Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Zitat

    Original von Sciurus
    Nachdem Acanthus die Porta geöffnet hatte und den Pomp davor sah, musste er nicht lange fragen, wer der Besuch sei. Der Mann war ihm angekündigt worden und sein Auftreten ließ keinen Zweifel daran, dass er es war, welcher zum Mahl geladen war. Der Ianitor ignorierte den Sklaven und sprach direkt zu Tiberius Durus, um ihn zum Triclinium zu gleiten.
    "Salve, Aedilis Curulis. Du wirst bereits erwartet."


    Durus nickte stumm und folgte dem Ianitor nach drinnen.

    "Jaja, die Artorier..."


    kommentierte Durus, ohne es weiter auszuführen. Er wusste, dass Quintus viel von dieser...Medeia hielt. Sie hatten sogar gemeinsam ihre res gestae gehalten! Aber bevor noch weiter gestritten wurde - und dann auch noch vor Albina, die irgendwie abwesend wirkte.


    "Vale, Appius!"


    verabschiedete er sich noch rasch von Iuvenalis.


    "Quintus, was hast du jetzt eigentlich für Pläne? Willst du dich vorerst auf deinen Senatorenposten konzentrieren oder dich erneut ins politische Geschehen stürzen? Oder gar eine Legion übernehmen?"

    Durus betrachtete den Brief und musste überlegen. Der Scriba hatte selbstständig einen Empfänger eingefügt. Aber es war tatsächlich merkwürdig, wenn ein Octavier Magister der Societas war.


    "Hm, das stimmt. Einen Moment!"


    "Vindex!"


    Prompt öffnete sich die Tür - hatte Vindex etwa gelauscht? Das wollte er dem Scriba nicht geraten haben!


    "Warum ging dieses Schreiben an Senator Octavius, obwohl er nicht Magister der Societas ist?"


    Vindex nahm den Brief ebenfalls und las ihn, wobei er stumm seine Lippen bewegte. Dann blickte er ratlos zwischen Durus und Victor hin und her. Endlich malte sich Erkenntnis auf sein Gesicht.


    "Das liegt daran, dass der eingetragene Magister als verstorben gemeldet wurde. Wir haben den Brief dann an die honorabelste Person der Sodales weitergeleitet."


    Durus nickte zufrieden und sah zu Victor, ob dieser auch zufrieden war.

    "Avarus besitzt die Frechheit, für das Consulat zu kandidieren?"


    brachte Durus bestürzt hervor.


    "Das ist ja...unglaublich! Dass der Kaiser nicht einschreitet! Ich frage mich, ob der gute nicht doch ein wenig alt wird..."


    Rasch dachte der Tiberier darüber nach, was das für Konsequenzen nach sich zog. Zum Glück musste er nicht mit diesem Mann zusammenarbeiten, sollte er gewählt werden. Andererseits war er dann das Haupt des Senats...unvorstellbar! Das war ja fast ein Grund...


    "Ich weiß es nicht. Einerseits ist es wirklich schmächlich, unter ihm zu dienen. Andererseits darf man ihm nicht alle Zügel überlassen. Am Ende versucht er, die praetorischen Aufgaben an sich zu reißen und bereichert sich ein wenig!
    Ich denke, du solltest das Amt annehmen, falls der Senat sich für dich erwärmen kann."

    Eine rote Sänfte, die von zahlreichen Ägyptern und Leopardenfellmäntel gehüllt waren, hielt vor der Porta der Villa Flavia. Einer der Sklaven hielt den Vorhang beiseite und Manius Tiberius Durus, der Aedilis Curulis trat heraus. Diesmal trug er jedoch nicht seine Toga Praetexta, sondern eine gebleichte Leinentunika mit den breiten Senatorenstreifen am Ärmel, der ihm als curulischer Aedil zustand. Sie war kunstvoll in Falten gelegt und durch ein rotes Pallium ergänzt.
    Er folgte seinem Sklaven in gänzlich ägyptischer Tracht und dem Leopardenfell zur Porta, wo der Ägypter anklopfte.


    *KLOPF KLOPF*

    Durus hatte von seinem Fenster aus entdeckt, dass Furianus eine Rede an der Rostra hielt und einen Sklaven hingeschickt. Da die Debatte aber immer lauter wurde, trat er aus der Basilica auf das Forum. Kurz wurde er unterrichtet, was geschehen war, dann stellte er sich demonstrativ auf Furianus' Seite - beziehungsweise zur Rostra, auf der der Flavier stand.
    Er las, dass Matinius Plautius wieder einmal sein Maul aufgerissen hatte - vielleicht sollte er noch einmal mit Quintus über diesen Klienten sprechen...vorerst sagte er jedoch nichts, sondern wartete.

    Durus stellte enttäuscht fest, dass Furianus seinen Glauben an das Gute verloren hatte - zumindest wenn man ihm gerade zuhörte. Vielleicht war er auch nur ausgebrannt von den heftigen Debatten mit diesem...Vaterlandsverräter.


    "Niemals. Eher gehen wir unter, als dass wir unsere Identität aufgeben."


    konstatierte er auf die Zweifel seines Freundes.


    "Es ist klar, dass es heute nicht mehr so leicht ist, mit den alten Werten auf Stimmenfang zu gehen. Der Fisch stinkt vom Kopfe her, also müssen wir daran arbeiten, den Kopf schritt für Schritt zu ersetzen. Und bei solchen Geschwülsten wie Avarus muss man anfangen!"

    Durus verfolgte schweigend das Schauspiel, das sich zwischen Albina und Quintus abspielte. Er wusste, dass Quintus ihr Ersatzvater war, solange der wirkliche Vater nicht hier war, aber seine Reaktion überraschte ihn doch.


    Plötzlich hatte er auch das Gefühl, dass es dem Mädchen nicht so gut ging. Wirkte sie nicht etwas blass? Oder war es nur Einbildung? Naja, er würde sich nicht einmischen - Quintus hatte das zu entscheiden, nicht er. Als Albinas Blick ihn traf, setzte er ein ermunterndes Lächeln auf - das arme Ding!


    Trotzdem aß er daraufhin schweigend sein Fleisch weiter, nahm dann etwas Salat und noch ein Ei. Sollte doch jemand anderes die peinliche Pause unterbrechen!

    Durus nahm sich ein neues Stück, während er die Reaktionen auf seine Meinung registrierte. Iuvenalis' Reaktion war weniger aufmerksamkeitserregend, zeigte aber deutlich die scheinbar offene Art des alten Mannes. Seine Blicke zu Albina bemerkte er nicht.


    Als Quintus wieder ansetzte, befürchtete Durus schon das schlimmste, doch wurde er angenehm überrascht. Quintus wollte Avarus doch nicht verteidigen, sondern möglicherweise nur die Stimmung bewahren. Hatte er sie etwa zerstört? Ging deshalb auch Albina zu Bett? Er lächelte entschuldigend.


    "Verzeih, wenn ich Dich durch mein Gerede von Politik abgeschreckt habe, aber es brannte mir auf dem Herzen."

    Durus stieß hörbar Luft aus, als Quintus den Senator verteidigte. Nur weil der Kaiser ihn mochte, musste man ihn ja nicht auch mögen!


    "Er hat damals etwas gesagt, was weder ein Plebejer, noch ein Eques, noch Senator und schon gar kein Consul in der Öffentlichkeit hätte sagen dürfen. Kein Römer dürfte so etwas auch nur denken!
    Es spricht eher ein Barbar aus ihm. Sind die Germanicer nicht Nachfahren von Germanen?"


    Nicht, dass er die Haltung des Helvetius Tacitus teilte, aber Germanen waren definitiv keine Römer - das stand fest!


    "Ich würde sein Verhalten nicht so herunterspielen. Der Mann ist eine Belastung für den Senatsfrieden und damit für das ganze Reich!"


    Wie zur Bekräftigung warf der Tiberier den abgenagten Geflügelknochen auf den Teller zurück. Man musste einen solchen Menschen nicht in Schutz nehmen - als Patrizier durfte man es nicht einmal, befand Durus.

    Endlich nahmen auch die anderen Familienmitglieder Platz und Quintus begann das Essen, sodass Durus sich nun auch bediente. Vorerst nahm er sich ein Ei. Nachdem er dieses gekaut und sich auch Iuvenalis in das Gespräch eingeschaltet hatte, erklärte er diesem, was es mit Avarus auf sich hatte.


    "Dieser Avarus ist kein harter Brocken. Dieser Avarus ist ein Schmutzfleck auf der Senatsliste. Nicht, dass er nur privat die mos maiorum verhöhnt - er hat während seinem Consulat behauptet, Rom sei von Banditen und Räubern gegründet worden. Furianus - Flavius Furianus - und ich haben ihn damals verklagt. Die Klage wurde jedoch abgewiesen. So weit ist es mit Rom schon gekommen.


    Aber nicht, dass er nur den Staat beleidigt, er versucht auch noch, auf seine Kosten Geld zu verdienen. So bekleidet er einen hochbezahlten, ritterlichen Posten und besitzt die Frechheit, auch noch eine Gehaltserhöhung zu fordern."


    Am Anfang noch ruhig gesprochen, hatte er sich ein wenig hineingesteigert und kühlte seinen Zorn mit einem Stück des inzwischen zerlegten Geflügels.

    Durus unterbrach das Gespräch, als die Sklaven die Vorspeise auftischten. Mit großem Interesse betrachtete er die Nester mit Inhalt und war der Meinung, dass das Essen durchaus geeignet war, auch für ein größeres Gastmahl gereicht zu werden. Trotzdem kehrte er noch einmal zu seiner Frage zurück.


    "Dann war es eher eine persönliche Auseinandersetzung zwischen Furianus und Avarus? Worum ging es denn?"


    Nicht, dass er Furianus misstraute, aber es war wohl besser, noch eine objektivere Stimme zu hören, als vorschnell zu urteilen.