Beiträge von Lucius Albius Decius

    "Ich glaube der Himmel ist so groß und so weit oben, dass wir ihn von überall auf der Welt sehen können. Vielleicht sollten wir mal einen Griechen fragen, jemand hat mir erzählt dass die den Himmel vor Jahrhunderten schon genau berechnet haben" Auf einmal hatte er ihren Geruch in der Nase und machte eine kleine Pause. Er bemerkte, dass ihre Kleidung anders roch als seine eigene und dass ihre Haut einen angenehmen Duft verströmte. Schnell ordnete er wieder seine Gedanken. "Gibt es in Rom auch Gelehrte die sich mit dem Himmel beschäftigen?"

    Lucius betrat den Stall gerade als der Junge Laetus streichelte. Langsam näherte er sich und lehte sich an einen der Pfosten, an denen die Pferde festgebunden wurden wenn man sie sattelte. "Ich glaube ihm ist langweilig weil ich ihn vernachlässige." sagte er dann.

    "Nichts passiert." sagte er und hob den Blick zum Himmel. "Siehst du die Sterne dort oben, die so nahe beieinander stehen?" Er deutete hinauf, wobei er sich natürlich etwas zu ihr hinüber lehnte damit sie an seinem Arm entlangschauen konnte. "Das ist Saggitarius. Und dort bilden die zwei helleren Sterne Schulterblatt und Steißbein von Aries." Er lächelte. "Der germanische Himmel kennt die selben Sterne wie der über Rom hat mir mein Vater gesagt."

    Er hielt ihrem Blick stand und erwiderte das Lächeln. Eine Weile sagte er nichts, sah sie einfach nur an, während die Soldaten aussenherum nach und nach in ihre Zelte gingen um zu schlafen. Die Lagerwachen patroullierten in Gruppen um den Platz, der nun, wo die Kochfeuer aus waren, wieder etwas dunkler wirkte. Das einzige Geräusch, das zu hören war war der Wind in den Baumkronen.

    "Wahrscheinlich ist sie einfach etwas größer und prunkvoller wie unsere Provinzstädte, beherbergt aber das gleiche Gesindel." mutmaßte er und seufzte. "Am schönsten ist es ohnehin in der Natur, wie hier in den Wäldern Germaniens. Sie sind auch eine Art zu Hause gewesen als ich klein war, meine Freunde und ich haben oft darin gespielt. " Sein Blick wanderte in die Ferne. "Die Zeiten waren ruhiger damals. Jetzt sind sie gefährlicher, denn es gibt viele, die die römische Herrschaft gern abschütteln wollen. Mein Vater meinte immer, Rom sei das Licht, das die Welt erleuchtet. Und ich selbst kann nichts Schlimmes an Rom finden. Schlechte Menschen gibt es schließlich in jedem Volk." Er bemerkte, dass er redete und redet eund lächelte sie wied er an.

    Er half ihr abermals und als er so vor ihr stand und ihr die Tunika über den Kopf zog trafen sich für einen Moment ihre Blicke. Lucius las ein wenig in ihren Augen, dann zog er die Tunika zurecht und trat einen Schritt zurück. "Du musst dich nicht bedanken." sagte er. "Manchmal mache ich so törichte Dinge eben." Er lächelte leicht. "Und jetzt sollte ich schnellstens verschwinden. Aber Moment...da fehlt noch etwas..." Rasch zog er eine etwas zerdrückte Blüte aus einer Tasche seines Gewandes und steckte sie ihr ins Haar. Dann sah er sie wieder an, nickte kurz und wandte sich zum Gehen. "Mach es gut kleine Diebin." sagte er noch, dann war er aus dem Raum. Mit weit ausholenden Schritten und der konzentrierten Mine eines Soldaten durchmaß er den Hof, öffnete die Eingangspforte, spähte hinaus...und machte sich als er niemand sah auf den Heimweg...

    Natürlich half er ihr aus der Tunika. Aber er nahm sich danach nicht die Zeit ihren weiblichen Körper zu bewundern sondern besah sich die Verletzungen, die ihr Herr ihr beigebracht hatte und strich diese dann mit der Salbe ein. Die Salbe war nach einem alten Rezept hergestellt worden und enthielt zum Einen Kräuter, die den Schmerz linderten und zum Anderen solche, die die Wunde desinfizierten und den Heilungsprozess beschleunigten. Es war ein sehr altes Rezept. Lucius bestrich die Wunden vorsichtig während Selene immer wieder das Gesicht verzog. Es musste wirklich sehr weh tun, mehr als das. "Ich habe deinem Herrn einen Bären aufgebunden heute Mittag. Erstens würde ich mich nicht auf so einen Unfug einlassen wie den, den ich ihm erzählt habe und zweitens wollte ich dich vor dieser Bestrafung bewahren...aber frag blos nicht warum." Er unterdrückte ein Grinsen weil es ihm nicht angemessen schien. "Vielleicht haben mich dein liebliches Wesen und deine freundliche Art dazu bewogen, zu lügen. Und zu dem hier auch." Ein wenig Ironie schwang in seiner Stimme mit. Noch ein paar letzte Stellen, dann war alles sauber eingesalbt. Lucius zog ein paar Blätter hervor und drückte sie vorsichtig auf ihren Rücken. "Wenn ich dich verbinde wird dein Herr erst recht bemerken dass dich jemand versorgt hat. Also nehme ich Blätter...die schaden nicht und fallen wieder ab wenn die Salbe eingezogen ist." kommentierte er. "Wenn du gefragt wirst wer das getan hat sag einfach eine alte Frau habe dich auf dem Nachhauseweg angehalten und darauf bestanden, dich zu verarzten...klar?"

    Lucius stämmte die Hände in die Hüften. "Richtig! sagte er. "Du hast versucht mich zu beklauen. Und wenn wir hier noch ewig stehen bekommen wir beide Ärger! Er musterte sie nochmal, dann wurde seine Stimme weicher. "Ich mag die Sklaverei nicht." setzte er kurz an, dann hielt er ihr den Beutel vor die Nase. "Und ich mag Menschen nicht, die Frauen schlagen bis sie bluten. Lässt du mich jetzt deine Wunden versorgen oder nicht?"

    Lucius hob derweil die Decke auf, schüttelte sie aus und legte sie ihr wieder um die Schultern. "Meine Erfahrung ist, dass man solche Dinge besser früher tut als später. Sie fressen sich sonst nur durch dein Innerstes und das ist nicht gut. " Er sah sich kurz um. Die Soldaten hatten wie gewohnt nichts Großes unternommen um den Bereich um das Lagerfeuer etwas komfortabler zu machen. Lucius legte seine eigene Decke ins Gras und bot sie Calvina als Sitzgelegenheit an. "Erzähl mir vom Leben in Rom." bat er. Von seinen schönen Seiten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die große Kaiserstadt ist."

    Lucius blickte ernst drein und musterte sie für einen Augenblick."Salve." war alles, was er zunächst sagte. Er konnte ihre etwas gekrümmte Haltung richtig interpretieren, denn im nächsten Moment holte er einen kleinen Beutel unter seinem Gewand hervor. "Da ist Salbe drin. Die solltest du auf deine Wunden streichen...sofern du sie erreichst. Und um die anderen..." Sein Kopf zuckte nach links und rechts - es war niemand auf der Strasse. "...kümmere ich mich!" Damit machte er einen entschlossenen Schritt vorwärts und schob sie vorsichtig aber bestimmt ins Haus. Der Abend war noch fern, also sollte niemand stören.

    Er nickte. "Natürlich. Ich habe einen Schlauch Wasser im Zelt." Er verschwand kurz in seine aus Ziegenhäuten zusammengenähte Schlafstatt und kehrte mit dem Schlauch zurück, den er Calvina anbot. Dabei bemerkte er, dass sie drauf und dran war, in offensichtlich unangenehmen Gedanken zu versinken. "Was bedrückt dich?" wollte er wissen.

    Lucius bog um die Ecke der Straße und ließ den Blick über die Häuser wandern. Er war jetzt wesentlich schlichter gekleidet als am Mittag noch. Rasch ging er auf den Eingang der Insula zu und klopfte drei mal laut an.

    "Wie gesagt, mir nicht, obwohl sie es versucht hat. Aber durchsucht wurde sie noch nicht!" antwortete Lucius wahrheitsgemäß. Dann ging er hinüber zu der nach wie vor auf dem Boden sitzenden Selene und zog sie auf die Beine. Aber sein Griff um ihren Arm war nicht fester als nötig. "Ich hab es versucht..." sagte er sehr leise, sodass nur sie es hören konnte. "Da musst du jetzt durch..." Dann wandte er sich Annaeus zu und übergab sie ihm.

    "Es ist ganz einfach." begann Lucius. "Ein Mann in deiner Stellung kan sich eine solche Sklavin nicht leisten wenn er seinen guten Ruf wahren will. Wer würde jemanden befördern von dem man sagt, dass er nichteinmal seine eigenen Sklaven im Griff hat? Gute und ehrfüchtige Sklaven, die dir die Achtung entgegenbringen, die du verdienst, gibt es bei nahe an jeder Straßenecke..." Er machte eine ausführende Bewegung über den Platz. "Und wozu ich sie kaufen will? Nun, ein alter Freund machte mir letztes Jahr ein Geschenk in Form eines Sklaven, der deiner Sklavin im Wesen gleich kam. Ich hatte nichts als Ärger mit ihm, die ganze Villa Rustica meiner Familie stellte er auf den Kopf bevor er sich dann in einer Herbstnacht aus dem Staub machte. Natürlich stahl er dabei gleich noch ein Pferd und zündete den Hühnerstall an!" Die kurze Pause die folgte sollte die Worte wirken lassen. "Eigentlich hatte ich heute vor, das störrischste Pferd der Auktion zu erstehen um es ihm zum Geschenk zu machen. Aber jetzt habe ich deine Sklavin gesehen und glaube, sie ist genau das Richtige für meinen Freund. So wirst du sie also elegant los und demonstrierst damit, dass du Ordnung hälst in deinem Haushalt und ich bekomme Gelegenheit zu süßer Rache." Sein Lächeln war gewinnend.

    "Versuchter Diebstahl. Und wer weiss ob nicht auch noch Diebstahl dazu kommt, denn durchsucht haben wir sie nicht. Außerdem lügt sie dass sich die Balken biegen, ist aufmüpfig, trotzig und dreist. Ihr Fluchtversuch drückt ein Siegel auf meine Worte." Er wandte sich zu Annaeus um. "Sag mal...verkaufst du sie? Ich glaube, das würde uns beide glücklicher machen. Ich kann dir auch sagen, wieso..."