Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Zitat

    Original von Tiberius Duccius Lando
    Lando betrat das große Officium, in denen die Nervenstränge der Freya zusammengingen, suchte sofort einen Sessel herbei den er vor seinem Schreibtisch postierte. Danach ging er an den kleinen Tisch an dem gewisse Getränke aufgebahrt waren.


    "Nun, nimm doch Platz. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Wein? Wasser? Wein mit Wasser?", das war er bisher von dem Petronier wusste, war dass dieser beinharter Römer war, und wenig auf ausländische Bräuche und Spezialitäten gab.


    "Ach, was mir gerade noch einfällt...", warf Lando ein als er dem Petronier das gewünschte Getränk reichte, "Du bist nicht rein zufällig mit einem gewissen Petronius Glabrio verwandt?"


    Crispus fühlte sich gut umsorgt, als Lando ihm direkt einen Sitzplatz zuwies und etwas zu Trinken anbot. Tatsächlich hatte sich der Petronier nie groß mit einheimischen Getränken anfreunden können, daher war er mit Wein ganz zufrieden.


    "Ich nehme Wein - mit wenig Wasser."


    Während er so dasaß, wurde er direkt in ein kleines Gespräch über die Familie verwickelt. Petronius Glabrio...ein Name, den er zwar schon gehört hatte, aber sich nicht entsinnen konnte, ob er mit ihm verwandt war.


    "Ich glaube nicht."


    Dass er sein Onkel war, wusste er nicht - er hatte nicht in Hispania gewohnt und es waren mehr als zwanzig Jahre vergangen, seitdem er mit seiner Familie gesprochen hatte. Dennoch konnte man ja möglicherweise wieder Familienbande knüpfen...


    "Lebt er hier?"

    Zitat

    Original von Tiberius Duccius Lando
    Lando schmunzelte leicht als ihm gerade fünf lukanische Würste abgekauft wurden. Es war eine gefühlte Ewigkeit her seit er das letzte Mal Ware persönlich aus den Händen gegeben hat...


    "Ein Angebot, soso...", wiederholte Lando für sich selbst die Aussage des Petroniers, und fühlte sich dabei ein wenig überrascht. Hatte Marsus nicht vor wenigen Tagen noch eine selten wütende Notiz hinterlassen, in der es auch um eben jenen Petronius ging der gerade vor ihm stand?
    "Ein Angebot ist immer gut. Aber dies sind keine Räumlichkeiten in denen man so etwas besprechen könnte. Nicht dass ich meinen Kunden misstrauen würde, aber eine gewisse Privatssphäre lässt nie zu Wünschen übrig. Wenn du mir bitte folgen würdest? Man wird dir deine Würste einpacken.", was ein Wink mit dem Schlachtermesser in Richtung seines Angestellten in der Nahrungsmittelabteilung war.


    Crispus freute sich, dass er die Würste sogar eingepackt bekam und folgte Lando in den Nebenraum, den er schon einmal besucht hatte, als er seine Renovierung hier besprochen hatte.

    "Ja, ich denke, ich nehme fünf von den lukanischen Würsten."


    antwortete Crispus, als er von hinten angesprochen wurde und erwartete, es handele sich um einen der Verkäufer. Beim Umdrehen stellte er jedoch fest, dass es Duccius Lando war, den er aus der Curia kannte. Offensichtlich war endlich jemand wegen seiner Belange zu sprechen!


    "Aber die kann ich auch später mitnehmen - ich würde euch gern ein Angebot machen."


    Er sah sich um - ob Lando hier mit ihm Geschäfte machen wollte?

    Sklaven wurden ganz normal gekleidet, also entsprechend dem Wunsch des Besitzers. Ein einfacher Sklave wird also eine einfache Tunica getragen haben, ein Aufseher, der möglicherweise selbst etwas Taschengeld angespart hatte, auch bessere Kleidung (aber eben keine Toga und keinen Pileus, weil das Standesabzeichen sind).


    Ich könnte mir gut vorstellen, dass es in reichen Häusern auch schon sowas wie ein Livree für die Hausdiener gegeben hat, also z.B. alle haben rote Tunicae an oder so (ist aber geraten).


    edit: In einer Familie mit wenigen Sklaven wurden die meistens so ähnlich behandelt wie Familienmitglieder (vergleichbar mit einem Knecht auf nem Bauernhof vor 50 Jahren oder so).

    Crispus nahm den Vertrag schweigend entgegen und las ihn durch. Von der Ausschließlichkeit als Lieferant war nichts geschrieben, was möglicherweise eines Tages günstig sein würde. Aber andererseits hatte er auch nicht vor, den Caecilier übers Ohr zu hauen. Also nahm er sein Schreibgerät zur Hand und schrieb seinen Namen auf den Vertrag.



    Kaufvertrag
    zwischen
    Tiberius Caecilius Metellus
    (Käufer)
    und
    Marcus Petronius Crispus
    (Verkäufer)


    Hiermit wird folgender geschäftlicher Abschluss bestätigt:


    Der Verkäufer verpflichtet sich, dem Käufer Werkzeug zu einem Preis von fünfzehn Sesterzen für jede Werkzeugkiste zu verkaufen.


    Bei Unterzeichnung erlangt dieser Vertrag Gültigkeit vor dem Gesetz. Unterzeichnet am:
    ANTE DIEM III ID SEP DCCCLVIII A.U.C. (11.9.2008/105 n.Chr.)




    [Blockierte Grafik: http://img518.imageshack.us/img518/7775/sigmetellnc1.png]
    (Tiberius Caecilius Metellus)


    [FONT=cataneo bt, amaze]M Petronius Crispus[/FONT]
    (Marcus Petronius Crispus)


    Damit schob er das Schriftstück in Metellus' Richtung.


    "Hast du eine Abschrift gemacht, damit wir beide ein Exemplar haben?"


    Wer wusste schon, ob dieser Vertrag eines Tages noch gebraucht werden würde?

    "Oh, ich hätte dich älter geschätzt. Aber mit sechzehn bist du bei der Legion auch ziemlich jung - ist wahrscheinlich keine schlechte Idee, das Leben vorher noch ein bisschen zu genießen."


    Gerade der Grund - die Familie - war für Crispus ein sehr guter. Für ihn wie für die meisten Römer war die Familie das Wichtigste.


    "Wie hieß dein Vater denn? Und war er bei der II.?"


    fragte er dann, da er sich fragte, ob er Rufus' Vater gekannt hatte - bei sechstausend Mann unwahrscheinlich, aber möglich.


    "Sehr gut. Dann wäre wohl alles geklärt. Ich werde den Handwerkern dann ihren Lohn direkt geben. MMD Sesterzen."


    Damit war alles geklärt und Crispus erhob sich, um das Gebäude zu verlassen.


    "Vale bene, bis zur nächsten Sitzung!"


    Sicher würde es demnächst wieder einmal eine Sitzung des Ordo Decurionum geben...

    [Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/7766/luciuspetroniuscrispuskex5.jpg]|Lucius Petronius Crispus

    Zitat

    Original von Armin
    [...]


    Lucius war gar nicht wohl bei dem Gedanken daran, in sein eigenes Haus einzubrechen, aber andererseits wollte er vor Armin nicht als Feigling dastehen. Außerdem waren die Pasteten sich sehr lecker und was sollte schon passieren?


    So eilten sie um das Haus herum und standen endlich vor dem Fenster, das sich in einer schier unerreichbaren Höhe von einem Passus. Allein wäre Lucius wohl gerade mit den Fingerspitzen an des Sims gekommen, doch wenn Armin ihn hochhob, würde es klappen können. Dennoch wurde er nun etwas nervöser und schluckte.


    "So, komm! Ich mach' Räuberleiter!"


    erklärte Armin und stellte sich bereits in Ausgangsposition unter das Fenster. Lucius war sich wieder überhaupt nicht sicher, doch Armins erwartungsvolles Gesicht zwang ihn, doch in die zusammengelegten Hände zu steigen und sich von dem drei Jahre älteren Jungen hinaufkatapultieren zu lassen.


    Er ergriff eine abgebrochene Metallstange. Offensichtlich war das schmale Fenster früher vergittert gewesen (obwohl schon der kleine Lucius Schwierigkeiten hatte, hindurchzukriechen). Aus irgendeinem Grund war das Gitter jedoch herausgerissen worden - vermutlich von echten Einbrechern.


    "Geht's?"


    fragte Armin von unten und blickte an seinem Spielgefährten hoch. Dieser sah nach unten, dann wieder auf das kleine Loch, durch das er sich zwängen sollte. Im Innern des Raumes stand ein Sack direkt unter dem Fenster, der vermutlich Getreide enthielt. Ansonsten standen ein paar Regale herum und am anderen Ende des Raumes, direkt neben der Küche standen auch die begehrten Pasteten. Sie dufteten durch den ganzen Raum.


    "Ja, aber psst jetzt!"


    antwortete er schließlich, denn nun hörte er Gundas Summen aus der Küche - wenn auch stark gedämpft.


    Dann ging es los: Er griff in das Fenster und zog sich mit einem Ruck hoch. Er musste einen Aufschrei unterdrücken: Die abgebrochene Metallstange hatte sich in seinen Magen gebohrt - auch wenn sie ihn wohl nicht verletzt hatte. Rasch kletterte er vorwärts, bemüht, den beiden Metallstangen nicht zu nahe zu kommen. Endlich hatte er es geschafft und plumpste in den Raum. Glücklicherweise dämpfte der Aufschlag auf den Mehlsack das Geräusch, doch seine Tunica blieb doch am rechten Metallstumpf hängen und riss mit einem *Ratsch* bis zum Saum auf.


    Lucius lag auf dem Sack und blickte nach oben. Das Loch war auf einmal verdammt weit oben. Dann untersuchte er sich: Er hatte von den beiden Metallteilen zwei schöne, rot leuchtende Kratzer auf dem Bauch bekommen, dazu war seine Tunica kaputt. Ansonsten war er jedoch heil. Also weiter.


    Leise schlich er sich durch den Raum und nahm sich zwei Pasteten, wie die beiden Jungen es ausgemacht hatten. Dann der Weg zurück - der leichte Teil war getan. Er kletterte auf den Mehlsack und sah aus dem Fenster. Armin stand unter und hielt die Hände auf.


    "Gib her! Dann kannst du besser 'rausklettern!"


    sagte er und Lucius gab seine Pasteten ab. Dann versuchte er, sich an den Metallstangen festzuhalten und hochzuziehen. Mit den Füßen wollte er sich an der Wand abstützen, doch er rutschte immer wieder ab.


    "Ich komm' nicht hoch!"


    erklärte er Armin ängstlich. Was, wenn er nicht herauskam? Was würde Gunda sagen? Und was würde erst sein Vater davon halten? Plötzlich hatte Lucius große Angst.


    "Armin, was soll ich machen?"


    fragte er nun etwas leiser, denn plötzlich hatte er Angst, Gunda würde ihn hören. Armin blickte nach oben und meinte nur


    "Stell' dir 'was hin! 'Ne Kiste oder so, wo du draufsteigen kannst!"


    Lucius sah sich um. Tatsächlich gab es hier ein paar Kisten, doch die einzige, die groß genug war, sah ziemlich schwer aus. Doch er musste es versuchen - er konnte ja nicht ewig hier drin bleiben! Also ging er wieder durch den Raum zu der Kiste und versuchte, sie irgendwie anzuheben. Sie war zu schwer. Vorsichtig öffnete er sich: Darin lagen Werkzeuge - offensichtlich hatte er die Werkzeug-Kiste gefunden. Vorsichtig nahm er ein paar Werkzeuge heraus und versuchte es erneut. Diesmal gelang es ihm mit ein wenig Anstrengung, die Kiste zu heben - doch nur an einer Seite, denn er war zu klein, um beide Enden zu greifen! Er schlich zum Fenster zurück und blickte hinaus.


    "Armin, die Kiste ist zu schwer! Ich kann sie nicht heben!"


    "Dann zieh se halt!"


    antwortete Armin prompt, der langsam etwas ungeduldig wurde, wie es schien. *Der hat ja gut warten!*, dachte sich Lucius und schlich zur Kiste zurück. Vorsichtig hob er eine Seite der Kiste an und zog daran. Nichts tat sich. Lucius zog fester und tatsächlich bewegte sich die Kiste, knirschte allerdings ziemlich über den Boden. Lucius lauschte. Gundas Singen hatte aufgehört. Trotzdem musste er es noch einmal versuchen. Wieder stemmte er sich gegen den Boden und zog und diesmal machte die Kiste einen ganzen Satz, sodass Lucius nach hinten auf den Boden fiel.


    Mit einem Knall fiel die Kiste zu Boden, woraufhin Lucius Schritte in der Küche hörte. Dann wurde die Tür aufgerissen und Gunda sah Lucius ins Gesicht. Sie wirkte fast ein wenig schockiert.




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    Original von Amon
    Ah, ein Geschäftsmann mit Interesse an einem Vertrag... nichts lag den Betreibern der Freya ferner als so etwas auszuschlagen. Nur mussten sie anwesend sein, um derartiges ausmachen zu können. Was sie im Moment nicht waren... so glaubte er zumindest. So legte er ein schmales Gesicht auf, und schüttelte dann schließlich den Kopf: "Ich bin untröstlich dich da enttäuschen zu müssen. Der Curator und sein Stellvertreter sind beide im Besitz von Stadtämtern, und gehen bis zur Hora Octa ihrem Dienst nach...", er faltete immer wieder die Hände anders, als wäre er nervös... wie spät was es denn gleich?


    "Wenn du mich eben entschuldigst...", er ging heraus zur Tür, blickte am Forum herab zum großen Curiengebäude an dem eine Sonnenuhr angebracht war, und seufzte erleichtert auf. Danach kehrte er guter Dinge zum Petronier zurück: "So wie ich das sehe dürften die Herren gleich kommen, es kann sich nurnoch um Augenblicke handeln, es sei denn du möchtest nicht warten?"


    Crispus seufzte. Das hatte er nicht bedacht! Natürlich waren derartige Geschäftsleute nicht immer zu sprechen und gerade um diese Zeit hätte er eigentlich damit rechnen müssen! Doch nun war er schon hier und da er keine Verabredung hatte, meinte er


    "Naja, dann warte ich. Ich schau mich ein wenig um."


    Immerhin gab es hier ja verschiedene Dinge zu kaufen und so bewegte er sich zielsicher auf die Fleischtheke zu. Vielleicht fand er ein schmackhaftes Abendessen?


    Crispus blickte Capitolinus etwas verwirrt an, als dieser nicht auf seine Frage zu reagieren schien. Stimmte irgend etwas nicht?

    Ah, sehr gut, tritt ein!"


    meinte Crispus und bat den Magister Iurius und Comes herein. Er führte ihn durch den Garten direkt ins Tablinium, das er inzwischen ein wenig eingerichtet hatte. So sah es dort inzwischen ganz passabel aus, während im Garten noch immer deutliche Spuren der Vernachlässigung des Gebäudes zu sehen waren (obschon Morag den Garten inzwischen ganz ordentlich gepflegt hatte).


    "Du entschuldigst das Aussehen meines Hauses - ich habe es erst vor kurzem gekauft und muss es noch renovieren!"


    erklärte er sicherheitshalber - er wollte ja bei Caecilius Metellus keinen schlechten Eindruck hinterlassen!


    Als sie das Tablinium betreten hatten, bot Crispus dem Gast den Platz für Besucher an und setzte sich ebenfalls.


    "Dann können wir uns den Vertrag ja einmal ansehen."

    Zitat

    Original von Amon
    "Petronius Crispus!", grüßte Amon den Neuankömmling. Er liebte seinen Job, die Arbeit mit Menschen jeden Standes war genau sein Ding. Nomen est Omen, genau wie hier...


    "Sei gegrüßt. Was verschlägt dich in unsere bescheidene Handelsstube?"


    Crispus war fast ein wenig überrascht, als der Verkäufer sich so plötzlich zu ihm umwandte. Dann war er aber rasch wieder beim Geschäft und begann unverfänglich.


    "Ich bin hier um...ich habe gewissermaßen ein Angebot an die Handelsgesellschaft. Könnte ich mit einem Vertreter von ihr sprechen?"


    Er wollte lieber nicht sofort mit offenen Karten spielen - vielleicht konnte er dann einen besseren Preis herausschlagen!

    Crispus hörte interessiert zu. Tatsächlich hatte er wohl mit dem Nachlassen seiner Kräfte rechnen müsste - dennoch erschreckte es ihn bisweilen. Dann ging es auch schon um die Legion. Das Unwetter war tatsächlich heftig gewesen, doch sein Haus war glücklicherweise verschont geblieben. Er hatte die Soldaten bei den Aufräumarbeiten gesehen und war froh, dass nun alles wieder geschafft war.


    Dann ging es um ihn. Der alte Veteran seufzte lang - sein Leben ohne Legion war trostlos, seitdem Heila ihn verlassen hatte. Seine Geschäfte...liefen, aber sein einziger Lichtblick Lucius machte ihm auch Sorgen.


    "Ich bin Privatmann. Ich habe mir einen Steinbruch gekauft, der von einem ganz passablen Steinmetzmeister namens Willigis geleitet wird. Ansonsten bin ich eher vom Pech verfolgt: Meine Freundin - du erinnerst dich vielleicht an sie - sie hieß Heila - ist bei einem Unfall gestorben und mein Kleiner hat mehr Unsinn als Lernfreude im Kopf. Zusätzlich läuft der Steinverkauf auch etwas schleppend an - ich werde sehen müssen!"


    Er musste Reatinus keine Illusionen machen - sein Leben lief im Augenblick nicht besonders, aber er wäre nicht Petronius Crispus, wenn er deswegen verzweifeln würde!

    Petronius Crispus hatte mit Willigis gesprochen und erfahren, dass der Verkauf von Steinen im Augenblick nicht übermäßig gut ging. Da der Petronier aber nicht auf seinen Steinen sitzen bleiben wollte, hatte er beschlossen, etwas dafür zu tun. Eine Zeit lang hatte er überlegt, dann war ihm die Idee gekommen, einfach mal beim größten Handelskonsortium nördlich der Alpen nachzufragen, ob diese eventuell seine Steine weiterverkaufen wollten. Besser weniger Geld verdienen als gar nichts!


    So betrat er den Verkaufsraum, der gewissermaßen wohl auch als eine Art Vorraum für die Händler fungierte.

    Da Petronius Crispus gerade im Garten saß und Morag nirgends zu sehen war, trat der ehemalige Primus Pilus selbst an die Tür und öffnete. Als er Caecilius Metellus erblickte, war er angenehm überrascht - der Vertragsabschluss ging schneller, als er erwartet hatte!

    Händler war wohl auch nichts, was Crispus als Hauptbeschäftigung hätte wählen können. Rechnen war nie seine größte Stärke gewesen und das ewige Geschacher am Markt würde ihn wohl auch nie beglücken. Doch man musste leben und wenn man kein Handwerker werden wollte, war dies wohl die einzige Möglichkeit, einigermaßen ein Vermögen zu erwirtschaften.


    Soldat war natürlich etwas ganz anderes!


    "Du möchtest also Soldat werden - sehr löblich! Ich selbst war auch bei den Adlern und habe es bis zum Primus Pilus gebracht."


    Er wartete einen Augenblick, war sich jedoch nicht sicher, ob der Junge wusste, was ein Primus Pilus war. Daher fügte er an.


    "Das ist der höchste Centurio der Legio und Vertraute des Legaten. Wie du siehst, kann man es bei der Truppe weit bringen. Wie alt bist du denn? Ich glaube nicht, dass du zu schwächlich bist."


    Der Petronier war sich sicher, dass die Centurionen der Legion aus jedem Rekruten einen Mann machen konnten, der kräftig genug war, um dem Kaiser zu dienen. Die Frage war eher, ob Rufus alt genug dafür war...

    [Blockierte Grafik: http://img264.imageshack.us/img264/5037/arminyv6.jpg] | Armin


    Armin war den ganzen Morgen von Morag mit dem blöden Alphabeth geärgert worden. Er hatte keine besonders große Lust, diese komischen Buchstaben der Römer zu lernen - seine Eltern hatten so etwas auch nie gemacht! Doch der Herr wollte es so, also wurde es so gemacht. Und eigentlich konnte er sich alles das auch gut merken - trotzdem machte es keinen Spaß!


    Nun war Morag jedoch damit beschäftigt, den Hof zu kehren und Armin hatte sich auf die Bank gesetzt und wartete auf Lucius, seinen liebsten Spielgefährten. Seit Lucius in die Schule gehen musste, hatten sie viel weniger Zeit zu Spielen. Außerdem hatte Lucius diese komischen anderen Jungs kennen gelernt, mit denen er seine Vormittage verbrachte. Er war sogar schon einmal zu diesem ominösen Mucius gegangen und Armin hatte den ganzen Nachmittag allein herumsitzen müssen!


    Doch heute quietschte die Tür tatsächlich und der kleine Lucius kam mit einer kleinen Tasche, in der er seine Tabula, sein Schreibzeug und sein Mittagessen transportierte. Diese flog schnell in die Ecke und schon waren die beiden Jungen beieinander.


    "Lucius, gut dass du da bist! Es is' soo langweilig!"


    begrüßte Armin Lucius. Dieser seufzte.


    "Xanthippus war heute auch wieder ganz schlimm. Wir mussten den ganzen Morgen Wörter schreiben! Aber ich kann jetzt schon meinen Namen!"


    Armin konnte seinen Namen schon längst schreiben, sagte es aber nicht. Lucius war immer neidisch, wenn Armin etwas besser konnte und das geschah oft, denn Armin war drei Jahre älter als der Hauserbe. Statt weiter über die Schule zu reden (eigentlich war Armin in dieser Sache neidisch auf Lucius, denn er musste oft den halben Vormittag arbeiten und die andere Hälfte auch lernen), berichtete er von seinem neuesten Plan:


    "Gut! Du, ich muss dir was erzählen. Aber leise!"


    Er blickte sich verschwörerisch um und ging mit Lucius zur Bank, wo Morag sie nicht hören konnte. Dann begann er


    "Gunda hat Pasteten vom Metzger gekauft. Sie sind im Lager - ich hab's genau geseh'n! Und ich hab' so Hunger und das Abendessen ist noch sooo lange hin! Hast du net auch Hunger?"


    Lucius sah Armin verwirrt an. Eigentlich sah er in gewisser Weise zu ihm auf, doch bei seinen Streichen war er nicht immer sofort Feuer und Flamme - zumal er wusste, dass sein Vater dies äußerst missbilligte!


    "Naja, ich weiß nicht..."


    antwortete er daher und blickte zu Boden. Doch Armin ergriff ihn am Arm.


    "Komm, das wird ganz leicht! Ich hab's mir schon überlegt: Wir geh'n um das Haus 'rum und ich heb' dich hoch und du kletterst durch's Fenster rein! Gunda is' in der Küche, aber sie putzt und kommt bestimmt nicht rein!"


    Er hatte sich alles genau überlegt. Das Fenster war ziemlich klein, daher musste Lucius hinein. Da es ziemlich weit oben war, musste er ihn außerdem hochheben - Lucius packte Armin noch nicht ganz. Es war ganz einfach und schon würden sie zusammen leckere Pasteten naschen können!


    Doch Lucius wirkte wenig überzeugt. Er sah Armin kritisch an. Scheinbar hatte er Angst!


    "Lucius, das is' ganz einfach! Und dann essen wir die Pasteten hinter'm Haus und kommen wieder und keiner merkt's! Oder hast du Angst? Du bist doch kein Angsthase!"


    Armin wusste, dass Lucius das niemals auf sich sitzen lassen konnte. Dennoch zögerte er.


    "Nein, aber..."


    "Dann machen wir's! Los, komm!"


    Er ergriff Lucius' Hand und lief los. Sie meldeten sich bei Morag ab und behaupteten, sie würden in die Stadt gehen. Das war in Ordnung, solange sie zusammen blieben und Crispus hatte es erlaubt. Kaum hatten sie jedoch die Tür hinter sich zugezogen, da liefen sie auch schon um das Haus herum bis zum dem Fenster, hinter dem die Speisekammer des Hauses lag.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Crispus kam gerade von einem Gang in die Stadt - er hatte sich eine neue Tunica in leuchtendem Blau gekauft. Im Innenhof seines Hauses war Morag gerade damit beschäftigt, Armin das Lesen und Schreiben beizubringen. Crispus hatte seinem Sklaven befohlen, den Jungen ein wenig zu unterrichten, denn ein gebildeter Sklave war wertvoller als einer, der nur Muskelkraft bieten konnte. Sie waren wohl gerade dabei, das Alphabeth zu üben, denn gemeinsam starrten sie auf den Boden, wo Morag Buchstaben in den Sand geritzt hatte, die Armin vorlesen musste.


    Crispus ging weiter und kam zu der Bank, auf der er so oft saß. Lucius lag darauf und schien lustlos etwas zu schreiben. Schreiben? Lucius lernte doch ebenfalls erst die Buchstaben, wie konnte er da schreiben? Der ehemalige Centurio kam näher und sah, was sein Junge da tat. Lucius schien ununterbrochen die gleichen drei Buchstaben in seine Tafel zu ritzen: Q U I Q U I Q U I...


    "Was machst du denn da?"


    fragte er verwirrt. Er war einst auch in die Schule gegangen, doch er erinnerte sich nicht mehr an die Lehrmethoden: Zuerst Buchstaben, dann Silben, dann Wörter, am Ende Sätze. So wurde vorgegangen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und damit fuhr man scheinbar ganz gut.


    "Ich hab' 'ne Strafarbeit gekriegt. Xanthippus hat -


    Crispus schnitt ihm das Wort ab. Er stemmte die Fäuste in die Seite.


    "Red' nicht so respektlos von deinem Lehrer. Er ist ein gebildeter Mann! Und warum hast du überhaupt eine Strafarbeit bekommen?"


    Lucius sah auf und blickte seinen Vater verwirrt an.


    "Antonius hat mir die Geschichte vom untoten Quintus erzählt. Dabei hat uns Xanthippus erwischt. Hat's diesen Quintus wirklich gegeben?"


    "Ihr habt also nicht aufgepasst! Schämen solltest du dich was! Ich zahle einen Haufen Schulgeld und du passt nicht auf? Wenn ich sowas nochmal höre, setzt's was!"


    Crispus marschierte davon in sein Cubiculum, um die Tunica, die er gekauft hatte, in die Kleidertruhe zu legen. Sein Sohn war also auch einer von der unaufmerksamen Sorte! Er erinnerte sich noch genau an jene Probati, die geglaubt hatten, während dem Unterricht alles mögliche tun zu können! Aber denen hatte der vitis schon Disziplin eingebläut - und seinem Sohn würde er das auch noch abgewöhnen!

    "Nein, nein, ich habe einen besseren Geschäftspartner gefunden - äh, einen günstigeren."


    verbesserte er rasch noch - nicht, dass er den Vetter des Jungen beleidigte. Sein Angebot war zwar unverschämt gewesen, wie Crispus fand, aber das war ja kein Grund, seine Höflichkeit fahren zu lassen.


    "Du willst also Händler werden?"


    fragte er, da ihm sowieso langweilig war und ein Gespräch mit einem jungen Mann ihn möglicherweise ein wenig erfrischen würde.

    Crispus strahlte, als er die Umarmung von Reatinus erwiderte. Er hatte seinen alten Kampfgenossen nicht mehr gesehen seit jener Abschiedsfeier auf dem Forum des Lagers. Eine genauere Beobachtung zeigte dem Alten, dass sein Freund sich prächtig entwickelt hatte: Er wirkte irgendwie gepflegter - aber er war jetzt ja auch Stabsoffizier und musste täglich mit Tribunen und dem Legaten umgehen. Da konnte man nicht mehr einfach in der abgeranzten Militär-Tunica auftauchen!


    "Ja, ich merke schon, wie meine Rechte nachlässt - ich habe schon ewig kein Schwert in der Hand gehabt!"


    Er trug noch immer die dunkelgraue Tunica, mit der er seine Trauer über den Verlust seiner Frau kenntlich machte. Den Bart ließ er sich aber nicht stehen - das sah seiner Meinung nach unmöglich aus!


    "Wie geht es meiner Legion?"


    fragte er dennoch freundlich - vielleicht gab es Neuigkeiten in der Truppe!