Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Genaugenommen hielt Durus für ein wenig respektlos, dass Arvinia und Calvena ihr Gespräch einfach fortsetzten, als wäre er nicht anwesend. Doch andererseits musste er dann nicht so viel mit der Germanicerin reden.


    So antwortete er Iunia knapp


    "Doch, doch. Durmius Verus wird sicherlich auch genügend über Minerva wissen, um eine Priesterin für sie auszubilden. Die meisten Dinge sind ja ohnehin bei allen Göttern gleich. Also kannst du ebenfalls dort deine Ausbildung machen und dich später dem Minerva-Kult zuwenden."


    Einen Augenblick überlegte er, dann beschloss er, diese Audienz zu beenden und sich wichtigeren Dingen zuzuwenden. Er erhob sich, fuhr sich durch das noch immer nasse Haar und nickte Lukios zu.


    "Wenn es keine Fragen mehr gibt, würde ich mich verabschieden."

    Langsam nickte Durus und fuhr sich dabei über das Kinn. Sie war nicht nur mit diesen verfluchten Germanicern verwandt, sondern sogar eng verwandt! Das war kein gutes Omen! Und es brachte ihn etwas aus der Fassung, denn er wusste nicht, was er mit einer Germanica zu bereden hatte!


    Glücklicherweise tauchte in diesem Moment Lukios auf, die Tabulae bei der Hand und bereit, die Wünsche seines Herrn mitzuschreiben. Dies nutzte Durus als Anlass, sich dem Gespräch zu entziehen. Er blickte sienen Sekretär an und sagte


    "Diese zwei Damen möchten etwas über die Religion lernen. Welcher Sacerdos wäre da für sie zuständig? Vielleicht einer für Iuno oder Minerva?"


    Lukios wirkte für einen Augenblick, als wäre er zu einer Salzsäule erstarrt, doch wer ihn kannte, wusste, dass dies bedeutete, dass er in seinem schier unerschöpflichen Gedächtnis wühlte. Dann sagte er


    "Minerva...fällt mir niemand ein. Aber Iuno! Durmius Verus gab es, glaube ich...ja, richtig! Er arbeitet am Tempel der Iuno Moneta!"


    "Gut, dann könnt ihr euch morgen dort bei ihm melden. Ich werde ihn informieren lassen."


    erklärte Durus und war froh, dass er das Gespräch damit vorerst beenden konnte.

    "Ah, richtig! Ich habe ihn schon einmal besucht!"


    Tatsächlich erinnerte sich Durus an den Tempel, der dort aus der Residenz des Kaisers gemacht worden war. Er war tatsächlich beeindruckend gewesen, auf den Gängen zu wandeln, auf denen der göttliche Kaiser gewandelt war.


    Dann jedoch wandte er sich an Calvena, die etwas still war. Die brennendste Frage, die er hatte, war natürlich die, ob sie mit den senatorischen Germanicern verwandt war!


    "Und du, stammst du hier aus dem senatorischen Geschlecht der Germanicer?"


    Er versuchte, die Frage belanglos klingen zu lassen, doch eine gewisse Erregung in der Stimme konnte er nicht verbergen - dazu hasste er die Germanicer zu sehr. Noch versuchte er sich etwas zu beruhigen: Der Name Germanicus konnte auch von einer germanischstämmigen Familie stammen, die nichts mit den römischen Germanicern zu tun hatte.

    "Gut, nimm deinen Platz an meiner Seite ein. Zu Beginn wirst du etwas zuhören, dann werden auch Aufgaben auf dich zukommen."


    erklärte Durus und deutete auf seine linke Seite - rechts stand Privatus, sein Nomenclator. Nachdem er diese Anweisung gegeben hatte, wandte er sich an diesen und fragte


    "Wen haben wir jetzt auf der Liste?"


    "Heute nur Genucius Cipus. Er benötigt deine Hilfe, sagt er."


    Privatus verdrehte die Augen, was wohl bedeuten sollte, dass er derartige Aussagen ständig zu hören bekam. Auch Durus wusste Bescheid: Der Genucier ging ihn ständig um irgendwelche Hilfe an - vermutlich handelte es sich diesmal wieder um eines der zahlreichen Rechtshändel, die er zu führen pflegte. Er hielt es für angebracht, Lepidus kurz zu erklären, wen er zu erwarten hatte.


    "Genucius ist ein neureicher Dummkopf, der nicht weiß, wo er seine Finger zu lassen hat. Ich wundere mich, wie er überhaupt an sein Geld gekommen."


    Dann trat Cipus ein: Es war ein dicklicher Italiker, dessen wurstige Finger sämtlich von Goldringen geziert wurden. Auch sein Kleidungsstil deutete unmissverständlich darauf hin, dass es sich um einen Neureichen handelte. Sein Gesichtsausdrück drückte jedoch nicht Hochmut, sondern Verstörtheit aus.


    "Patronus, ich danke dir, dass du mich empfängst!"


    Er trat vor und ergriff die Hand des Pontifex, um dessen Ring zu küssen. Dieser zog seine Hand daraufhin zurück und fragte ernst


    "Schon gut. Was ist es diesmal?"


    Cipus trat wieder etwas zurück und begann, mit wilden Gesten untermalend, sein Anliegen vorzutragen.


    "Naja, ich habe ein kleines Problem mit einem Geschäftspartner...Dubonius Celer...er...vielmehr...also ich...jedenfalls will er mich wegen einer Bagatelle verklagen. Ich habe mir von ihm ein bisschen Geld geborgt und kann es ihm jetzt im Moment nicht zurückgeben. Er hat irgendetwas von Veruntreuung gefaselt."


    Die letzten Worte wurden etwas leiser, als wäre es ihm irgendwie unangenehm, darüber zu sprechen.


    "So, und warum kannst du es ihm nicht zurückgeben?"


    "Naja, ich habe mir davon eine Fabrica gekauft und die hat eben noch nicht so viel eingespielt, wie ich gehofft hatte."


    "Genucius, Genucius, ich kann dir nicht ständig aus der Patsche helfen! Ich habe dir gesagt, wo du dir Geld leihen sollst und wo nicht! Seit wann enthältst du ihm denn sein Geld vor? Und wie viel ist es überhaupt?"


    Seine Stimme klang fast ein wenig genervt. Normalerweise wäre es Durus egal gewesen, doch Genucius hatte in gewissen Kreisen einen gewissen Einfluss, den der Tiberier schätzte. Doch nun wirkte er noch verunsicherter und stammelte


    "Seit einem Jahr. 3000 Sesterzen."


    Durus verengte die Augen. Wenn dieser Fettsack etwas weniger essen und nicht immer so viel herumprotzen würde, würde er solche Probleme wohl nicht haben.


    "Genucius, dann wundert es mich nicht, dass er verärgert ist!"


    "Aber es ist doch nicht meine Schuld, Patronus! Ich brauche nur noch ein oder zwei Monate! Aber er will nichts davon hören!"


    "Aber er hat Recht, Genucius! Wie soll ich dich vor Gericht schützen, wenn du tatsächlich das Gesetz brichst?"


    "Das ist das Problem, Patronus...ich möchte es gern verhindern, vor Gericht gezerrt zu werden - wegen so einer blöden Sache! Könntest du nicht noch einmal mit ihm reden?"


    Genucius wirkte nun geradezu flehend. Wahrscheinlich brauchte er einen einigermaßen guten Leumund, um weitere Gläubiger zu finden. Durus hatte gute Lust, ihn noch etwas zappeln zu lassen, doch da er nun jemanden hatte, dem er alles besser erklären musste, sah er davon ab.


    "Gut, ich werde sehen, was ich für dich tun kann."


    Zuerst schien Cipus enttäuscht, dann jedoch lächelte er breit, geradezu überschwänglich.


    "Ich danke dir zutiefst, Domine! Ich wusste: Wenn du zu Dominus Tiberius gehst, dann wird dir geholfen!"


    "Schon gut, schon gut! Nun geh und kümmere dich um dein Geschäft, damit ich dir nicht noch einmal helfen muss!"


    Durus machte eine wegwerfende Handbewegung. Daraufhin verneigte sich Genucius und verließ das Tablinium. Durus blickte zu Privatus hinauf.


    "Schick Clemens und seine Männer vorbei. Die überreden ihn schon, dass er noch ein bisschen wartet."


    Der Nomenclator nickte und ging hinaus, denn die Salutatio war beendet. Nun würden die einfachen Klienten noch ihre Sportulae erhalten, doch Durus konnte sich wichtigeren Dingen widmen. Er drehte sicih zu Lepidus und bedeutete ihm, sich auf einen der Hocker ihm gegenüber zu setzen.


    "Claudius, was meinst du zu dieser Sache?"

    Durus bemerkte nicht, dass Septima die Begrüßung wohl etwas unangenehm empfand - war sie doch unter Familienmitgliedern ziemlich üblich. Doch ihm entging nicht, dass sie nichts über ihren Vater sagen wollte. Ob Gracchus' Familie sehr unter seiner Trunksucht gelitten hatte?


    Doch die peinliche Pause wurde rasch unterbrochen, als Arvinia eintrat. Sie hatte offenbar soeben ein Bad genommen und wirkte überrascht, dennoch jedoch auch erfreut.


    "Ich auch nicht - es ist schwer abzuschätzen, wie lange man bis hierher braucht. Nehmt Platz!"


    Er machte eine Geste, um den beiden die Klinen an seiner Seite anzubieten. Dann klatschte er in die Hände.


    "Beginnen wir gleich! Wie war deine Reise, Septima?"


    Zwei Sklaven traten ein und blickten sich um, dann verschwanden sie jedoch rasch wieder.

    Im Grunde war es in diesen Tagen nichts mehr allzu besonderes, zu den Patriziern zu zählen, doch natürlich schmeichelte es dem Tiberier sehr, dass man seiner Bekanntschaft so große Bedeutung zumaß. Er ergriff einen Becher Wein und hörte etwas zu: Arvinia war überraschend gesprächig! Andererseits hatte er sie bisher auch selten in weiblicher Gesellschaft gesehen...


    "Nola liegt an die Via Popilia, nicht wahr?"


    fragte Durus dazwischen. Er glaubte, dort einmal auf seinem Weg in seine Villen am Golf von Neapolis Station gemacht zu haben. Außerdem sagte es ihm noch irgendetwas...hatte sie nicht irgendwie mit dem göttlichen Augustus zu tun?

    "Nein, ich denke nicht. Wachstäfelchen für Notizen werdet ihr wohl schon haben."


    meinte Durus gab einem der Sklaven, die herumstanden einen Wink.


    "Suche Lukios!"


    befahl er diesem und blickte dann wieder die beiden Mädchen an. Er hatte wohl etwas Zeit, bis der Sekretär kam. So beschloss er, einen kleinen Plausch mit den beiden zu halten.


    "Kennt ihr Arvinia?"

    Als Septima eintrat, war Durus bereits ein wenig in sich zusammengesunken, während er so nachgedacht hatte. Nun richtete er sich jedoch ein wenig auf und betrachtete seine Nichte. Was immer Gracchus ihm erzählt hatte - er musste wohl schon sehr dem Wein verfallen gewesen sein, dass er ihr Aussehen derartig missdeutet hatte! Sie war schön, geradezu eine Augenweide! Einen Augenblick maß er sie schweigend, ehe ihm klar wurde, dass er etwas sagen musste.


    So erhob er sich und breitete die Arme aus.


    "Ave, Septima!"


    Er ergriff ihre Schultern und zog sie etwas heran, um sie zur Begrüßung auf die Wangen zu küssen. Dann ließ er wieder von ihr ab und sein Gesicht wurde wieder ernst.


    "Es tut mir sehr leid, was mit deinem Vater passiert ist."


    Durus selbst trug keine Trauerkleidung mehr - er hatte beschlossen, dass es irgendwie geheuchelt war und abgesehen davon war seit dem Tod seines Bruders sicherlich viel Zeit vergangen!

    Die Verlegenheit, die beide ergriff, amüsierte Durus ein wenig. Sie waren wohl ein wenig von ihm eingeschüchtert.


    "Das ist natürlich auch kein Problem: Es gibt hier in Rom ebenfalls genügend Sacerdotes, die euch ausbilden können."


    erklärte er daher rasch und blickte sich um. Wo steckte nur sein Sekretär? Natürlich wusste er nicht auswendig, welche Sacerdotes für derartige Aufgaben zur Verfügung standen!

    Als Durus nach Hause gekommen war, hatte man ihm berichtet, dass Septima bereits angekommen war und sich beim Bade befand. Einen Augenblick hatte er überlegt, sie sofort dort aufzusuchen, sich dann jedoch anders besonnen. So ließ er sie erst zum Abendessen rufen. Dort konnte man sie auch gleich der übrigen Familia vorstellen...


    So lag Durus nun auf seiner Kline und überlegte. Gracchus hatte seine Tochter immer als sehr hässlich beschrieben - was ihn offenbar enttäuscht hatte. Vielleicht hatte es ihn ja sogar in den Suff getrieben? Und wie würde sie wohl sein? Wie Gracchus? Oder doch etwas...nahbarer?

    Im Grunde war es Durus egal, wo genau das Land sich befand. Wobei Sardinien und Corsica keine schlechten Böden hatten: Soweit er wusste, baute man dort viel Getreide an! Aber offenbar wollte er ihn mit ein paar Rindern ködern um sich so das wertvolle Land zu erhalten. Doch der Tiberier wollte auf jeden Fall Land haben - die Qualität des Geldes wurde immer schlechter und Tiere konnten durch eine einzige Seuche dahingerafft werden. Land jedoch war der edelste Besitz - sein Wert wandelte sich praktisch nie!


    "Es ist sehr freundlich vor dir, mir mehr anzubieten. Doch ich habe leider keine Verwendung für deine Rinder. Ich würde Land bevorzugen. Warst du nicht vor langer Zeit Duumvir in Mantua? Hast du dort nicht auch etwas Land?"


    Land in der Nähe von Mantua war interessant, denn dieses konnte er möglicherweise mit Quintus tauschen...da fiel ihm ein, dass er lange nicht mehr von Quintus gehört hatte.


    Dann plötzlich verharrte er...250 Denare? Das hatte er sich wohl um eine Kommastelle verhört! Wenn er das ganze überschlug, war es ja nicht einmal zehntausend Sesterzen! Ob die Aurelier sich solch eine üppige - nein, angemessene Dos nicht leisten konnten? Prüfend blickte er zu Corvinus hinüber.

    Einen Augenblick war Durus überrascht - und dann erfreut. Ein Tirocinium Fori war für einen jungen Senatorensohn eine übliche Möglichkeit, Erfahrungen im öffentlichen Bereich zu sammeln. Und außerdem konnte man dabei viele eigene Ansichten auf eine neue Senatoren-Generation übertragen. Daher meinte er sofort


    "Sicherlich. Du darfst mich gern überallhin begleiten und mir bei Bedarf Fragen stellen. Und wenn es sich ergibt, könntest du mir natürlich auch ein paar Aufgaben abnehmen."


    Er sah zu seinem Privatsekretär, der auf einem Hocker in der Ecke saß. Für die Salutatio übernahm üblicherweise Privatus, der Nomenclator, seine Aufgabe. Nun jedoch wurde er gebraucht.


    "Lukios, du wirst Claudius ebenfalls alles erklären, was er wissen möchte."


    Dann wandte er sich wieder an Lepidus.


    "Wenn du möchtest, kannst du gleich jetzt anfangen und mir bei der Salutatio assistieren."


    Sim-Off:

    In der Control Panel kannst du mein Job-Angebot bestätigen

    "Üblicherweise einer der Sacerdotes Publici. Möchtet ihr eure Ausbildung hier in Rom erhalten oder wärt ihr geneigt, auch einmal die Provinzen des Reiches kennen zu lernen?"


    fragte Durus und erklärte dabei zugleich. Natürlich konnten auch Pontifices diese Aufgabe übernehmen, doch für gewöhnlich gab Durus sich nicht mit derartig einfachen Aufgaben ab.

    Als der Tiberier feststellte, dass Arvinia sich noch etwas um das leibliche Wohl kümmerte, fiel ihm ein, dass er die Damen ja auch bitten konnte, sich zu setzen. So deutete er seinerseits auf die Sitzgruppe und meinte


    "Entschuldigt, ich habe ganz vergessen, euch einen Platz anzubieten. Bittesehr!"


    Er selbst nahm seinerseits auch Platz und lehnte sich zurück. Einen Moment schien er nachzudenken, dann meinte er


    "Ihr könntet zuerst eine Ausbildung erhalten. Als Discipulae. Ihr würdet einem erfahrenen Priester zugewiesen werden, der euch die wichtigsten Dinge über Religion vermittelt. Am Ende müsstet ihr eure Fähigkeit durch ein Opfer beweisen und könntet anschließend selbst als Sacerdos beginnen."

    Er nickte knapp. Für diese Gottheiten konnte man stets mehr Sacerdotes gebrauchen!


    "Besitzt ihr denn genügend religiöse Erfahrung*, um das Amt eines Sacerdos ausüben zu können?"


    fragte Durus dann weiter. Für einen Mann aus adligem Hause hätte sich dies erübrigt, doch im Hauskult waren Frauen in der Regel außenvor und sahen höchstens zu. Als Sacerdos jedoch musste man Opfer selbst durchführen, sodass man dies vor Antritt des Dienstes schon einmal getan haben sollte.


    Sim-Off:

    * Probatio Rerum Sacrarum I

    "So, ihr möchtet also Sacerdotes werden."


    stellte Durus fest und sah sich die beiden an. Germanica hinterließ natürlich einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge, doch er würde schon noch herausfinden, ob sie direkt mit diesem Avarus verwandt waren.


    "Und welchen Göttern wolltet ihr euch besonders verschreiben?"


    fragte er dann und blickte von einer zur andern.

    Durus erhob sich langsam und ließ sich von seinem Sekretär noch einmal das Wachstäfelchen mit seinen Notizen reichen. Während weitere Sklaven solange die Toga richteten, ging er alles noch einmal durch und als sie fertig waren, gab er das Täfelchen zurück und schritt langsam auf den Duumvir zu.


    Als er vorn angekommen war, wandte er sich an die Menge der Zuschauer.


    "Bürger Ostias,


    ich danke euch, dass ihr mich als den Stellvertreter des Kaisers selbst zu diesem Fest geladen habt, das unter den Festen dieser Stadt herausragt. Endlich hat Mercurius, dieser für diesen Hafen so wichtige Gott, wieder eine würdige Heimstatt bekommen.


    Ich erinnere mich gut daran, dass diese Baustelle eine schwere Bürde für die Stadt gewesen war, dass die mühevoll aufgetürmten Steine sogar einmal zusammenbrachen, ehe der Bau vollendet war. Doch die Auguren Roms haben es bestätigt: Die Götter wollen diesen Tempel und so ist es kaum verwunderlich, dass Mercurius auch dieses Opfer angenommen hat und damit den Tempel in seinen Besitz nimmt.


    Doch mögen viele glauben, dass dieses Projekt damit beendet sei. Mercurius hat ein Haus und sollte damit zufrieden sein, könnte man sagen. Doch mitnichten! Die Pax Deorum ist nur dadurch zu wahren, dass man stetig den Kontakt zu den Unsterblichen sucht und ihnen beständig Opfer darbringt. So sollten die Decuriones etwa erwägen, zum Weihetag dieses Tempels ein jährliches Fest festzusetzen, damit Mercurius seine Aufmerksamkeit nicht von dieser Stadt nimmt und den Handel erblühen lässt.


    Doch ich bin sicher, dass eine solche Stadt, die ein solches Bauwerk gegen alle Widrigkeiten zu errichten weiß, sich auch in Zukunft ihrer Pflichten bewusst sein wird, gerade auch als der Ort, der den wohl wichtigsten Platz in der Versorgung unserer aller Heimatstadt spielt. Daher möchte ich euch als Bewohner der Urbs, stellvertretend für alle Römer - kämen sie vom Esquilinus oder aus den Tiefen der Subura - danken für eure Sorge und Mühe.


    Damit ihr jedoch auch gedenkt, welcher Segen es ist, die Götter zu Gast zu haben, habe ich mir erlaubt, euch zwei junge Bäume mitzubringen, die ihr an der Pforte des neuen Tempels aufstellen könnt: Es ist eine Eiche und eine Linde, jene Bäume, in die Philemon und Baucis, die beiden Wirte des Mercurius und des Iuppiter, verwandelt wurden. Mögen sie den Opfernden Schatten spenden und sie an den Segen der Götter erinnern."


    Er gab einen Wink und vier Sklaven trugen zwei große Töpfe auf den Platz vor dem Redner. In beiden steckten junge Bäume, einer mit den charakteristischen, gewellten Blättern der Eiche, der andere mit fein gezackten, flächigen Blättern, die auf eine Linde hindeuteten.


    Als alle die Bäume gesehen hatten, blickte Durus zum Duumvirn: Wollte er noch etwas sagen?

    Der Octavier wurde großspurig angekündigt - nach Durus' Geschmack fast ein wenig zu großspurig. Aber dafür war seine Rede sehr kurz, was dem Tiberier wiederum gefiel, denn er schätzte diese Reden von unbedeutenden Provinzialpolitikern wenig. Dann ging es zum Opfer. Natürlich hatte man einiges vorbereitet, doch wurde es letztendlich doch recht knapp vollzogen und der Pontifex hatte kaum Zeit gehabt, das Opfertier genauer zu betrachten, da war es auch schon geschlachtet und aufgeschlitzt.


    Nun war ein Haruspex an der Reihe - einer aus Ostia offenbar, denn Durus hatte ihn noch nie gesehen...