Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Eine Frau mit Begeisterung für Spiele - das hatte er selten erlebt. Die meisten interessierten sich nur so lange für die Gladiatoren, solange sie in ihren schimmernden Rüstungen einmarschierten, aber sobald der erste Blutspritzer ihre Schönheit entstellte, wandten sie sich dem Klatsch und Tratsch der Stadt zu...


    "Nein, es ist gerade noch die Frage des ob und des wann. Und davon hängt natürlich das Angebot der Gladiatoren und Tiere ab, davon wiederum das Programm. Aber du wirst es noch rechtzeitig erfahren, keine Angst."


    Er lächelte und dachte an die großen Aufschriften auf den Häuserwänden, wenn es Spiele gab.

    Aha, Hungaricus wirkte erwartungsgemäß misstrauisch - nunja, wer gab schon gerne Geld her?


    "Ich besitze ein Landgut unten in Misenum."


    antwortete er kurz. Sein Landgut war zweifelsohne schön, aber nicht so groß...zumindest nicht groß genug für den Censor. Noch einmal fixierte er die Wand, dann fügte er schnell hinzu.


    "Kurz und gut: Mir fehlt ein Landstück, beziehungsweise das notwendige Kleingeld, um ein solches zu kaufen - von den Verkäufern ganz zu schweigen!"


    Schnell nahm er noch einen Schluck Wein.

    Durus lächelte.


    "Meine Zukunft, wie immer."


    Dann wurde sein Blick ernster, ja sogar nachdenklich.


    "Mein Aedilat hat viel Geld verschlungen - Spiele sind nicht billig, wie du weißt."


    Er machte eine kleine Pause und blickte in die Ferne. Dann nahm er noch einen Schluck von seinem Wein.


    "Du weißt sicher, wie die Regeln für die Aufnahme in den Senat sind. Nun muss ich gestehen, dass ich zwar Land besitze, aber nicht in dem Maße, in dem es für die Aufnahme in den Senat vorgeschrieben ist..."


    Forschend betrachtete er seinen Patron. Jetzt war es klar, worauf er hinauswollte. Bevor er jedoch konkrete Forderungen oder Bitten stellte, wartete er zuerst, wie Hungaricus reagierte...

    Durus lächelte. Hungaricus war guter Laune, wie ihm schien - dies konnte seinem Anliegen nur günstig sein! Mit einem dankbaren Nicken nahm er den Becher entgegen, nachdem er sich auf den angewiesenen Platz gesetzt hatte.


    "Oh, mir geht es gut, Patron. Wie mir scheint, erfreust auch Du Dich bester Laune?"


    antwortete er dann und nahm einen Schluck, während er grübelte, wie er am unverfänglichsten begann...

    Wie so viele andere Magistrate trat endlich auch Durus auf die Rostra, um öffentlich über seine Amtszeit zu reflektieren. Aufgrund der Parentalia trug er nicht einmal seine Amtsinsignien, die er allerdings ohnehin bereits abgelegt hatte. In einer schlichten, aber dennoch zweifelsohne teuren Toga baute er sich schließlich vor seinen wartenden Klienten und Freunden auf, wischte sich noch einmal den Schweiß von der Stirn - nicht durch Wärme, sondern durch leichte Nervosität erzeugt - und setzte an.


    "Quirites!"


    Einige Männer blieben stehen und sahen interessiert zu dem Tiberier hinauf.


    "Viel Wasser floss den Tiber hinab, seitdem ich an dieser Stelle zu Euch sprach. Doch nun ist es an der Zeit, Euch zu erklären, auf welche Weise ich mein Amt als Aedilis Curulis erfüllt habe."


    Er machte eine kurze Kunstpause und überlegte rasch, was er sich als ersten Punkt zurechtgelegt hatte.


    "Gleich am Anfang meiner Amtszeit tat ich mein Bestes, Euch, Quirites, mit Spielen zu erfreuen. Spiele, wie sie lange nicht mehr abgehalten wurden, denn ich versuchte, Euch in die große Zeit unseres Staates zu entführen, die Helden wie Scipio Africanus hervorbrachte. Ich versuchte, Euch mit meiner Naumachia zu zeigen, dass nicht nur der Krieg zu Lande, sondern auch zu Wasser die Größe unseres Staates hervorbrachte."


    Blitzartig kehrten seine Erinnerungen zu den Spielen zurück, besonders zu den misslungenen Kämpfen in der Arena, in der dieser dämliche Rufus die Kräfte falsch verteilt hatte. Nach einer Sekunde Pause atmete er jedoch tief ein und machte eine optimistische Miene.


    "Weiterhin führte ich Aufsicht über die Wirtschaft unserer Stadt und ließ Kontrollen bei einigen Tabernae und Lupanaren durchführen, um Sorge zu tragen, dass keine Wucherer und Betrüger Euch durch falsche Maße und Gewichte betrügen.


    Trotz meiner gewissenhaften Aufsicht darf ich Euch sagen, dass es zu wenigen Verstößen gegen die geltenden Gesetze und Vorschriften kam.
    Dafür kann ich jedoch verkünden, dass die Wirtschaft im Imperium wächst und gedeiht: Zahlreiche Betriebe erhielten im letzten Jahr ihre Konzession und mehren so den Wohlstand im Volke.


    Abschließend möchte ich mich noch einmal für Euer Vertrauen bei den Wahlen bedanken und voller Zufriedenheit erklären, dass es mir eine Ehre war, dem Vaterland zu dienen.


    Damit blieb er noch einen Augenblick stehen und genoss den Jubel seiner Anhänger - auch wenn diese Anhänger weniger aus Begeisterung für seine Politik denn aus Treueverhältnissen heraus klatschten.

    In dem Augenblick, in dem Ikarus mit den Bechern erschien, trat Durus in seiner gewohnten Alltagstunika aus dem Officium. Auch ihn hatte der Lärm aufmerksam gemacht - trotzdem hatte er vorerst seinen Bericht zu Ende gelesen und war erst dann aufgebrochen, die Lärmquelle zu finden.
    Als er nun Titus erblickte, blieb er zuerst verwundert stehen - er hatte nicht gewusst, dass er zurückgekehrt war! Dann eilte er auf ihn zu.


    "Flaccus! Welch eine Überraschung!"


    begrüßte er ihn überschwänglich, ohne darauf zu achten, dass gerade ein ernstes Thema erörtert wurde.

    Durus räusperte sich. Eigentlich war es nicht üblich, mehrmals derartige Spiele zu veranstalten - schon allein aus Kostengründen! Allerdings hatte Quintus etwas in diese Richtung erwähnt...also vielleicht...aber durfte er das schon verraten? Naja, solch ein Staatsgeheimnis war es auch wieder nicht...


    "Also es ist noch nicht ganz sicher, aber die Gens Tiberia wird möglicherweise Spiele zu Ehren ihrer Ahnen veranstalten. Aber wir sind noch sehr früh in der Planungsphase..."

    Die ägyptische Sänfte des Tiberius Durus, nun nicht mehr amtierender Aedilis Curulis, kam die Straße zur Casa Vinicia herauf. Wie immer öffnete sie sich und Durus verließ sie. Diesmal trug er anlässlich der Parentalia eine schlichte Toga - denn immerhin besuchte er seinen Patron!


    Er ließ sich von seinem ägyptischen Sklaven und Sänftenführer an der Porta anmelden.


    "Der ehrenwerte Manius Tiberius Durus wünscht Vinicius Hungaricus zu sprechen!"

    Auf Minervinas Bemerkung hatte er nichts zu sagen gewusst. Er wusste allerdings, dass seine Mutter nicht übermäßig stark gewesen war, sein Vater hingegen...nunja, er war nicht gerade der geborene Politiker gewesen, weswegen er auch ewig Tribun geblieben war...
    Ihm entging nicht der Blick von Gracchus hin zu der Katze, die Durus durchaus unsympathisch war - er mochte große Tiere nicht und Geparden erst recht nicht. In Alexandria hatte er einst eine Jagd gesehen, bei der diese Tiere unglaublich schnell geworden waren - da konnte manches Pferd nicht mithalten! Nun saß so ein Ding hier und wurde von Minervina gekrault, als wäre es eine Hauskatze. Er sagte jedoch nichts, denn auch nur eine leise Angst vor Tieren zu erwähnen war nicht gerade das, was einem Patrizier entsprach...
    Zu dem neuen Thema konnte er sich jedoch wieder besser äußern - immerhin waren es seine Spiele gewesen und er wurde immer wieder darauf angesprochen - also hatte es das Volk doch beeindruckt!


    "Nunja, ich dachte, es wäre wieder einmal Zeit für ein wenig Variation bei den Spielen. Im Amphitheater gibt es schließlich kaum etwas, das es noch nicht gab - die Naumachia Augusti hingegen wird äußerst selten verwendet - was eigentlich schade ist, denn sie bietet viel Potential!"


    Wenn er genau darüber nachdachte, eigentlich auch nicht, denn mehr als Seeschlachten waren dort auch nicht möglich...wobei es natürlich auch viele Möglichkeiten für exemplarische Seeschlachten gab, auch wenn die Römer nicht gerade eine Seefahrernation waren.

    Durus betrat zum letzten Male sein Officium in der Basilica Iulia. Es wuselten bereits einige Scribae des neuen Aedilis Curulis herum und sahen Durus erwartungsvoll an, da seine Sachen noch über den Tisch verteilt waren.


    Schnell wies der scheidende Aedil einige Helfer an, seine Sachen zu packen. Er selbst ging zu Vindex, den leitenden Scriba des Aedilis Curulis. Nach einem ausgedehnten Seufzer begann er


    "So, das war dann also meine Amtszeit."


    "Jaja, Aedile kommen, Aedile gehen..."


    erwiderte Vindex und betrachtete weiter die arbeitenden Sklaven.


    "Ich möchte Dir für unsere Zusammenarbeit danken und mich auch schon verabschieden. Mein Nachfolger wird sicher noch ein paar Worte mit Dir wechseln müssen."


    entgegnete Durus und reichte ihm die Hand zum Gruße.


    "Vale bene und achte darauf, dass der Markt sauber bleibt!"


    Vindex lächelte, Durus erwiderte das Lächeln und löste seine Hand schließlich, um sich umzuwenden und das Officium und die Basilica zu verlassen...

    Durus war natürlich auch zur Versammlung der Arvalbrüder erschienen. Immerhin hatte er bereits gehört, dass Iuvenalis ebenfalls dem Collegium beitreten wollte. Da er ihn aber kannte und ohnehin für ihn stimmen würde, sagte er vorerst nichts zu der Angelegenheit.

    Durus nickte. Etwas anderes als gute Neuigkeiten hatte er von der Provinzstadt auch nicht erwartet. Er selbst wusste ja, dass die Wirtschaft im ganzen Reich florierte. Also wohl auch in Italia.


    Die Frage jedoch war eine, die er in letzter Zeit allzu oft hörte, aber nie eine befriedigende Antwort geben konnte. Schließlich wusste er es selbst nicht! Gerade noch mit seinem Patron...


    "Ich bin ein wenig unsicher. Zum einen erhoffe ich eine Erhebung in den Senatorenstand, zum anderen kann ich aber nicht genau sagen, was ich dann tun will. Meine bisherige Tätigkeit wäre unstandesgemäß, so viel steht fest.
    Ich wollte auch mein Militärtribunat nachholen, was aber dank des großen Andrangs eher unwahrscheinlich erscheint. Ich denke, vorerst werde ich möglicherweise auch von meinen Landgütern leben und sehen, welche Stellen frei sind. Im Cursus Honorum habe ich ja ohnehin eine Pause einzuhalten."


    Er nahm sich etwas vom Essen.


    "Aber wie ist es mit dir? Wird man dich in Zukunft auch ein wenig mehr in Roma auf den Rednertribünen, die die Welt bedeuten, antreffen?"

    Also waren die meisten Ritter tatsächlich über 30, wenn sie in den Stand kamen?
    Wo hat ein Ritter eigentlich seinen Sohn untergebracht, dass er schnell aufstieg? Stadtverwaltung? Oder gab es auch spezielle Ämter für Ritter-Söhne (so wie bei den Senatoren)?

    Durus spührte plötzlich, dass Minervina kein großes Interesse an Politik hatte, obwohl ihm der Grund völlig schleierhaft war. Immerhin war Politik das, was die Welt bewegte! Vielleicht war sie Epikureerin...das widerstrebte Durus zwar, aber gab vielleicht ein nettes Gespräch ab...auch, wenn Durus sich leider niemals besonders tiefgreifend mit Philosophie beschäftigt hatte.


    "Hältst du es also eher mit Epikur und lässt uns Männer in den Ränken des Machtkampfs zugrunde gehen?"


    fragte er freundlich. Dass er eine solche Haltung nicht schätzte, würde sie - wenn sie diese hatte - es ja nicht gleich merken müssen. Und so schlimm war es auch nicht, denn eine gute Frau zu Hause war besser als eine, die ständig versuchte, ihren Mann zu beeinflussen.

    Durus Augenbraue hob sich. So etwas war zweifelsohne kein feiner Zug des Kaisers gewesen. Eine Priesterin von solch einer Vergangenheit von einem Schüler zu prüfen! Er fragte sich überhaupt, was diese Prüfungen sollten - jeder gute Römer lernte von Kindesbeinen an alle wichtigen Riten und Gebräuche im eigenen Hause - zumindest glaubte Durus das!


    "Verstehe. Und nun ziehst du dich ins private Leben zurück?"


    fragte er weiter.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Und als ebenso pflichtbewußter Patron grüßte er zurück. ;)


    Salve, Durus. Ja, ich kann nicht klagen, und selbst?


    Durus überlegte einen Moment. Vindex, sein Scriba, hatte ihn heute ziemlich genervt, außerdem juckte ihm an und ab etwas am Rücken, aber diese Dinge waren wohl kaum der Rede wert. So antwortete er einfach


    "Gut."


    Gerade wollte er etwas sagen, da trat Victor ein und die Versammlung begann, weshalb er aufmerksam dem Princeps lauschte.

    Mir hat sich grade eine Frage ergeben:


    Wie wurde man eigentlich historisch Eques? Wenn man durch persönlichen Einsatz sowas wurde (z.B. nach langer Dienstzeit als Centurio) war man ja sicher gute 45 (sagen wir mit 20 zur Armee und dann nach 20 Jahren als Centurio, dann noch bissl Dienst).
    War es also üblich, dass Ritter recht alt waren? (weil dann wären sie ja nach Durchlaufen der ganzen Ämter noch sehr viel älter!)

    Als auch Iuvenalis eintrat, wischte er seine Zweifel über die Gunst seines toten Vaters beiseite. Nun war der letzte Teil des Opfers angebrochen: Brot, die alltäglichste Speise der Welt.
    Einer der Sklaven reichte ihm einen Laib, den Durus an den Sollbruchstellten in die sechs Stücke teilte.
    Während ein paar Sklaven die übrigen Brote abnahmen, hielt Durus zwei Stücke hoch, sodass die Familienmitglieder, aber auch die Ahnen, die Speise gut sehen konnten.


    "Nehmt an das Brot, die Frucht der Erde und unserer Arbeit! Steht uns bei, aufdass es auch dieses Jahr in diesem Hause nicht ausgehen werde!"


    Er riss ein kleines Stück ab und warf es in die patera mit dem Salzwein. Den Rest stellte er auf das Lararium. Es würde im Laufe der Woche nach und nach verbrannt werden.


    Wieder nahm er die Gebetshaltung an, um das Opfer abzuschließen, während die Sklaven die Brotstücke wegtrugen. Zwei würden zu den übrigen Gaben kommen, der Rest in die Küche für das Frühstück der Sklaven.


    "O maiores, Patres matresque,


    die Ihr uns im letzten Jahr beigestanden seid und unser Haus mit Glück gesegnet habt!"


    Durus dachte einen Augenblick an all die Geschehnisse. Quintus war Senator geworden, Durus Aedil, Iuvenalis an den Kaiserhof - es war ein politisch ereignisreiches Jahr für die Tiberier gewesen!


    "Wir, die wir eure Gräber pflegen, Euer Andenken ehren, Euch Opfergaben bringen, bitten Euch:


    Steht uns bei im kommenden Jahr, mehrt den Wohlstand, schützt unser Heim und das aller Tiberier, wo auch immer sie leben mögen.


    Zum Dank werden wir Euch auch weiter ehren und Euer Andenken auch in die Erinnerung des Volkes holen."


    Diesmal dachte Durus an die Spiele, die Quintus plante. Das würde die Ahnen sicher milde stimmen!
    Einen Moment wartete er, dann drehte er sich nach rechts um und nahm den Togasaum vom Haupt und blickte in die Gesichter der Familienmitglieder, die versammelt waren.