Glücklicherweise hatte Crispus einen Sacerdos gefunden, der ihm bei der Weihe des Steines helfen würde. Diesen begrüßte er, sobald jener die Stufen des Tempels herabgekommen war. Es war ein älterer Syrer, wie es schien.
"Ich bin Livianus Pythermon. Ist das der Stein?"
Er deutete auf den kleinen Altar, den die Arbeiter trugen und Crispus nickte. Er streckte die Hand aus und reichte sie dem offensichtlich Freigelassenen (Der Petronier glaubte sich sogar zu erinnern, dass ein gewisser Livius im Ordo Decurionum der Stadt saß).
"Petronius Crispus, Magistratus. Danke, dass du gekommen bist. Stellen wir den Stein auf und opfern dann oder zuerst oder wie funktioniert das jetzt?"
fragte er gleich hinterher und der Priester lächelte milde. Offensichtlich hatte er keinerlei Eile, denn für die Antwort ließ er sich sehr viel Zeit.
"Najaa...ich denke wir stellen ihn hinein und opfern dann. Was hast du denn dabei?"
Crispus wandte sich um und nahm Wein, Obst und Ziegenmilch - er hatte dies für angebracht gehalten. Als er es dem Priester vorzeigte, nickte dieser bedächtig.
"Wir müssen den Stein zuerst reinigen, bevor wir die Gaben darbringen."
Crispus nahm nicht an, dass es dabei wirklich darum ging, den Stein sauberzumachen und tatsächlich ging der Sacerdos gemächlich in den Tempel und kam mit einer Schüssel Wasser wieder. Darin lag ein Aspergil, mit dem er den Stein nun besprengte. Dabei betete er ein Gebet.
"Nun bringt ihn hinein."
Er selbst ging voraus, während danach Crispus und dann die Steinträger folgten. Als der Petronier den Umgang durchquert und die eigentliche Cella betrat, staunte er nicht schlecht: An den Wänden standen bereits zahlreiche Weihesteine, darüber hingen metallene Darstellungen von Gliedmaßen und Organen - der Heilgott erfreute sich offensichtlich größter Beliebtheit!
"Dort in der Ecke ist Platz."
erklärte der Priester und deutete auf eine Ecke des Tempels, die relativ weit von der Kultstatue des Gottes entfernt war. Crispus deutete seinen Arbeitern, den Weihestein dort zu postieren. Dann sah er zu dem Sacerdos.
"Und jetzt?"
Livianus machte eine abwehrende Geste - offensichtlich war ihm Crispus zu ungeduldig. Dann sog er tief ein (was Crispus unbewusst nachmachte und dabei den Duft von kaltem Weihrauch registrierte) und antwortete
"Gib mir die Opfergaben. Ich werde sie Apollo Mogon darbringen. Es war die Einlösung eines Gelübdes, nicht wahr? Um was ging es?"
"In meiner Dienstzeit habe ich für die Genesung eines Kameraden gebeten."
erwiderte Crispus und fragte sich, ob der Zucken der Augenbraue des Priesters ein Zeichen der Missbilligung war, dass er so lange mit der Einlösung des Gelübdes gewartet hatte. Doch im Grunde hatte er recht: Crispus war spät dran!