Beiträge von Manius Tiberius Durus

    "Hervorragend."


    Die Sache wurde tatsächlich nicht teuer - da konnte Durus das Collegium sicherlich überzeugen, dass man alles in einem durchführte.


    "Wie viel hatten wir vereinbart?"


    Er sah fragend zu Lukios, der ohne zu zögern die Summe nannte:


    "Zweihunderfünfzig Sesterzen plus Spesen."


    Nun sah der Tiberier wieder zu Kephalos, da er keine Ahnung hatte, auf was sich derartige Spesen bei einem Architekten beliefen.


    "Wie viel möchtest du?"

    "Oh, das kannst du sein."


    Dies erinnerte Durus wieder einmal daran, dass der Kaiser in Misenum dahinsiechte, sodass seine Caerellia selbst für die Ernennung zur Vestalin zu ihm kommen musste - es wurde höchste Zeit, diesen Stümper zu beseitigen...


    Nachdem das Mädchen offensichtlich hier war und auch die ersten Sklaven mit Gepäck erschienen, sah er fragend zu allen Anwesenden.


    "Nun, ist alles bereit? Dann geht es wohl ans Abschiednehmen!"

    Der Tiberier nahm die Tafeln entgegen und überflog sie kurz, während er zugleich mit halbem Ohr zuhörte, was der Architekt erklärte. Scheinbar waren die Kosten beiweiten nicht so hoch wie befürchtet - wobei Durus natürlich davon ausging, dass alles durchaus noch teurer werden konnte.


    "Sehr gut, das klingt sehr vernünftig. Ich denke, wir werden gern alle Arbeiten möglichst zeitnah ausführen, zumal auch eine Gefahr für die Besucher des Tempels bestehen könnte."


    erwiderte er schließlich.


    "Sind die Schätzungen eher großzügig oder eher knapp? Beziehungsweise würden würden noch weitere Kosten für den durchführenden Architekten oder ähnliches hinzukommen?"


    Diese Dinge würden die Pontifices bei der Vertragsvergabe möglicherweise ebenfalls interessieren...

    Sein Patron erhielt - wie auch Flavius Gracchus und seine Familie - einen besonders herzlichen Gruß. Ebenso war überraschend auch Appius Cornelius Palma, ein mehrfacher Consular, eingeladen worden. Ihn hatte man auf den Feiern der Tiberier wohl noch nie gesehen, doch scheinbar schien der alte Tiberier ihn diesmal auf die Gästeliste gesetzt zu haben.


    Nachdem alle Anwesenden begrüßt worden waren, sah er prüfend zu seiner Braut - ihre Reaktion konnte er unter dem Schleier eher erahnen als erkennen - und sah zu Ursus. Es war Zeit für die Auspizien, die man einholen musste. Dafür hatte der alte Tiberier einen seiner alten Amtscollegae aus dem Collegium Augurum eingeladen.


    "Lasst uns beginnen: Zuerst lasst uns die Götter befragen, ob dieser heutige Tag geeignet ist für unsere Eheschließung! Favete linguis!"


    Aemilius Pansa, der Augur, trat mit gewichtiger Miene hervor. In der heutigen Zeit kam es selten vor, dass die Patres familias, die zugleich oberste Magistrate und Priester ihrer Familien waren, die Auguren befragten. Für einen Pontifex pro Magistro war dies jedoch wohl besonders angemessen, zumal er selbst zu den Auguren gezählt hatte.


    Es würde ein Auspicium ex quadrupedibus durchgeführt werden, sodass man sie auch innerhalb des Hauses einholen konnte. Da es darüber hinaus privat war, konnte man auf die Errichtung eines Zeltes oder die umständliche Einrichtung eines Templum verzichten.


    "Ich wünsche, den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass diese Hochzeit zwischen mir, Manius Tiberius Durus, und Aurelia Flora abgehalten wird hier in diesem Hause."


    sprach Durus die alte Formel. Der Augur murmelte die notwendigen Formeln und zeichnete mit seinem Lituus Bereiche in den Himmel, die das Auftauchen des Vierbeiners klassifizieren sollten...

    Natürlich erkannte Durus sofort, worauf Lucianus anspielte - ein überaus peinliches Missverständnis! Einen Moment erschien in seiner Miene ein großes Fragezeichen, dann gewann er rasch seine Fassung wieder und räusperte sich etwas nervös.


    "Ich für meinen Teil wäre durchaus bereit, halte das völlige Fehlen von Kontakten zum Militär für zu problematisch - das Heer wird mich wohl nicht akzeptieren können."


    Da das Heer der Schlüssel zur Macht war, war dies natürlich ein wichtiger Punkt.


    "In Deinem Fall...nun, was glaubst du? Ich bin mir nicht mehr sicher, wie wir in dieser Sache verblieben waren..."

    Die vorgeschlagene Gästeliste war weder sonderlich glamourös, noch sehr problematisch - genaugenommen war Durus den Gästen gegenüber indifferent, selbst wenn er sich noch immer an die Lästereien von Aurelius Ursus über die Duccii erinnerte.


    "Die beiden Vinicii, möglicherweise - Purgitius Macer wirst du wohl ohnehin eingeplant haben, im Übrigen fällt mir im Augenblick nichts ein."


    meinte er und sah zu Lukios, der sich eine Notiz machte - er würde den Claudiern sicher eine Liste vorlegen.


    "Natürlich könnte ich dir einen Termin raten, jedoch solltest du möglicherweise einen Auguren konsultieren. Welcher Tag hatte dir denn vorgeschwebt?"


    Da der alte Tiberier weder wusste, welche Termine sein Klient, noch, welchen konkreten Vorlauf er sich wünschte, war es kaum möglich, einen Vorschlag zu machen.

    Der Tiberier nahm das Gutachten entgegen und überflog es, während er gleichzeitig auf die Erklärung hörte. Es gab scheinbar schlimmere Schäden, als Durus erwartet hatte - allerdings schienen die meisten Mängel kein großes Problem waren.


    "Nun, was glaubst du, werden diese Abstellungen kosten - und wie lange würde so etwas dauern?"


    fragte er.

    "Entweder vor oder nach den nächsten Verhandlungen mit den Verschwörern."


    Der zeitliche Horizont war stets problematisch - man konnte nie wissen, wie lange sich alle Verhandlungen hinzogen, andererseits konnte man ihn auch direkt losschicken, nachdem der Plan bereits stand. Andererseits gab es später möglicherweise mehr Informationen...


    "Nun, besitzt die Flavia keine Besitzungen in Germania?"


    schlug Durus vor, der diesen Vorwand ebenfalls bereits verwendet hatte - was seinem Bein allerdings nicht gut bekommen war.

    | Stesichoros


    Hm, ein Architekt - zwar hatte Stesichoros noch nicht von einem Ares-Tempel auf dem Forum Augustum gehört, aber wahrscheinlich war der Mars-Ultor-Tempel gemeint. Außerdem sah er zumindest einigermaßen wie ein Architekt aus, sodass er kurzerhand beschloss


    "Na gut, ich denke, er wird dich einschieben können. Komm mit!"





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Tatsächlich saß der Tiberier sogar noch auf seinem Stuhl im Atrium, von dem aus er seine Klienten jeden Morgen empfing. Als er Stesichoros mit einem Griechen - zumindest deutete der Bart dies an - erschien, ersparte er sich direkt das Aufstehen und begrüßte Kephalos, als dieser angekommen war.


    "Salve, Architektos. Was hast du zu berichten?"


    Wie erfreulich, dass sein ebenfalls noch anwesender Nomenclator sich die Person gemerkt hatte...

    | Stesichoros


    Tatsächlich warf Stesichoros gerade die letzten Klienten hinaus, als er den wartenden Griechen sah.


    "Wer bist du und was willst du? Die Salutatio ist vorbei!"


    sprach er sein Sprüchlein auf.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Obwohl Durus eigentlich nichts anderes erwarten durfte von einem Klienten, erstaunte es ihn doch ein wenig, dass Flaccus so prompt zusagte. Bis vor kurzem hatte er noch nicht einmal geahnt, welche Vorgänge sich hier regten - und nun würde er selbst ein tragender Teil von ihnen werden.


    "Das ist er. Zwar weichen seine Pläne eigentlich ein wenig von den unseren ab, aber er wird sicherlich durch dich umgestimmt werden können. Natürlich wirst du gern an unserem nächsten Treffen teilnehmen können, sodass du auch mit der Autorität der gesamten Coniuratio sprechen kannst."


    Wie es allerdings zeitlich aussah, wusste der alte Tiberier nicht - zu oft hatte er festgestellt, dass solche Dinge (auch Reisen) sich wesentlich länger zogen, als man das vorher gehofft oder geplant hatte.

    Während Durus auf seine Braut wartete, kamen bereits die ersten Gäste ein - darunter die Flavii, ein ihm kaum bekanntes Paar und überraschenderweise sogar sein Sohn - er kam normalerweise immer zu spät, sodass es doch von seinem Respekt zeugte, dass er sich diesmal Mühe gegeben hatte.


    "Salvete, ich freue mich, dass ihr alle erschienen seid!"


    begrüßte er jeden und jede, wobei er erstaunt feststellte, dass der kleine Flavius ein wenig zugenommen hatte.


    Dann endlich war es so weit: Versteckt hinter dem Flammeum erschien sie in ihrer Tunica recta, sodass der alte Tiberier einen Moment daran denken musste, dass sie quasi genauso wie seine erste Braut aussah. Er begrüßte sie mit einem Lächeln und sah dann kurz zu den "Gastgebern", ob die Zeremonie direkt losgehen würde.

    Scheinbar wollte Lepidus direkt in medias res gehen, denn bereits im zweiten Satz fasste er quasi die gesamte Feier zusammen. Dass er sich darum kümmern wollte, kam Durus tatsächlich nicht ungelegen - er hatte keine sonderlich große Freude an der Organisation von Feierlichkeiten und freute sich deshalb auch schon darauf, bald eine Gattin zu haben, die diese lästige Aufgabe übernehmen konnte.


    "Nunja, ich bin sicher, dass Arvinia dir dabei gern behilflich sein wird - der erste Teil der Feier wird ja doch bei uns stattfinden. Und ich bin sicher, dass ihr das ganz hervorragend machen werdet."


    Bevor man allerdings weiter über die Feier sprechen wollte, gab es noch andere Dinge auszuhandeln, an denen der alte Tiberier mehr Interesse hatte.


    "Aber vielleicht sprechen wir zuerst noch einmal über die Dos. Ich hätte vorgeschlagen, dass Arvinia ein hispanisches Landgut in die Ehe mitbringt, wenn dir das recht wäre."


    Nach Durus' Dafürhalten war diese Mitgift zwar nicht allzu üppig, aber ansehlich genug - zumal Lepidus ja noch nicht einmal Senator war, während Arvinia einem consularen Haus angehörte.

    Nun schien der junge Flavier zufriedengestellt zu sein, sodass Durus ihm in Gedanken nur beipflichten konnte - offensichtlich war ihr Plan nicht allzu schlecht.


    "Nun, zum einen wollte ich unterschiedliche Perspektiven auf unseren Plan einholen, um möglichst viele Schwächen und Fehler aufzudecken und zu eliminieren. Zum anderen hätte ich noch eine etwas delikatere Aufgabe - um Kontakt mit den Verschwörern in Germania zu halten, würden wir noch einen Gesandten benötigen, der notfalls mit Annaeus Modestus verhandeln und den Plan kompetent darlegen kann..."


    Natürlich konnte der alte Tiberier seinen Klienten nicht zwingen, eine solch gefährliche und zeitaufwändige Reise anzutreten, aber da er bisher kein Amt innehatte, war es zumindest möglich, dass er sich dafür bereit zeigte.

    Durus erwiderte die Begrüßung mit einem Lächeln und sah kurz prüfend zu seiner Nichte. Hoffentlich zeigte sie sich heute von ihrer besten Seite - es würde schließlich auch um Geld für sie gehen.


    "Salve, Lepidus! Ich danke für deine Einladung. Und natürlich geht es mir gut, danke der Nachfrage. Und selbst?"


    Dann sah er zu der Sklavin, die ihm eine etwas seltsame Frage stellte - wahrscheinlich sprach sie auf das Mischungsverhältnis an, woraus der alte Tiberier schloss, dass Lepidus nicht für alle Gäste den Wein vormischen würde.


    "Zwei zu eins."


    antwortete er daher schlicht, wobei er natürlich doppelt so viel Wasser wie Wein meinte.