Es war später Nachmittag geworden als die Männer einen Trampelpfad durch den Wald entdeckten, der offenbar vor kurzer Zeit von einer größeren Gruppe Menschen benutzt worden war. Offenbar waren es ausschließlich Männer gewesen, dafür sprach die Größe der noch relativ frischen Abdrücke. Sie waren entweder alle sehr schwer oder bewaffnet stellte ein Mann namens Gaius fest, der des Spurenlesens kundig war. Außerdem schienen sie etwas zu tragen, denn kein Mensch hinterließ von Natur aus so tiefe Abdrücke im feuchten Waldboden. Natürlich schauten alle Lucius an, neugierig, was er entscheiden würde. Schließlich gab er Befehl, den Spuren zu folgen und schickte zwei Späher vorraus, die verhindern sollten, das man in eine Falle rannte...
Beiträge von Lucius Albius Decius
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Am frühen Morgen schon rückte der Erkundungstrupp der Turma V aus - zwanzig von Lucius ausgesuchte Männer und ein weiterer, der ihm schon seit Wochen mit dem Schriftkram im Lager half, nahm der Duplicarius mit sich. Es handelte sich um die Soldaten, denen das Lagerleben in den letzten Tagen seit dem Angriff der Barbaren zur Qual geworden war. Die Gefühlslage in der Gruppe war sehr unterschiedlich, sie reichte von rachdürstig bis ängstlich. Allerdings hatten natürlich alle Männer die Grundausbildung im Castellum von Confluentes durchlaufen und waren somit geschult genug um mit brenzligen Situationen fertig zu werden - zumindest theoretisch. Es fehlte den allermeisten an Erfahrung, viele hatten nichtmal bei dem nächtlichen Überfall der Germanen richtig gekämpft. Umso neugieriger war man natürlich gegenüber dem schweigsamen Duplicarius, über den seit jener Nacht diverse Gerüchte kursierten. Da hieß es zum Beispiel er habe über zehn der Barbaren ganz allein erschlagen. Irgendjemand hatte behauptet, dass er selbst ein Barbar sei, gezeugt von den Wilden jenseits des Limes da er schließlich ihre Sprache beherrschte. Natürlich stand er mit den Göttern dieses Landes im Bunde und so weiter und so fort...
Lucius ignorierte das Gerede. Er selbst hatte während des Überfalls vier Leichen gezählt, die auf sein Konto gingen. Im Grunde hatte er eine Menge Glück gehabt. Er konnte sich an jeden einzelnen dieser Männer erinnern, denn er sah ihre Gesichter jede Nacht in seinen Träumen. Selbst wenn er schon längst erwacht war glaubte er noch, den Geruch von Blut und Tod zu riechen, der über dem Lager gehangen hatte. Die meiste Zeit schaffte er es, die Gedanken daran weg zu schieben und sich ganz auf seinen Dienst zu konzentrieren. Am liebsten war ihm dann, wenn er mit niemandem reden musste. Lucius führte den Trupp aus dem Lager heraus und über die gerodete Fläche davor, dann schlug er in leichtem Trab den Weg nach Norden ein. Schon nach kurzer Zeit war das Lager ausser Sicht und die Reiter bewegten sich auf einem breiten Waldweg vorwärts, immer zwei Mann nebeneinander... -
Es dauerte nicht allzu lange, da erschien Lucius vor seinem Vorgesetzten und salutierte. ,,Lucius Decius meldet sich zur Stelle Decurio!''
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Die Stimmung in der Truppe war seit dem Angriff nicht mehr besonders gut. Nicht nur dass ein paar Kameraden ihr Leben hatten lassen müssen, nein, der Ruhm für den Kampf war an den Hilfstruppen zumindest ihrer Meinung nach gänzlich vorbei gegangen. Lucius wusste nicht recht, was er den Männern auf solche und ähnliche Äußerungen hin sagen sollte, er schickte sie zunächst einmal zurück an ihre Arbeit oder fand eine andere für sie damit sie abgelenkt waren und den Frust über die Situation loswerden konnten. Viele der Männer mochten diesen Ort nicht, aus ganz verschiedenen Gründen. Die Einen wollten Rache für ihre gefallenen Kameraden, die Anderen glaubten, dass hier nicht die Götter Roms sondern die alten dieses Landes herrschten. Wiederum andere fanden den Dienst unangenehm und/oder langweilig. Man sehnte sich nach Hause ins Castellum wo es neben den Übungen nicht viel zu tun gab. Lucius schlug daher dem Decurio vor, die Männer eine Weile besonders hart ran zu nehmen und täglich einen Gewaltritt durch die gesamte Umgebung zu machen. Er dachte dabei nicht nur daran, die Männer zu ermüden damit sie abends anstatt sich zu beklagen auf ihre Lager fielen und schliefen, er hatte auch ein gewisses Maß an Einschüchterung im Sinn, das er der Bevölkerung der umleigenden Gegend zuteil werden lassen wollte. Er bot sich selbst dafür an, die tägliche Großpatrouille anzuführen.
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Am Abend von Trogus' Tod hielten die Männer der Ala eine kleine Totenwache am frischen Grab ihres Kameraden. Marcus kam nicht umhin es als Schande zu bezeichnen dass einer der aus der Ausbildung kam gleich darauf den Tod fand und ein Kamerad namens Iulius hielt mit dem Argument dagegen, dass es ja eigentlich am wahrscheinlichsten wäre dass es kurz nach der Ausbildung passierte. Dann rief Lucius die Männer zur Ordnung und es herrschte Stille im Schein der Fackeln bis der Trupp wieder geordnet zurück zu den Zelten marschierte. Lucius hatte überlegt ob er etwas sagen sollte, da er Trogus aber kaum gekannt hatte fiel ihm nichts ein. Seit dem Überfall hielt er sich sowieso die meiste Zeit von den anderen fern und redete nur dann mit den Leuten wenn er musste. Er träumte jede Nacht von seinem Kampf mit den Barbaren, die zu dem Volk gehört hatten, zu dem auch seine Mutter gehörte. In seinen Träumen war überall Blut und sie stand abseits im Halbdunkel und rief nach ihm. Also keine Totenrede für Trogus, kein Gebet zu den Göttern. Höchstens ein gedachtes. Lucius hatte zur Zeit nicht viel zu sagen...
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Lucius war ja mit im Zelt gewesen und stand nun quasi als Verstärkung leicht versetzt hinter dem Tribun in Habachstellung. Er war etwas nervös ob der Anwesenheit des Legaten, hatte er doch noch nie einen so hochrangigen Offizier zu Gesicht bekommen. Er hoffte, dass er trotz seiner Verbände (es waren zwei über Wunden, die genäht worden waren...) eine gute Figur abgab. Die Ausrüstung war ja frisch gesäubert, lediglich der Helm wirkte leicht zerzaust - eben nicht mehr neu, was man nach einem Kampf wie dem von letzter Nacht auch kaum erwarten konnte. Lucius dachte darüber nach dass er das dringend in Ordnung bringen sollte und war ganz glücklich, dass der Legat ihn nicht beachtete...
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Sim-Off: Sagen wir er hat auch was abbekommen...so wie er geschrieben hat. Vielleicht war er ja bewußtlos.
Kaum war er zwischen den Zelten angekommen da kam auch schon ein Legionär daher meldete, dass der Tribun einen Übersetzer brauchte. Also machte Lucius sich auf den Weg zum Zelt des Lagerkommandanten...
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,,Geht nicht um Gesichter sondern um Leichen.'' antwortete Lucius. ,,Ich werde das jetzt herausfinden. Folge mir!'' Und damit marschierte er zwischen die Zelte der Ala.
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Lucius wurde aus seinen trüben Gedanken gerissen, die immernoch geprägt waren vom Schock von letzter Nacht. Eigentlich wollte er nur irgendwo hin und dort allein sein, nachdenken. Aber dazu blieb ihm natürlich keine Zeit und das war eigentlich auch gut so...
,,Ah, der Neue.'' bemerkte er kurz. ,,Nur ein paar Kratzer Eques.'' Er musterte den Mann kurz. ,,Gab es Tote in der Turma? Ich hatte noch keine Zeit, das festzustellen!'' -
Lucius erwachte in der muffigen Luft der Lazarettbaracke. Eigentlich schreckte er vielmehr aus dem Schlaf hoch, aus den ihn Alpträume jagten. Er setzte sich auf, was er trotz seiner diversen bandagierten Wunden ohne Weiteres konnte und sah sich um. Die Atmosphäre in der Baracke hatte sich seit der letzten Nacht nicht sehr verändert. Gerade begann es am Horizont, hell zu werden. Lucius rutschte von der Pritsche und untersuchte seine Verbände. Alles schien in Ordnung, keine der Wunden hatte sich entzündet, von ein paar kleinen Schnitten an den Händen einmal abgesehen. Das war zwar unangenehm, aber kaum lebensbedrohend. Lucius rief einen der Sklaven zu sich und ließ sich beim Ankleiden helfen. Dann zupfte er so lange an seinem Helm herum bis die Federn wieder einigermaßen saßen. Die Kleidung war bereits gereinigt worden.
So trat er also hinaus ins Licht des beginnenden Tages und machte sich, leicht humpelnd, auf den Weg zu den Zelten der Ala... -
Das Lazarett oder wie man es nennen wollte bestand bislang aus einer kleinen Baracke, um die herum man überall noch Zeltbahnen gespannt hatte. Es wirkte eher wie ein übergroßer Marktstand, war aber auch noch nicht ganz fertig. Nur war das Holz, das man ursprünglich dafür bereitgelegt hatte, anderweitig verbaut worden.
Lucius wurde von zwei Legionären gestützt als er in das Innere der Baracke gebracht wurde, wo die Medici schon alle Hände voll zu tun hatten. Es roch nach Blut, Tod und Exkrementen, ein Geruch, den Lucius nie wieder vergessen würde. Überall lagen Verletzte auf den Pritschen, teils bewußtlos oder scheinbar schlafend, teils stöhnend und sich windend. Zwei schienen tot zu sein, ihre Augen starrten ins Leere und sie blinzelten nicht. Lucius wurde auf eine freie Pritsche gesetzt und sich selbst überlassen nachdem er sich bei den Legionären bedankt hatte. Mühsam legte er Helm und Waffengurte ab und versuchte, sich das Kettenhemd über den Kopf zu ziehen. Er schaffte es nur mit Hilfe eines der Sklaven, die im Lazarett aushalfen. Als ein Medicus wenig später vorbeikam um ihn zu untersuchen stellte er ihm Fragen und tastete ihn an ein paar Stellen ab. ,,Ihr Götter Duplicarius! So viel Blut...aber das meiste scheint nicht von dir. Trotzdem, du hast offenbar eine Menge davon verloren so blass wie du bist und da am Oberschenkel sickert immernoch frisches hervor! Ich werde erstmal veranlassen, dass dich einer meiner Gehilfen wäscht, danach werde ich deine Wunden reinigen und sie wenn es nötig ist nähen.'' Er strich sich durchs verschwitzte Haar. ,,Morgen bist du wieder auf den Beinen - was man von vielen Kameraden hier leider nicht behaupten kann!'' Lucius nickte schwach, unfähig etwas zu sagen, und legte sich zurück. Etwas in ihm schaltete ab und er erlebte den Rest der Nacht wie in einem Traum. Er ließ die ganze Prozedur über sich ergehen, ließ sich das Blut abwaschen, die Wunden reinigen, nähen und verbinden, zog noch die frische Tunika über, die man ihm reichte, dann legte er sich zurück und trieb unendlich müde davon in einen Schlaf, in dem ihm Träume schreckliche Bilder zeigten. Er schlief unruhig, wachte immer wieder auf und konnte die Szenen, die vor seinen Augen abliefen, nicht wegschieben... -
Lucius versuchte es.
,,Er sagt ihr Anführer sei tot. Ich glaube er will jetzt für die Gruppe sprechen. Tribun, das ist ein Dialekt den ich nicht kenne...'' Dann wurde ihm schwindlig und er musste sich auf den Kameraden stützen, der neben ihm stand. ,,Er braucht einen Medikus...'' bemerkte dieser. -
,,Sie wollen reden. Zumindest sagt er das...'' bemerkte Lucius zum Tribun.
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Lucius salutierte mit etwas Mühe vor dem Decurio und wandte sich dann an den Tribun. ,,Tribun, ich bin sicher es geht besser wenn wir mit einer Befragung noch etwas warten. Die Gemüter sind jetzt aufgeheizt und trotzig obendrein. Wenn sie sich beruhigt haben bzw. festgesetzt sind werden sie eher reden...''
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,,Zum letzten Mal : Waffen weg! Und hebt die Hände! Los! Oder ihr sterbt einen ehrlosen Tod!'' wiederholte Lucius auf Germanisch.
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Lucius bemerkte, dass nichts geschah und schaltete sich ein. Er sprach so laut dass ihn alle Barbaren hören konnten in einem fließenden, melodisch klingenden Germanisch. ,,Ihr habt die Wahl! Ihr könnt euch jetzt ergeben und am Leben bleiben oder ihr sterbt sinnlos! Ihr wisst, dass die Götter diejenigen verlassen, die ohne Verstand handeln! Wenn ihr wollt, dass man eure Leichen verbrennt und die Asche in alle Winde verstreut damit sie eure Familien niemals finden, dass eure Namen und Familien und selbst die Götter ob eures nutzlosen Todes entehrt werden...das könnt ihr haben!'' Und, etwas lauter, wiederholte er die Worte seines Vorredners. ,,WAFFEN WEG!''
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Lucius wurde inzwischen von zwei Kameraden gestützt als er zum Tribun ging. Er hatte sich etwas beruhigt und die Waffe vorerst weggesteckt da er ohnehin nicht mehr kämpfen konnte. Den Medicus hatte er weggeschickt, er konnte sich jetzt einfach noch nicht hinlegen.
,,Tribun...'' begann er. ,,Ich beherrsche diese Sprache wie das Latain. Es ist die meiner Mutter...'' -
Lucius weigerte sich, sich einfach so wegtragen zu lassen. Er war so aufgeputscht dass er kaum noch Schmerzen hatte. So sprang er dem Medicus von der Trage und marschierte schwankend und zitterd, die Spartha in Händen, hinüber zu dem Kreis, der sich langsam aber sicher um die Barbaren bildete. Er passierte die Legionäre, die ihm mit überraschten Minen Platz machten, denn er war schrecklich anzusehn : Beine, Torso und Gesicht waren vollkommen blutverschmiert, seine Kleidung teilweise zerrissen, der Fedebrusch auf dem Helm völlig zerzaust. Er sah aus wie der Schrecken des Krieges selbst als er sich zwei Schritt vor den anderen Römern aufstellte und die Germanen in deren Sprache aufforderte, ihre Waffen fallen zu lassen weil - so drohte er ihnen - er sonst persönlich alle Dämonen seines Volkes auf sie hetzen würde...
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Lucius rammte einem der Fliehenden seine Spartha in den Bauch, dann nahm er die Verfolgung der übrigen auf. Die Männer der Turma waren an seiner Seite. Aber sein Bein schmerzte immernoch und Blut floss aus zahlreichen Schnitt- und Schürfwunden. Lucius sprang einen der Germanen mit letzter Kraft an und verlor dabei seine Waffe. Die beiden Männer rollten über den Boden und schlugen wild aufeinander ein. Als der Germane die Hände um den Hals des Duplicarius legte um ihn zu erwürgen war schon einer der Soldaten zur Stelle und rammte dem Mann seinen Speer in den Rücken. Er fiel zur Seite und Lucius kam röchelnd unter ihm hoch. Er versuchte aufzustehen, sackte aber zurück. Seine Hände suchten die Spartha, die allerdings ausser Reichweite lag. Der Soldat, der seine Waffe wieder befreit hatte, wollte ihm aufhelfen, doch Lucius schob ihn grollend weg. Er war offensichtlich völlig ausser sich.
,,Medicus hierher! '' brüllte der Mann, dann eilte er weiter auf den Rand des Lagers zu, von wo wildes Geschrei erklang. Nur wenige Herzschläge später fanden die Männer der Turma ihren Duplicarius, der kaum noch aufrecht sitzen konnte und nahmen sich seiner an. Auch der Medicus war kurz darauf da und befahl, Lucius eine Trage holen zu lassen. -
...als aus der Richtung der Zelte der Turma V Rufe und die Geräusche rennender Soldaten laut wurden. Lucius, der inzwischen aus einer leichten Schnittwunde am linken Unterarm blutete, jubelte innerlich während er versuche, sich der Angriffe eines Kriegers zu erwehren, der offenbar viel besser mit dem Schwert umgehen konnte als seine Kameraden - und sei es auch noch so schartig. Wieder ritzte die Klinge des Mannes Lucius' Haut, diesmal am Oberschenkel. Durch den plötzlichen Schmerz knickte das Bein weg. Doch der Duplicarius war noch nicht am Ende, er trat dem Mann noch im Fallen in die Weichteile und zog ihm dann mit einer ruckhaften Bewegung begleitet von einem Wutschrei die Spartha durch die Kehle. Der Barbar kippte vornüber und begrub den fluchenden Lucius unter sich, der krampfhaft versuchte, die Leiche weg zu drücken. Ein Schwall von Blut besudelte Kettenhemd und Waffengurte bevor er es geschafft hatte. Und der nächste Germane kam schon hämisch grinsend auf ihn zu. Lucius, völlig ausser sich, brüllte ihm wütend Flüche entgegen und welzte den Toten endlich von sich herunter. Dann sprang er auf und warf sich auf den neuen Gegner...