Beiträge von Marcus Decimus Nepos

Dankbar nimmt Nepos die Hand an und schüttelt sie herzlich. "Ha, offensichtlich nicht so gut wie dir!" schnaubt der Decimer und nickt in Richtung des Cingulums. "Was machst du in Roma? Ich dachte, du dienst in Germania, bei der IXten!"

"Dann übergebt uns das Mädchen!" fordert Nepos, "Dann werde ich euch kein Haar krümmen!" Wohl aber andere Körperteile, und für das Haar habe ich ja auch noch hunderte von Kameraden... fügt der Urbaner noch in Gedanken an, und die Menschenkenntnis seines Gegenübers wird darüber entscheiden, ob Nepos Glauben findet.

Eine ungewöhnlich hohe Zahl von Milites kann Avitus hier an der Porta antreffen, mehr als jemals zu seinen Dienstzeiten.
Schnell kann Avitus' geübter Blick erkennen, dass neben den normalen Wachposten, auch eine Vierergruppe einem Princeps Prior folgt, der mit ausschweifenden Gesten die Anlagen beschreibt und alles erklärt - die Vier sind offensichtlich Probati bei einem Kasernenrundgang.
Bisher Avitus den Rücken zugewandt, dreht sich der PP nun aus Interesse um: Ein dem Artorier bekanntes Gesicht.
"Avitus, alter Kamerad!" hellt sich die Miene Decimus Nepos' auf, der lächelnd auf seinen Weggefährten von früher zugeht, dann aber kurz stockt und Haltung annimmt: "Oh, entschuldige Centurio!"

"Ach ja, Probatus Marcellus!" sieht Nepos von einer Wachstafel auf, mit der er sich beschäftigt hatte, nun aber an einen Miles neben sich weitergibt.
"Ich hoffe, du hast die letzte Nacht ausreichend zur Erholung genutzt?"

Nepos blickt sich nicht nach dem Verletzten Sedulus um, den er nur an seinem Gebrüll erkennt. Anfänger! schießt es ihm durch den Kopf.
"Ihr könnt nicht entkommen! Also macht euch nicht unglücklich!" gibt er sich weiter felsenfest seiner Überlegenheit bewusst, auch wenn er eine zurückhaltende Geste in Richtung Sollianus macht.

Als Sedulus zu Nepos herüber sah, kann er nur sehen, dass dieser sich gerade in einem Gefecht mit Metellus Minor befindet. Ein Gefecht, dass bisher sehr zaghaft verläuft.

"Wenn dann keine Fragen mehr sind..." der Ausbilder schaut ein letztes Mal in die Runde, "kommen wir zur nächsten Ausbildungsabschnitt. Ihr habt jetzt grundsätzliches Führen des Gladius gelernt, jetzt geht es an die Umsetzung - will heißen: Übungskämpfe! Sedulus, du kämpfst gegen Sollianus; Metellus Minor, du darfst gegen deinen Princeps Prior ran! Ausführen!"

Was glaubte dieser Tölpel eigentlich? Es war Nepos unmöglich, jetzt die Männer mit der Geisel entkommen zu lassen.
Die Hand des Princeps Prior fasst nun den Griff um das Gladius enger, um es daraufhin zu ziehen. Drohend die Waffe erhoben, sagt er scharf: "Eure letze Chance!" Daraufhin blickt er einmal kurz über die Schulter in Richtung Sedulus', um dann wieder mit Blick auf die Verbrecher zu befehlen: "Milites, diese Männer werden die Gasse nicht verlassen!"

"Wenn du Hasta und Gladius verloren hast, hast du etwas falsch gemacht, Probatus!" antwortet der Princeps Prior scharf. "Und selbst mit den Waffen hättest du gegen ein 'paar Angreifer' kaum eine Chance. Eine der ersten Lektionen des Soldatenlebens ist, sich von liebgewonnenen Heldenbildern zu verabschieden. Wir Urbaner haben weder Hektor, noch Achillus in unseren Reihen. Wenn du von vier bewaffneten, zu allem entschlossenen Männern angegriffen wirst, dann bist du tot!
Aber du hast natürlich Recht: es mag passieren, dass du improvisieren musst. Aber es heißt ja 'improvisieren', weil es nicht geübt ist."

Der Ausbilder als vorzüglicher Menschenkenner [# 8)#] bemerkt den stutzigen Sollianus und fragt noch: "Sind noch Unklarheiten, Probatus?"

"Mit dem großen Scutum kann man natürlich leicht Menschen abdrängen. Wie du siehst, ist er nach außen konvex gebogen, so dass Objekte vor ihm zur Seite gedrägt werden!" antwortet der Princeps Prior.

"Falsche Entscheidung, Cives!" gibt sich Nepos unbeeindruckt, auch wenn er einen Schritt zurück macht. "Bisher machtet ihr euch nur des unbefugten Besitzes von Waffen strafbar. Euer Widerstand gegen einen Soldaten des Exercitus Romanus wird euch baumeln lassen..." der Princeps Prior fasst mit der Linken, ohne den Blick vom Wortführer zu wenden, an die hölzerne Pfeife, die um seinen Hals baumelt. "Ihr habt keine Chance! Ein Pfiff und hier wimmelt es von Urbanern... Ich bin bereit, euren Widerstand zu vergessen, wenn ihr die Dolche niederlegt!"
Ein ruckartiges Zucken des Kopfes soll für Sollianus das Zeichen sein, Ruhe zu halten. Eine Lektion, die er noch zu lernen hatte: selbst bei Ranggleichen Soldaten musste immer einer Reden, der oder die anderen sichern. Ein Wortgefecht über die beste Taktik zerstört nur die Autorität des Wortführers,

"Glücklicherweise bin ich erst in die Stadtkohorten eingetreten, als die turbulenten Zeiten vorüber waren. Aber zum Ende hin der Regierungszeit des göttlichen Kaisers Nero, als die Senatoren an seinem Stuhl sägten und Intrigen spinnten, und anschließend im wechselvollen Vierkaiserjahr, war die Urbs Aeterna in Aufruhr. Und zum letzten Mal geschahen Unruhen nach der Ermordung des Kaisers Domitian. Die letzten Jahre aber waren ruhig, denn unser Kaiser Iulianus ist beliebt bei Senat, Volk und Legionen.
Und letztens Endes wurde die Scuta taktisch zur Verteidigung genutzt, aber strategisch diente dies der Offensive. Aber man muss von Fall zu Fall entscheiden. Angenommen, wann würde ein völlig sinnloses Gesetz beschließen..." Nepos überlegt kurz, "beispielsweise das Würfeln verbieten. Dann wäre ich der letzte, der eine aufgebrachte Menschenmenge mit dem Gladius niederstrecken wollen würde. Manchmal ist Provokation einfach nicht das richtige!" Der PP war selber nachdenklich geworden, dann aber sagt er: "Aber das werdet vorerst sowieso nicht ihr entscheiden, sondern eure Vorgesetzten!"

Ausbilder Nepos lässt sich wieder zurückfedern, und hebt die Arme. Etwas außer Atem erklärt er: "So weit so gut! Für ein erstes habt ihr eurer Standfestigkeit bewiesen, Probati! Aber bedenkt: Nicht immer kommt nur ein Angreifer, nicht immer ist er so gebaut wie ich. Aber trotzdem gilt: Ihr seid nicht allein! Eine weitere Reihe Kameraden würde hinter euch stehen und euch Halt bieten... Sind jetzt noch Fragen zu Scutum oder Gladius? Von der Ausbildung mit der Hasta seid ihr übrigens befreit, denn bald wie Centurio Sura persönlich die Leitung einer solchen durchführen!"

"Ich glaube, wir missverstehen uns, Civis: Das war keine Bitte, sondern ein Befehl! Also, an die Wand, oder ihr könnt euren Frieden im Carcer der Castra genießen!" bellt jetzt der Ruf des Princeps Prior wesentlich schärfer durch die Gasse.
Im Gegensatz zu seinen Kameraden, die mit Hasta und Scutum bewaffnet waren, baumelt an seinem Cingulum das Gladius, an dessen Griff Nepos' Rechte auch zur Unterstützung seiner Worte gewandert war. Er hoffte inständig, dass auch die Probati hinter ihm, denen er leider keine Zeichen geben konnte, wachsam und zu allem bereit sein würden.

"Gut, wenn ihr keine Probleme habt und auch guter Dinge seid, Civites, dann habt ihr sicher nichts gegen eine routinemäßige Überprüfung eurer Taschen, nicht wahr?" Nepos deutet an die Wand, "An die Wand, den Rücken uns zu wenden!" befiehlt er.
Die Situation war mehr als anrüchig, und der Princeps Prior wollte gerade vor seinen Rekruten heute einmal besonders aufmerksam sein. Selbst wenn nichts dabei herumkommen würde, eine Durchsuchung würden die Beiden auf jeden Fall schon einmal lernen durchzuführen.

In diesem Moment biegt eine Patrouille von Urbanern um die Ecke, es sind der Princeps Prior Decimus Nepos und seine Probati Germanicus Sedulus und Germanicus Sollianus, die er zum ersten Mal mit auf eine Aufgabe außerhalb der Castra mitgenommen hatte. Bisher war der Tag ruhig verlaufen, doch nun fällt den Dreien eine fragwürdige Situation auf.
"Ruhig bleiben!" raunt der PP noch seinen Männern zu, bevor er sich den Leuten zuwendet: "Gibt es hier ein Problem, Civites?"

"Jawohl, Centurio. Er wird bald ausgehangen sein!" bestätigt Nepos im Aufstehen.
Da seine letzten Worte wie eine unausgesprochene Aufforderung zum Gehen gemeint waren, meldet Nepos nun: "Centurio, ich melde mich ab!" und salutiert.

Gerade noch hatte sich Sollianus gefreut, da macht der Ausbilder einen Satz zurück, nur um sich wieder mit vollem Gewicht gegen den Wall zu stürzen, diesmal jedoch an der Stelle zwischen Sedulus und Sollianus.

Jeweils zwei Milites bringen die vierzehn Leichen des Bandenkrieges in das Valentudinarium. Nepos verständigt unterdessen einen der Medici, damit er sobald wie möglich mit seiner Arbeit beginnen könnte.