanis Garumna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit.*"


    Sim-Off:

    * Gallien in seiner Gesamtheit ist in drei Teile geteilt, von denen den einen die Belgier bewohnen, den anderen die Aquitaner und den dritten, die welche in ihrer eigenen Sprache Kelten, in unserer Gallier heißen. Diese alle sind nach Sprache, Einrichtungen und Gesetzen untereinander verschieden. Die Gallier trennt von den Aquitanern der Fluß Garonne, von den Belgiern die Marne und die Seine.




    Keine Kosten also, das war gut. Ein weiterer Sklave? Das war zwar nicht unbedingt gut, aber andererseits hatte er sowieso vorgehabt, seinen Haushalt etwas aufzustocken, jetzt wo er zur Oberschicht von Mogontiacum gehörte. Folglich würde er sicher sogar sparen können - der Sklave war hoffentlich nicht den ganzen Tag damit beschäftigt, seine Herrin zu bedienen. So verzogen konnte Crispina auch wieder nicht sein!


    "Nein, ich hole gleich Gallicus, der wird sich d'rum kümmern."


    beantwortete er die erste Frage und rief laut


    "Gallicus, komm' 'mal!"


    Dann fuhr er fort und beantwortete die zweite Frage seiner Nichte.


    "Nein, ich habe natürlich drei Sklaven. Und außerdem einen Sohn, Lucius. Ich stell' sie dir gleich vor. Gehört der Wagen dir?"


    In diesem Augenblick erschien Morag, der alte Sklave, den Crispus nach seiner Herkunft Gallicus nannte. Er wirkte verwirrt, als er eintrat. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass er die Besucherin wieder hinausführen sollte, doch stattdessen setzte der alte Petronier einen geradezu fürstlichen Blick auf und erklärte freiheraus


    "Crispina, das ist Gallicus. Gallicus, das ist Petronia Crispina, deine neue Herrin! Sie zieht bei uns ein, außerdem ihr Sklave, der draußen wartet. Möchtest du, dass er bei dir schläft oder soll ich ihn bei Gallicus unterbringen?"


    Er sah Crispina fragend an. Diese Frage entschied, welches Zimmer die Dame bekam, denn das eine Gästezimmer besaß eine separate Sklaven-Schlafkammer, während das andere nur über einen schlichten Vorraum verfügte. Einen Augenblick hatte Crispus mit dem Gedanken gespielt, einfach zu bestimmen, dass Crispina allein schlief, immerhin war sie ein Mädchen und sollte nicht in Versuchung geraten, ein Techtelmechtel mit ihrem Sklaven zu haben. Aber dann hatte er sich besonnen: Dass der Leibsklave im Raum vor seiner Herrin schlief, war in Rom vollkommen üblich und wer wusste schon, was für ein Typ dieser Gabriel war. Vielleicht war er ja eine Tunte oder ein halber Knabe? In jedem Fall würde er die beiden in nächster Zeit ein wenig beobachten...


    Morag wirkte nun völlig verwirrt und schluckte. Sicher hatte er nicht damit gerechnet, ein neues Familienmitglied zu erhalten!

    Crispus verabschiedete sich ebenfalls freundlich von Rufus. Wieder einmal bestätigte sich sein Eindruck, dass der junge Mann ein sympathischer Kerl war. Vielleicht konnte er ihm ja sogar erklären, wie diese Duccier tickten - aber das wohl frühestens in einem halben Jahr. Bis dahin musste er sich wohl damit abfinden, dass er nie so ganz verstehen würde, was im Kopf eines Germanen vorging...

    "Oh, dann wünsche ich dir viel Glück und eine gute Reise! Ich werde Neptun opfern, dass er dich sicher ankommen lässt!"


    erwiderte Crispus überrascht. Die Duccier mussten es haben: Eine kleine Reise nach Alexandria war sicherlich sehr teuer - andererseits war Duccia Venusia mit einem erfolgreichen Offizier verheiratet, wie er wusste und sie konnten es sich sicher leisten, noch einen jungen Duccius als ihren Gast zu ernähren. Und man erzählte sich die tollsten Geschichten von dieser gewaltigen Stadt - ein wenig beneidete der alte Petronier den jungen Duccier sogar...