Was sollte das ? Wollte der Kaiser ihn provozieren ? Sollte es etwa erneut zu einem Streit zwischen den beiden Männern kommen ? Tacitus mußte sich beherrschen. Wäre er nicht der Kaiser, er hätte schon längstens anders zu reagieren gewusst. So übt er sich in Demut.
"O Caesar, die Stadt Rom verfügt über eine Beamtenschaft, die es fast mit einer ganzen Legion aufnehmen könnte. Selbst ein gewählter Magistrat kennt nicht jeden Scriba bei Namen, und die Edikte hängen überall aus, weswegen es nicht schwer ist, ein solches zu kopieren."
Tacitus wurde sich bewusst, daß die Belehrung wohl überflüssig war, und hoffte, der Kaiser würde es ihm nachsehen.
"Für meine verspätete Reaktion will ich mich entschuldigen und wenn Du mich deswegen zur Verantwortung ziehen willst, so beuge ich mich deinem Willen. Ein Helvetier wird immer den Tod vorziehen, als sich gegen Dich zu wenden, o Caesar !
Doch auch wenn Du es mir anlastest als mein Versagen, so lass mich Dir sagen, daß ich von dem Edikt erst kürzlich erfuhr. Als alleiniger Amtsinhaber landen eine Menge Dokumente und Urkunden auf meinem Tisch, die meisten bedürfen lediglich eines Siegels von mir. So erfuhr ich schlicht nichts von diesem Edikt, bis der Volkstribun mich mit einem Veto dafür belegte, worauf ich auf dem schnellsten Weg zu Dir kam.
Mein Kaiser ! Verwunderung siehst Du in meinem Gesichtsausdruck, denn daß das Edikt nach Germanien gedrungen sein soll, davon höre ich zum erstenmal."