Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    "Ich weiß!"


    antwortete Crispus und wollte losgehen, als ihm noch etwas einfiel.


    "Übrigens, ich kandidiere dieses Jahr zum Magistratus in Mogontiacum. Ich würde mich gern für euch Soldaten einsetzen - du darfst zwar nicht wählen, aber vielleicht hast du ja Freunde, die auch gern mehr Zusammenarbeit mit euch hätten..."


    Damit ging er weiter. Diese Form der Wahlwerbung war zwar ziemlich plump und es war gut, dass er gleich weiterging, denn seine Ohren wurden ein wenig rot, so peinlich war es ihm im Nachhinein.

    Crispus horchte auf, als Capitolinus das Gespräch einfach abbrach. Langsam hatte er das Gefühl, dass der Duumvir die Curia nur als Abnick-Organ betrachtete (und vielleicht als Geldquelle). Jedes Mal, wenn es für ihn unbequem wurde, brach er die Diskussion ab und überging die Meinung der Decuriones! Wenn Crispus eines Tages diese Sitzung leiten würde, würde er es besser machen (oder zumindest bessere Begründungen suchen)!


    Das nächste Thema war wieder etwas unangenehm, denn erst jetzt erinnerte er sich, dass er zugesagt hatte, sich darum zu kümmern. Inwieweit genau, wusste er allerdings nicht mehr, denn er hatte das Thema völlig vergessen! Das war ziemlich ungünstig für seine Kandidatur, daher suchte er verzweifelt nach einer Möglichkeit, sich da hinauszuwinden. Sollte er die Initiative ergreifen oder hoffen, dass man seine Beteiligung sowieso vergessen hatte?


    Nein, es war wohl besser, die Sache selbstständig anzupacken - das wirkte doch stets souveräner! Einen Moment musste er überlegen, was zu tun war, dann erhob er sich und sprach


    "Zum Brückenbau habe ich etwas zu sagen. Ich war ja damit beauftragt, weil ich in dieser Zeit noch bei der Legio II gedient habe und daher Kontakte hatte. Ich habe auch mit dem Legaten darüber gesprochen und er hat eingewilligt, Männer zur Verfügung zu stellen. Leider hatten wir dann die Frühjahrshochwasser und einige Probleme, sodass wir nicht anfangen konnten.
    Später habe ich dann versucht, den Architekten zu erreichen, habe ihn aber nicht erwischt. Trotzdem muss ich mich entschuldigen: Ich bin die Angelegenheit wohl nicht nachdrücklich genug angegangen."


    Die Sache mit dem Architekten war zwar eine Lüge, doch wer konnte schon beweisen, dass er keinen Brief an ihn geschrieben hatte? Außerdem war es ja nur eine kleine Notlüge.


    "Zu meiner Verteidigung kann ich vielleicht noch sagen, dass unterdessen auch meine Entlassung aus dem Militärdienst und der Tod meiner Gattin dazwischengekommen ist. Wie gesagt - es tut mir leid.


    Ich bin aber bereit, meine Fehler auszubügeln, wenn ihr mich wieder damit beauftragen wollt."


    Hoffentlich würde seine Taktik funktionieren!

    Petronius Crispus hatte beschlossen, zuerst unauffälligeren Kontakt mit den Ducciern zu suchen, ehe er sie gleich zum Essen einlud. Er wollte zuerst die Lage sondieren, ehe er den Löwen in die Höhle bestellte. Dafür war ihm eine gute Idee gekommen: Er wollte sich ohnehin ein Pferd kaufen und die Duccier hatten eines der bekanntesten Gestüte in der ganzen Umgebung.


    So kam er in bequemer Alltagskleidung an der Hros, wie die Germanen eine Pferdezucht nannten, an und sah sich um, ob er irgendjemanden fand, der ihm weiterhelfen konnte - vorzugsweise kein Knecht, sondern ein Mitglied der Familie!

    Petronius Crispus besuchte das Castellum zum ersten Mal, seitdem er die Truppe verlassen hatte. Er hatte sich inzwischen an zivile Kleidung gewöhnt, dennoch trug er heute eine Militärtunica und das Cingulum Militare darüber - als Veteran durfte er dies ja!


    So ausstaffiert trat er an das Tor und meldete sich an.


    "Marcus Petronius Crispus, Veteran der Legio II. Ich möchte den Praefectus Castrorum sprechen, wenn's geht."


    Es fühlte sich irgendwie gut an, das Lager wieder von innen zu sehen!

    Crispus begann damit, an seiner Wahlrede zu feilen. Die üblichen Dinge wie Tüchtigkeit, Biografie und Vaterland waren leicht gefunden, doch er wollte etwas bieten, was ihn von anderen Kandidaten unterschied. Was konnte er da bieten? Was konnte er überhaupt verändern, wenn er erst Magistratus war? Da war die Frage, was er dann für eine Aufgabe erhalten würde. Würde er mit den Bauarbeiten der Stadt beauftragt werden? Das würde Sinn ergeben, hatte er doch bei der Legion eine gewisse Erfahrung gewonnen. Und die Brücke stand ja immer noch aus...und war das etwas, was er sich aufs Banner schreiben konnte? Eigentlich war es nicht seine Idee, daher war es natürlich schwierig. Andererseits...was wussten die einfachen Bürger schon davon? Andererseits durfte er den Einfluss seiner Mit-Decurionen nicht unterschätzen. Sie würden wohl letztendlich entscheiden, wer gewählt wurde, und wer nicht!
    Nein, er brauchte eine neue Idee! Eine Sanierung der Thermen vielleicht? Sie waren inzwischen auch schon etwas älter...


    Crispus war den Stylus auf den Schreibtisch. Diese Angelegenheit verschob er besser. Blieb der nächste Punkt, den er angreifen konnte: Werbung! Wo konnte er wohl Leute für sich gewinnen? Die Steinmetze der Stadt? Willigis war auf seiner Seite, aber es gab zumindest noch einen bei der Freya Mercurioque. Und würden die ihn unterstützen? Er musste in jedem Fall versuchen, die Soldaten einzusetzen, die ihm relativ treu waren. Vielleicht sollte er vorerst mit Reatinus sprechen. Oder sollte er den Legatus Augusti pro Praetore bitten, ihn zu empfehlen? Das würde sicherlich etwas bringen für die Rom-treuen Stadtbewohner. Aber Crispus fürchtete um die Stimmen der Germanen...würden sie einen so eingefleischten Römer wählen? Männer wie Duccius Lando oder Hadrianus Capitolinus waren wohl ihre Rädelsführer - vielleicht sollte er versuchen, sich mit ihnen gut zu stellen! Ja, er beschloss, ein paar Leute zum Essen einzuladen und zugleich Kontakt mit Reatinus aufzunehmen. Je früher, desto besser!

    Crispus war froh, dass er vom Magister Officiorum Zustimmung erhielt. Diese starke Germanen-Fraktion gefiel ihm wieder einmal gar nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie lehnten das Römische - und sei es nur in Form von Sicherheitspersonal - ab. Ein Glück, dass nicht alle gebürtige Germanen waren!


    Dann sah er zum Duumvir. Ob er fortfahren würde? Oder wollte er eine Entscheidung zu seinen Gunsten erzwingen?

    [Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/7766/luciuspetroniuscrispuskex5.jpg]|Lucius Petronius Crispus


    Am heutigen Tage stand Mathematik auf dem Programm und Xanthippus war ganz begeistert davon - war er doch selbst ein großer Mathematiker! Doch leider musste die hohe Mathematik noch einige Zeit warten - Elementarunterricht war hier angesagt und das bedeutete, dass die Jungen lernen mussten, zu zählen und mit einem Abacus umzugehen.


    "Heute gibt es Mathematik! Wir haben ja bereits die Zahlen von eins bis hundert gelernt. Wie gingen sie noch gleich?"


    Im Chor mussten die Xanthos-Schüler die Zahlen nun aufsagen, was sie allerdings schon öfter hatten tun müssen, sodass es insgesamt ziemlich gelangweilit und monoton klang. Lucius hatte relativ wenig Schwierigkeiten mit Mathematik, doch er wusste, dass der ein oder andere Schulkollege doch Probleme mit den Zahlen hatte.


    "Welche Buchstaben verwende ich, um die Zahl 'Vierundsechzig' darzustellen?"


    fragte Xanthos nach der langweiligen Aufzählung und deutete mit seinem Stock auf Caius. Dieser hatte wie üblich nicht aufgepasst, sondern versucht, aus seiner Wachstafel Wachs herauszukratzen und zu Kügelchen zu formen. Lucius wettete, dass er ihn anschließend mit den Kugeln terrorisieren würde.


    "Hmmm...ähm...X, X, X, X, X, X, I, I, I, I?"


    Xanthippus Augen leuchteten kurz auf, aber offensichtlich nicht vor Freude, sondern vor Ärger. Natürlich war das völlig falsch und Caius war manchmal wirklich ziemlich schwer von Begriff. Doch Xanthippus schien zu glauben, dass Caius sich nur keine Mühe gab und deswegen so ein schlechter Schüler war.


    "Falsch! Wenn ich deinem Vater erzähle, wie unaufmerksam du hier immer bist, nimmt er dich bestimmt von der Schule!"


    Er deutete auf Publius, der sich sowieso schon gemeldet hatte und es mit größter Sicherheit wusste. Tatsächlich erklärte er lässig.


    "L, X, I und V!"


    "Richtig! Heute lernen wir die Addition mit dem Abacus. Addition ist das Zusammennehmen zweier Zahlen. Holt eure Abaci hervor!"


    Lucius wandte sich zu seiner Tasche und holte einen hölzernen Abacus hervor, den sein Vater ihm auf dem Markt gekauft hatte. Er bestand aus einem Rahmen mit neuen Stangen, die jeweils geteilt waren. Auf der einen Seite waren jeweils vier, auf der anderen Seite jeweils nur ein Steinchen. Angeblich konnte man damit bis zu Größenordnungen von einer Million rechnen, was sich Lucius aber nicht vorstellen konnte (er konnte sich aber auch nicht die Zahl 'eine Million' vorstellen). Manche der anderen Schüler (beispielsweise Caius oder Iulius) hatten bronzene Abaci, die etwas edler aussahen, aber wohl den gleichen Zweck erfüllten.
    Auch Xanthippus hatte einen Abacus hervorgeholt, der allerdings wesentlich größer war und wohl zu Anschauungszwecken diente.


    "Wir beginnen mit der einfach Addition von II und III. Ihr müsst euch dabei vorstellen, wie ihr diese beiden Zahlen schreibt. Am Abacus steht jeder Stab für ein Zahlzeichen. Auf der einen Seite für I, X, C, M, und so weiter, auf der anderen Seite die Fünfer-Zeichen, also V, L, D und so weiter."


    Tatsächlich war sein Zeige-Abacus mit den Zeichen versehen, wobei die Zeichen an den anderen Stangen für Lucius ziemlich verwirrend waren und er daher beschloss, sie vorerst außer Acht zu lassen.


    "Zurück zu unserer III und der III. Wenn ich auf dem Abacus etwas addieren will, dann muss ich einfach entsprechend den Zahlzeichen die Steinchen an den Stangen verschieben. Ich fange also mit der ersten Zahl an."


    Er schob drei Steinchen auf der I-er-Stange zur Mitte.


    "Dann mache ich mit der zweiten Zahl einfach weiter. In unserem Falle wäre das noch einmal die III. Also so."


    Er verschob noch ein Steinchen auf der gleichen Stange, dann war jedoch keines mehr übrig.


    "Wenn die Steinchen auf einer Stange ausgehen, zähle ich einfach auf der Nächsthöheren weiter. Bei uns also die V-Stange. Dafür wird meine I-er-Stange wieder frei, also kann ich dort die anderen wieder abzählen."


    Er schob alle Steinchen der I-er-Stange zurück und dann die zwei fehlenden Steinchen dazu. Nun war auf der V- und auf der I-Stange jeweils ein Stein verschoben.


    "Jetzt können wir ganz einfach ablesen. Auf der V-Stange haben wir einen Stein, auf der I-Stange auch. Also brauchen wir ein V und ein I - was bedeutet VI?"


    Er deutete auf Lucius, der noch immer voller Faszination versuchte, die Rechenoperation seines Lehrer nachzuvollziehen. Das klang ja wirklich ganz einfach! Ob das auch mit größeren Zahlen klappte?


    "Was?"


    fragte er daher voller Erstaunen und Xanthippus wiederholte ungeduldig die Frage. Er wollte ganz offensichtlich weiterkommen.


    "Achso, naja, klar: VI heißt sechs!"


    "Genau. Wenn ihr an euren Fingern nachzählt, werdet ihr merken, dass das stimmt. Genauso funktioniert es auch bei Rechnungen, die über die Zehn oder die Fünfzig hinausgehen. Passt auf."


    Nun begann Xanthippus, größere Zahlen vorzuaddieren und die Jungen der Klasse versuchten, das ganze auf ihren Abaci nachzuvollziehen. Bis jetzt hatte Lucius keine Probleme, die Mathematik zu verstehen...




    Crispus seufzte und lächelte dann.


    "Das wollen wir hoffen!"


    Dann blickte er auf die große Sonnenuhr, die nun schon ein ganzes Stück vorangekommen war. Er sah Reatinus entschuldigend an.


    "Oh, die Zeit verrinnt. Ich glaube, ich suche mir jetzt lieber endlich einen Schneider, der mir eine neue Tunica verkauft. Gunda wartet bestimmt schon mit dem Essen!"


    Er hoffte allerdings, Reatinus demnächst wieder einmal zu sehen. Doch für heute hatte er wohl genug Kontakt zu seinem alten Leben gepflegt...

    Morag hatte, als er vom Markt zurückgekehrt war, bekannt gegeben, dass die Regio-Verwaltung einen Termin für die Wahlen gefunden hatte. Crispus hatte dies jedoch mit eigenen Augen sehen wollen, daher war er selbst aufgebrochen und hatte nachgesehen. Er hatte aufgestöhnt, als er festgestellt hatte, dass seine Kandidatur beim Comes doch in falschen Händen war und nun doch die Stadtverwaltung der Ansprechpartner war, doch nach einem weiteren Brief war er sich nun sicher, dass er sich ordnungsgemäß um die Kandidatur beworben hatte.


    Als er nach Hause zurückkehrte, beschloss er, nun endlich seinen Wahlkampf zu planen. Er ging in sein Tablinium und verschloss die Tür, dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und legte eine Tabula vor sich. Es war wirklich absolut schade, dass Soldaten nicht wählen durften, denn dort hätte er mit Sicherheit eine große Anhängerschaft gehabt. In der Stadt sah es anders aus: Die letzte Debatte in der Curia hatte gezeigt, dass die Ansichten vieler Zivilisten oft nicht gerade mit den seinen zusammenpassten. Aber was wollten die Bürger der Stadt? Was tat man, um gewählt zu werden?


    Er begann, ein wenig nachzudenken, zu versuchen, sich in diese Menschen, die niemals die Schule des Lebens durchlaufen hatten, hineinzudenken...


      [*]Brotspenden
      [*]Bestechung
      [*]Spiele
      [*]Wahlrede
      [*]Werbung


    Es dauerte eine ganze Zeit lang, ehe Crispus diese Punkte auf seiner Tabula zusammengefunden hatte. Bestechung war eine gefährliche Sache, daher fragte er sich, ob Spiele nicht besser waren. Spiele wiederum waren allerdings ziemlich, ziemlich teuer. Eine Wahlrede musste er aber auf jeden Fall halten! Den Rest würde er später entscheiden...

    Nach der Veröffentlichung des Wahltermins schrieb Crispus einen mit dem an die Regionalverwaltung fast identischen Brief für die Stadtverwaltung - und verfluchte erneut die Bürokratie der Provinzen!


    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Stadtverwaltung - Curia Mogontiaci



    Decurio M Petronius Crispus Duumviri Num Hadriano Capitolino s. p. d.


    Hiermit gebe ich meine Kandidatur zum Magistratus der Stadt Mogontiacum für die nächst stattfindenden Wahlen bekannt. Ich bitte darum, dies zu veröffentlichen. Ich hoffe, ich habe nun endlich die richtige Stelle für die Kandidatur gefunden.



    Vide ut valeas


    [/FONT]

    Ein älterer Sklave brachte einen Brief seines Herrn, dabei zahlte er auch sogleich.


    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Q Tiberius Vitamalacus - Legio I Traiana - Mantua



    M Petronius Crispus patrono suo Q Tiberio Vitamalaco s. p. d.


    Ich habe Dir schon seit vielen Jahren nicht mehr geschrieben, wofür ich mich sehr entschuldigen muss. Es gab viele Gründe dafür: kaum Anlässe, Deine Beteiligung am Kriegszug gegen die Parther, meine Vergesslichkeit. Heute schreibe ich Dir aber endlich und teile Dir mit, was seit meinen letzten Briefen passiert ist.


    Politisch gab es wenig Neues hier in Germania (was man nicht sowieso durch die Acta Diurna erfährt, die Du sicher viel zeitiger zu lesen bekommst). Für die Legion gab es allerdings viele Änderungen: Mein Optio Artorius Reatinus hat es zum Praefectus Castrorum gebracht, andere sind in den Centurionenrang aufgestiegen. Ich selbst habe vor einiger Zeit mein Jahr als Primus Pilus absolviert und bin dann in den Ruhestand gegangen. Jetzt lebe ich als Decurio der Stadt Mogontiacum ein etwas geruhsameres Leben und habe Zeit für meinen Sohn.
    Du weißt wahrscheinlich nicht von ihm, aber bereits während meiner Dienstzeit hat mir eine junge Frau aus der Stadt einen Sohn geschenkt. Ich habe ihm den Namen Lucius Petronius Crispus gegeben - nach dem verstorbenen Imperator Caesar Augustus. Er ist inzwischen schon ein richtiger kleiner Junge und besucht eine örtliche Schule. Die Frau, mit der ich das Connubium erhalten hatte, ist jedoch leider verstorben. Ich habe aber Sklaven, die sich um meinen Sohn kümmern können, wenn ich mich um meine Geschäfte kümmere.
    Inzwischen habe ich beschlossen, mich stärker für die Stadt zu engagieren und werde im nächsten Jahr als Magistratus für Mogontiacum kandidieren. Die Soldaten haben dabei kein Wahlrecht, deswegen wird es wohl ein aufwändiger Wahlkampf werden. Falls du weitere Klienten in Mogontiacum hast, wäre ich Dir sehr für Deine Unterstützung dankbar. Ich bin jedenfalls guten Mutes, dass ich den Wahlsieg erringe.


    Im Zuge meiner Bewerbung um das städtische Amt bin ich auch auf die Gesetze zur Verwaltung gestoßen. Dort habe ich einiges bemerkt, was ich für unpassend und ungünstig halte. Ich dachte, ich erzähle es Dir, weil Du als Senator sicherlich Möglichkeiten hast, das besser zu überprüfen oder zu ändern: Es ist die sogenannte Lex Provincialis, die Sachen festlegt, die teilweise überholt sind und teilweise einfach unpassend: Ich denke, dass es keinen Sinn macht, dass beispielsweise die Duumviri und Magistratii unter Aufsicht des Comes gewählt werden. Der Ordo Decurionum hat nach diesem Gesetz auch keine Bedeutung. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Dir das Gesetz einmal ansiehst und überprüfst, was dabei sinnvoll ist und was nicht.


    Wenn ich übrigens irgendetwas für Dich tun kann, dann schreib mir bitte!


    Dein immer noch treuer Klient

    [/FONT]

    Nach dem Besuch der Bibliothek wusste Crispus einigermaßen, was er an der aktuellen Gesetzeslage für verbesserungswert hielt. Und er wusste auch, wie er etwas ändern konnte: Schon lange hatte er mit dem Gedanken gespielt, seinen Patron wieder einmal zu kontaktieren. Und das war ein hervorragender Anlass, denn er musste ihn sowieso informieren, dass er kein Soldat mehr war.


    Also holte er einen Papyrus-Bogen hervor, den er aber wieder weglegte, weil ihm einfiel, dass eine Tabula wohl wesentlich robuster war und den Weg nach Italien wohl besser überstand.

    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Q Tiberius Vitamalacus - Legio I Traiana - Mantua



    M Petronius Crispus patrono suo Q Tiberio Vitamalaco s. p. d.


    Ich habe Dir schon seit vielen Jahren nicht mehr geschrieben, wofür ich mich sehr entschuldigen muss. Es gab viele Gründe dafür: kaum Anlässe, Deine Beteiligung am Kriegszug gegen die Parther, meine Vergesslichkeit. Heute schreibe ich Dir aber endlich und teile Dir mit, was seit meinen letzten Briefen passiert ist.


    Politisch gab es wenig Neues hier in Germania (was man nicht sowieso durch die Acta Diurna erfährt, die Du sicher viel zeitiger zu lesen bekommst). Für die Legion gab es allerdings viele Änderungen: Mein Optio Artorius Reatinus hat es zum Praefectus Castrorum gebracht, andere sind in den Centurionenrang aufgestiegen. Ich selbst habe vor einiger Zeit mein Jahr als Primus Pilus absolviert und bin dann in den Ruhestand gegangen. Jetzt lebe ich als Decurio der Stadt Mogontiacum ein etwas geruhsameres Leben und habe Zeit für meinen Sohn.
    Du weißt wahrscheinlich nicht von ihm, aber bereits während meiner Dienstzeit hat mir eine junge Frau aus der Stadt einen Sohn geschenkt. Ich habe ihm den Namen Lucius Petronius Crispus gegeben - nach dem verstorbenen Imperator Caesar Augustus. Er ist inzwischen schon ein richtiger kleiner Junge und besucht eine örtliche Schule. Die Frau, mit der ich das Connubium erhalten hatte, ist jedoch leider verstorben. Ich habe aber Sklaven, die sich um meinen Sohn kümmern können, wenn ich mich um meine Geschäfte kümmere.
    Inzwischen habe ich beschlossen, mich stärker für die Stadt zu engagieren und werde im nächsten Jahr als Magistratus für Mogontiacum kandidieren. Die Soldaten haben dabei kein Wahlrecht, deswegen wird es wohl ein aufwändiger Wahlkampf werden. Falls du weitere Klienten in Mogontiacum hast, wäre ich Dir sehr für Deine Unterstützung dankbar. Ich bin jedenfalls guten Mutes, dass ich den Wahlsieg erringe.


    Im Zuge meiner Bewerbung um das städtische Amt bin ich auch auf die Gesetze zur Verwaltung gestoßen. Dort habe ich einiges bemerkt, was ich für unpassend und ungünstig halte. Ich dachte, ich erzähle es Dir, weil Du als Senator sicherlich Möglichkeiten hast, das besser zu überprüfen oder zu ändern: Es ist die sogenannte Lex Provincialis, die Sachen festlegt, die teilweise überholt sind und teilweise einfach unpassend: Ich denke, dass es keinen Sinn macht, dass beispielsweise die Duumviri und Magistratii unter Aufsicht des Comes gewählt werden. Der Ordo Decurionum hat nach diesem Gesetz auch keine Bedeutung. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Dir das Gesetz einmal ansiehst und überprüfst, was dabei sinnvoll ist und was nicht.


    Wenn ich übrigens irgendetwas für Dich tun kann, dann schreib mir bitte!


    Dein immer noch treuer Klient

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    Einen Moment überlegte Crispus, ob das alles ordentlich war, las den Brief noch einmal und beschloss, dass er gut gelungen war. Daher holte er Morag und ließ den Brief in der Stadt beim Cursus Publicus abgeben.

    Crispus beschloss, sich das Problem erst einmal anzuhören, ehe er vorschnell seine Arbeiter vergraulte. Trotzdem ärgerte es ihn gewaltig, dass man sich auf so erpresserische Weise seinem Willen widersetzte.


    "Wie viel mehr Lohn?"


    fragte Crispus, ohne abzusteigen. Vom Pferd herab hatte er doch noch eine etwas bessere Position.


    "Wir wollen fünf Sesterzen mehr pro Woche!"


    Fünf Sesterzen? Das war fast eine Verdopplung des Gehalts! Wie sollte er das denn bezahlen? Ob dieser unverschämten Forderung malte sich sein Zorn auch ins Gesicht.


    "Und wie kommt ihr dazu? Zahlen die anderen Steinbruchbetreiber höhere Löhne?"


    "Nein!"


    mischte sich Willigis ein, woraufhin die Arbeiter in ein feindselig klingendes Gemurmel fielen. Offensichtlich hatten sie gehofft, ihren Arbeitgeber übers Ohr zu hauen. Das ärgerte Crispzs sogar noch mehr! Dennoch versuchte es der Rädelsführer.


    "Das Leben wird teurer! Der Lohn ist nicht gerecht! Wir arbeiten stundenlang und bekommen kaum Lohn!"


    "Mein Lohn ist gerecht, weil jeder ihn zahlt. Unverschämt sind eure Forderungen! Ich könnte euch alle 'rauswerfen und neue Arbeiter einstellen, dann würdet ihr garkeinen Lohn bekommen!"


    schimpfte Crispus endlich los. Das war zwar nicht besonders geschickt, doch er hatte seinem Zorn Luft machen müssen. Ob er tatsächlich auf die Schnelle neue Arbeiter bekommen würde? Nunja, das würde wohl ziemlich schwierig sein und sein Steinbruch würde einige Wochen stillstehen oder schlecht produzieren, bis die Kräfte angelernt waren...doch andererseits war diese Drohung für die Streikenden wesentlich gefährlicher: Es gab nicht besonders viele Steinbrüche im Umland von Mogontiacum und mit hoher Wahrscheinlichkeit würden sie dann auf der Straße stehen - ein geringer Lohn war immer noch besser als gar kein Lohn!
    Das schienen auch die Männer zu erkennen und der Rädelsführer wandte sich um, um mit seinen Männern zu beraten. Crispus verstand nur Gesprächsfetzen:


    "Das macht er nich'!"
    "Und wenn doch?"
    "...viel zu teuer..."


    Crispus beschloss nun, alles auf eine Karte zu setzen und rief in den Haufen hinein


    "Glaubt ja nicht, ich würde mich nicht trauen, euch allesamt hinauszuwerfen! Auf Dauer kommt mir das viel billiger als euch mit diesem Wahnsinnslohn durchzufüttern!"


    Das war wohl tatsächlich wahr und wenn Crispus Glück hatte, gaben sie endlich klein bei. Wenn er allerdings Pech hatte, würden sie ihre Forderungen nur heruntersetzen oder trotzdem darauf beharren. Doch scheinbar hatte er einigermaßen Glück, denn es kam mehr Leben in den Haufen und der Rädelsführer schien relativ allein zu stehen. Endlich wurde er in Crispus Richtung geschubst und drehte sich zu diesem um. Crispus funkelte ihn feindselig an. Wäre er ein Legionär gewesen und er der Centurio, hätte er ihm den Rücken blutig geschlagen - er hasste diese selbsternannten Volkstribunen! Offensichtlich war er tatsächlich aus dem Konzept, denn er begann etwas zu stammeln.


    "Wir...wir wär'n auch...mit weniger zufrieden..."


    Crispus hob die Hand und deutete auf die Straße, die vom Steinbruch wegführte. Er musste den Druck offensichtlich noch erhöhen!


    "Du bist entlassen! Ich will dich hier nie wieder sehen!"


    Der Rädelsführer erblasste, nahm dann jedoch seinen ganzen Mut zusammen und ergriff noch einmal das Wort.


    "Aber das ist gerecht! Das kannst du nicht machen!"


    "Halt die Klappe und verschwinde von meinem Land!"


    fuhr Crispus dazwischen und zog sein Schwert, das er bei Ausflügen außerhalb der Stadt stets mit sich führte. Mit der Waffe deutete er auf den Mann, dem er gerade die Zukunft genommen hatte.


    "Ich werde dich aufspießen, wenn du nicht gleich hier verschwindest!"


    Crispus trieb sein Pferd ein wenig vor und die Arbeiter wichen zurück. Crispus holte aus (in der Hoffnung, das würde genügen, um den Rädelsführer endlich loszuwerden) und tatsächlich wich sein Ziel zurück und ergriff die Flucht. Auf dem Weg wandte er sich allerdings noch einmal um und rief


    "Brüder, das is' der Anfang! Die Römer beuten uns nur aus!"


    Crispus hatte gute Lust, ihm nachzureiten und sein freches Maul zu stopfen, doch nun rannte der Mann um sein Leben und Crispus musste sich mit seinen Arbeitern einigen. Diese waren von der Vorführung sichtlich beeindruckt und blickten verängstigt zu ihrem Arbeitgeber auf. Nur bei wenigen schwang neben der Angst auch Feindseligkeit mit.


    "Ich akzeptiere keine unverschämten Forderungen! Merkt euch das! Und jetzt an die Arbeit! Wer nicht arbeitet, wird auch nicht bezahlt!"


    Es dauerte eine Sekunde, ehe sich die Arbeiter aus ihrem Schockzustand lösten, dann begannen sie, verhalten mit einander schwatzend (wohl über das gerade Gesehene) zurück in den Steinbruch zu gehen. Nur Willigis blieb zurück und endlich sprang Crispus vom Pferd. Noch immer war Crispus ziemlich geladen.


    "Was für eine Frechheit! Mich zum Narren halten!"


    Willigis hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt und schien von dem ganzen nicht ganz so angetan zu sein.


    "Chef, ich weiß nicht, ob das so gut war. Vielleicht laufen uns die Arbeiter noch weg! Aber ist gut, dass du den Vorarbeiter davongejagt hast - der war immer rebellisch."


    "Die werden an ihre Kinder denken und sich dann zweimal überlegen, ob sie die sichere Stelle loswerden wollen. Und wegen dem Vorarbeiter - beförder' jemanden, der zuverlässig is', den die Männer aber auch akzeptier'n!"


    In Beförderungsfragen kannte Crispus sich aus: Er hatte schon selbst Fehler dabei gemacht und nur bequeme Leute zum Tesserarius oder Gruppenanführer gemacht - diese hatten sich jedoch niemals durchgesetzt, wenn sie nicht einen gewissen Respekt bei den Untergebenen genossen!


    "Gibt's sonst noch was?"


    fragte Crispus dann und bemerkte, dass sein Zorn ziemlich verraucht war.


    "Die Geschäfte laufen 'bissl besser. Also alles gut soweit."


    erklärte Willigis und Crispus nickte anerkennend. Er hatte wirklich einen guten Steinmetz, der auch den Steinbruch selbst gut leitete. Hoffentlich kehrte nun wieder Ruhe ein!


    "Dann kann ich ja wieder geh'n! Hab' viel zu tun - Politik, du weißt schon!"


    Natürlich war es allgemein bekannt, dass Crispus im Ordo Decurionum war und selbstverständlich hatte er Willigis auch erzählt, dass er gedachte, zum Magistratus zu kandidieren. Daher hatte der Steinmetz sicher auch Verständnis, dass sein Arbeitgeber weniger Zeit für die Geschäfte hatte (was ihm vielleicht auch gut gefiel, denn so hatte er freie Hand!).


    "Geh ruhig! Wenn wieder 'was is', sag' ich Bescheid!"


    sagte er schließlich und Crispus schwang sich zurück auf sein Pferd. Dann lenkte er das Tier zur Straße, hob den Arm zum Gruße und trabte in die Stadt zurück.

    Petronius Crispus kam an diesem Tag zu seinem Steinbruch, weil man ihn unterrichtet hatte, es gäbe Probleme mit den Arbeitern. Tatsächlich sah er bereits von Weitem, dass etwas nicht stimmte: Die Gerüste waren verwaist, vor der Steinmetzhütte des Willigis saß eine ganze Schar Männer und der Meister selbst schien mit einem Grüppchen der Arbeiter zu diskutieren.


    Mit seinem geborgten Pferd (Er beschloss bei dieser Gelegenheit, sich ein Pferd zu kaufen, obwohl er nicht sonderlich gern ritt.) ritt er in den Steinbruch hinein und hielt direkt auf die Gruppe um Willigis zu. Als die Männer ihn sahen, unterbrachen sie ihren Streit und warteten, bis er kam.


    "Was ist hier los?"


    fragte er, als er die Gruppe erreicht hatte. Die Männer, die auf Willigis einredeten, waren zweifelsohne Arbeiter seines Steinbruchs. Sie wirkten alle ziemlich feindselig und einer von ihnen (offensichtlich ihr Anführer) meinte auf Germanisch


    "Wir arbeiten nicht weiter, bevor wir nicht mehr Lohn bekommen."


    Crispus kratzte sich am Kopf. Es war tatsächlich so, wie man ihm berichtet hatte. Und er hatte wenig Erfahrung mit ungehorsamen Untergebenen. Zumindest mit welchem, die nicht direkt seiner Disziplinargewalt unterstanden...was sollte er tun?

    Nach der Sitzung des Ordo Decurionum, bei der der Magister Scriniorum die gesamte Runde über die Wahlgesetzgebung aufgeklärt hatte, hatte Crispus die Frage gequält, was das Gesetz überhaupt zur Regional- und Kommunalverwaltung sagte. Seine eigene Haus'bibliothek', die aus sehr wenigen Büchern bestand (genaugenommen war es Literatur zu den Themen 'militärische Ausbildung', 'Taktik' und 'Armee-Organisation' und ein einziges Gesetz, nämlich der Codex Militaris, dazu noch ein paar Bücher aus seiner Schulzeit, darunter die Aeneis und eine Rede Ciceros), hatte ihm da wenig geholfen, folglich hatte er sich nach einer öffentlichen Büchersammlung umgesehen. Und die Schola Germaniae war hier in Mogontiacum wohl die einzige! Daher hatte sich der alte Petronier auf den Weg gemacht.


    Es hatte nicht besonders lang gedauert, bis er ein Gesetz mit dem Namen Lex Provincialis gefunden hatte, mit dem er im Lesesaal auftauchte. Dort saß nur ein älterer Herr, der in ein Buch mit Dichtung vertieft war und aufblickte, als der ehemalige Centurio leise pfeifend den Raum betrat. Rasch verstummte Crispus und lief etwas rot an. Er hatte ganz vergessen, dass hier Ruhe zu herrschen hatte!


    So nahm er Platz, bemüht, keinen Lärm zu machen, und rollte das Buch auf. Schließlich begann er zu lesen. Das Allgemeine wusste jedes Kind und Crispus fragte sich, warum es überhaupt ein Gesetz dafür gab. Die Bestimmungen über Statthalter interessierten ihn ebenfalls wenig, obwohl er zum ersten Mal von einem Corrector hörte. Bei der Regionalverwaltung wurde es schon interessanter und etwas überrascht stellte er fest, dass zur Stadtverwaltung ziemlich wenig festgehalten war. Als er zur provinziellen Ämterlaufbahn kam, musste er sich sogar sehr wundern. Duccius Lando war seines Wissens nach nie Magistratus oder Duumvir gewesen und während seiner Stationierung in Mogontiacum hatte auch Hadrianus Capitolinus niemals den Posten des Magistratus bekleidet. Offensichtlich war dieses Gesetz völlig überholt! Das Wahlrecht schließlich war seiner Meinung nach (wie er schon in der Curia befunden hatte) völlig wirr. Seiner Meinung nach sollten Städte sich selbst verwalten und nicht von einem Comes bei den Wahlen bevormundet werden! Es musste dringend etwas getan werden!


    Crispus erhob sich, legte die Lex wieder in den Schrank zurück, aus der er sie entnommen hatte und verließ die Bibliothek und die Schola Atheniensis. Er musste Briefe schreiben!

    Crispus schaltete auf stur, denn er hatte das Gefühl, dass hier Leute am Werke waren, die keine Ahnung hatten. Er vergaß dabei auch ganz, dass er sich ja zum Magistratus wählen lassen wollte. Doch er war ein Mann von Prinzipien und wenn er einer Meinung war, zeigte er wenig Kompromiss-Bereitschaft.


    "Ich werde keine Aufstockung unterstützen."


    Damit setzte er sich erneut, verschränkte die Arme und blickte mit steinerner Miene in die Runde. Für ihn war die Diskussion beendet.

    Tatsächlich war der Centurio Statorum wohl nicht ganz so gut geeignet für diese Angelegenheit, wie Crispus plötzlich klar wurde. Er war wohl etwas weit vorgeprescht...dennoch sah er nicht ein, warum er klein beigeben sollte.


    Also erhob er sich.


    "Mag sein, dass der Centurio Statorum persönlich diese Aufgabe nicht leisten kann. Er kann sie aber trotzdem delegieren. Offensichtlich besteht hier eine gewisse Notsituation, sonst bräuchten wir ja nicht mehr Kontrolle. Also wäre das meiner Meinung nach auch ein Bedarfsmoment.


    Ich sage nicht, dass wir eine ganze Centuria benötigen, aber ich sehe trotzdem keinen Grund, warum man sich nicht auf eine wesentlich günstigere Lösung mit der Legion einigen sollte."

    Crispus sah, dass Reatinus noch immer nicht entschlossen war. Doch das war wohl genau das, was man brauchte, wenn man hoch hinaus wollte. Mit Dasitzen und Warten, dass man von selbst einen höheren Posten erhielt, war es in diesen Rängen nicht getan. Man musste auf sich aufmerksam machen!


    "Naja, mach' deine Prüfungen, dann sehen wir weiter."


    beendete er schließlich das Thema und beschloss, sich auf dem Laufenden zu halten, damit er ihn bei Bedarf fördern konnte.
    Dann kam seine eigene Karriere wieder zur Sprache. Er hatte sich noch keine allzu großen Gedanken gemacht, daher konnte er nur mit den Schultern zucken.


    "Ich muss sagen, dass es noch nichts konkretes gibt. Aber in der Stadt läuft's alles nicht so rund, deswegen werd' ich schau'n, dass es hier etwas vorankommt. Dazu werd' ich wohl weiter als der Magistratus kommen müssen."


    Das Duumvirat war wohl das Amt, das ihn im Augenblick am meisten faszinierte. Er hatte es noch nicht ganz verwunden, jetzt nach vielen Jahren wieder einer von vielen zu sein, in einer Welt, die nicht von Befehl und Gehorsam lebte und vor allem, in der er nicht die (Fast-)Spitze der Befehlskette war. Er musste sich wohl noch daran gewöhnen...

    Crispus wusste nicht, was diese Männer wollten. Bloß, weil man den Sicherheitsaspekt aus einer Stadt 'outsourcte', war es doch noch lange nicht stärker abhängig! Viel lästiger fand er noch die Bevormundung durch einen Comes, der als kleiner 'Unter-Statthalter' wirkte und offensichtlich sehr viel unabhängiger über die Stadt bestimmen konnte als der eigene Duumvir!


    "Man muss überhaupt nichts ausgliedern! Es gibt schon den Posten eines Centurio Statorum, der genau für die Sicherheit der Stadt zuständig ist. Ihm untersteht ein Optio Statorum und die beiden können sich bei Bedarf jederzeit Männer für ihre Aufgaben von der Legion ausborgen. Welchen Unterschied macht es, ob die Stadtbewachung professionelle Soldaten sind, die wissen, was sie tun, oder eine Centuria aus Vigiles, die notdürftig angelernte Nachtwächter sind? Die eine Einheit ist militärisch, die andere paramilitärisch - ich kann mir nicht vorstellen, dass das einen Unterschied für die Bürger der Stadt macht."


    Wenn es kein Notfall war, wusste Crispus auch nicht, warum man dann unnötig Geld zum Fenster hinauswerfen sollte.


    "Die Vigiles werden nicht nur einmal Geld kosten, sie werden der Stadt von da an ständig auf der Tasche liegen und schwer abzubauen sein. Deswegen bin ich dagegen, ihre Zahl aufzustocken - ich würde sie eher noch abbauen."


    Damit setzte er sich und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Manchmal hatte er das Gefühl, alle außer ihm wären inkompetent! Vielleicht lag es daran, dass er noch immer in seiner Legionswelt lebte, in der es keinen Grund gab, sich von dieser abzugrenzen...