Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Es hatte einen guten Grund, warum der Pontifex sich verspätete: Wie üblich an Nachmittagen, hatte er sich auch an diesem Tag ein kleines Bad in der hauseigenen Therme gegönnt. Zwar wäre es kein Problem gewesen, dort einen männlichen Römer zu empfangen, doch es würde wohl die Pudicitia von zwei jungen Damen stören, von einem nackten Pontifex empfangen zu werden. So war er aus dem Wasser gestiegen und hatte sich abtrocknen lassen (wobei sein Haar noch immer etwas feucht blieb), ehe er seine weite Alltags-Tunica aus Leinenstoff übergeworfen hatte und sich auf den Weg ins Atrium machte. Wie üblich wurde er dabei von seinem Privatsekretär begleitet.


    Als er das Atrium betrat, kam ihm ein Sklave entgegen, der ihn offenbar gesucht hatte, denn als er ihn erblickte, sah er kurz zu der Gruppe zurück und verkrümelte sich dann rasch. Dafür trat der Tiberier heran und blickte sich um. Offenbar hatte Arvinia die Gäste bereits begrüßt!


    "Salvete! Wie ich sehe, hat euch Arvinia bereits die Zeit versüßt. Doch was kann ich für euch tun?"

    "Ja, ich denke schon - Salinator wird sich ab sofort meiner besonderen Aufmerksamkeit erfreuen. Wenn du irgendetwas über ihn erfährst, solltest du mir davon berichten."


    meinte Durus. Er beugte sich erneut zurück und sah zu seinem Nomenclator - dieser schüttelte unmerklich den Kopf, was bedeutete, dass er ebenfalls keine Ideen hatte.


    "Du gehörst zu einer alten und ehrwürdigen Familie. Wenn du etwas erfährst, was mich interessieren könnte, wäre es freundlich, mich darüber zu informieren."


    erklärte er daher. Zwar war er sich nicht sicher, ob Lepidus ihm Intima aus der Villa Claudia erzählen würde, aber vielleicht bekam er ja auch Dinge mit, deren Verbreitung auch die Interessen der Claudier nicht schädigte.


    "Vale."


    sprach er schließlich, womit die Audienz beendet war. Draußen stand bereits wieder jemand, der ein Anliegen hatte.

    Durus hätte fast bitter aufgelacht: Furianus eröffnete ihm, dass er sterben würde, erwog allerdings andererseits, zum Consulat zu kandidieren. Das wiederum hielt er für äußerst unvernünftig...oder gefährlich! Vielleicht war er einfach verrückt geworden! Somit nahm sein Schock wieder ein wenig ab - obwohl es ebenso unerfreulich war, seinen Freund in den Wahnsinn zu verlieren, wie ihn aus der Welt scheiden zu sehen.


    "Furianus, beruhige dich!"


    Was sollte er nun sagen? Wenn er tatsächlich seine Kandidatur bekannt gab, wo gerade ein Prozess gegen ihn lief und diese üble Verleumdungsaktion gegen ihn im Gange war, würde er wohl niemals Chancen haben, gewählt zu werden. Und das wiederum würde ihn sicherlich nicht aufmuntern. So blickte er ihn eine Weile nachdenklich an - besonders das ergraute Haar des Flaviers erstaunte ihn wieder einmal. Dann traf er plötzlich eine Entscheidung:


    "Ich werde es tun. Ich werde meine Kandidatur zum Consulat vorbereiten. Wenn ich es genau betrachte, gibt es ohnehin einige Dinge, die ich gern ins Rollen bringen möchte."


    Nun war es heraus. Er war selbst überrascht, eine solche Entscheidung so unvermittelt getroffen zu haben, denn im Grunde beruhte sie auf etwas, was er nicht mehr für möglich gehalten hatte: Er hatte es aus freundschaftlicher Liebe getan. Immer hatte er gedacht, dass Furianus eben einer seiner politschen Freunde war, der ihm eben nützlich war, doch nun ließ er seine Deckung fallen, nur um seinen völligen Sturz zu verhindern. Er war eher ein Stoiker, der starke Emotionen verabscheute - sie nützten nichts und verleiteten zu genau solchen Entscheidungen, wie er sie gerade getroffen hatte. Doch nun war es geschehen!

    | Stesichoros


    Sie war es also. Leider trug sie einen Schleier...aber sicherlich würde er noch Zeit haben, das Mädchen etwas genauer zu betrachten. So räusperte er sich und meinte


    "Ja, das werde ich. Leider ist der Dominus nicht im Hause. Aber er hat ihr bereits ein Zimmer zugewiesen."


    Er stieß einen Pfiff aus, woraufhin ein Sklavenjunge herbeikam. Er blickte die Fremde mit großen Augen an, dann befahl Stesichoros


    "Zeig der Herrin Tiberia Septima ihr Zimmer. Du weißt schon, hinten beim Peristylium!"


    Der Sklave nickte. Er machte eine Geste, um Septima zu zeigen, dass sie ihm folgen durfte. Währenddessen hatte sich Stesichoros wieder Baldemar zugewandt, um ihm zu erklären, wo er das Gepäck abliefern sollte.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    ~ CUBICULUM TIBERIA SEPTIMA ~
    -Bitte vor dem Eintreten anklopfen-


    Der Maiordomus hat die kleine Zimmerflucht, die ehemals Albina bewohnt hatte, für Tiberia Septima einrichten lassen: Zwei zusammenhängende Zimmer, gelegen im ersten Stock der Villa. Das grössere der Beiden verfügt über einen kleinen Balkon, dessen Blick hinaus auf das Perystlium geht.
    Beide Zimmer sind elegant, aber nicht übertrieben prunkvoll eingerichtet. In einen der Zimmer besteht der Wandschmuck aus floralen Mustern besteht, die Wände des anderen zieren Motive religöser Natur.


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    Der Sklavenjunge brachte Septima in den hinteren Teil der Villa, wo man noch das Zimmer von Albina freihielt. Er zeigte ihr alles und erklärte dann


    "Das Haus hat auch noch eigene Thermen, wenn Du also möchtest, kannst Du gern ein Bad nehmen. Außerdem haben wir einen Garten, dort kannst Du Dich ebenfalls etwas entspannen."

    | Stesichoros


    In letzter Zeit war der späte Nachmittag für Stesichoros stets zur Qual geworden. Nicht nur, weil die Hitze seinen Mund austrocknete (durch die Nase konnte er nicht atmen - sie war verstopft), sondern auch, weil er immer so schläfrig wurde. So riss das Klopfen ihn wieder einmal aus einem Dämmerungszustand, der gefährlich nahe am Schlaf lag.


    Rasch sprang er auf und öffnete. Vor ihm stand ein Riese - sicherlich ein Germane, dem Äußeren nach. Und dahinter ein halber Hofstaat! Wer konnte...das konnte doch nur die angekündigte neue Tiberia sein! Etwas neugierig versuchte er, an dem Riesen vorbeizusehen, doch dann erinnerte er sich an seine Pflichten.


    "Ich nehme an, du geleitest die Herrin Tiberia Septima?"


    fragte er daher den Sklaven.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Sein Gast war durch nichts von seiner Idee abzubringen und begann sofort, weiter zu argumentieren. Natürlich ging er gedanklich rasch mit: Warum sollte Quarto Consul werden wollen? Schon bei seinem letzten Consulat hatte man gemunkelt, dass er für seinen Bruder den "Ersatzkaiser" spielen sollte. Ob er das noch einmal riskieren wollte? Und Lucianus? Einen Namen machen? Mit einer Kandidatur? Genaugenommen rechnete Durus diesem nicht einmal echte Chancen aus - er würde ihn nur herunterziehen!


    Dann machte Furianus eine Pause und auch Durus konnte endlich beginnen, sich Worte zurechtzulegen. Doch plötzlich schien es, als wäre Furianus etwas verunsichert...und dann stellte er ihn und er musste auf die Frage antworten, die ihn schon selbst in seinem Unterbewusstsein beschäftigte.


    Diesmal war es an ihm, eine kurze Pause zu machen. Er legte seine Stirn in Falten und seufzte tief, dann sagte er


    "Furianus, die Kandidatur zum Consulat ist eine Angelegenheit, die man niemals überstürzen darf. Natürlich will ich es eines Tages erreichen, doch kann ich eine solche Entscheidung nicht einfach in dieser Situation entscheiden. Einerseits müsste ich mich nach einem Collega umsehen - was du ja bereits getan hast - andererseits muss ich jedoch meine Fühler in alle Richtungen ausstrecken um zu erfahren, welche Chancen für mich bestünden. Eine Niederlage könnte uns eher zurückwerfen. Und ich müsste mir ein Programm zueigen machen. Ich kann dir versprechen, all das zu tun, doch ich kann dir nicht versprechen, dass am Ende die Entscheidung steht, die du dir wünscht."


    Noch einmal sog er tief Luft ein, dann stieß er sie rasch aus.


    "Aber sag, wie kommst du darauf, dass du sterben wirst?"

    "Das Problem ist, dass dieser Avarus sehr reich ist, deswegen hat er auch viele Speichellecker. Und dazu besitzen die meisten Senatoren nicht den Mumm, für die Mores Maiorum einzutreten."


    erklärte er weiter. Zu Salinator mochte er nicht mehr sagen - was wohl daran lag, dass er nicht mehr wusste. Im Grunde arbeitete alles, was er tat, an seinem Ruf - je nach dem zum Guten oder zum Schlechten, zumeist jedoch zu letzterem. Stattdessen ging er auf den letzten Kommentar ein.


    "Ich weiß es nicht. Seitdem er in Misenum weilt, erfährt man auch hier kaum etwas. Einige Gerüchte besagen, er läge bereits im Sterben. Andere behaupten jedoch auch, dass er einen ägyptischen Zauberer hat kommen lassen, der ihm Zaubertränke verabreicht und wieder andere denken, dass er sich nur noch kurz erholt, bevor er nach Rom zurückkehrt - ich denke, wir können vorerst nicht mit ihm rechnen und werden uns wahrscheinlich an diesen Salinator gewöhnen müssen."


    Die Geschichte, die ihm ein anderer Klient aufgetischt hatte, nämlich dass der Kaiser an eine Krankheit litt, die seine Haut blau verfärbte und er sich deshalb nicht der Öffentlichkeit zeigen konnte, ließ er aus - das war zu absurd.

    "Korrekt. Er ist ein geldgieriges Subjekt, das weder Sitte, noch Anstand kennt. Daher genießt er bei den...etwas traditionelleren Senatoren wenig Ansehen, was ihn natürlich ärgert. Deswegen wirft er uns Steine in den Weg, wo er kann."


    erklärte Durus das Verhältnis zu Avarus, wobei er sich nur bei dem Gedanken an ihn immer mehr ärgerte.


    "Er ist zweifelsohne ein Homo Novus - mit dem Humor und den Sitten eines Mannes aus der Subura. Ich denke nicht, dass er die hohen Ideale von Staatsdienst mit uns teilt. Das ist die Gefahr von Homines Novi: Sie haben in ihrer Kinderstube nicht die notwendigen Ideale und Traditionen mitbekommen, sodass sie immer nur nach persönlicher Macht streben."


    erklärte er dann auch noch sein Urteil über Salinator. Vielleicht war es wichtig, den Claudier sorgfältig zu prägen, denn wer wusste schon, ob dieser nicht eines Tages ebenfalls ein politischer Verbündeter werden konnte?


    "Ich hoffe es. Der Praefectus Classis ist im Augenblick weniger gefährlich - aber der letzte Praefectus Praetorio hat mir durch den Missbrauch seiner Macht ebenfalls schon Unannehmlichkeiten verursacht - er ist von zentraler Bedeutung. Vor allem könnte er als enger Mitarbeiter des Kaisers positiven Einfluss auf diesen ausüben."


    Er machte eine wegwerfende Handbewegung und lehnte sich zurück.


    "Aber ich fürchte, Valerianus ist viel zu schwach, um sich selbst um diese Dinge zu kümmern. Wie man hört, trifft Salinator die meisten Entscheidungen allein...was sehr gefährlich ist. Bleibt zu hoffen, dass der Kaiser sich wenigstens für diese wichtigen Ämter einmischt!"

    Eine Gruppe von Männern, teils in Toga gehüllt, teils lediglich in weißen Tunicae, dafür jedoch mit einem kleinen Schild um den Hals, das sie als Sklave ihres Herrn auswies, näherte sich dem Platz vor dem neuerrichteten Tempel. Ohne größere Höflichkeit schoben sie die Passanten beiseite, um Manius Tiberius Durus, den Pontifex pro Magistro, den Senator und Praetorier, der als Ehrengast geladen war, den Weg zu bereiten. Auch dieser war in seine Toga Praetexta gehüllt und machte eine durchaus senatorische Figur, die durch die Schar der Klienten und Sklaven, die ihn begleitete, unterstrichen wurde.


    Bereits nach der Salutatio war er in Rom aufgebrochen. Eine Sänfte hatte ihn die Via Ostiensis hinabgetragen, wobei der Sänftenführer große Mühe gehabt hatte, die Gespanne, die es erst um diese Zeit durch das Stadttor geschafft hatten, dazu zu bringen, Platz zu machen. Die Sänfte hatte man allerdings nun hinter sich gelassen und war zu Fuß den kurzen Weg zum Tempelvorplatz gegangen. Sofort entdeckte Durus seinen Kontrahenten Germanicus Avarus und beschloss, den am weitesten von diesem entfernten Ehrenplatz einzunehmen. Dort wartete er - die Zeremonie musste bald beginnen!

    Mit einer Geste wischte Durus die Bemerkung über seine Möglichkeiten einer Erbschaft weg. Er hatte es nicht nötig zu erben und abgesehen davon brauchte man ihn nicht bestechen, um die Sorge über das Testament seines Freundes zu übernehmen. Warum antwortete er nicht? Hatte er einfach seinen Lebenswillen aufgegeben?


    So war er noch immer ganz verwirrt und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Angesichts dieser Nachricht wollte er gar nicht darüber nachdenken, ob er nun das Consulat anstreben wollte.


    "Ich...natürlich werde ich dein Testament vollstrecken, wenn du es wünscht."


    brachte er schließlich hervor. Doch da der Flavier weiter über sein mögliches Consulat sprach, sah er sich gezwungen, doch Stellung dazu zu beziehen. Schließlich beschloss er, vorerst auszuweichen, bis Furianus sich etwas beruhigt hatte.


    "Aelius Quarto hat bereits zwei Consulate hinter sich, eines davon erst vor einem Jahr und auch Lucianus ist bereits Consular. Glaubst du wirklich, man würde sie erneut wählen, beziehungsweise der Kaiser würde dies gestatten? Nur die erfolgreichsten und beliebtesten Senatoren haben die Ehre, das Consulat zwei Mal zu bekleiden. Und jemand, der es dreimal bekleidet hätte, würde mir im Augenblick nicht einmal einfallen!"


    ...außer vielleicht der göttliche Kaiser Traianus...aber der war auch ein Kaiser! Dabei wurde Durus absurderweise ausgerechnet in dieser Situation bewusst, dass die letzten beiden Kaiser offenbar keinen Wert darauf legten, republikanische Ämter zu bekleiden!

    Was in der Vergangenheit geschehen war? Natürlich war eine Menge geschehen, doch er hatte weder Zeit, noch Lust, alles in allen Einzelheiten zu berichten. So beschloss er, sich auf das Wesentliche zu beschränken.


    "Nun, das politisch Bemerkenswerteste wird wohl die unverschämte Anschuldigung des Germanicus Avarus gegen meinen Freund, den ehrenwerten Flavius Furianus sein. Avarus versucht, den Senat gegen ihn aufzuwigen - anhand völlig aus der Luft gegriffener Argumente. Er hat Furianus sogar verklagt."


    erklärte er.


    "Ansonsten mag es interessant sein, dass der Kaiser in Misenum weilt und dieser Vescularius Salinator ihn hier in Rom vertritt. Scheinbar hat er dabei recht freie Hand. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, ihn persönlich kennen zu lernen - er ist wohl der zweitunangenehmste Mensch, den ich kenne."


    Der unangenehmste lag wohl auf der Hand, obwohl er möglicherweise einen zweiten Germanicer vergessen hatte. Alles in allem klang dies ziemlich unerfreulich.


    "Außerdem ist die Stelle des Praefectus Praetorio vakant...und die des Praefectus Classis in Misenum wird es bald sein. Das wäre wohl das Wichtigste."


    Klatsch und Tratsch gab es selbstverständlich auch, doch Durus war dort nicht sonderlich bewandert und verzichtete daher darauf. Außerdem konnte man ja immer noch die Acta konsultieren.



    Sim-Off:

    Damit möchte ich keine SimOff-Hetze gegen Spieler von Avarus und Sedulus machen, sondern nur die Gedanken/Vorstellungswelt von Durus darstellen.


    @Lepidus: In der Control Panel kannst du deine Klientenschaft bestätigen!

    "Nunja, mein Herr pflegt keine unangemeldeten Plaudereien mit ihm unbekannten Personen zu führen. Vale."


    meinte Stesichoros und wollte die Tür soeben wieder zuschlagen, als man plötzlich Schritte hörte. Der Ianitor wandte sich um und wirkte etwas überrascht, da er den Hausherrn selbst erblickte. Er trug eine dunkle Trauertunica, doch war wie üblich ordentlich rasiert - scheinbar hatte seine Trauer erst heute begonnen. Den Gast ignorierend sprach er mit herrischer Stimme seinen Türhüter an:


    "Ist Albina bereits eingetroffen?"


    "Gerade eben - du musst sie knapp verpasst haben!"


    erwiderte Stesichoros verwundert. Damit hätte das Gespräch beendet sein können, doch offenbar bemerkte der Tiberier jetzt, dass da jemand vor der Tür stand.


    "Wer ist das?"


    "Oh, ein gewisser Duccius, Herr. Er wollte ein wenig mit Dir sprechen, weil Vinicius Hungaricus ihm das empfohlen hatte, aber er hat keinen Grund, deswegen wollte ich ihn soeben abweisen!"


    Durus stutzte. Auch ihm kam diese Sache sehr seltsam vor. Noch nie war ein Fremder ohne jeden Grund zu ihm nach Hause gekommen um mit ihm zu plaudern. Aber er war offenbar von seinem Patron geschickt...das musste etwas bedeuten! So trat der Pontifex zur Tür und blickte den hünenhaften Germanen an.


    "Du möchtest mich sprechen? Warum?"

    "Ja, das stimmt."


    bestätigte Durus. Natürlich hatte er bereits daran gedacht, denn es war immer gut, familiäre Banden zu politischen Freunden zu knüpfen - und wenn er sie sogar adoptierte, würde sie ja gewissermaßen seine Tochter sein! Das würde sicherlich lukrativ sein...auch wenn es wohl oder übel eine gewisse Mitgift mit sich bringen würde.


    "Das dachte ich mir. Hat er eigentlich irgendwelche Pläne? Er ist ja schon sehr lange Curator Aquarum...für seine Fähigkeiten..."


    bemerkte er wie beiläufig, obwohl es vermutlich mehr als offensichtlich war, dass er sich ein paar interne Informationen beschaffen wollte. Aber warum nicht - wofür verheiratete man wohl seine Verwandtschaft an andere Politiker? Und Macer hatte schon Provinzen verwaltet und Legionen kommandiert - und nun kümmerte er sich seit Jahren um die Kloake Roms - das war ganz und gar nicht angemessen!

    "Sie ist..."


    Einen Augenblick musste Durus überlegen. Er hatte gar nicht darüber nachgedacht, wie alt sie wohl war. Er hatte sie nie gesehen, als Gracchus aus Hispania gekommen war, hatte er seine Familie zu Hause gelassen! Aber Gracchus hatte natürlich von ihr erzählt...


    "...ich denke etwa zwanzig - aber ich bin mir nicht sicher. In jedem Falle ist sie unverheiratet. Dem Willen von Marcus nach soll ich sie wohl adoptieren oder mich zumindest um sie kümmern."


    erklärte er dann, obwohl die Altersangabe reine Spekulation war.


    "Und bist du glücklich in deinem neuen Haushalt?"

    Der Fremde war offenbar nicht irgendein Claudius, sondern ein Spross des patrizischen Zweiges, wie man an seiner Aufmachung erkennen konnte. Doch auch diesen Stammbaum hatte er nicht im Kopf, sodass er auf ein Stichwort seines Nomenclators hoffte. Dieser stand hinter seinem Stuhl und würde Lepidus wohl als der 'Ianitor', der seinen Namen aufgenommen hatte, bekannt sein. Und tatsächlich konnte man sich auf dieses ausgezeichnete Gedächtnis verlassen, denn Privatus beugte sich vor und flüsterte Durus etwas ins Ohr:


    "A memoriae - vor einiger Zeit."


    Mit einem fast unmerklichen nickte Durus, dass er verstanden hatte und wandte sich dann wieder an Lepidus. Er sah keinen Grund zu verraten, dass er über den Vater des vor ihm Stehenden im Bilde war.


    "So, und was verschafft mir die Ehre deines Besuchs am frühen Morgen?"


    fragte er daher recht unverblümt.