Beiträge von Lucius Albius Decius

    Diesmal war es Lucius, der als erster antwortete. "Die Männer in der Ala machen sich allesamt sehr gut. Der gute Ruf der Einheit ist gerechtfertigt. Diejenigen, die in den letzten Jahren ausgebildet wurden haben sich beim Feldzug in Raetia gut bewährt. An Erfahrung fehlt es lediglich den Probati der Ausbildungsturma, aber wenn sie die Ausbildung abgeschlossen haben werden sie bereit sein!

    "Heute will ich eure Ausdauer testen!" begann Lucius schließlich. "Wir werden etwas Neues ausprobieren und euch in vier Gruppen aufteilen. Allerdings erst NACH dem, was nun folgt! Wir veranstalten ein Lauftraining,bei dem es gilt, am längsten durchzuhalten! Die vier, die am Ende noch übrig sind, werden Gruppenführer! Alle beginnen gleichzeitig, wer überrundet wird scheidet aus! Auf gehts!"

    "Ich bin dreiundzwanzig." antwortete er wahrheitsgemäß. "Mit siebzehn bin ich zu den Truppen gegangen." Er erwiderte den Gruß mehrerer Männer, dann waren sie bei den Zelten der Offiziere. "Ich glaube meine raschen Beförderungen hängen mit dem Feldzug in Raetia und meiner Tätigkeit als Ausbilder bei der Ala zusammen." Er lächelte aufs Neue.

    "Also Männer!" begrüßte Lucius die Probati als sie am nächsten Morgen ihre Pferde auf den Platz führten. "Heute machen wir Reiter aus euch!" Die Reaktionen der Männer waren recht unterschiedlich und Lucius deutete sie zum Teil so, dass einige der Männer offenbar nicht reiten konnten. "Ich will, dass ihr von jetzt bis Sonnenuntergang auf den Pferden sitzt bis entweder sie oder ihr nicht mehr könnt! Ihr werdet euch die Ärsche wundreiten beim Erlernen der korrekten Sitzhaltung auf einem Pferd!" Er deutete in Richtung der Wälle des Castellums. "Keiner von euch wird das Castellum verlassen bis er nicht gelernt hat, anständig im Sattel zu sitzen! Wir beginnen mit einer einfachen Übung: Dem Aufsteigen! Sobald ihr das beherrscht werdet ihr hier auf dem Platz im Kreis reiten. Mir ist egal ob im Schritt oder gleich im Galopp, solange ihr nicht runterfallt! Und wenn ihr runterfallt steigt ihr wieder auf! Los gehts!" Er stiegt auf den Gescheckten, dessen Zügel ein Eques ihm reichte und ritt einmal im Kreis um den Platz bevor er sein Tier in der Mitte zum Stehen brachte um die Probati zu beobachten. Die Eques gaben den Rekruten Hilfestellung.

    Lucius machte erst Halt als er vor dem Stand der Ala angekommen war und sprach sogleich Attius Romanus an. "Duplicarius! Ich habe eine Aufgabe für dich!" meinte er und deutete auf Selene. "Pass eine Weile auf diese Sklavin auf bis ich wieder zurück bin! Aber vorsicht, ich glaube sie hat es faustdick hinter den Ohren!"

    Lucius sah den Jungen an. "Meine Familie sucht schon seit letztem Jahr händeringend eine Aushilfe für die Villa Rustica Albia." meinte er dann. "Jemanden, der beim Tagewerk aushelfen kann...also in der Küche, im Stall und auf den Koppeln. Unser Knecht ist schon alt, älter als mein Vater, welcher aufgrund einer schlecht verheilten Kriegsverletzung eingeschränkt ist. Die Arbeit ist nicht schwer. Außerdem wird man recht gut versorgt und bekommt einen eigenen Raum zum Schlafen." Er machte eine Pause bevor er fortfuhr. "Wenn du hier im Castellum als Stallbursche arbeiten willst bis du alt genug bist um in die Armee einzutreten könnten wir deine Schwester bei meiner Familie auf dem Gut unterbringen. Dort ginge es ihr gut und du könntest sie oft besuchen weil das Gut nicht weit entfernt ist..."

    Lucius warf einen Blick in die Richtung, aus der das letzte Gebot gekommen war und verzog entnervt das Gesicht. Dann wandte er sich Selene zu. "Hör zu! " sagte er in ruhigem Tonfall. "Ich mag die Sklaverei nicht...aber noch weniger mag ich Lügner oder Diebe! Ich habe schon eine Idee was ich jetzt mache, aber dazu muss ich dich eine Weile 'abstellen'. " Er grinste, brüllte dann "250!" in Richtung des Auktionators und zog Selene dann hinter sich her in Richtung des nahen Standes der Ala.

    Und schon hatte er beide Handgelenke in den Händen. Sein Lächeln wurde allmählich zu einem Grinsen. "Nur die, die meine Kleidung durchwühlen während ich sie an habe!" antwortete er. Er musterte sie kurz und schien zu erkennen, dass sie eine Sklavin war. "Schickt dein Herr dich stehlen oder tust du das aus eigenem Antrieb?" Sein Ton wurde etwas strenger.

    Lucius war schon vor den Probati im Stall gewesen und hatte den Gescheckten gestriegelt und ein wenig gestreichelt während er mit ihm sprach. Als Kind hatte er oft im Stall geschlafen bei seinen Lieblingstieren. Sein Vater war überaus gut zu den Pferden der Villa, er ließ die alten nicht schlachten sondern brachte sie auf eine spezielle Weide, die westwärts vom Haupthaus vorm Wald lag. Dort konnten sie ihren Lebensabend verbringen. Lucius hatte sich überlegt, den Gescheckten irgendwann auch dorthin zu bringen wenn sie beide lange genug lebten. Der Gedanke an den Tod hatte für Lucius immernoch etwas fremdartiges, wenn er ihm in seiner Zeit als Soldat nun auch schon desöfteren begegnet war.
    Natürlich versorgte er auch seine beiden anderen Tiere, den schwarzen Laetus und die braune Diane. Beides waren gute Tiere, obwohl er sie eigentlich kaum ritt. Sie waren gut ausgebildet worden, doch hatte sich Lucius an den Gescheckten gewöhnt und bevorzugte ihn. Einen richtigen Namen hatte er ihm nach wie vor nicht gegeben.

    Lucius lächelte. "Ich glaube das Ansehen kommt in erster Linie von meinem Rang." sagte er. "Ich bin erst ein paar Jahre in der Ala und habe noch keine großen Heldentaten vollbracht. Letztes Jahr wurde ich in Raetia bei einem Scharmützel mit Aufständischen verwundet. Vielleicht hat mir das und die Tatsache, dass wir das Scharmützel gewonnen haben einen Ruf eingebracht. Allerdings war von den Männern hier dort keiner dabei."
    Sie kamen wieder an ein paar Zelten vorbei. Die Männer steckten die Köpfe zusammen und tuschelten als sie Lucius mit der hübschen jungen Frau sahen.
    "Ich kam zur Ala mit knapp 18 Sommern. Mein Vater war schon Reitersoldat bevor er meine Mutter kennenlernte. Als sein einziger Sohn bin ich in seine Fußstapfen getreten damit meine Familie das römische Bürgerrecht erlangen konnte." Er lächelte wieder und machte eine Pause, redete dann aber weiter bevore sie etwas sagen konnte. "Ich bin auf Pferden groß geworden, jetzt werde ich wohl auch auf ihnen alt." Er zwinkerte ihr zu. "Du musst unbedingt reiten lernen!"

    Lucius bemerkte die Frau zwar, beachtete sie aber wenig. Er ließ seinen Blick über die Menge wandern. Seine Befriedigung wuchs als eine ganze Weile niemand mehr bot. Den Geldbeutel trug er natürlich unter der Kleidung, schließlich war er hier groß geworden und wusste, wann und wo man sein Geld lieber versteckt hielt...

    Er nickte. "Natürlich. Mein Zelt steht zwar inmitten des Lagers, allerdings hat man als Offizier trotzdem relativ viel Ruhe, von den Geräuschen die die Männer nunmal machen einmal abgesehen. Allerdings kann ich dir wohl kaum etwas wirklich gutes bieten, zumindest nicht für deine Begriffe schätze ich." Er führte sie in Richtung des Zentrums des Lagers, vorbei an diversen Kochfeuern und in Decken gewickelten Soldaten. Viele nickten Lucius zu und grüßten ihn indem sie einfach seinen Rang nannten. "Decurio!".