Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Ein luxuriös ausgestatteter Reisewagen kam den Weg zum claudischen Landgut heraufgefahren.
    Das Gefährt, das von zwei Rappen gezogen wurde, war aus dunklem Holz. Die Fenster waren durch rote Vorhänge zugezogen. Bei näherem Hinsehen konnte man erkennen, das in die kasettenartig gegliederte Außenwand teilweise aufwändige Schnitzarbeiten eingelassen waren. Immer wieder tauchte das Motiv des Luchses auf. Direkt neben dem Wagen ritt eine hagere Gestalt in einem an ein paludamentium erinnerndem Mantel. Sein Pferd war ebenfalls ein Rappen, jedoch eindeutig edler als die beiden Zugtiere. Das schwarze Haar des Reiters wehte leicht im Wind.
    Hinter dem Wagen folgte ein weiterer, der jedoch beiweitem unspektakulärer aussah und wohl das Gepäck der Herrschaften in der Reisekutsche transportierte.
    Umgeben wurde der ganze Treck schließlich von weiteren Reitern in dunklen Mänteln. Sie wirkten finster und aufmerksam. Wenn sich die Mäntel der Männer im Wind aufbauschten, konnte man die Knäufe von Schwertern an ihren Gürteln erkennen. Es handelte sich wohl um Geleitschutz für den zweifelsohne reichen Fahrgast.


    Langsam näherte sich die Gruppe dem Landgut, bis alles direkt vor der Porta des Gutes zum Stehen kam. Die Reiter saßen sofort ab und ein glatt rasierter, junger Mann im grünen Mantel trat zur Porta, wo er klopfte.
    Währenddessen zog der Mann in rot damit beschäftigt war, sich von feinen Lederhandschuhen zu befreien, während er sich interessiert umsah.


    *KLOPF KLOPF*

    "Eben das ist die Frage. Es wäre für mich aber auch ein großer Schock, wenn der Senat Avarus zum Consul machen würde. Es würde bei mir die grundsätzliche Mitarbeit an einem solchen Staat in Frage stellen."


    Er überlegte einen Moment.


    "Trotzdem muss man weitermachen. Es ist unsere Bestimmung, gegen diese Dinge anzukämpfen. Das unterscheidet uns vom Pöbel - und von Avarus, der einfach nur reicher Pöbel ist."

    Durus aß ein wenig und kaute sorgfältig herunter, ehe er antwortete.


    "Ja, ich bin mehrmals mit meinem Vater auf dem Nilus gefahren. Das Land ist herrlich. Die Pyramiden, Tempel und die Sphinx zeigen, wie groß und mächtig dieses Volk einst war.


    Ich muss sagen, dass die große Sphinx mich am meisten fasziniert hat. Wobei die Tempel auch erstaunlich sind!"


    Er erinnerte sich auch an Tempel für die römischen Kaiser. Sie hatten ganz ähnliche Architektur wie die alten Tempel verwendet...


    "Und natürlich Alexandria selbst! Die Stadt kann es fast mit Rom aufnehmen!"

    "Seitdem ich neun war, also..."


    Durus musste einen Augenblick rechnen. Mit 28 war er zurückgekehrt, also war er...


    "19 Jahre. Die längste Zeit meines Lebens."


    antwortete er lächelnd. Dass er jedoch die meiste Zeit seines Lebens in der Villa und bei seinem Vater in Nicopolis verbracht hatte, verschwieg er. Er hatte trotz allem Alexandria als wesentlich interessanter erachtet, als die Legionsstadt nebenan.

    Durus betrachtete die Vorspeise und freute sich bereits zu essen. Trotzdem hielt er es für geboten, zuerst zu antworten. Schließlich war er nicht zum Essen hier!


    "Heutzutage ist nichts mehr sicher!"


    kommentierte er das Lob des Gracchus.


    "Richtig. Mein Vater war bei der Legio Deiotariana in Nicopolis stationiert. Ich habe mit meiner Mutter in Alexandria gelebt und bin dort aufgewachsen. Unsere Villa stand an der Straße nach Nicopolis am Meer."


    Kurz schweiften seine Gedanken ab zu jener herrlichen Villa in direkter Nachbarschaft zu einem seltsamen, neureichen Griechen, mit dem sie stets im Streit gelegen waren. Aber diese Erinnerung wischte er schnell weg und dachte lieber an die endlosen Streifzüge durch die schöne Stadt...


    "Du kommst auch direkt aus Alexandria, wie mir Flavius Gracchus sagte?"


    sprach er dann auch zu Minervina.


    Durus entdeckte schnell, dass Hungaricus ebenfalls auftauchte und war deshalb auch kaum erschrocken, als dieser sein Wort erhob. Aber was da nun langsam herauskam, ließ ihn zweifeln, ob er seine Klientenpflicht verletzte, indem er sich auf Furianus' Seite stellte. Er schluckte leicht und schwieg weiter. Was er nun hörte, ließ in ihm ungute Gedanken hochkommen...

    Ein Tribunat also...Durus konnte sich keinen militärvernarrteren Patrizier vorstellen als Quintus einer war. Es war geradezu seltsam, dass er nicht sofort ein Legionskommando erhielt!


    "Ich bin unsicher. Einerseits würde ich ebenfalls gern eine Auszeit vom anstrengenden Politikerdasein nehmen und den Spuren meines Vaters folgen - also ebenfalls ein Tribunat. Andererseits kann ich die Finger nicht von Roma lassen..."


    Er lächelte. Wahrscheinlich konnte Quintus, der Soldat, sich gar nicht vorstellen, länger als unbedingt nötig in Rom zu verweilen. Dabei war Rom das Herz der Welt. Nirgends gab es beeindruckendere Bauten - außer vielleicht in Alexandria - , nirgends mehr Macht und Einfluss versammelt und nirgends mehr Leben auf einem Flecken!

    Durus nickte zustimmend. Das Vigintivirat war an sich keine schlechte Sache - besonders konnte man dort juristische Erfahrung sammeln, die einem in späteren Ämtern zugute kam...


    "Ja, ich denke allerdings noch darüber nach. Es wäre sicher eine Erholung von der anstrengenden Politik. Andererseits liebe ich die Politik!
    Außerdem muss ich sehen, ob ich in den Senat aufgenommen werde - das würde meine Möglichkeiten natürlich erweitern!"

    Durus rückte das Ellbogenkissen ein wenig zurecht und platzierte sich noch etwas genehmer.


    "Ich finde es höchst seltsam, dass keiner der ehrenwerten Senatoren bereit ist, ein Ehrenamt anzunehmen. Ich fürchte, ein anderer Magistrat wird die Aufgaben zu übernehmen haben....da fällt mir ein:
    Du kandidierst zum Vigintivir, wie ich hörte?"


    Für den Tiberier stand es außer Frage, dass Gracchus die Wahl auch gewinnen würde - immerhin war er ein Flavius und hatte einen einflussreichen Patron!

    Endlich nahmen sie doch Platz und Durus stellte erfreut fest, dass er den Ehrenplatz erhielt. Hier würde er gut mit Flavius sprechen können - allerdings wohl weniger über Politik, wenn er die übrige Gesellschaft betrachtete. Möglicherweise jedoch über Heiratspolitik in Anbetracht der Tatsache, dass Minervina offensichtlich eine recht gute Partie war und zusätzlich die Verbindung mit den altehrwürdigen Flaviern eine Aufwertung desMinor-Geschlechts Tiberia und damit von Durus selbst führen würde.


    Während er Platz nahm, betrachtete er noch einmal die faszinierende Raumgestaltung, dann antwortete er seinem Nachbarn.


    "Oh, das Amt verläuft inzwischen recht ruhig. Meine Verwaltung und ich sind inzwischen recht gut aufeinander eingespielt. Aber die neuen Vereinsgesetze haben doch eine ganze Menge neuer Arbeit gebracht - fast jeder hatte sein Konto und Eigentum. All das muss jetzt aufgelöst werden!"


    plauderte er ein wenig los. Die Vereinsfrage beschäftigte ihn zur Zeit am meisten, denn die Marktkontrolle hatte er an Jakobus delegiert.

    Durus verfolgte schweigend die Reden beider und blickte abschätzig auf den Germanicer. Jedesmal wenn Furianus geendet hatte, nickte er zustimmend.


    Es war zwar langsam ein sehr persönliches Rededuell, trotzdem war es nötig, denn die Person des Avarus war das Problem.

    Und die wurden nicht mehr von den Magistraten ratifiziert?


    Da fällt mir ein:
    Die Prätoren haben sich in ihren Edicti zum Thema Straf/Zivilrecht geäußert udn die Aediln zum Handelsrecht? Oder haben die anderen auch Edicti aufgestellt und wenn ja zu was?

    Dursus? Wer war denn Dursus? Kurz warf er die Verbesserung ein:


    "Durus!"


    und stellte dann erfreut fest, dass das Vieh nun weggeschafft wurde. Und da wurde ihm auch schon erlaubt, an der Exotik dieses exotischen Essens teilzuhaben. Zwar fragte er sich, ob nicht noch ein oder zwei andere Gäste erscheinen würden, doch wandte er sich zum gehen - da erschien eine weitere Schönheit. Diese jedoch kannte er bereits. Er war bei der Hochzeit der Flavier anwesend gewesen, wenn auch nicht besonders begeistert.


    So drehte er sich um und setzte wieder das Politikerlächeln, während er den Kopf leicht schief legte.


    "Salve, Claudia. Ich hoffe, nur Gutes!"

    Ich bin über meinen Lateinunterricht auf folgende Frage gekommen:


    Ist unser Senat als Legislative nicht irgendwie etwas unhistorisch? Stellte der nicht nur Senatus Consulta auf, die dann von den Magistraten zu Decreta wurden? Weil eigentlich hatte der doch beratende Funktion, oder?
    Bzw. hat sich das in der Kaiserzeit dann verändert?

    Der Scriba wirkte leicht beleidigt und Durus wusste, warum. Vindex war der größte Bürokrat, den er kannte und wenn Palladius in der Liste stand, hätte er es gewusst. Trotzdem sagte er nichts, sondern verabschiedete sich von dem vielbeschäftigten Mann, um dann seine Arbeit wieder aufzunehmen.

    Durus sah auf. Iulius Palladius war sein Scriba! Und gleichzeitig der Magister der Societas? Warum hatte er davon noch nichts gehört? Fragend blickte er zu Vindex.


    "In den Archiven ist Marcus Claudius Constantius als Magister geführt. Palladius ist nur als Mitglied eingeschrieben."


    Durus zuckte mit den Schultern und sah fragend zu Victor.


    "Dann werde ich eben mit Palladius sprechen. Er arbeitet für mich."

    Durus und sein Sklave folgten dem Ianitor, bis sie das Triclinium erreichten, wo alles ziemlich ägyptische gestaltet war. Er fühlte sich sofort an seine Kindheit erinnert. Die Sphingen am Eingang...genau wie die große, die er einst mit seinem Erzieher auf einer Nilkreuzfahrt besucht hatte! Ein Lächeln malte sich auf sein Gesicht, als er dann die Pharaonin persönlich erblickte. Zuerst fragte er sich, ob sie als Dekoration war, dann erfuhr er jedoch, dass sie eine Dame des Hauses war.


    "Salve, Flavius."


    grüßte er trotzdem zuerst seinen ehemaligen Kollegen, dann jedoch auch gleich Minervina.


    "Salve, Flavia Minervina!"


    Daraufhin zuckte jedoch sofort sein Mundwinkel - ein Gepard! Er hatte einst auf der Jagd ein unangenehmes Erlebnis mit einer Löwin gehabt - seitdem war er kein großer Katzenfreund mehr. Trotzdem fügte er ein


    "Ihr seht wirklich bezaubernd aus."


    Der Sklave zog sich inzwischen kurz zurück, um für die Unterbringung der Sänfte zu sorgen - der Herr sollte sie schließlich griffbereit haben! Wenn die Flavier gewusst hätten, dass er den Ägypter bei seiner Abreise von Alexandria als Teil einer Sänftenbesatzung gekauft hatte und stets mit ihr unterwegs war - praktisch als Erinnerung an glückliche Kindertage - , hätten sie vermutlich nicht ganz so begeistert auf ihn gesehen.