Mela fluchte in Gedanken und rückte seinen Helm gerade. Das kommt eben davon, wenn man sich das teil im Laufen anzieht, weil man zu lang auf der Latrine gehockt hat, dachte er. Dann begann das tagtägliche Schauspiel von vorn und die Probati stellten sich in einer Reihe auf, wandten sich nach rechts und liefen los. Von Tag zu Tag klappte das besser und ihre Kondition wuchs stetig. Schließlich hielten sie an und fragte etwas. Mela trat vor.
"Die Disziplin, Centurio!" brüllte er.
Beiträge von Secundus Petronius Mela
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Der Optio brauchte scheinbar eine ganze Weile, bis er sich gesammelt hatte und dem Centurio meldung erstatten konnte...
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Als die Stimme des Centurio über den Platz hallte, machten Mela und die anderen sich wieder einmal auf den Weg. Im Laufen band sich Mela noch den Waffengurt um und schloss die Schnalle seines Helms. Dann waren sie angekommen und standen in einer Linie still.
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Zusammen mit dem Klotz Geminus betrat Mela die Thermen. Sie gingen zum Frigidarium und schwammen einige Runden, um den gröbsten Schmutz loszuwerden und sich warmzuhalten. Dann siedelten sie über ins Warmwasserbecken und entspannten sich.
"Bist eigentlich doch kein so schlechter Kerl" meinte Geminus zu Mela. Mela grinste.
"Du kennst mich nur noch nicht richtig", gab er zurück und duckte Geminus unter lautem platschen unter Wasser. -
Mela und die anderen zogen von dannen, um dem Hinweis des Centurio nachzugehen. Sie freuten sich schon auf ein warmes Bad in angenehmer Atmosphäre. Zum Glück gab es hier eigene Thermen...
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Von der Via kommend bogen sie zum Exerzierplatz ein und warteten dort in einer Linie und heftig atmend auf neue Befehle.
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Wenige Minuten später bogen sie wieder zum Exerzierplatz ein. Die Via war doch länger gewesen, als sie gedacht hatten.
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Bald schon hatten sich die Probati in zwei kleinere Grüppchen geteilt. Die die nicht so ausdauernd waren und die, die mit dem Centurio mithalten konnten. Mela lief vorn mit. Der Atem der Probati kam stoßweise in weißen Dampfwolken hervor und die Schritte der unzähligen Füße verursachten dumpfe Geräusche und knirschten manchmal, wenn sie über Schnee liefen. Eine halbe Runde noch.
"Kommt schon Kameraden, das schaffen wir!" rief Mela nach hinten und ließ sich absichtlich etwas zurückfallen.
"Los kommt schon, keine Müdigkeit vortäuschen! Wir habens doch gleich geschafft", meinte er gutmütig und setzte sich dann wieder schneller in Bewegung. -
Melas Trupp bog zur Via ein und lief an der Ziegelei vorbei. Weiter hinten in der Kolonne rutschte jemand aus und schlug lang hin. Einige Probati blieben stehen und halfen dem Kamerad zurück auf die Beine, aber die anderen liefen weiter. Das Wiehern der Pferde drang in ihre Ohren und von irgendwo her konnten sie Rufe anderer Probati hören. Es herrschte geschäftiges Treiben im Castellum.
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Die Probati steckten ihre Übungsgladii zurück in die Scheiden und machten sich auf, immer dem Centurio hinterher, in Richtung Via Sagularis.
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Mela zuckte zusammen und fuhr herum, als er die Stimme des Centurio hörte. Er war so konzentriert, dass er im ersten Moment gar nicht wusste, was der Mann von ihm wollte. Dann sickerten seine Worte in Melas Gehirn und er sah den Centurio betreten an.
"Ja, Centurio!" sagte er kleinlaut. Dabei hatte er sich solche Mühe gegeben... Aber Mühe geben war nicht gut genug bei der Legion. Jeder musste sein Bestes geben, das war klar. Der Centurio schien den Zwischenfall vergessen zu haben und erteilte weitere Befehle. Und schwups sah sich Mela einem ziemlich breitschultriegen Mann entgegen, der ihn fies angrinste. Mela hob Scutum und Schild und machte sich auf den Angriff gefasst. Es stellte sich heraus dass sein Gegner nicht schlecht im Umgang mit der Waffe war. Er hieb auf Mela ein als gäb es kein Morgen. Und seine Kraft machte die Ungelenktheit wieder wett. Mela konnte keinen Hieb anbringen. Der Gegner (Geminus wie er später erfuhr) war einfach zu grobschlächtig wie er auf Mela eindrosch.
Als sie aber wechselten und Mela an der Reihe war, gelang es ihm einige gut platzierte Treffer anzubringen, weil Geminus langsamer in der Verteidigung war als Mela im Angriff. -
Die Probati packten die Schwerter fester und liefen los. Nach zwei Runden um den Platz war es allen wieder angenehm warm und nicht nur Mela wurde klar, dass der Centurio ihnen damit eher half als sie quälte, wenn er sie um den Platz jagte. Zu dieser Jahreszeit war es wirklich arschkalt. Sie kamen wieder an der Ausgangsposition an und nahmen die Schilde auf. Sie sahen Titus zu und versuchten es dann ihm gleichzutun. Mela federte in den Beinen im Ausfallschritt und begann mit den Übungen.
"Ictus latus!" rief Mela und stach am Scutum vorbei nach rechts.
"Ictus scaevus!" folgte und ein Hieb nach links.
"Ictus Supra!" riefen sie und führten einen Stich nach oben
"Ictus recte!" erklang es im Chor und die Probati stachen nach unten. Immer wieder wiederholten sie die Befehle und die Schwerthiebe vorbei eim Schild. Mela konzentrierte sich sehr. Er freute sich schon darauf, mit den Übungsschwertern gegen Kameraden kämpfen zu dürfen. -
Mela und die anderen sahen sich das zerbrochene Gladius an und zumindest Mela fragte sich, aus welchem Material die Germanen ihre Schwerter schmiedeten. Kurz darauf bekamen sie alle ihre Übungsschwerter von Titus und sahen ihm interessiert zu, wie er auf die Anweisungen des Centurio den Pfahl bearbeitete. Einige der Probati hielten ihre Schwerter etwas unentschlossen in der Hand, andere drehten das Schwert um es von allen Seiten zu betrachten. Mela hielt es nur fest. Zusammen mit den anderen ging er auf die Pfähle zu die am Ende des Platzes am Rand angebracht waren. Sie sahen schon sehr ramponiert aus. Trotzdem führten sie die Hiebe durch, die der Centurio verlangt hatte.
"Ictus latus!" rief Mela und stach nach rechts.
"Ictus scaevus!" folgte und ein Hieb nach links.
"Ictus Supra!" Mela grätschte die Beine und führte einen Stich nach oben.
"Ictus recte!" erklang es im Chor und die Probati stachen nach unten. Immer wieder wiederholten sie Rufe und Schwerthiebe. Der arme Pfahl. -
Mela trat vor und sagte: "Das Gladius ist eine wichtige Nahmkampfwaffe, Centurio!"
Das Schwert, dachte er. Aber ob es die wichtigste war? Sicher war eine gute Technik und der geschickte Einsatz des Scutums ebenso wichtig. -
Sim-Off: Liest du eigentlich, Centurio? Die sind doch schon vor dir da...
Die Kälte vom warten hatte sich in den Knochen gesammelt und Mela war sicher nicht der einzigste der froh war, endlich mit den Übungen anfangen zu können. Die Probati liefen also Runde um Runde und hielten nach Melas befinden eigentlich ganz gut mit. Der Centurio sah das aber anders. Also liefen alle noch drei zusätzliche Runden und standen dann auf Kommando still. Mela war nun schön aufgewärmt.
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Am nächsten Tag (und mit gehörig Muskelkater) kamen Mela und die andren geschlossen wieder zum Exerzierplatz. Sie hatten sich am Abend zuvor entschlossen gehabt, ihren guten Willen zu zeigen und geschlossen auf dem Platz aufzukreuzen, noch ehe der Centurio sie antreten ließ. Stumm und mit Haltung standen sie auf dem eisigen Platz und warteten auf den Centurio. Wenigstens hatte es nicht wieder geschneit.
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Mela und die anderen blieben beinah augenblicklich stehen. Mela war so fertig...er brauchte erstmal etwas Entspannung. Sein Arm schmerzte. Das heißt, wenn er ihn zur Abwechslung mal spührte. Er und die anderen zogen entkräftet und mit hängenden Schultern ab um ein Bad zu nehmen.
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Mela beeilte sich zusammen mit den anderen in der Linie anzutreten. Der Centurio klingt nicht besonders erfreut. Der Petronier aber war etwas erleichterter, denn laufen belastete die Beine und nicht die Arme. Gut, sie mussten mit Schild laufen, aber laufen war immer noch besser als dieses verdammte Pilum werfen. Mela nahm sich vor zu üben. Runde um Runde liefen sie. Und Runde um Runde hing Mela seinen Gedanken nach.
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Mela und die anderen machten, was der Centurio befahl. Und zwar immer und immer wieder. Mela hatte inzwischen schon zweimal wieder die Position in der mittleren Reihe eingenommen. Und wie die anderen spürte er seinen Wurfarm schon garnicht mehr. Aber er machte weiter und weiter. Irgendwann waren es keine Salven mehr, die da kamen, sondern Querschläger. Und zwar von allen Probati. Keiner konnte mehr zufriedenstellend werfen und hier wünschte sich Mela zum ersten Mal nichts sehnlicher als ein Bad und ein Bett.
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Als hätte Mela seinen Kopf in eine Glocke gesteckt, klingelte sein Kopf ganz schön als der Centurio mit dem Schwert darauf schlug. Das war auch der Grund aus dem er nicht mehr so aufpasste, wie vor einigen Augenblicken noch. So gab er dem Centurio unbewusst die Gelegenheit, einen Hieb auf seinen Schwertarm zu führen. Der Hieb würde ihm wohl das Schwert aus der Hand prellen. Mit dem Scutum in der Hand versetzte Mela dem Centurio einen heftigen Schubser, der ihn ganz sicher aus dem Gleichgewicht bringen musste. Aber das hieß schließlich nicht, dass Melas Schwertarm geschützt blieb. Und von unten konnte man immer noch kämpfen...