Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Diesmal hatte er endlich eine richtige Antwort gegeben und Fabias Kuss zeigte, dass sie zufrieden war.
    Dann saß er wieder einfach nur da und beobachtete, wie die Sonne langsam unter die Erdscheibe rutschte, wobei sie die Stadt in ein wunderbares rot tauchte, während er Fabias Körperwärme spührte. Nach einiger Zeit ging ihr Atem ganz gleichmäßig und Durus sah zu ihr hinunter. Ihre Augen waren geschlossen - sie schlief scheinbar. Er küsste sie auf den Scheitel und zog die Beine an, um seinen freien Arm auf sie und den Kopf auf den Arm zu stützen. So betrachtete er seine Geliebte, wie sie so an ihm lehnte...

    Wieder dieses Thema...es schien sie nicht loszulassen! Aber er hatte keine Antwort! Außerdem - auch, wenn er das hier nicht so sah: Sie hatten sich eigentlich nur zum Essen getroffen und dann ein paar schöne Stunden verbracht! Durus kannte Patrizier, die so etwas mit weitaus geringer angeseheneren machten - man musste ja deswegen niemanden heiraten! Wollte er Fabia heiraten? Darüber hatte er noch gar nicht so recht nachgedacht. Sein Kopf sagte nein, sein Herz jedoch ja...
    Nach dieser kurzen Denkpause antwortete er, was er wirklich dachte
    "Weil ich dich liebe und niemand Angeseheneren!"

    Ohne den Blick von der Stadt zu nehmen, antwortete er
    "Ich wünschte, nie. Aber leider werde ich heute Nacht ein Schiff nehmen müssen - mein Duumvir wartet sicher schon!"
    Wirklich schade, dass die Pflicht immer in den falschen Augenblicken rief...

    Durus sah hinüber zu Fabia, dann an sich hinunter. Seine Toga hatte sich inzwischen völlig aufgelöst. Aber das war auch egal - er würde sie vorerst sowieso nicht brauchen. Dann sah er die Stadt, die sich vor ihnen ausbreitete. Weit in der Ferne konnte er die Gärten Transtiberim sehen, vor sich die Innenstadt mit den Foren, Theatern, Zirkussen und Tempeln. Plötzlich fiel ihm auf, dass die Sonne schon ziemlich weit gesunken war. Er wurde etwas schwermütig - bald würde er ein Schiff besteigen und seine Geliebte verlassen müssen...

    Durus seufzte. Was für ein Nachmittag! Er hörte Fabias gelehrte Zitate nur mit halbem Ohr. Sie war nicht nur hübsch und von gutem Hause, sondern auch noch gebildet! Naja, sie war ja auch in Achaia gewesen. Aber trotzdem - die beste Frau, die man sich vorstellen konnte...wie schade, dass er noch heute Nacht nach Misenum aufbrechen würde...

    Auch Durus verspührte ein höchst angenehmes Gefühl, das er bisher noch nicht kannte. Zusätzlich jubelte sein Inneres. Fabia liebte ihn auch! Ihrer Beziehung stand nichts mehr im Wege! Das war doch einfach...wunderbar!
    Dann war der Kuss vorbei und sie setzte sich wieder neben ihn, als wäre nichts gewesen. Er lehnte seinen Kopf auf den ihren und legte einen Arm um ihre Taille. Er schwieg. Er wusste nicht, was er in einer solchen Situation sagen sollte...

    Als Fabia ihm immer näher kam, wich er zuerst unbewusst zurück, dann siegten die Gefühle und er bewegte sich etwas auf sie zu. Bevor es jedoch zum Kuss kam, sprach sie. Die mos maiorum. Sein gestrenger Lehrer und sein Vater wären sicher nicht begeistert von dem, was er da tat. Aber andererseits war er es durchaus. Und Fabia außerdem!
    Dann noch die Frage. In diesem Moment warf er seine Erziehung, seine Vernunft und sein Standesbewusstsein über Bord, sagte
    "Nein!" und küsste sie, wobei er seine Arme um sie schlang.

    Durus runzelte die Stirn - nur mental, um sich nichts anmerken zu lassen. Die Patrizier waren nunmal eine exklusive Gruppe. Verstanden das nur sie? Aber wenn er so etwas sagte, würde Fabia wahrscheinlich verschwinden...
    "Naja, ich meine...die mos maiorum sieht eben vor, dass wir in gewisser Weise anders sind! Es war schon immer so. Aber vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollte ich versuchen, etwas weniger in diesen Schubladen zu denken..."
    Eigentlich konnte er sich kaum vorstellen, dass er das jemals fertig bringen würde. Sein Vater hatte immer gesagt, er solle nie vergessen, was er war und woher er kam. Andererseits hatte sein Vater wohl auch damit gerechnet, dass Durus irgendeine Vernunftehe mit irgendeiner Patrizierin eingehen würde und sich nicht einfach so in eine plebejische Senatorentochter verlieben wurde...

    Sie wirkte plötzlich irgendwie bedrückt. Scheinbar hatte er es wiedermal vermasselt. Oder hatte sie einen Minderwertigkeitskomplex? Er hatte gedacht, die Frage war ein Scherz! Eine Senatorentochter brauchte sich wahrlich nicht schämen und trotz seines Standesbewusstseins achtete er Senatoren seit jeher - wenn sie sich an die Regeln hielten...Avarus kam ihm in den Sinn. Dann verbannte er ihn jedoch wieder - er hatte gerade wichtigeres zu tun.
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und er registrierte erstaunt, dass sie Hautkontakt hatte - nicht viel, aber doch immerhin...
    "Du bist doch sowieso kein einfacher Plebejer. Du bist die Tochter eines Senators. Da gehörst du doch schon praktisch zu uns!"

    Ihre Reaktion zeigte ihm, dass sie das nicht als Witz aufgefasst hatte. ?( Vielleicht sollte er sich doch lieber nur auf Feldern bewegen, die er beherrschte und das Witzereißen den Gauklern überlassen.
    "Nein, Unsinn! Die Plebejer sind eine wichtige Gruppe der Gesellschaft! Das wissen wir doch spätestens seit den Ständekämpfen! Und außerdem...die meisten Patrizierinnen sind sowieso so...langweilig."
    Eigentlich kannte er wenige junge Patrizierinnen, aber im Prinzip stimmte es schon...sie waren häufig von zahlreichen Anstandsdamen umgeben und konnten froh sein, wenn sie einmal lachen durften. Natürlich nicht alle...aber - hm.

    Durus ließ sich von Fabia durch den Garten ziehen und hörte geduldig ihr Gerede an, das von einem Thema zum anderen schwang, dass er es sich kaum merken konnte. Als sie sich plötzlich ins Gras setzte, tat er es ihr gleich, wobei er jedoch darauf achten musste, dass seine Toga nicht über die Schultern fiel, wie es Fabias Palla tat. Er erwiderte ihre Blick.
    "So, da wären wir also. Wirklich schön hier!"

    Durus Miene hellte sich auf. Langsam war sie wieder etwas verständlicher...
    "Kein Problem!" antwortete er dann und nahm einen letzten Zug, so dass sich der Becher leerte.
    Daraufhin zog er seinen Geldbeutel unter der Toga hervor und zählte ein paar Sesterzen auf den Tisch - natürlich für beide und mit etwas Trinkgeld!