Beiträge von Manius Tiberius Durus

    "Und von welchen...Visionen hast du nun gesprochen? Planst du irgendetwas Großartiges?"


    fragte Marcellus vorsichtig weiter. Er schien neugierig, doch Durus konnte nicht sagen, ob es offenes Interesse, Hoffnung oder Befürchtung war. Alles war möglich, denn vielleicht störte es das Ego des Vitoriers, wenn sein Collega aktiver war als er selbst.


    "Nunja, ich dachte an eine Reform der Prozessordnung. Besonders diese Instanzen- und Iudex-Bestimmungen sind für die Praetoren mörderisch: Ich möchte da etwas Abhilfe schaffen und das alles ein wenig traditioneller gestalten."


    "Das ist wahr! Ich bin bei meiner Praetur kaum aus der Sella Curulis herausgekommen, so viele Prozesse hatte ich zu leiten!"


    bemerkte Marcellus scheinbar verständnisvoll. Allerdings wusste Durus noch immer nicht, ob dies ernst gemeint war - wie dumm, dass er kein allzu großer Menschenkenner war!


    "Natürlich könntest du an dem Ruhm teilhaben, wenn du möchtest. Wir beide könnten uns als tatkräftiges Team präsentieren!"


    Auf diese Idee hin legte der Vitorier den Kopf ein wenig schief und machte eine unbestimmte Handbewegung, während er gedehnt antwortete


    "Jaaa...das wäre nicht dumm. Allerdings weiß ich nicht, wie viel Zeit ich aufbringen kann, um derartige Debatten im Senat vorzubereiten - du weißt, ich habe viele Verpflichtungen!"


    Die hatte Durus auch. Allerdings erkannte er schon: Die Arbeit würde an ihm hängen bleiben. Andererseits wünschte er sich das auch, denn er hatte Marcellus ja extra ausgewählt, weil dieser ihm freie Hand lassen würde. Und es sah gut für ihn aus, denn die Redeweise klang ganz so, als begänne er bereits, sich an den Gedanken zu gewöhnen! So lächelte er und meinte


    "Keine Frage. Es ist ja auch meine Idee! Wärst du also einverstanden?"


    Man konnte sehen, dass Marcellus sich nun ein wenig unter Druck gesetzt fühlte. Er schien noch einmal alle Argumente zu vergleichen: Die Chancen von Strabo, die sicherlich niedriger waren als die von Durus. Die Aussichten auf die Belegung bedeutender Posten, der allgemeine Einfluss und zahlreiche andere Dinge, die ihn sicherlich auch bewegten.


    "Eines noch: Ich hätte großes Interesse daran, dass ein gewisser Prozess, der sich wohl in das neue Jahr ziehen wird, fallengelassen wird. Wenn ich jedoch selbst als Consul dafür sorgen würde, sähe das möglicherweise etwas schlecht aus. Wenn du mir also diesen einen Gefallen tun könntest, würde ich dir sofort zusagen."


    Er bemühte sich um ein versöhnliches Lächeln, doch Durus kniff die Augen zusammen. Was Marcellus da erbat, war sicherlich ein Fall von Rechtsbeugung, zumindest aber wohlwollender Unterstützung eines Angeklagten. Im Grunde war es Durus egal, ob irgendein kleiner Gauner diesmal dem Richterspruch entging, doch es konnte gefährlich sein, wenn er sich öfter darauf einließ - immerhin wollte Durus sein Image als traditionsbewusster, rechtschaffener Römer nicht aufs Spiel setzen! So machte er nun seinerseits eine Pause und meinte


    "Wenn du mir versprichst, dass es nur ein einziger Fall sein wird, bin ich einverstanden. Dafür wirst du mir allerdings ebenfalls einen Gefallen schuldig sein, Vitorius!"


    Erneut zögerte Marcellus, doch dann schien er plötzlich die Entscheidung zu fällen und meinte


    "Einverstanden! Wir kandidieren gemeinsam!"


    Er hielt Durus seine fleischige Hand hin und dieser schlug ein. Große Erleichterung durchfuhr ihn zugleich. Einen Augenblick hatte es schlecht ausgesehen, doch scheinbar hatte Marcellus das Angebot von Strabo nur dazu nutzen wollen, Durus mehr unter Druck zu setzen. Und es war ihm wohl auch irgendwie gelungen! Hätte er wirklich erwägt, Strabo Durus vorzuziehen, hätte er die Entscheidung sicherlich nicht sofort getroffen, sondern auch bei Strabo versucht, mehr herauszuholen. Doch nun war es ja glimpflich verlaufen und angesichts des größeren Ansehens von Durus könnte Marcellus ihn sicherlich auch nicht weiter bei seinen Ideen und Plänen stören! Und notfalls gab es ja auch noch den Gefallen - Marcellus galt ebenfalls als Mann von Ehrgefühl, sonst hätte er sicherlich nicht so gute Freunde!


    "Ich freue mich sehr über diese Entscheidung! In ein paar Tagen gebe ich ein Essen, bei dem ich meine Kandidatur bekannt machen möchte. Es würde mich freuen, wenn du ebenfalls kommen würdest, damit wir uns gleich gemeinsam ein paar Senatoren präsentieren können."


    bemerkte Durus dann. Marcellus würde sicherlich ebenfalls eine Einladung für seine politischen Freunde organisieren und so kannten die beiden, größtenteils getrennten Freunde dann auch beide verbündete Kandidaten!


    "Gern, ich freue mich!"


    antwortete Marcellus und strahlte nun über das ganze Gesicht, was bei Durus die Frage hervorrief, ob er den dicken Senator ein wenig unterschätzte und dieser vielleicht ausgefuchster war, als er ahnte - denn dieses Mienenspiel, das er hier präsentiert bekommen hatte, kam ihm nun irgendwie geschauspieltert vor!

    "Natürlich, gern! Aber ich glaube, dass er zur Zeit eher der Ruhe bedarf."


    meinte Durus auf die Bemerkung hin und aß noch ein Stück. Der wahre Grund, warum er Furianus nicht besuchen wollte, war der Umstand, dass ihn einerseits der Zustand seines Freundes erschreckte, andererseits, dass ihn Krankheit allgemein abstieß, weil er fürchtete, sich anzustecken. Und zuletzt schließlich auch, weil er ein wenig beleidigt war, dass Furianus ihn nicht früher besucht hatte!


    Dass Septima allerdings die Ludi nicht kannte, verursachte bei Durus ein leichtes Stirnrunzeln. Die Ludi Romani waren doch in ganz Rom bekannt! Andererseits war Septima ja in Hispania aufgewachsen, wo es sicherlich ganz andere Spiele gab...


    "Die Ludi Romani sind die alljährlichen Spiele der Aediles Curules. Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen - alles, was das Herz begehrt! Es wird dir sicher gefallen!"


    erklärte er daher, überließ es jedoch Arvinia zu erörtern, ob spontan mitgebrachte Gäste für dieses Mahl adäquat waren. Normalerweise ging derartiges in Rom jedoch immer!


    "Ja, ich werde meine Kandidatur bekannt geben. Und natürlich schon versuchen, die wichtigsten Senatoren für mich zu gewinnen. Daher ist es natürlich besonders wichtig, dass wir alle einen guten Eindruck hinterlassen!"

    | Stesichoros


    Diese war jedoch offen, sodass Stesichoros, der sich inzwischen gefreut hatte, dass er endlich keine Namen mehr durchzustreichen hatte, bereits von weitem sah, wer da kam. Stattdessen spielte er mit dem Sklavenjungen, der die Gäste zum Triclinium geleiten musste, eine Runde Knobeln.


    Als Menecrates angekommen war, erhob er sich, strich den Namen und spulte wie unzählige Male zuvor seinen Text ab:


    "Tritt ein, Herr! Der Knabe hier wird Dich zum Triclinium geleiten!"


    Damit hatte er seine Pflicht getan und nahm wieder Platz. Das Knobeln musste er unterbrechen, denn der Knabe war nun einen Augenblick beschäftigt!

    Sim-Off:

    BITTE ALLE GÄSTE DIREKT INS TRICLINIUM :)





    IANITOR – GENS TIBERIA

    "Nun, das mit den Tieropfern können wir ja noch einmal gemeinsam versuchen - vielleicht an die Laren. Ansonsten brauchst du aber sicherlich keine längere Ausbildung mehr. Wir können uns also gern treffen und danach werde ich dafür sorgen, dass du Sacerdos werden kannst."


    meinte er. Natürlich hätte er einem Fremden wesentlich misstrauischer auf den Zahn gefühlt, doch bei einer Verwandten war er sich sicher, dass sie das nötige Wissen besaß und wenn man ihr praktisch noch einen Fingerzeig gab, würde sie sicherlich schnell die nötigen Handgriffe lernen!


    Die Zimmerbemahlung? Einen Augenblick war Durus verwirrt, dann erinnerte er sich jedoch, dass das Triclinium ja neu war. Allerdings hatte er wenig Sinn für Kunst, daher konnte er der Bemalung trotz eingehender Betrachtung nicht allzu viel abgewinnen. Ihm hätte auch eine etwas geometrischere Form gefallen - aber das hatte sicher Arvinia ausgesucht! Oder Albina!


    "Oh, das freut mich! Vielleicht kann ich noch herausfinden, wer die Arbeiten gemacht hat!"


    sagte er trotzdem und wie aufs Stichwort erschienen Septima und Arvinia. Sie hatten ihre Aufgabe offenbar großartig erfüllt, sodass Durus ein klein wenig stolz auf sie war.


    "Das sind Tiberia Arvinia und Tiberia Septima, meine Cousine und meine Nichte - wisst ihr zufällig, wer die Wandmalerei hier geschaffen hat? Annaeus Modestus hier gefällt sie nämlich ganz gut!"


    stellte er die beiden gleich vor und band sie in das Gespräch ein.

    Es entstand eine kurze Stille im Raum, die Marcellus jedoch zu genießen schien. Dann endlich hatte Durus sich entschieden, wie er hier reagieren sollte. Natürlich hatte er noch einen anderen Kandidaten in der Hinterhand, doch andererseits hielt er seinen Gastgeber inzwischen für die bessere Wahl! Also musste er ihm diesen Strabo ausreden!


    "Caecilius Strabo, soso...und du glaubst, dass du mit diesem bessere Chancen hast als mit mir? Welche Visionen hat denn Strabo?"


    Marcellus machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Welche Visionen hatte Afranius Dexter? Welche Attius Suburanus?"


    Natürlich war es Durus klar, dass die allermeisten Senatoren, die das Consulat bekleideten, dies nur taten, damit sie die Jahre darauf die großen, prestigeträchtigen Provinzen erhalten konnten. Und vielleicht noch aus Tradition - doch diesmal war es wichtiger!


    "Afranius Dexter ist ein alter Mann, der schon viel geleistet hat - man musste ihn ja irgendwann auf den curulischen Stuhl lassen. Und Attius Suburanus ist immerhin ein Freund Trajans gewesen. Und Trajans Freunde sind bekanntermaßen auch Iulianus' Freunde gewesen!"


    erklärte er deshalb - einerseits, damit Lepidus verstand, wie man zu diesem Amt kam, andererseits, um sein Argument vorzubereiten.


    "Strabo hingegen ist weder ein Freund von Valerianus - und diesem sind ja scheinbar auch die Freunde seines Vaters nicht so wichtig, wobei man sowieso kaum mit dem Einfluss des Kaisers zu rechnen hat, noch ist er sonderlich verdient. Ich würde sogar sagen, er hat es weniger seinem Verdienst als seiner Anhängerschaft zu Verginius Rufus. Und der ist bekanntermaßen schon länger tot. Ich glaube nicht, dass das ausreicht."


    Diesmal war es an dem Vitorier zu stutzen - die Worte hatten scheinbar gewirkt. Trotzdem setzte er rasch wieder seine harte Miene auf, die für einen Augenblick gefallen war.


    "Aber wenn, Tiberius - dann wäre ich der Consul Maior und könnte den meisten Einfluss nehmen. Was hast du mir zu bieten? Ich will auf meine alten Tage gern noch einmal ein bisschen Geld in meine Kasse bekommen. Mein Sohn braucht etwas, wenn er weiter kommen will. Er hat viel Talent, wie du vielleicht weißt!"


    Darum ging es Marcellus also! Er wollte eine reiche Provinz! Noch immer die guten alten Motive, die auch schon zu Zeiten Ciceros die Politik bestimmt hatten. Eine Provinz - daran hatte Durus sowieso kein Interesse!


    "Du kannst von mir aus gern Gallia haben, wenn es dir gefällt. Du weißt ja, gute Töpfer, die viele Steuern zahlen!"


    meinte er daher kühl. Allzu viel konnte er jedoch nicht versprechen, denn man musste schließlich auch noch seinen Wählern die eine oder andere Alternative bieten!


    "Curtius Philo ist schon viel zu lange dort und wenn du möchtest, kann ich auch dafür sorgen, dass er zurückberufen wird und du gleich im übernächsten Jahr in den Norden kannst. Africa und Hispania kann ich aber nicht verschenken."


    Erstaunt zog Marcellus eine Augenbraue hoch.


    "Nicht? Und womit soll ich dann meine Freunde locken? Zumindest über Africa will ich schon verfügen können!"


    Durus bezweifelte, dass Marcellus Provinzen brauchte um seine Freunde zu bestechen. Zwar galt er nicht gerade als der Senator mit dem größten Freundeskreis, doch dafür wusste man, dass er eine sehr enge Verbindung zu diesen hatte. Sie würden ihn auch so wählen! Doch natürlich hatte er Recht - Durus musste ja immerhin Caecilius Strabo unterbieten!


    "Na gut, Africa. Aber wer Magius Lateranus beerbt, bestimme ich!"

    Ein Junge und ein Mädchen - Durus konnte sich perfektere Zwillingspaare vorstellen, denn im Grunde zählten doch nur Söhne! Er selbst hatte es am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es war, weibliche Verwandte zu verheiraten, denn noch immer steckte er ja in den Verhandlungen!


    "Das freut mich sehr!"


    Er sah sich nach Lepidus um, der noch immer bei den Damen stand. Rasch winkte er ihn herbei.


    "Claudius, komm bitte herbei!"


    rief er (natürlich nicht sehr laut, denn das wäre ungehörig gewesen) ihn auch noch. Wenn schon einmal mehrere Consulare anwesend waren, dann musste man dem jungen Claudier auch Gelegenheit geben, diese kennen zu lernen!


    "Das hier ist Quintus Claudius Lepidus, er geht mir zur Zeit ein wenig zur Hand und lernt, was ein Politiker wissen muss!"


    stellte er ihn dann auch gleich vor.

    "Ich bin mir nicht völlig sicher. Es sollte nichts allzu großes werden - vielleicht eine Tierhatz, vielleicht Gladiatorenkämpfe. Obwohl Rennen auch lange nicht mehr stattgefunden haben, wenn man ehrlich ist..."


    Irgendwie war Durus in letzter Zeit ziemlich unentschlussfreudig, wie ihm plötzlich klar wurde. Woran das wohl liegen mochte?

    "Das ist gut. Wenn du dies gelobst, dann vertraue ich darauf und werde dich auch unterstützen."


    fügte er an - zwar ernst, aber doch, um die Niedergeschlagenheit, die er bei den Flavier spürte, etwas abzuschwächen. Ansonsten glaubte er aber nicht, dass er noch etwas sagen musste.


    "Hast du noch weitere Anliegen?"

    Sim-Off:

    Entschuldige, ich habe dich irgendwie übersehen ;)
    - Daher: Diese kurze Sequenz spielt vor meiner kurzen Abwesenheit!


    "Das ist ja hervorragend! Sind es Knaben?"


    fragte Durus. Er hatte gar nichts davon erfahren, dass Lucianus' Frau schwanger gewesen waren und nun war sie schon niedergekommen! Kein Wunder, dass sie noch erschöpft war!

    "Das darst du gern! Vinicius' Klienten sind auch meine Klienten!"


    erwiderte Durus freimütig und hob den Grußfinger, um das Gespräch für beendet zu erklären. Dann machte er sich auf, seinen Geschäften nachzukommen...

    Sim-Off:

    Die PRS ist SimOff, daher nennen wir es immer "Erfahrung" ;) Aber als Frau wirst du ja nicht so viel aktiv geopfert haben :D


    "Ein Cursus ist auch nicht nötig - nur eben Erfahrung. Und hast du diese auch aktiv gemacht? Also selbst Opfer abgehalten, möglicherweise auch Tieropfer?"


    Letzteres war ja ein besonderes Kennzeichen des Staatskults, der wesentlich häufiger Blut erforderte als der in den privaten Haushalten!

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ...


    "In der Tat habe ich noch die Ehre, dieses Amt zu bekleiden! Wenn du also weitere Anliegen hast...oder Verwandte, die du mir für den Cultus empfehlen kannst, darfst du dich vertrauensvoll an mich wenden!"


    erklärte Durus, denn zum Wahlkampf durfte man auch mit Priesterämtern nicht knausrig sein! Dennoch bemerkte er nun, dass er Annaeus Modestus ganz übersehen hatte. Vielleicht sollte er einen weiteren Plausch auf später verschieben!


    "Ich muss noch ein paar Gäste begrüßen. Ich denke, wir werden später noch weitere Gelegenheit zum Gespräch haben! Und ich werde natürlich dafür sorgen, dass du wieder in Amt und Würden gerätst!"


    Damit verabschiedete er sich und ging weiter zu Modestus, der ein wenig abseits stand und hoffentlich noch nicht beleidigt war, dass man ihn nicht begrüßte. Sicherheitshalber lächelte Durus und meinte


    "Annaeus, ich freue mich, dass du kommen konntest! Wie geht es dir? Wie geht es den Quindecemviri?"

    Er hatte die Beziehung zu den Göttern schleifen lassen? Und das gab er auch noch öffentlich zu, während er sich um ein Priesteramt bewarb? Hätte er nicht den Namen Furianus' erwähnt, hätte Durus ihn vermutlich sofort in hohem Bogen herausgeworfen! Doch er war es Furianus schuldig, dessen Familienmitglieder etwas zu unterstützen, wenn er gleiches für seine Familie wünschte. Und außerdem war ja immerhin Wahlkampf!


    Dennoch kam er um eine Mahnung nicht herum. So hob er den Zeigefinger und erklärte


    "Die Arvales Fratres dienen lediglich der Dea Dia, das Verhältnis zu den übrigen Göttern musst du schon selbst pflegen. Und das rate ich dir, denn wer es sich mit den Göttern verscherzt, dem wird auch das übrige Leben nicht gelingen!"


    Nachdem er dies gesagt hatte, wartete er einen Augenblick, um der Mahnung den nötigen Nachdruck zu verleihen. Erst dann sagte er


    "Aber ich werde den Arvales deine Bewerbung vortragen! Du weißt sicher, dass sie selbst darüber entscheiden, wen sie kooptieren und wen nicht. Ich würde dir empfehlen, dir bis dahin ein paar Worte zurecht zu legen. Verdienste eignen sich immer ganz gut!"

    Durus war erstaunt: Tatsächlich war ihm noch nie so jemand unter die Nase getreten: Einfach vorstellen, ohne Grund und Anlass?


    "Im Augenblick bin ich gerade auf dem Sprung, muss ich zugeben. Ein anderes Mal eventuell. Strebst du ein besonderes Amt an?"


    fragte er daher, um einschätzen zu können, welche Bedeutung er dem jungen Mann zumessen musste. Mit Hungaricus als Patron würde er sicherlich gute Chancen in allen Bereichen haben - und wenn dies der Fall war, war es vielleicht sogar die Mühe wert, sich etwas mehr mit ihm zu beschäftigen.

    Der Vitorier führte die beiden in ein kleineres Triclinium, in dem genaugenommen auch nur drei Klinen standen. Auf dem Weg winkte er jedoch auch einen Sklaven herbei, dem er etwas zuflüsterte, ohne dies weiter zu kommentieren. Den Grund erkannten die beiden Besucher bald, denn als sie den Speisesaal betraten, folgte ihnen ein Sklave mit Tabula und Stylus - zweifelsohne der Sekretär des Senators.


    Mit einer Geste bot er beiden, Platz zu nehmen, während er selbst sich auf die dritte Kline platzierte. Durus nahm das Angebot an und breitete sich auf der mittleren Liege aus, wo er zuerst seine Toga zurechtzupfte, ehe er mit dem Gespräch begann.


    "Nun, Tiberius, was möchtest du bereden? Geht es um Wahlen?"


    Ein wenig musste Durus lächeln - Vitorius mochte ein eher unauffälliger Zeitgenosse sein, doch er hatte Verstand und in diesen Zeiten, in denen Kandidaturen für die Wahlen bekannt gegeben wurden, war es wohl auch irgendwie naheliegend, dass Politik sich darum drehte.


    "Du hast es erraten! Ich will kein Geheimnis darum machen: Ich möchte zum Consulat kandidieren."


    Marcellus war der erste, dem er dies öffentlich offenbahrte, was diesem offenbar bewusst war, denn einen Augenblick riss er erstaunt die Augen auf. Dann jedoch lächelte er abschätzig.


    "Und was habe ich damit zu tun?"


    "Man sagt, du erwägst ebenfalls, deine Kandidatur bekannt zu geben. Und ich suche einen Collega, der ein integrer Mann ist, der verlässlich ist und der weiß, wie die Geschäfte laufen. Du hast dich hervorragend um die Straßen Roms gekümmert, daher wollte ich dich fragen, ob du dazu gewillt wärst."


    erklärte Durus freiheraus. Es war wohl wichtig, dem dicken Vitorier ein wenig Honig ums Maul zu schmieren, denn er wirkte nicht so, als sei er begierig darauf, sein Angebot anzunehmen. Stattdessen funkelten seine Augen, als er sagte


    "Und was wäre, wenn ich dir sagte, dass Gaius Caecilius Strabo mir dies ebenfalls bereits angeboten hat?"


    Durus verlor beinahe die Fassung! Damit hatte er nicht gerechnet! Caecilius Strabo war ihm niemals in den Sinn gekommen! Er war ebenfalls kein völliger Pediarius, das war klar! Aber das Consulat - der? In diesem Jahr? Es würde wesentlich schwieriger werden, wenn Durus Konkurrenz bekommen hatte...

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ...


    Nicht ohne Verluste? Das war vielleicht eine Entschuldigung für den kleinen Holperer, der dem Tiberier bereits beim vorherigen Satz aufgefallen war. Doch immerhin war die Krankheit besiegt, und das war die Hauptsache. Daher entschied Durus sich für ein fröhliches Lächeln statt einem besorgten Blick, obwohl ihn natürlich die fehlende Information über Furianus ein wenig irritierte. Andererseits war die Villa Flavia groß und sicherlich hatte jeder einen eigenen Trakt, sodass ein Kontakt nicht zwingend stattfand.


    "Schade, schade - aber vielleicht kommt er ja noch!"


    meinte er und überlegte, was er Gracchus noch hatte sagen wollen. Ah, richtig!


    "Nun, da du wieder in Rom bist - wirst du wieder den Sitzungen des Collegium Pontificium beiwohnen? Wir haben dich sehr vermisst, zumal Aurelius Corvinus ja ebenfalls absent war."


    Eigentlich hatte Gracchus sich ziemlich plötzlich davon gemacht und damit einige im Collegium - auch Durus - ein wenig pikiert. Doch andererseits begann bereits jetzt der Wahlkampf und da nahm man solche Dinge nicht zu genau. Das Postengeschacher war wohl die einfachste Form, einen Senator für sich zu gewinnen!


    Sein Blick schweifte kurz erneut durch den Raum: Annaeus Varus und Purgitius Macer wollten auch begrüßt werden, richtig! Und kam Corvinus überhaupt? Von ihm gab es ja keine Nachricht, wie sein treuer Helfer schon festgestellt hatte!

    | Stesichoros


    Ah, richtig! Der Arvalbruder! Oder zumindest der Möchtegern-Arvalbruder! Jetzt erinnerte sich Stesichoros wieder! Normalerweise hätte er ihn wohl einfach weggeschickt, denn immerhin hatte er seinem Herrn bereits eine Notiz hinterlegt, doch da er heute seinen Glückstag hatte, sollten andere auch daran teilhaben!


    "Ich habe ihn zwar schon unterrichtet, aber du kannst auch noch einmal bei ihm vorsprechen - wenn er Zeit hat."


    Er bat ihn ins Vestibulum, wo er ihn jedoch allein ließ, um nach seinem Herrn zu sehen. Es dauerte eine ganze Weile, dann jedoch kam er endlich zurück und meinte


    "Mein Herr empfängt dich. Folge mir!"


    Damit führte er ihn in die Villa, durch das repräsentative Atrium und direkt ins Tablinium...





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Der Ianitor führte den Flavier direkt ins Tablinium des Hauses, wobei er ziemlich verträumt wirkte und sich auffällig oft umsah - dass der Grund hierfür eine Sklavin war, der er zu begegnen hoffte, konnte Piso ja nicht wissen!


    Als sie ankamen, schob er den Vorhang beiseite und machte den Blick frei für Tiberius Durus, der an seinem Schreibtisch saß, flankiert von Claudius Lepidus, seinem neuen Schatten, sowie Lukios, seinem Sekretär.


    "Flavius, du möchtest ein Arvalbruder werden? Der gute Stesichoros hat mir bereits eine Nachricht hinterlassen. Aber gut, dass du noch einmal persönlich vorbeikommst. Sage mir: Warum möchtest du dieses Amt bekleiden?"


    stieg der Tiberier sofort ins Thema ein.

    Nach wenigen Minuten kehrte Durus in den Festsaal zurück - in Begleitung von Vitorius. Seine Miene schien noch soeben säuerlich gewesen zu sein, doch kaum hatte er die Schwelle überschritten, wandelte sie sich in ein freundliches Lächeln, mit dem er alle Gäste bedachte. Zuerst trat Aelius Quarto an ihn heran, weshalb Durus gleich die Gelegenheit nutzte


    "Es ist mir eine Freude, dich in meiner bescheidenen, neuen Hütte begrüßen zu dürfen, Aelius! Darf ich Dir übrigens Vitorius Marcellus vorstellen?"


    Er deutete auf seinen Begleiter, der daraufhin ebenfalls lächelte und dem Aelier die Hand reichte. Unterdessen sah Durus sich um: Offenbar hatte Arvinia ihre Aufgabe als Gastgeberin gut erfüllt, denn sie sprach bereits mit Macer und Albina - und Septima war auch schon da!


    "Die junge Dame dort hinten ist im Übrigen Tiberia Septima, meine Nichte."


    erklärte er dem Consularen, dann jedoch beschloss er, dass es unhöflich war, sich ausschließlich mit dem Aelier zu unterhalten und entschuldigte sich. Dann eilte er weiter zu Flavius Gracchus, der offenbar noch immer von seiner mysteriösen Krankheit gezeichnet war. Aber immerhin hatte er Claudia mitgebracht, sodass Arvinia und Septima mal ein Beispiel für eine echte Adlige vor sich sahen.


    "Ave, Gracchus, salve, Claudia! Ich freue mich, dass ihr kommen konntet, obwohl Du ja erst vor kurzem nach Roma zurückgekehrt bist! Hast Du Deine Krankheit besiegt?"


    Noch einmal sah er sich um, dann fragte er


    "Und wo habt ihr Furianus gelassen? Geht es ihm nicht gut?"