Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Auch Crispus überzeugten die Worte des Ducciers wenig. Er wollte Duumvir werden? Der Junge hatte doch noch keine dreißig Jahre auf dem Buckel! In dem seinem Alter war Crispus noch im Staub marschiert und hatte Erdwälle ausgehoben! Und der wollte der Herr über eine ganze Stadt werden? Crispus konnte sich gar nicht ausmalen, wie ungern er sich einem solchen Jungspund fügen würde!


    "Darf ich fragen, wie alt du eigentlich bist?"


    fragte er noch - nur, damit er auch sicher war, dass er sich zurecht aufregte!

    275 Sesterzen...das war wesentlich mehr, als er erwartet hatte - wenn es allerdings stimmte, was der Bursche ihm versprach, würde es das Geld wert sein: Ein Pferd in den besten Jahren mit einer guten Ausbildung! Ein wenig absichern wollte er sich dann aber doch...er musste das Tier mal dem alten Legions-Veterinär vorführen!


    "Also gut - aber nur, wenn ich ihn zurückgeben darf, wenn er nicht hält, was er verspricht. Ich will ihn gern überprüfen lassen."

    Sieben Jahre Training? Wenn das Pferd erst sieben Jahre alt war, fragte er sich, wie man es gleich nach der Geburt trainiert hatte. Allerdings wusste er auch nicht, wann man genau mit der Erziehung eines Fohlens beginnen konnte. Daher beschloss er, doch noch ein wenig entgegenkommender zu sein.


    "Na gut, ich wäre auch mit 250 Sesterzen zufrieden."

    Am Morgen des Tages nach der Bekanntgabe der zugelassenen Kandidaten erschienen Arbeiter auf dem Forum, die von Petronius Crispus angestellt worden waren. Sie brachten einige Holzlatten und Pfosten mit, die sie vorerst jedoch einfach ablegten.


    Erst, als der Platz begann, sich mit Marktständen und Kunden zu füllen, machten sich die Männer an die Arbeit und begannen, eine kleine Holzkonstruktion zu errichten. Es dauerte nicht sehr lange, dann jedoch stand ein Podest, das für eine Ansprache hervorragend geeignet war.


    Es fehlte im Grunde nur noch ein Redner und natürlich ein Publikum, doch beides würde zu gegebener Stunde kommen. Bis dahin wurde die Wahlveranstaltung, die hier stattfinden sollte, nur von einem Ausrufen angekündigt


    "Volk von Mogontiacum, kommt heute zur neunten Stunde auf das Forum! Der ehrenwerte Petronius Crispus lädt euch zu kostenlosem Bier und Brot ein! Kommt zum Forum!"

    Da sein Angebot den Verhandlungspartner zum Lächeln brachte, nahm Crispus an, dass er doch ein wenig zu niedrig gepokert. Noch war er eben doch noch kein besonders guter Händler - vielleicht sollte er noch ein bisschen üben!


    Er strich dem Pferd über den Leib. Es fühlte sich tatsächlich fest an - wie ein muskulöser Arm!


    "Naja, vielleicht hast du recht - aber das Tier ist trotzdem keine 300 Sesterzen wert! Eher vielleicht 200!"

    Offensichtlich war Reatinus von seiner Idee noch nicht so ganz überzeugt. Doch Crispus war sich sicher, dass er ihn überzeugen konnte, ihm zumindest ein wenig zu helfen...wenn er gute Argumente hatte!


    "Naja, ich denke, sie müssen ja nicht in Uniform erscheinen. Und ein paar gewogene Zuschauer wären bestimmt ganz gut. Das steckt vielleicht an, hatte ich gedacht..."


    Er wusste nicht so recht, was er noch dazu sagen sollte.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Nachdem der Praefectus die Amphora geöffnet hatte, welche gefüllt war mit einem sehr guten Tropfen Wein, hörte er seinem Freund zu. Er lächelte ihn freundschaftlich an und vergaß den Verwaltungskram für einen Moment, während er zwei Becher holte und sie auf den Tisch stellte.


    "Für dich habe ich immer Zeit, Crispus! Was liegt dir auf dem Herzen?".


    Reatinus schenkte derweil zuerst Crispus und ihm selbst den Wein ein. "Der Händler meinte, es wäre der beste Tropfen in der Gegend. Dann wollen wir uns mal vergewissern, meinst du nicht?", sprach er grinsend.


    "Unbedingt!"


    bemerkte Crispus und prostete Reatinus zu. Dann trank er. Der Wein war wirklich gut, obwohl der Petronier das nicht ganz so genau sagen konnte - er war kein großer Weinkenner, woran unter anderem die Legion mit ihrem billigen Gesöff schuld war. Dann kam er endlich zur Sache.


    "Ich kandidier' jetzt in Mogontiacum. Zum Magistrat, wie ich's vor hatte. Und du hattest doch gesagt, dass du mir gerne hilfst. Deswegen bin ich da: Ich will eine Rede halten auf dem Forum, damit die Leute mich kennen lernen. Und ich denke, dass es besser ausschaut, wenn ich viele begeisterte Anhänger als Zuhörer hätte - meinst du, du könntest da 'was machen?"


    Für einen Offizier war es sicherlich ein Leichtes, ein paar von seinen alten Soldaten dazu zu überreden, ihrem alten Centurio zuzujubeln. Das würde bestimmt auf die Leute in der Stadt wirken - zumindest hoffte Crispus das!

    315 Sesterzen? Das war doch eine ganze Menge Geld für einen einzelnen Gaul! Crispus runzelte die Stirn. Andererseits hatte er keine Ahnung, wie der Pferdepreis für Reitpferde sich entwickelt hatte: Er war so von 200 Sesterzen ausgegangen. War es nun wirklich um ein Drittel teurer oder war das nur Gefeilsche? Der Petronier hatte immer Schwierigkeiten dabei, zu erkennen, ob Germanen nun feilschten oder nicht...


    "315 Sesterzen für das Pferd? Ich hab' ja noch nicht 'mal 'ne Garantie, ob es überhaupt hält, was du mir versprichst! Und es wirkt mir schon ein bisschen dürr für ein wetterfestes Tier!"


    Ob das genügen würde, um den Preis etwas zu verbessern? Sicherheitshalber gab er noch ein Gegen-Angebot:


    "Ich glaube, 180 Sesterzen wären viel vernünftiger!"

    Crispus bemerkte ebenfalls den jungen Mann, der in die Sitzung platzte und strafte ihn mit einem missbilligenden Blick. Er erkannte ihn als denjenigen, der ihm einen so unverschämten Vertrag für Werkzeug angeboten hatte. War er nicht irgendein Beamter aus einer anderen Stadt? Borbetomagus? Nein, dort kannte er die Duumvirn ja und er hätte sich den Namen sicherlich gemerkt...im Grunde war es aber auch unwichtig, denn Capitolinus fuhr einfach fort.


    Der Vorschlag wurde angenommen, also war er vorerst aus dem Schneider und hatte die Möglichkeit, während seiner Amtszeit noch die Lorbeeren für die Brücke einzustreichen. Eigentlich verlief alles zu seiner Zufriedenheit.


    Dann wurde der Duccier allerdings angesprochen und trug sein Anliegen vor. Er wollte Decurio hier in Mogontiacum werden? Und das, ohne überhaupt in der Stadt zu leben? Das war schon ein ziemlich wirres Anliegen! Daher warf er noch ein


    "Und warum ausgerechnet in einer Stadt, in der du nicht einmal wohnst?"


    Crispus' Blick zuckte kurz zu Lando, der vermutlich mit dem jungen Mann verwandt war und scheinbar keinerlei Ambitionen hatte, Partei für den anderen Duccier zu ergreifen...

    Crispus freute sich über das Interesse des jungen Mannes und fast freute er sich schon, wenn sein eigener Sohn diese Fragen stellte, wenn er Enkel hatte (denn leider fühlte er sich eher wie ein Großvater als ein Vater). Einen Augenblick überlegte er, mit welchen interessanten Landstrichen er aufwarten konnte - leider war er nicht besonders viel herumgekommen!


    "Naja, ich bin in Hispania geboren und hab' dort gelebt, bis ich zur Legion bin - die IX. in Colonia Agrippensum war das damals. Aber ich war auch 'mal in Rom. Mein Onkel hat sich dort verlobt - leider ist seine Braut gestorben, bevor er heiraten konnte.


    Aber sonst bin ich leider recht wenig 'rumgekommen. Vielleicht hätte ich mich mal versetzen lassen soll'n in den Süden...Aegyptus soll auch 'n spannendes Land sein!"


    Sein Besuch in Rom war vor vielen Jahren gewesen. Er war damals noch ein junger Optio gewesen und konnte sich hauptsächlich daran erinnern, dass Rom wie alle römischen Kolonien war - nur viel, viel größer!

    Crispus hätte sich beinahe den Angstschweiß von der Stirn gewischt, als sein Spiel aufging. Man hätte ihm aus dieser Angelegenheit durchaus einen Strick drehen und seine Magistratus-Wahl damit auch verhindern können. Doch entweder niemand hatte diese Möglichkeit erkannt, oder niemand war ihm negativ gesonnen.


    So nahm er Platz und meinte knapp


    "Diese Möglichkeit würde ich natürlich auch unterstützen, wenn sie der Wille der Decuriones ist."


    Dass er die Brücke als Wahlkampfthema ausschlachten hätte können, zog er gar nicht in Betracht!

    Crispus machte ein interessiertes Gesicht und fragte sich, inwieweit Tiere eigentlich ihre Anlagen mitgaben und ob es da gewisse Gesetzmäßigkeiten gab. Doch alles in allem schien ihm die Erklärung doch plausibel: Auch bei Menschen konnte man schließlich erkennen, dass eine robuste Frau und ein athletischer Mann Kinder bekamen, die beide Eigenschaften vereinten!


    Eine Frage quälte ihn aber doch...


    "Und...was würde dann dieses Tier so kosten?"


    er legte den Kopf ein wenig schief und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. Er glaubte, dass er sich solch ein Pferd schon leisten konnte, doch noch immer war er eher geizig (was er sich natürlich nicht anmerken lassen wollte).

    Crispus trat ein und stellte fest, dass Reatinus mit Dingen beschäftigt waren, die auch ihn schon jahrelang geärgert hatten: Papyrusrollen und Wachstafeln - vermutlich unendliche Listen und Meldungen, die auf den Verwaltungschef der Legion einströmten. Auch er hatte ja zeitweise die Aufgaben des Praefectus Castrorum wahrgenommen!


    Daher würde er sich sicher über sein Kommen freuen! Mit einem breiten Lächeln im Gesicht ging er daher auf seinen Freund zu und meinte


    "Reatinus, altes Haus! Du bist ja schon ein richtiger Verwaltungshengst!"

    Crispus roch den Stallgeruch und fühlte sich wieder einmal in die Zeit bei der Legion zurückversetzt. Damals hatte er die Ställe häufig aufsuchen müssen - meist, um sich ein Maultier zu besorgen, mit dem er seine Soldaten auf ihren Märschen begleiten konnte. Doch als Decurio einer Stadt konnte er ja schlecht mit einem Maultier durch die Gegend reiten! Daher wollte er ja das Pferd...


    Bei dem Pferd tat sich allerdings ein Problem auf, das der Bursche direkt anstieß: Crispus hatte wenig bis gar keine Ahnung von Pferden! Er konnte leidlich reiten - das schon! Aber er hatte sich noch nie selbst um ein Pferd gekümmert. Eine Zeit lang musste er überlegen, woran man ein gesundes Pferd erkannte. Oder auch nur die Herkunft! Er versuchte, das Pferd fachmännisch zu betrachten.


    Das Tier war relativ schlank und groß - anders als die Ponys, die viele Bauern in den Dörfern um Mogontiacum hielten. Ob es ein Spanier war? Oder ein thessalisches Pferd? Von denen hatte Crispus aber nur gehört und hätte nicht sagen können, was genau seine Kennzeichen war. Um nicht tölpelhaft dazustehen (wer kaufte schon ein Pferd, ohne Ahnung davon zu haben?), räusperte er sich und meinte


    "Ein bisschen. Wo kommt Asulf denn her?"


    Seine drängendere Frage war allerdings, was das gute Stück denn kosten sollte...doch so etwas fragte man ja eher am Ende der Verhandlungen!

    Schade! Mit einem einfachen Knecht brauchte er wohl keinen Wahlkampf zu betreiben. Vermutlich hatte er nicht einmal das Bürgerrecht inne. Daher beschloss Crispus, sich ganz auf seinen Kauf zu konzentrieren.


    "Ich will...naja, eigentlich ein vielfach einsetzbares Pferd. Es sollte auf jeden Fall gutmütig und gut dressiert sein - ich bin kein sonderlich guter Reiter, muss ich zugeben. Ich brauche es hauptsächlich für Reisen, es braucht also kein nicht sonderlich guter Sprinter sein. Eher ausdauernd, würde ich sagen. Es sollte mich mit Gepäck tragen."


    Mehr brauchte er tatsächlich nicht. Ein Pferd zu Repräsentationszwecken fand er doch etwas übertrieben - immerhin war er ein Decurio einer Kleinstadt und kein Senator von Rom!

    Offensichtlich hatte Crispus Pech, denn er wurde von einem Stalljungen entdeckt, der nicht gerade germanisch aussah und daher wohl kein Familienmitglied der Duccier war. Doch vielleicht kam ja noch einer, wenn er sein Anliegen vorbrachte...


    "Heile, ich bin Petronius Crispus! Ich will ein Pferd kaufen."


    erklärte er und verwendete bewusst den germanischen Gruß (obwohl es wohl sinnlos war, denn der Bursche war ja offensichtlich kein solcher).

    Crispus fühlte sich richtig wohl, als er die lange Straße durch das Lager ging und nach langer Zeit endlich wieder einmal das Porta der Principia durchschritt. Alles war wie damals, als er selbst dort täglich gearbeitet hatte: Der Säulengang, die Officia, der Hof...


    So war seine Laune sehr gut, als er am Officium des Praefectus Castrorum anklopfte, um seinen alten Freund und Weggefährten Reatinus zu sprechen.


    *KLOPF KLOPF*